Das Schicksal der Juden in den ostpolnischen Gebieten unter sowjetischer bzw. deutscher Besatzung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Hitler-Stalin-Pakt und die Auswirkungen für die in den ostpolnischen Gebieten lebenden Juden
2.1 Vorüberlegungen Hitlers und der Überfall auf Polen

3. Die sozialen Gegebenheiten in den ostpolnischen Gebieten unter sowjetischer Besatzung
3.1 Die Situation vor dem Einmarsch
3.2 Die Situation unter der Sowjetmacht

4. Das Unternehmen „Barbarossa“

5. Pogrome und Partisanenbekämpfung

6. Babij Jar

7. Schlussbemerkung

8. Bibliografie

1. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit beschäftige ich mit der Judenverfolgung in den 1939 von der Sowjetunion und später von Hitlerdeutschland annektierten ostpolnischen Gebieten in den Jahren 1941 bis 1943 durch Wehrmacht, SS und ihre Helfershelfer.

Vom Hitler-Stalin-Pakt und einer Darlegung der Beweggründe der beiden Vertragspartner diesen abzuschließen ausgehend, werde ich mich nach einer einführenden Situationsbeschreibung der sozialen Gegebenheiten in diesen Gebieten sowohl vor, als auch während der Sowjetherrschaft beschäftigen. Ein besonderes Augenmerk richte ich hierbei auf die Ausgangssituation der Juden die in diesen Gebieten ansässig waren. Besagte Gebiete umfassen das Territorium des heutigen Polen, Litauen, Weißrussland und der Ukraine.

Es erscheint mir wichtig, die sozialen Gegebenheiten und die daraus resultierende Konfliktsituation darzulegen, da sich nur aus der Kenntnis dieser Tatsachen nachvollziehen lässt, wie es zu dem kommen konnte, was als Holocaust oder auch als Shoa in die Geschichte eingegangen ist. Bei meiner Darstellung beschränke ich mich exemplarisch auf die Gebiete des besetzten Polen, da der geplante Massenmord an den Juden in der Zeit von 1939 bis 1943 fast ausschließlich dort stattfand.

Im Folgenden gehe ich auf das „Unternehmen Barbarossa“, den Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 als ersten Schritt der „Endlösung der Judenfrage“ und dessen verheerende Folgen ein. Hierbei finden insbesondere Verfügungsgewalten der Wehrmacht und der SS, ebenso wie die aussichtslose Lage der Juden im Kontext der explosiven Stimmung in den ostpolnischen Gebieten Erwähnung. Anstachelung zu Pogromen und Partisanenbekämpfung finden im letzten Kapitel Erwähnung, genauso wie das wohl grausamste aller Pogrome: Babij Jar.

Ich verzichte absichtlich auf die Nennung von Zahlen, da diese erstens weit reichend bekannt sind und auch zur Genüge publiziert wurden und zweitens angesichts so unbeschreiblich großer Zahlen die Relationen verloren gehen, niemand hat eine ausreichende Vorstellungskraft, um das Grauen anhand der puren Zahlen nachvollziehen zu können.

2. Der Hitler-Stalin-Pakt und die Auswirkungen für die in den ostpolnischen Gebieten lebenden Juden

Der Hitler-Stalin-Pakt oder auch Nichtangriffspakt wurde am 24.August 1939 von Josef Stalin, vom Außenminister des Deutschen Reiches, Joachim von Ribbentrop, und dem der Sowjetunion, Wjatscheslaw Molotow, unterzeichnet. Im Wesentlichen legte er fest, dass der jeweilige Vertragspartner nicht angegriffen werden durfte, die Unterlassung von Hilfeleistungen gegenüber Drittstaaten im Fall eines eventuellen Angriffs auf den Vertragspartner und legte den für beide Seiten relevanten Informationsaustausch fest. In einem geheimen Zusatzprotokoll wurde zudem die Teilung Polens mit ungefährer Grenzziehung und Verteilung der Territorien festgelegt.[1]

2.1 Vorüberlegungen Hitlers und der Überfall auf Polen

Da Hitler nie einen Hehl aus seinen Absichten gemacht hatte, im Osten „Lebensraum“ zu erobern, musste er sich schon früh mit der Umsetzung dieser bzw. mit der geografischen Lage des Deutschen Reiches beschäftigen. Es bedurfte eines ausgeklügelten Planes, um das langfristige Ziel zu erreichen und gleichzeitig einen Zweifrontenkrieg zu vermeiden, der das Vorhaben aufgrund der Stärke des deutschen Heeres sehr schnell beendet hätte. Daher war der Entschluss, einen Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion zu schließen, um gegebenenfalls nur gegen eine Front kämpfen zu müssen, von langer Hand geplant und lediglich Mittel zum Zweck.[2]

Mit der Unterstützung der deutschen Führungselite konnte Hitler rechnen, denn der „Drang nach Osten“ war bereits zu Zeiten des Kaiserreiches im Denken dieser verankert[3]:

„(...) steht außer Zweifel, dass Hitler die Verwirklichung seiner territorialen Ziele im Osten in einem weitgehenden Konsens mit den traditionellen deutschen Eliten planen und hernach ins Werk setzen konnte.“[4]

Wette gibt lediglich zu bedenken, dass bis zum Zeitpunkt der Publikation seines Textes im Jahr 1991, Untersuchungen zur Erforschung der Militär- und Wirtschaftselite noch nicht in ausreichendem Maße stattgefunden hatten, um zu konstatieren ob diese auch und bis zu welchem Grade hinter dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 stand.[5]

