Ethik der Globalisierung: Profit contra Moral


Seminararbeit, 2007

27 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


I. Inhaltsverzeichnis

II. Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Globalisierung
2.1. Begriffsdefinition
2.2. Auswirkungen der Globalisierung
2.2.1. Errungenschaften
2.2.2. Globalisierungskritik
2.2.2.1. Strukturwandel der Weltwirtschaft
2.2.2.2. Mangel an sozialer und ökologischer Verantwortung der Unternehmen
2.3. Die Rolle der Ethik im Globalisierungsprozess
2.3.1. Definition Ethik
2.3.2. Unternehmensethik als Wirtschaftsmotor
2.3.3. Ordnungsethik
2.3.4. Handlungsethik
2.4. Die Rolle der Moral im Globalisierungsprozess
2.4.1. Definition Moral
2.4.2. Globalisierung als Bedrohung oder Chance für Moral?
2.4.2.1. Die unsichtbare Hand
2.4.2.2. Die Grenzmoral
2.5. Die Rolle des marktwirtschaftlichen Wettbewerbs
2.6. Die Rolle des Staates im Globalisierungsprozess
2.7. Die Rolle des Individuums im Globalisierungsprozess
2.8. Erfordernis einer globalen Rahmenordnung?
2.9. Gestaltung einer globalen Ordnung
2.9.1. Bereits bestehende Konzepte einer ethischen Rahmenordnung
2.9.1.1 (Global) Corporate Citizenship
2.9.1.2. Global Governance
2.9.1.3. Nachhaltiges Wirtschaften (Sustainability)
2.9.1.3.1. Ökonomische Nachhaltigkeit
2.9.1.3.2. Ökologische Nachhaltigkeit
2.9.2. Selbstverpflichtung oder rechtliche Kodifizierung?

3. Fazit

III. Literaturverzeichnis

IV. Anhang

II. Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Bereits seit einigen Jahren wachsen nationale Märkte zu einem Weltmarkt zusammen, in welchem sich global operierende Unternehmen einen schonungslosen Wettbewerb liefern. Der regulative staatliche Einfluss auf die Unternehmen hat sich jedoch im Zuge der Globalisierung verringert. Bereits bestehende international gültige Regelungen sind weniger umfassend als die nationalen, sodass den weltweit tätigen Unternehmen mehr Handlungsspielraum, aber auch mehr Verantwortung zukommt, sich selbst ethische Regeln zu setzen. Aufgrund enormer Abfindungssummen, überhöhten Gehältern und fortschreitendem Stellenabbau trotz steigender Gewinne, befinden sich Unternehmen jedoch in der Kritik der Öffentlichkeit. Der Druck auf die Unternehmen, ethische Verantwortung zu übernehmen, wird seitens der Gesellschaft immer stärker. Doch stehen Profit und Moral in Zeiten der Globalisierung wirklich im Widerspruch wie es der Titel dieser Arbeit vermuten lässt? Ich möchte hier aufzeigen, dass sich Profitabilität und Moral nicht grundsätzlich ausschließen müssen, sondern durchaus einander ergänzen können. Zunächst werde ich dazu einige Auswirkungen der Globalisierung darlegen. Anschließend wird die Rolle von Ethik und Moral im Globalisierungsprozess erläutert und schließlich die Zusammenhänge von wettbewerbsorientierter Markt-wirtschaft, staatlicher-, individueller- und unternehmerischer Verantwortung dargestellt und auf die Notwendigkeit und eine mögliche Gestaltung einer Rahmenordnung eingegangen.

2. Globalisierung

2.1. Begriffsdefinition

Globalisierung ist sowohl eine ökonomische als auch eine politische sowie soziale und kulturelle Entwicklung (Engelhardt et al. 1999, S. 294). Gemäß Thielemann (1998, S. 203) bedeutet Globalisierung zunächst die Ausweitung von Austauschbeziehungen auf Weltniveau. Dies, so behauptet er, sei nach zahlreichen ökonomischen Theorien wechselseitig vorteilhaft. Homann, Koslowski und Lütge (2003, S.1) bestimmen den Begriff Globalisierung als einen Prozess, in welchem die Internationalisierung von Produktion und Handel durch die Globalisierung der Fertigungs-, Steuerungs- und Finanzierungsprozesse erweitert wird. Unter globalen Bedingungen werde also ein Produkt nicht mehr nur in einem Land gefertigt und dann exportiert, sondern in Fertigungsstätten an verschiedenen Orten der Welt entworfen, produziert und durch globale Investoren finanziert.

