Haushaltspolitik und Sparen


Seminararbeit, 2005

27 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Sparen der privaten Haushalte
2.1 Sparparadoxon
2.2 Die Theorie der Konsumentenentscheidung
2.2.1 Ein höherer Zinssatz führt zu einer Erhöhung der Ersparnis
2.2.2 Ein höherer Zinssatz führt zur Senkung der Ersparnis

3 Rationalitätenfallen
3.1. Zusammenhang zwischen Investitionen, Konsum und Sparen
3.2 Sparquote
3.3 Sparfunktion
3.4 Zusammenhang zwischen Investitionen in Deutschland und gesamtwirtschaft- liche Nachfrage bzw. gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht

4 Störungen des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts und Einflussfaktoren auf die Binnennachfrage
4.1 Staatliche Förderung des Sparens
4.2 Bundeshaushalt 1999 – 2003
4.3 Bundeshaushalt 2004
4.4 Die aktuelle wirtschaftliche Lage
4.5 Der Bundeshaushalt 2005 – Schulden des Bundes von 1949 - 2003
4.6 Stabile gesamtwirtschaftliche Entwicklung

5 Zusammenfassung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Die aktuelle wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im Sommer 2005 gibt Anlass zum Schreiben dieser Arbeit. Es vergeht kaum ein Tag in den Medien und Politik bei dem nicht über den Reformkurs der Rot-Grünen Regierung debattiert wird. Fortlaufend sind die verantwortungsvolle Finanz- und Haushaltspolitik von Finanzminister Eichel und seine mit großen Anstrengungen verbundene Sparpolitik im Gespräch. Mit dieser Sparpolitik wird Sparen der privaten und öffentlichen Haushalte zur Tugend erklärt. Einsparungen des Haushaltes und Abbau der Schulden sowie Fortführung der Agenda 2010 sind eines der Hauptziele der Finanzpolitik von Rot-Grün.

In der vorliegenden Arbeit wird aus diesem Grund untersucht, ob die finanzpolitischen Entscheidungen der Bundesregierung konform mit theoretischen volkswirtschaftlichen Grundsätzen sind und ob ein Abbau der Staatschulden durch hohe Einsparungen im öffentlichen Bereich vertretbar ist unter Berücksichtigung ökonomischer Gesichtspunkte.

Im ersten Hauptteil dieser Arbeit werden die grundlegenden Zusammenhänge zwischen Sparen, Konsum und Investitionen der privaten Haushalte und Unternehmen erläutert und welche Auswirkungen eine hohe Sparquote der privaten Haushalte auf das Volkseinkommen in Deutschland haben kann.

Darauf aufbauend wird im zweiten Hauptteil untersucht, welche Konsequenzen das Sparen auf die Binnennachfrage in Deutschland zur Folge hat und wie sich daraus Störungen des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts ergeben können. Weiter wird dieser Abschnitt sich mit der Frage befassen, ob eine massive staatliche Förderung des Sparens sinnvoll ist, um das Haushaltsdefizit in Deutschland zu beseitigen.

Der letzte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung des Bundeshaushaltes von 1999 bis 2007. Dabei illustriert ein Haushaltsplan als Überblick, wofür die Einnahmen und Ausgaben des Bundes verwendet werden. Bei zunehmender Konsolidierungspolitik durch Bund und Länder darf in diesem Zusammenhang die Forderung nach Stabilität und Wachstum, festgelegt durch en Stabilitäts- und Wachstumspakt von 1967, für eine stabile gesamtwirtschaftliche Entwicklung nicht vernachlässigt werden.

Ziel dieser Arbeit ist es zu untersuchen, welchen Einfluss die Fiskalpolitik auf die Ersparnisbildung, Investitionen und das Wirtschaftswachstum ausübt und ob die Konsolidierungspolitik der Bundesregierung unter Finanzminister Hans Eichel ein sinnvolles Instrument ist, um die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland zu verbessern. Es werden Daten darüber geliefert, wie sich der Bundeshaushaltes von 1999 bis 2005 entwickelt hat, wie hoch die Einnahmen und Ausgaben des Bundes in diesem betrachteten Zeitraum waren und ob es der Bundesregierung gelungen ist die geplante Neuverschuldung unter den getätigten Investitionen zu halten. Wie die wirtschaftliche Lage in Deutschland sich entwickelt und welchen langfristigen Einfluss die fiskalpolitischen Entscheidungen des Staates auf die Stabilität einer Volkswirtschaft und auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage haben, sind die Ökonomen geteilter Meinung. Einen Ausblick aus der politischen Talfahrt in Deutschland bieten eventuell die anstehenden Neuwahlen im Herbst diesen Jahres 2005.