Als Deutschland am 1. September 1939 in Absprache mit Stalin in Polen einfiel, was durch den Nichtangriffspakt möglich gemacht wurde, denn nur dadurch hatte Hitler die Garantie, dass die Sowjetunion nicht eingreifen würde und Deutschland sich in einen sehr gefürchteten Zweifrontenkrieg manövrieren würde, dauerte es nur 16 Tage, bis auch die UdSSR die sowjetisch-polnische Grenze und das östliche Polen besetzte. Am 28. September 1939 wurde Polen im deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag - ebenfalls in einem Geheimprotokoll-, nun endgültig aufgeteilt, wobei das ehemalige Ostpolen, ungefähr 51,5% des ehemaligen polnischen Staatsgebietes an die Sowjetunion fiel. Der dort lebenden Bevölkerung wurde sogleich die sowjetische Staatsbürgerschaft verliehen, was für die männliche Bevölkerung unter anderem auch die Verpflichtung zum Wehrdienst mit sich brachte.[6]

Das Deutsche Reich annektierte die restlichen Gebiete und errichtete in den weiter entfernten Territorien Generalgouvernements unter Zivilverwaltung. Diejenigen Gebiete, welche direkt an der deutsch-polnischen Grenze lagen, wurden an das Deutsche Reich angegliedert, was eine Massenflucht gläubiger Juden in den sowjetischen Teil Polens zur Folge hatte.[7]

Der Nichtangriffspakt war für Hitler ein strategischer Schritt, um sein langfristiges Ziel, die „Lebensraumerweiterung Ost“ und die Vernichtung der europäischen Juden und damit den Kampf gegen den Bolschewismus schrittweise zu verwirklichen. Für Hitler war die Verbündung mit Stalin der einzige Weg, diesem Ziel näher zu kommen. Er sah in Russland die Wiege der jüdisch-bolschewistischen Verschwörung, die es zu vernichten gab, darüber konnte auch der Nichtangriffspakt nicht hinwegtäuschen. Beweggründe auf Seiten Hitlers sind also aufgrund dieser zentralen politischen Ziele durchaus nachzuvollziehen.[8] Wette weist darauf hin, dass bis heute nicht eindeutig geklärt ist, welche die Beweggründe Stalins waren, diesen Pakt einzugehen, konnten doch die Ideologien der beiden totalitären Systeme entgegen gesetzter nicht sein. Er führt dies jedoch unter Berufung auf das Osteuropa-Handbuch und Bianka Pietrow[9] auf die damals generell defensiv und auf Sicherheit ausgerichtete Politik als Reaktion innerer Schwächen der Sowjetunion zurück. Als weiteren Grund nennt er die außenpolitische Isolation der Sowjetunion und die Absicht Stalins einen evtl. bevorstehenden Krieg mit Hitlerdeutschland gegebenenfalls hinauszuzögern, um Zeit zu gewinnen.[10]

Für die dort lebenden, und auch aus dem von den Deutschen besetzten Ausland dorthin verschleppten Juden bedeutete der Hitler-Stalin-Pakt den Anfang einer unendlich langen Leidensgeschichte, des Holocaust.

3. Die sozialen Gegebenheiten in den ostpolnischen Gebieten unter sowjetischer Besatzung

Das von den Sowjets besetzte Ostpolen, das auch Kresy genannt wird, war ein sehr armes, wirtschaftlich rückständiges, landwirtschaftlich geprägtes Gebiet, ohne Industrie und Infrastruktur. Die Gesellschaft war multiethnisch geprägt: Es lebten dort Polen, Ukrainer, Juden, Litauer, Weißrussen und andere Ethnien zusammen, und es gab nicht zuletzt aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage soziale, ethnische und politische Konflikte.

[...]


[1] Vgl. http://www.shoa.de/content/view/152/40/, Download: 06.07.06

[2] Vgl. Slutsch (1991): 11-20

[3] Vgl. Müller, Rolf-Dieter: Von Brest-Litowsk bis zum Unternehmen „Barbarossa“. Wandlungen und Kontinuität des deutschen „Drangs nach Osten“. In: Goldschmidt u.a. (Hrsg.), Frieden mit der Sowjetunion, S.70-86 zitiert nach Wette (1991): 43-56, 43 f.

[4] Wette (1991): 44

[5] Vgl. Wette (1991): 34-56, 48

[6] Vgl. Musial (2001): 24-30

[7] Vgl. http://www.shoa.de/content/view/548/40/, Download: 06.07.06 und Harreß im Seminar am 31.5.2006

[8] Vgl. Slutsch (1991):11-20

[9] Pietrow, Bianka: Deutschland im Juni 1941- ein Opfer sowjetischer Aggression? Zur Kontroverse über die Präventivkriegsthese in: Geschichte und Gesellschaft 14 (1988), S. 116-135 zitiert nach Wette (1991): 43-56

[10] Vgl. Wette (1991): 43-56

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Details

Titel
Das Schicksal der Juden in den ostpolnischen Gebieten unter sowjetischer bzw. deutscher Besatzung
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Slavistik)
Veranstaltung
Jüdisches Leben in Russland
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V69100
ISBN (eBook)
9783638612586
Dateigröße
431 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schicksal, Juden, Gebieten, Besatzung, Jüdisches, Leben, Russland
Arbeit zitieren
Sarah Hummel (Autor:in), 2006, Das Schicksal der Juden in den ostpolnischen Gebieten unter sowjetischer bzw. deutscher Besatzung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69100

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