Klientenzentrierte Gesprächsführung nach Rogers


Seminararbeit, 2001

25 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Zielsetzung meiner Hausarbeit

2. Die Theorie der Gesprächsführung nach Rogers
2.1 Kurze Erläuterung zur geschichtlichen Entwicklung
2.2 Grundlagen der klientenzentrierten Gesprächsführung
2.3 Hauptthesen
2.3.1 Rogers Therapeutenvariablen
2.3.1.2 Bedingungsfreies Akzeptieren
2.3.1.3 Einfühlendes Verstehen
2.3.1.4 Echtheit ( Kongruenz)

3. Anwendung der Klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie
3.1 Vorbereitungen auf das Gespräch
3.2 Klientin
3. 3 Transkription des Gesprächs
3.4 Auswertung des Gesprächs
3.4.2 Kriterien für die Auswertung
3.4.3 Auswertung mit Hilfe der Kriterien
3.4.4 Beurteilung meines Vorgehens

4. Beurteilung des Konzepts

5. Literaturverzeichnis

1. Zielsetzung meiner Hausarbeit

Ich möchte zum einen die Theorie von Rogers erklären, und zum anderen diese Theorie dann versuchen anzuwenden.

Bei dem Gespräch ist mein Ziel dann nicht, ein bestimmtes Problem zu lösen, sondern dem Menschen zu helfen, so dass er mit dem momentanen Problem und auch mit späteren Problemen besser fertig wird.

Dabei will ich keine Ratschläge, Interpretationen oder gar Lösungen anbieten, sondern erreichen, dass der Klient selber neue Wege und Betrachtungsmöglichkeiten findet.

2. Die Theorie der Gesprächsführung nach Rogers

2.1 Kurze Erläuterung zur geschichtlichen Entwicklung

Carl Rogers lernte unter dem Einfluss von Rank die Beziehungstherapie kennen und gründete um 1940 die klientenzentrierte Psychotherapie als neue klinisch-psychologische Forschungsrichtung, basierend auf empirisch-wissenschaftlichen Untersuchungen.[1]

Er geht davon aus, dass „ der Mensch über eine enorme Fähigkeit verfügt, sich selbst in der Art und Weise, wie er ist und sich verhält, zu verstehen und konstruktiv zu verändern, und dass diese Fähigkeit am besten in einer Beziehung mit bestimmten definierten Merkmalen freigesetzt und verwirklicht werden kann.“[2]

Diese Neigung kann aber durch psychische oder physische Bedingungen abgesperrt sein.

Rogers theoretische Ansätze haben sich im Laufe von Jahrzehnten entwickelt.

In der anfänglichen Zeit wurde sie als eine Form von Beratung und Psychotherapie verstanden und als „nicht – direktiv“ bezeichnet.[3]

Der Begriff „Klient“ der statt „Patient“ verwendet wurde, sollte zeigen, dass es sich nicht um ein manipulatives oder medizinisches Modell handelte.

Der Mensch der Hilfe suchte wurde als selbstverantwortlicher Klient gesehen.

Nachdem sich dann Erfahrung, Theoriebildung und Forschung erweiterten, wurde der Begriff der klientenzentrierten Therapie eingeführt.

Damit wollte man klarstellen, dass diese Therapie auf die innere Erfahrungswelt des Klienten ausgerichtet ist.

Heute gilt die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie neben der Psychoanalyse, der Verhaltenstherapie und der individualpsychologischen Therapie als eine der bekanntesten Formen der Psychotherapie.

Seit 1965 ist die klientenzentrierte Gesprächsführung hier in Deutschland vertreten.

2.2 Grundlagen der klientenzentrierten Gesprächsführung

Rogers bezeichnet die Therapie als „klientenzentriert“, da der Therapeut sich an der Erlebniswelt des Klienten orientiert.