2.2. Auswirkungen der Globalisierung

Die Auswirkungen der Globalisierung werden in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert und sollen hier auszugsweise dargestellt werden.

2.2.1. Errungenschaften

Durch Aufnahme von globalen Handelsbeziehungen und überregionaler Arbeitsteilung geht unter Ausnutzung von komparativen Kostenvorteilen[1] eine Steigerung der weltweiten Produktivität[2] und des Wohlstands der beteiligten Produzenten einher (Homann/Koslowski/Lütge 2003, S.1). Es wächst nicht nur der Wettbewerb, sondern auch die Arbeitsmärkte. Weltweit steigen die Exporte, Güter können zum Teil billiger importiert werden als selbst produziert zu werden und schaffen damit in ihren Herkunftsländern mehr Einkommen und steigende Nachfrage (Leisinger 1999, S. 321). Die Globalisierung beschleunigt somit das Wachstum und die technische Entwicklung. Bessere und günstigere Produkte können sich schneller gegenüber schwächeren lokal produzierten Produkten durchsetzen. Dies ist für die Verbraucher von Vorteil, sie können somit ihren Lebenskomfort besser bzw. mit einem geringen materiellen Aufwand decken und haben darüber hinaus die Möglichkeit, aus einer größeren Produktvielfalt zu wählen (Homann 1992, S. 26f.).

2.2.2. Globalisierungskritik

2.2.2.1. Strukturwandel der Weltwirtschaft

Lediglich neunundvierzig Wirtschaftseinheiten von den einhundert Größten sind im Jahr 2002 noch in staatlicher Hand. Die anderen einundfünfzig sind Unternehmen. An erster Stelle auf der Liste der 500 größten Unternehmen der Welt[3] steht der Ölkonzern Exxon Mobil, gefolgt von der Supermarktkette Wal-Mart und dem Energieunternehmen Royal Dutch Shell. Die Finanzkraft der größten multinationalen Unternehmen, übersteigt inzwischen die von Staaten. (Greenpeace 2002a) Neben dem Wettbewerb unter den Unternehmen gibt es inzwischen auch einen zunehmenden Standortwett-bewerb unter den Staaten um Rahmenbedingungen für Investitionen der Unternehmen. Dabei geht es nicht nur darum, welcher Staat in der Forschung, bei der Infrastruktur, der Staatsverwaltung oder im Bildungs- und Rechtssystem führend ist, sondern auch welcher die niedrigsten Kosten für Löhne und Gehälter sowie für Steuern und Verwaltung veranschlagt. Dieser Kostenwettbewerb ist zwar volkswirtschaftlich nützlich, er hat aber auch seine Grenzen, wenn sich die Staaten keinem ruinösen Wettbewerb aussetzen wollen (Staffelt 2004). Die Gestaltungsmöglichkeiten der Staaten sind durch die Globalisierung stark geschwächt worden. Durch die Machtverschiebung zwischen Unternehmen und Staaten sind Unternehmen nun gar in der Lage, direkt oder indirekt auf politische Entscheidungen Einfluss zu nehmen, ohne dafür demokratisch legitimiert worden zu sein (Beck 1997, S.13 ff.). Vielfach genügt bereits die Androhung der Abwanderung, um den unternehmerischen Verhandlungsspielraum zu erweitern (Engelhardt et al. 1999, S. 304). Das Dilemma der Globalisierung besteht darin, dass demokratische Verständigungsprozesse nach und nach durch marktliche Austausch-prozesse ersetzt werden und somit der nationale politische Handlungsspielraum ein-gegrenzt wird, obwohl gerade dieser zum Gelingen einer verträglichen Globalisierung notwendig ist (Wallacher 1998, S. 300f.).