2 Sparen der privaten Haushalte

Zuerst einmal ist es wichtig zu verstehen, wie sich die Sparentscheidung der privaten Haushalte durch eine Änderung des Zinssatzes beeinflussen lassen und welche unterschiedlichen Auswirkungen die Sparentscheidungen der privaten Haushalte im Gegensatz zu den Sparentscheidungen der öffentlichen Haushalte auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in einer Volkswirtschaft haben können. Vorangehend soll in diesem Zusammenhang erläutert werden, was man unter dem sog. Sparparadoxon versteht.

2.1 Sparparadoxon

Unter Sparparadoxon versteht man die negativen Auswirkungen des individuellen Sparens der privaten Haushalte auf das Kollektivsparen. Aus einzelwirtschaftlicher Perspektive wirkt sich das Sparen und somit der Konsumverzicht positiv auf die einzelwirtschaftliche Lage des Haushaltes aus. Der Konsumverzicht reduziert die Ausgaben und am Monatsende hat sich der „ Kontostand“ des Sparenden erhöht. Gesamtwirtschaftlich gesehen hat das kollektive Sparen zur folge, dass die Einnahmen aller Wirtschaftssubjekte, nämlich der Unternehmen, des Staates und auch der privaten Haushalte zurückgehen. Denn jede Ausgabe eines Wirtschaftssubjektes stellt im Gegenzug eine Einnahme des anderen dar.[1]

Aus diesem Grund muss Sparen nicht immer tugendhaft sein.[2] Diese Erkenntnis erlangte bereits Jahn M. Keynes im Jahre 1936, wo er in seinem Werk schrieb:

„…Also beeinträchtigt das Sparen das Geschäft derjenigen, die das Essen für heute vorbereiten, ohne dass es das Geschäft derjenigen belebt, die Konsumgüter in der Zukunft anbieten. Es bedeutet also nicht, dass die gegenwärtige Konsumnachfrage durch eine zukünftige Konsumnachfrage substituiert wird. Es stellt insgesamt eine Verminderung dieser Nachfrage dar.“[3]

Eine Ausgabenreduktion von Seiten eines Wirtschaftsobjektes stellt gleichzeitig eine Einnahmenreduzierung des anderen Wirtschaftssubjektes im Wirtschaftskreislauf[4] dar. Aus diesem Grund ist es wichtig zu erläutern, wovon die Konsum- und Sparentscheidungen eines privaten Haushaltes abhängig sind und wie sich der Konsumverzicht heute auf die Ersparnis von morgen auswirkt. Dabei spiel der Zinssatz eine wesentliche Rolle, da er den relativen Preis zweier Güter ausdrückt. Die zwei Güter werden durch den Konsum in jungen Jahren und dem Konsum im Alter bestimmt.[5] Wie der Zinssatz die Entscheidung eines Wirtschaftssubjektes beeinflussen kann und wie hoch die Ersparnis bzw. welcher Teil des Einkommens für den Konsum verwendet wird, soll anhand der Theorie des Konsumentenverhaltens dargestellt werden.

2.2 Die Theorie der Konsumentenentscheidung

Anhand der Theorie der Konsumentenentscheidung wird beschrieben, welche Auswirkungen die Höhe des Zinssatzes auf die Höhe der Ersparnis hat und welcher Teil des Einkommens für den heutigen Konsum verwendet wird.[6]

(B) stellt die Budgetgerade des Konsumenten (K) dar. Alle Punkte auf dieser Geraden stellen die möglichen Kombinationen zwischen Konsum heute (K1) und Konsum morgen (K2) und somit die Höhe der Ersparnis von heute oder morgen dar. Die Indifferenzkurve (I) bildet die Präferenzen des Konsumenten in beiden Perioden ab. Der Konsument wird die Indifferenzkurve (I) bevorzugen, die ihm die optimale Konsumkombination in beiden Lebensabschnitten liefert. Dies ist der Punkt (P) auf der Budgetgeraden, der auf der höchstmöglichen erreichbaren Indifferenzkurve (I) liegt. Anhand des Optimums (P) kann nun die optimale Konsumkombination abgelesen werden. Die Höhe des Zinssatzes (i) bleibt bei diesen Überlegungen über die Jahre unverändert. Erhöht sich nun der Zinssatz, dreht sich die Budgetgerade nach außen. Es kann nun zu zwei verschiedenen Reaktionen des Konsumenten kommen, die im Folgenden dargestellt sind.[7]