Dies nennt man auch „ nicht – direktiv“, denn der Therapeut gibt dem Klienten keine Ratschläge und Deutungen sondern überlässt dem Klienten die Initiative im Gesprächsverlauf.[4]

Rogers persönlichkeitstheoretischen Begriffe beinhalten Grundaussagen zum menschlichen Erleben und Verhalten.

Dabei kommt das Menschenbild heraus, das der klientenzentrierten Gesprächsführung zu Grunde liegt.

Rogers geht nämlich von der Gutartigkeit des Menschen aus und davon, dass sich Menschen selber helfen können, wenn ihnen ein Rahmen dafür geboten wird.

Menschen brauchen nur eine Situation, in der sie Gefühle und Gedanken ordnen können.

Und dafür ist nach Rogers der Therapeut da.[5]

2.3 Hauptthesen

Rogers geht davon aus, dass es eine Antriebskraft gibt, die den Menschen in Bewegung hält.

Das ist die Tendenz zur Selbstverwirklichung.

Diese nennt Rogers „Aktualisierungstendenz“.

Er meint, dass jeder Mensch danach strebt seine Möglichkeiten und Fähigkeiten zu entwickeln, demnach jeder Mensch eine angeborene Verhaltensmotivation hat.

Das Motiv für die Aktualisierungstendenz ist der Ausgangspunkt für alle spezifischen Bedürfnisse eines Menschen, dabei hebt er besonders die Bedürfnisse Zuwendung und Selbstwertschätzung hervor.

Diese beiden korrespondieren miteinander, da die Wertschätzung sich daraus entwickelt, dass man sich angenommen fühlt..

Eine positive Zuwendung führt dann dazu, dass sich der Mensch auch für wertvoll hält, egal was andere dazu meinen.

Aber dies kann auch zum Konflikt werden, nämlich dann wenn die Bedürfnisse mit dem Basismotiv der Aktualisierungstendenz in Konflikt geraten.

Ein Beispiel wäre, wenn jemand nur Verhaltenweisen zeigt, damit er gemocht wird und somit Zuwendung erfährt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Wahrnehmung.

Ein Therapeut der das Verhalten des Klienten verstehen will, muss sich auf die Wahrnehmung des Klienten konzentrieren.[6]

Der nächste Punkt ist das Selbst.

Rogers definiert dies so:

„ Das Selbst oder Selbstkonzept kann man sich als eine strukturierte, konsistente Vorstellungsgestalt denken, die sich zusammensetzt aus Wahrnehmungen vom Ich oder Mich und den Wahrnehmungen von den Beziehungen dieses ich zur Außenwelt und zu anderen Personen. Dazu gehören auch die mit diesen Wahrnehmungen verbundenen Wertvorstellungen. Diese Gestalt ist zwar fließend und veränderlich, aber sie ist in jedem Augenblick eine Einheit...“[7]

Das Selbstkonzept entwickelt sich durch Erfahrungen die ein Mensch in seinem Leben macht – angefangen in der frühsten Kindheit.

Genauso wird sein Eindruck, wie er meint auf andere zu wirken, sein Selbstkonzept verändern.

Rogers nennt auch noch den Begriff „Ideal – Selbst“.

Hier geht es um eine Wunschvorstellung des Selbstkonzepts.

Rogers geht davon aus, dass der Mensch danach strebt so zu sein wie sein Ideal – Selbst.

Eine große Diskrepanz zwischen dem Selbstkonzept und dem Ideal – Selbst kann zu psychischen Störungen führen.

Der Therapeut muss also dem Klienten helfen ein realistisches Bild von sich selber zu bekommen.

2.3.1 Rogers Therapeutenvariablen

Damit der Klient mit dem Therapeuten zusammen sein Ziel erreicht – also seine eigenen Gefühle, Gedanken und Erfahrungen besser zu verstehen und einordnen zu können - müssen nach Rogers drei wichtige Merkmale beachtet werden.

