Vergessen - Erinnern - Verarbeiten - Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit als Selbstfindungsprozess in Rosa Monteros Roman "El corazón del Tártaro"


Hausarbeit, 2004

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Verdrängung in der Psychologie
2.1 Bewältigungsstrategien
a) Die Konfrontation mit der auslösenden Situation
b) Die Selbstinstruktion
c) Anwendung von Entspannungstechniken
d) Verhaltenstherapie

3. Zarzas Weg der Aufarbeitung
3.1 Ciudad de la Reina
3.2 Daniels Wohnung
3.3 Calle Rosas 29
3.4 Zarzas Schwester Martina
3.5 La Torre
3.6 Besuch bei Zarzas behindertem Bruder Miguel
3.7 Urbano
3.8 Calle Rosa 29

4. Schlussüberlegungen

5. Literaturverzeichnis
5.1 Primärliteratur
5.2 Sekundärliteratur

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Thema ‘Vergessen, Erinnern, Verarbeiten – Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit als Selbstfindungsprozess’ im Roman El corazón del Tártaro von Rosa Montero.

Im Nachfolgenden werde ich nun zunächst kurz einige Informationen über die Autorin und einen kleinen Überblick über den Inhalt des Buches geben. Im sich anschließenden Hauptteil der Arbeit werde ich näher auf den Begriff ‚Verdrängung’ eingehen und ihn unter psychoanalytischem Aspekt erläutern. Da das Thema Ver-drängung ein zentrales Thema des Romans ist, wird auch diese Arbeit unter diesem Gesichtspunkt besprochen. Es handelt sich hierbei also um eine Textanalyse auf der Basis psychoanalytischer Erkenntnisse.

Rosa Montero wurde am 03.01.1951 in Madrid geboren. Bereits in frühen Kinderjahren fing sie zu an schreiben, bis sie schließlich im Alter von 18 begann, die Fächer Journalistik, Literatur und Psychologie an der Universität Complutense in Madrid zu studieren. Schon zu dieser Zeit begann sie, kleine Beiträge für diverse spanischsprachige Zeitschriften zu verfassen. Neben ihrer Tätigkeit als Kolumnistin, Journalistin und Sonderkorrespondentin war sie 1980/81 dann sogar Chefredakteurin der El País, Spaniens größter und angesehenster Zeitung. Im Jahr 1979 schrieb Montero ihren ersten Roman – Crónica del desamor. Sie hat im Laufe der Zeit für ihre Arbeiten einige wichtige Auszeichnungen erhalten. 1997 zum Beispiel wurde ihr der ‚Premio Primavera de Novela’ für ihr Werk La hija del Caníbal verliehen. Aber auch Monteros weitere Werke La función Delta, Te trataré como a una reina, Amado Amo, Temblor y Bella y Oscura, und El corazón del Tártaro sind bis heute oft gelesene und sehr gut verkaufte Werke.

Textgrundlage der vorliegenden Arbeit ist das letztgenannte Werk Rosa Mon-teros, der im Jahr 2001 erschienene Roman El corazón del Tártaro. Es handelt sich hier-bei um einen psychologischen Thriller, der unter anderem die Themen Gewalt, Einsamkeit, Freiheit, Abhängigkeit und Zwänge behandelt. Es geht im Roman um eine 36-Jährige, Sofía Zarzamala (genannt Zarza – der Dornbusch) aus Madrid, die am Morgen des 7. Januars eines unbekannten Jahres durch das Klingeln ihres Telefons aus der Dusche geholt wird. Ihr Zwillingsbruder Nicolás, der mehrere Jahre im Gefängnis verbracht hatte, ist am Apparat und bedroht Zarza mit den Worten „Te he encontrado“. Dieses Ereignis löst in Zarza große Panik aus, deshalb verlässt die Lek-torin für Geschichte ihre Wohnung und begibt sich auf die Flucht vor ihrem Bruder. Das gesamte Geschehen der Geschichte spielt sich innerhalb von 24 Stunden ab. Der Leser wird Zeuge von Zarzas schrecklicher Vergangenheit, die geprägt ist von Drogen, Gewalt, Inzest und Prostitution. Im Laufe des Romans stellt sich heraus, dass Zarza dazu gezwungen ist, ihre schmerzhafte Vergangenheit, die sie jahrelang mehr oder weniger erfolgreich verdrängt hat, aufzuarbeiten, um weiterleben zu können. Nach dem Finale erwartet den Leser ein offenes Ende. Man erfährt nicht, ob es Zarza gelungen ist, durch Konfrontation[1] ein neues Leben zu führen.