2.2.2.2. Mangel an sozialer und ökologischer Verantwortung der Unternehmen

Angesichts des durch die Globalisierung verschärften Wettbewerbs geraten Unternehmen in Rentabilitätszwang, mit der globalen Konkurrenz mitzuhalten (Beck 1997, S. 13ff). Von Globalisierungskritikern wird angebracht, dass dies bis zum vernichtenden Wettbewerb, dem „race to the bottom“[4], führen kann (Hemmer 2002). Der gestiegene Konkurrenzdruck veranlasst Unternehmen, einen Teil der Gesamtkosten nach außen zu verlagern, um individuelle Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Die so externalisierten sozialen und ökologischen Kosten werden jedoch der Allgemeinheit aufgebürdet, da sie niemandem mehr zurechenbar sind (Zajitschek 1998, S. 427f.). Damit sind Arbeitslosigkeit[5], Umweltprobleme[6] und Korruptionsskandale[7] an der Tagesordnung. Darüber hinaus werden aus Effizienzgründen die im eigenen Land geltenden demokratischen, ökologischen und ethischen Standards in den Entwicklungs-ländern nicht angewendet, stattdessen passt man sich den örtlichen, meist niedrigeren Standards an[8]. Soziale Errungenschaften werden vielfach zugunsten des Weltmarktes aufgegeben[9]. Die Konzerne sind daher aufgefordert, soziale und ökologische Verant-wortung zu übernehmen (Zajitschek 1998, S. 426).

2.3. Die Rolle der Ethik im Globalisierungsprozess

2.3.1. Definition Ethik

Eine Ethik beschreibt einen gewünschten Soll-Zustand des Verhaltens von Individuen. Sie stellt eine systematisch begründete Moral dar, die Allgemeingültigkeit bean-spruchen kann (Löhr 2004, S. 1115). Wirtschaftsethik befasst sich mit der sogenannten Implementationsproblematik, also der Frage, wie moralische Normen und Ideale unter den Wettbewerbsbedingungen hervorgebracht werden können. Sie ist als ökonomische Theorie der Moral bzw. ökonomische Ethik zu verstehen. Gegenstand der Wirtschafts-ethik ist somit auch die Begründung von Normen sowie die ökonomischen Folgen moralischen Verhaltens (Gabler 2005, S. 3364).

2.3.2. Unternehmensethik als Wirtschaftsmotor

Der auf die Unternehmen deutlich gewachsene öffentliche Rechtfertigungsdruck erzeugt bei vielen ein intensives ethisches Bewusstsein. Über eine ethische Unternehmens-führung lassen sich Wettbewerbsvorteile gegenüber Mitbewerbern erzielen, indem Wirtschaftskriminalität nicht praktiziert wird und damit Boykott-Maßnahmen, Imageschäden und Umsatzeinbußen vermieden werden können. Stattdessen sollen neue strategische Optionen wie innovative Produkte, neue Märkte, Prozessverbesserungen, Kostensenkung und höhere Motivation der Mitarbeiter sowie ein besserer Umgang mit Stakeholdergruppen praktiziert werden (Scherer, 2006).

Gelebte moralische Unternehmenswerte geben darüber hinaus den Mitarbeitern Handlungsorientierung, dem Unternehmen ein einheitliches Erscheinungsbild und steigern damit indirekt über einen Reputationsmechanismus den Unternehmenswert. Ein Unternehmen kann Sympathie und Wertschätzung erringen, wenn es in der Gesellschaft seinen entsprechenden Beitrag leistet, denn von der Gesellschaft akzeptiert zu werden ist Voraussetzung für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg (von Pierer 2003, S.13f.).