Zum einen das bedingungslose Akzeptieren, dann das einfühlende Verstehen und als letztes die Echtheit ( Kongruenz).

Es sind die Bedingungen für die Situation in der der Klient lernen kann.

Der Klient hat dadurch die Möglichkeit selber neue Wege und Betrachtungsmöglichkeiten zu finden.

Diese drei Merkmale sind für das Verhalten des Therapeuten sehr wichtig.[8]

2.3.1.2 Bedingungsfreies Akzeptieren

„ Dies bedeutet, dass ich mich als Beraterin bemühe, dem Klienten eine nicht an Bedingungen gebundene Wertschätzung entgegenzubringen.“[9]

Demnach wird der Klient von mir akzeptiert und angenommen, unabhängig davon, was der Klient äußert , oder wie der Klient sich gerade gibt.

Der Therapeut muss dem Klienten klar machen, dass er ihn so wie er ist akzeptiert.

Aber gleichzeitig auch zeigen, dass er an ihm interessiert ist.

Dies beinhaltet wirklich alles, auch Vorstellungen und Ansichten, die vielleicht nicht so „normal“ sind.

Der Therapeut soll also kein Moralprediger sein, sondern die Ansichten des Klienten akzeptieren.

„Dies soll aber nicht bedeuten, dass verzerrte Wahrnehmung von Erfahrungen billigend in Kauf genommen werden.“[10]

Dies kann dadurch geschehen, dass der Therapeut z.B. bei einem immer hin und herwippendem Klienten nur sagt, was er sieht.

Z.B.: Freundlich sagen: „ Sie wippen mit dem Stuhl. Sie sind nervös.“

Dies zeigt dem Klienten, dass der Therapeut sein Verhalten wahrnimmt, aber dies nicht verurteilt und gibt ihm das Gefühl, wirklich akzeptiert zu werden.

„Akzeptieren, ohne zu verstehen, ist zu wenig – Verständnis, ohne zu akzeptieren, ist entmutigend.“[11]

Hierfür gibt es nun drei Techniken, die der Therapeut anwenden kann:

1. Das Bestätigen

Beim Bestätigen muss der Therapeut darauf achten, dass er alles so formuliert, dass Wertschätzung und Respekt zum Ausdruck kommen.[12]

Ein Beispiel: „ Das ist gut so wie Sie es machen.“

Kriterien hierfür sind emphatisches Zuhören und die Akzeptanz des Klienten so wie er ist.

Es bedeutet die Sichtweise des Klienten zu bestätigen.

Dies kann ganz unterschiedlich aussehen.

Einmal auf die verbale Weise, z.B.: „ Ich sehe, dass Sie dieses bedrückt und fände es schön, wenn sich die Situation für Sie zum Guten ändern würde.“

Oder auch auf der nonverbalen Ebene, z.B. durch nicken und bestätigendes Lächeln.

Also einfach dem Klienten zeigen, dass man ihm zuhört, dass man an seinem Problem Anteil nimmt.

2. Das Anerkennen:

Hierbei soll dem Klienten signalisiert werden, dass man ihn so akzeptiert wie er ist, dass man Interesse an ihm hat und ihm zuhört.[13]

Ein Beispiel:

„Sie haben das Gefühl, dass er ungerecht Ihnen gegenüber war und das akzeptiere ich.“

Kriterien dafür sind freundliche Äußerungen und freundliche Mimik und Gestik, die dem Klienten signalisiert, dass man ihn so akzeptiert, wie er ist.

3. Das Solidarisieren

Hierbei soll der Therapeut versuchen, die Sichtweise des Klienten anzunehmen, sich mit ihm zu verbünden.[14]

Kriterien dafür sind, dass der Klient Gefühle äußert, dem Therapeuten Vertrauen entgegenbringt.

Daran sieht der Therapeut ob es ihm gelungen ist sich mit dem Klienten zu solidarisieren.