2. Verdrängung in der Psychologie

Verdrängung ist ein psychologischer Zustand, durch den Triebregungen und die ihnen zugehörigen Vorstellungen, Gedanken und Affekte vom Bewusstsein fern gehalten werden.[2] Dabei kann es sich um bewusst gewesene seelische Inhalte handeln, die ins Unbewusste abgedrängt werden, oder auch um Triebregungen und Strebungen, die durch den Vorgang der Verdrängung gar nicht erst ins Bewusstsein treten. Die Ver-drängung gehört zu den ‚dissoziativen’ Störungen[3]. In der Psychologie gilt sie als wichtigster Abwehrmechanismus der Seele. Bei diesem Vorgang werden Angst ma-chende Erinnerungen, Vorstellungen oder Triebregungen dem Bewusstsein entzogen und ins Unterbewusste verlagert. Sie sind dort allerdings nicht vergessen, ganz im Gegenteil: Der Betroffene muss eine beträchtliche Energie aufwenden, um sich nicht an die verdrängten Ereignisse zu erinnern. Werden sie nicht verarbeitet, behalten sie ihren Antrieb und wirken zum Beispiel im Traum weiter. Außerdem können sie sich in bestimmten Situationen in unangepassten Reaktionen, bzw. Handlungen und Krankheiten äußern.

Neben der Verdrängung des einzelnen Individuums tritt dieser Vorgang auch bei Gruppen auf. Sogar ein ganzes Volk kann verdrängen, um sich so von unerträglichen Erfahrungen scheinbar zu befreien. Die Achtundsechziger[4] bei-spielsweise warfen ihrer Elterngeneration vor, die Jahre 1933 bis 1945 verdrängen zu wollen, anstelle sie in ihr geschichtliches Bewusstsein aufzunehmen. Ähnlich erging es den Spaniern, die sich nach der Herrschaft Francos[5] nicht mit den Geschehnissen beschäftigen wollten. Aus diesem Grund ist dieses Thema auch ein oft verarbeitetes in der spanischen Literatur.

2.1 Bewältigungsstrategien

Es gibt eine Reihe von Bewältigungsstrategien, die sich mit der Aufarbeitung von Ver-drängtem beschäftigen. Besonders hilfreich sind hierbei diejenigen, bei denen der Betroffene bewusst mit einer Situation, die Verdrängtes hervorruft, konfrontiert werden muss, um die jeweilige Situation bewältigen zu können.

a) Die Konfrontation mit der auslösenden Situation

Mit diesem Begriff ist die bewusste Auseinandersetzung mit den Angst auslösenden Situationen oder auch Gegenständen gemeint. Es ist hierbei wichtig, dass der Be-troffene darauf achtet, den jeweiligen Situationen nicht aus dem Weg zu gehen. Zu die-ser Strategie gehört zum Beispiel, dass man mit Menschen spricht, die unter Umständen das Gleiche durchgemacht haben, und somit seine eigene Angst reduziert oder gar ganz verliert.