2.2.1 Ein höherer Zinssatz führt zu einer Erhöhung der Ersparnis

Die Abbildung 1 verdeutlicht, dass ein Anstieg des Zinssatzes die Budgetgerade B1 zu B2 nach außen verschiebt und dazu führt, dass die Konsumausgaben in jungen Jahren fallen und der Konsum im Alter ansteigt, was zu einer höheren Ersparnis im Alter führt. Die Ersparnis ergibt sich somit aus dem Einkommen in jungen Jahren abzüglich des Konsums in jungen Jahren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Zinsanstieg und Konsum- Sparentscheidung[8]

2.2.2 Ein höherer Zinssatz führt zur Senkung der Ersparnis

Die Abbildung 2 verdeutlicht, dass eine Zinserhöhung die Budgetgerade von B1 zu B2 nach außen verschiebt, welches wiederum eine neue, höherliegende Indifferenz- kurve I2 entstehen lässt. Der Konsum steigt in beiden Lebensabschnitten. Ein höherer Konsum in jungen Jahren führt aber zu einer geringeren Ersparnis in jüngeren Jahren. Bei diesen Überlegungen darf der Einkommens- und Substitutionseffekt jedoch nicht unberücksichtigt bleiben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Zinssenkung unter Berücksichtigung des Einkommens- und Substitutionseffektes[9]

Unter Substitutionseffekt versteht man in diesem Zusammenhang, dass bei einer Zinserhöhung der Konsum im Alter weniger kostspielig ist als in jungen Jahren. Es wird also mehr im Alter konsumiert und somit gespart. Betrachtet man den Einkommenseffekt, so führt eine Zinserhöhung, der der Konsument eine höhere Indifferenzkurve erhält und besser dasteht als vorher. Dieser gesteigerte Wohlstand führt zu höheren Konsumausgaben in beiden Perioden (bei normalen Gütern) und somit wird weniger gespart. Dominiert der Substitutionseffekt den Einkommenseffekt bei einer Zinserhöhung, so wird mehr gespart. Ist der Einkommenseffekt jedoch größer, wird weniger gespart.[10]

Es wurde hiermit gezeigt, dass die Höhe des Zinssatzes die Höhe der Ersparnis der privaten Haushalte beeinflusst. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass bei fiskalpolitischen und geldpolitischen Entscheidungen die Auswirkungen auf die Konsumentenentscheidungen und somit auf die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen nicht unberücksichtigt bleiben. Denn eine Zinserhöhung beeinflusst nicht nur heute die Entscheidungen der privaten Haushalte sondern auch die Konsumausgabenhöhe von morgen und somit auch wie viel in Zukunft gespart oder für den Konsum verwendet werden kann. Denn die Höhe der Konsumausgabe beeinflusst wiederum die Produktion von Gütern und Dienstleistungen der Unternehmen und wirkt somit auf den gesamtwirtschaftlichen Prozess einer Volkswirtschaft.

Aus diesem Grund ist es wichtig sich die unterschiedlichen Auswirkungen individuellen Sparens und kollektiven Sparens auf eine Volkswirtschaft zu verdeutlichen. In diesem Zusammenhang wird in der Volkswirtschaftslehre vom Prinzip der Rationalitätenfalle[11] gesprochen.

[...]


[1] Vgl. Bofinger, P. (2005), S. 111 f.

[2] Vgl. ebenda, S. 107.

[3] Keynes, J. M. (1973), S.210, in: Bofinger, P. (2005), S. 112.

[4] Vgl. Hanusch, H./Kuhn, T./Cantner, U. (2000), Wirtschaftskreislauf, S. 247.

[5] Vgl. Mankiw, N. Gregory (2004), S. 505.

[6] Vgl. Mankiw, N. Gregory (2004), S. 505.

[7] Vgl. ebenda, S. 506 f.

[8] Vgl. ebenda, S. 507.

[9] Vgl. Mankiw, N. Gregory (2004), S. 507

[10] Vgl. ebenda, S. 508

[11] Vgl. Bofinger, P. (2005), S. 108

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Haushaltspolitik und Sparen
Hochschule
Technische Universität Chemnitz
Veranstaltung
Projektseminar zur aktuellen wirtschaftlichen Lage in Deutschland
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
27
Katalognummer
V69585
ISBN (eBook)
9783638621274
ISBN (Buch)
9783638725415
Dateigröße
484 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Haushaltspolitik, Sparen, Projektseminar, Lage, Deutschland
Arbeit zitieren
Janine Körner (Autor:in), 2005, Haushaltspolitik und Sparen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69585

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