Denn anscheinend konnte der Therapeut in die Lebenswelt des Klienten eintauchen.

Wenn der Klient dies aber nicht tut, der Therapeut merkt, dass der Klient kein Vertrauen zu ihm hat, sollte der Therapeut dies ansprechen.

Z.B.: „ Mir ist sehr wichtig, dass Sie sich von mir verstanden fühlen. Wenn Sie sich nicht verstanden fühlen, bitte sagen Sie es mir dann.“

2.3.1.3 Einfühlendes Verstehen

Hierbei soll der Therapeut versuchen, den Klienten richtig zu verstehen.

Dabei gibt der Therapeut die Äußerungen des Klienten mit eigenen Worten wieder und spiegelt dabei die Gefühle des Klienten wider.

So merkt er, ob er den Klienten richtig verstanden hat, und vor allem, ob er das herausgehört hat, was der Klient zwar nicht direkt gesagt hat, aber indirekt gesagt hat.

Allerdings muss der Therapeut aufpassen, denn er darf dabei nicht interpretieren oder verzerren.

Dabei gibt es 4 Phasen die angewandt werden können.

Sie müssen aber nicht alle gebraucht werden.

Der Therapeut muss situationsbezogen reagieren, je nachdem welche Phase angebracht ist.

Die erste Phase ist das einfühlende Wiederholen.[15]

Dies bedeutet, dass der Therapeut mit eigenen Worten noch mal das wiederholt was der Klient gesagt hat.

Er muss dabei aufpassen, dass er nicht einfach die Worte des Klienten wiederholt, da der sich sonst nicht ernstgenommen fühlen würde.

So aber wird das Problem einfach bewusst gemacht und es dient dem „logischen Verstehen“.

Ein Beispiel:

Klient: „Mein Lehrer sieht in mir keinen wertvollen Menschen.“

Therapeut: „ Er hat ein schlechtes Bild von Ihnen.“

Die zweite Phase nennt man das „ konkretisierende Verhalten“.[16]

Hier versucht der Therapeut einen Zusammenhang zwischen dem Gefühl des Klienten und der erlebten Situation des Klienten herzustellen.

Daraus folgert dann, dass der Klient erkennt, was der Grund für sein Gefühl ist.

Zum Beispiel:

Therapeut: „ Dass Ihr Lehrer Sie so wenig beachtet macht Sie wütend und Sie sind enttäuscht darüber.“

Die dritte Phase ist das „selbstbezogene Verstehen“.[17]

[...]


[1] Vgl Rogers 1977

[2] vgl. Rogers 1994, S. 472

[3] vgl. Mansetten 1987, S. 41

[4] vgl. Mansetten 1987, S. 41

[5] vgl. Bommert 1987, S. 15

[6] Alterhoff 1994, S. 45

[7] Rogers 1990, S. 42; zit. nach Alterhoff 1994, S. 64

[8] vgl.Mansetten 1987

[9] Weinberger 1998, S. 45

[10] vgl. Mansetten 1987, S. 43

[11] Schmid 1989,, S. 139; zit. nach Alterhoff 1994, S. 86f

[12] vgl. Finke 1994, S. 42

[13] vgl. Finke 1994, S. 42

[14] vgl. Finke 1994, S. 42

[15] Finke 1994, S. 49

[16] Finke 1994, S. 50

[17] Finke 1994, S. 50

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Klientenzentrierte Gesprächsführung nach Rogers
Hochschule
Universität Paderborn  (Pädadogik)
Veranstaltung
Konstruktive Gesprächsführung in der Beratung
Note
2
Autor
Jahr
2001
Seiten
25
Katalognummer
V6878
ISBN (eBook)
9783638143509
Dateigröße
570 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Carl Rogers, Rogers, Gesprächsführung, Beratung, Klientenzentriert
Arbeit zitieren
Sabine Neumann (Autor:in), 2001, Klientenzentrierte Gesprächsführung nach Rogers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6878

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