Ein Unternehmen, das sich jedoch ausschließlich an Gewinnen orientiert, kann dem gesellschaftlichen Frieden schaden und seinen Fortbestand gefährden. Ethik ist als kritisches Korrektiv der Gewinnorientierung notwendig, um heutige und zukünftige Gewinne sichern zu können. Ethik funktioniert aber nicht ohne weiteres. Eine bestehende Wirtschafts- und Rechtsordnung gibt den Unternehmen Regeln vor, an die sie sich halten müssen. Dies reicht jedoch nach Meinung von Scherer (2006, S. 17f.) allein nicht aus, da die Gesetze lückenhaft sind. Ein selbst auferlegtes Ethik-Management ist somit eine sinnvolle Ergänzung.

2.3.3. Ordnungsethik

Ordnungsethik regelt die Moral in einer selbst auferlegten Ordnung (von Pierer 2003, S. 48f.). Sie sorgt für eine Einbettung des marktwirtschaftlichen Wettbewerbs in eine übergeordnete Gesamtordnung. Als zentrale These einer zeitgemäßen Wirtschaftsethik stellen Homann und Pies (1994, S. 9) auf: „Der systematische Ort der Moral in der modernen Wirtschaft ist die Rahmenordnung.“ Durch die Bindung aller Marktteilnehmer an diese Rahmenordnung soll das moralische Verhalten des Einzelnen nicht mehr von der weniger moralischen Konkurrenz ausgenutzt werden können. Auf diese Weise sollen moralische Regeln etabliert werden, die aufgrund von individuellen Vorteilen eine allgemeine Befolgung erwarten lassen können. Die Moral liegt in diesem Fall dann nicht mehr in den unmittelbar handlungsleitenden Motiven der einzelnen Akteure, sondern in den Handlungsbedingungen der Ordnung (Homann/Pies 1994, S. 10ff.). Den eigeninteressierten Handlungen der Marktteilnehmer werden somit Beschränkungen auferlegt, wodurch sie in eine Richtung gelenkt werden, die im Ergebnis alle besser stellt (von Pierer 2003, S. 51).

[...]


[1] Die Vorteilhaftigkeit des Handels zwischen zwei Ländern hängt nicht von den absoluten sondern von den relativen Produktionskosten zweier Güter zueinander ab. Grundsätzlich ist demnach Handel zwischen zwei Ländern immer dann vorteilhaft, wenn bei beiden Handelspartnern unterschiedliche Produktionskostenstrukturen bestehen. (Ricardo 1817)

[2] indem die Produktionsfaktoren weltweit effizienter eingesetzt werden

[3] http://money.cnn.com/magazines/fortune/global500/2006/full_list, Stand: 01.01.2007

[4] Mit dem Ausdruck „race to the bottom“ (Abwertungs-Wettlauf) wird ein Modell bezeichnet, welches den Abbau von Standards (Sozial-, Arbeits- und Umwelt-Standards) im globalisierten Wettbewerb beschreibt.

[5] Im Jahr 2006 waren offiziell 3.995.000 Arbeitslose allein in Deutschland gemeldet (dies entspricht 4,9%), im Jahr 1970 dagegen waren es lediglich 148.846 Arbeitslose in der alten BRD (ohne Berlin und offiziell keine in der damaligen DDR) (dies entspricht 0,7%) (Quelle: Statistisches Bundesamt 2006)

[6] sh. Klimawandel durch CO2-Ausstoß

[7] sh. aktuellen Korruptionsskandal: Vorwürfe gegen Siemens Bestechungsgelder in Mio. Höhe gezahlt zu haben, um Aufträge zu erhalten (Quelle: heise online 2006)

[8] sh. Skandal um Nike in Bezug auf Kinderarbeit

[9] wie z. B. Jugendarbeitsschutz, Kranken- und Urlaubstageregelungen, Sicherheit am Arbeitsplatz

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Ethik der Globalisierung: Profit contra Moral
Hochschule
Universität Osnabrück  (Fachbereich Wirtschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Seminar zur Wirtschaftsethik
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
27
Katalognummer
V69611
ISBN (eBook)
9783638620963
ISBN (Buch)
9783638671668
Dateigröße
491 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ethik, Globalisierung, Profit, Moral, Seminar, Wirtschaftsethik
Arbeit zitieren
Stephanie Schmidt (Autor:in), 2007, Ethik der Globalisierung: Profit contra Moral, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69611

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