Darüber hinaus ist es notwendig, dass der Betroffene sich vor Augen führt, wovor er sich eigentlich fürchtet. In vielen Fällen wird dadurch erkannt, dass die Reaktion auf eine Angst auslösende Situation im Grunde unangemessen ist.

b) Die Selbstinstruktion

Bei der Selbstinstruktion handelt es sich um eine Maßnahme, die dem Betroffenen helfen soll, sich selbst zu helfen und so die Angst zu bewältigen. Grundlage dieser Strategie ist es, sich selbst gut zuzureden. Diese positive Instruktion steht im Gegensatz zu der häufigen Angewohnheit vieler Menschen, sich einzureden, eine bestimmte Situation nicht bewältigen zu können. Ohne Selbstinstruktion ist es sehr wahrscheinlich, dass die Angst zusätzlich vergrößert wird.

c) Anwendung von Entspannungstechniken

Gerade zur Bewältigung von Angstzuständen sind Entspannungstechniken unab-dingbar. Mit Hilfe dieser Strategie soll der Betroffene lernen, die vegetativen Funkti-onen seines Körpers (Atmung, Blutdruck und Herzschlag) selbst zu regulieren, um im Notfall in der Lage sein zu können, auf physische Symptome wie Herzrasen oder Atemnot Einfluss nehmen zu können. Beispiele für diese Techniken sind das Autogene Training nach Schultz[6] oder auch die Progressive Muskelentspannung nach Jakobsen[7].

[...]


[1] Konfrontation: hier: Konfrontation mit den Situationen, die bei Zarza eine Aufarbeitung ihrer verdrängten Vergangenheit auslösen.

[2] Die nachfolgenden Informationen orientieren sich an:

CLAUSS, Günter; EHRHARDT, Gisela; KULKA, Helmut (Hrsg.): Fachlexikon ABC Psychologie, Frankfurt/Main: Verlag Harri Deutsch 1995.

[3] Dissoziation: die Trennung, der Zerfall, bzw. die Auflösung von im Bewusstsein zusammenhängenden Vorstellungen ( vgl. http://www.wissen.de -> Dissoziation)

[4] Vgl. http://www.wissen.de

[5] Vgl. http://www.wissen.de : Franco: Francisco, spanischer General und Staatsführer, * 4. 12. 1892 El Ferrol, † 20. 11. 1975 Madrid; leitete die Militärakademie in Saragossa, war 1934 Chef des Generalstabs, wurde dann auf die Kanarischen Inseln versetzt, organisierte von dort aus im Sommer 1936 die Erhebung gegen die Volksfront-Regierung und gewann den bis 1939 dauernden Spanischen Bürgerkrieg gegen Republikaner, Sozialisten und Kommunisten. Seit 1936 Staatschef (Caudillo), Oberbefehlshaber (Generalissimus) der nationalen Streitkräfte und Chef der Falange (1937), bildete er 1938 eine diktatorische, auf Armee, Falange, Klerus und Großgrundbesitz gestützte Regierung, an deren Spitze er bis 1975 stand. Franco blieb im 2. Weltkrieg neutral, ließ Spanien 1947 zur Monarchie erklären und liberalisierte das Regime. Der wirtschaftliche Aufschwung des Landes war unverkennbar; die soziale Entwicklung konnte nicht Schritt halten. Außenpolitisch führte Franco Spanien durch Stützpunktabkommen mit den USA aus der Isolation heraus, in die es 1945 geraten war.

[6] Vgl. http://www.medizinfo.de/psychotherapie/entspannung/autogenes_training.shtml (Februar 2004)

[7] Vgl. http://www.medizinfo.de/psychotherapie/entspannung/progressive_muskelentspannung.shtml (Februar 2004)

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Vergessen - Erinnern - Verarbeiten - Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit als Selbstfindungsprozess in Rosa Monteros Roman "El corazón del Tártaro"
Hochschule
Universität Kassel
Veranstaltung
La literatura femenina actual en España y Latinoamérica
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V68559
ISBN (eBook)
9783638607117
Dateigröße
424 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vergessen, Erinnern, Verarbeiten, Auseinandersetzung, Vergangenheit, Selbstfindungsprozess, Rosa, Monteros, Roman, Tártaro, España, Latinoamérica
Arbeit zitieren
Carolin Klöver (Autor:in), 2004, Vergessen - Erinnern - Verarbeiten - Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit als Selbstfindungsprozess in Rosa Monteros Roman "El corazón del Tártaro", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68559

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