Abstraktion und Konkretisierung - Theo van Doesburgs Idee einer neuen gestaltenden Kunst


Hausarbeit, 2002

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Abstraktion und Konstruktion
2.1. Kubistische Einflüsse in den frühen Werken von Piet Mondrian
2.2. Verselbständigung der Form

3. Theo van Doesburgs Idee einer neuen gestaltenden Kunst
3.1. Gründung des avantgardistischen Forums De Stijl
3.2. Das neue Zeitbewusstsein
3.3. Grundbegriffe der neuen gestaltenden Kunst
3.3.1. Die Zwiespältigkeit in ästhetisch-naturalistischen Kunstwerken
3.3.2. Exaktheit und Eindeutigkeit
3.3.3. Aufhebung durch Kunstmittel
3.4. De Stijl und das Bauhaus
3.4.1. Theo van Doesburg in Weimar
3.4.2. Kritik an der Bauhauslehre

4. Konkretisierung
4.1. Gegenständliche abstrakte Malerei
4.2. Gegenstandslose konkrete Malerei
4.3. Die Grundlagen der konkreten Malerei

5. Doppelte Konkretheit
5.1. Das Bild der Zielscheibe von Jasper Johns
5.2. Abbild und Wirklichkeit in der Pop Art

6. Abschließende Bemerkungen

Im Anhang
1. Abbildungen
2. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Abstraktion und Konkretisierung sind zwei Schlüsselbegriffe, die eine Loslösung der Malerei vom Gegenstand zu Beginn des 20sten Jahrhunderts beschreiben. Zur Betrachtung der Thematik möchte ich den niederländischen Maler-Architekt und konstruktivistischen Theoretiker Theo van Doesburg[1] heranziehen. Wie kaum ein anderer europäischer Künstler der 20er Jahre öffnet er mit der Konkreten Malerei dem Medium Bild neue, entscheidende Wege.

Ich möchte den Schritt von der abstrahierenden Darstellung der Natur zu einer universellen Bildsprache anhand Theo van Doesburgs Malerei und Kunsttheorie nachvollziehen und dabei jene bildkünstlerischen Überlegungen erläutern, die der Entwicklung einer radikalen Abstraktion einerseits voraus gehen und andererseits von ihr begleitet werden. Wie definiert Doesburg die Begriffe abstrakt und konkret und welche Rolle spielt De Stijl auf dem Weg zu Art Concret ? Zunächst muss geklärt werden, welche künstlerischen Positionen die Zeit ausmachten, in der Theo van Doesburg lebt und arbeitet.

2. Abstraktion und Konstruktion

2.1. Kubistische Einflüsse in den frühen Werken von Piet Mondrian

Zu Theo van Doesburgs Bekanntenkreis gehören neben den konstruktivistischen Theoretikern und Malern El Lissitzky und Hans Richter auch der Künstlerfreund Piet Mondrian[2].

Für Mondrians bildkünstlerisches Werk stellt der Kontakt zum Kubismus einen entscheidenden Impuls für den Weg von der abstrahierenden Darstellung zur radikalen Abstraktion dar. In seinen frühen - stark am Gegenstand orientierten - Malereien fällt eine Abstraktion der Natur auf, die besonders kubistische Einflüsse von Pablo Picasso und George Braque erkennen lässt. Das Gemälde Grauer Baum[3] aus dem Jahr 1911 und Tableau No.4[4] von 1913 sind hierfür beispielhaft. Sowohl für die Kubisten als auch für Piet Mondrian war der Gegenstand zu dieser Zeit stets Ausgangspunkt für eine angestrebte bildnerische Autonomie.

2.2. Verselbständigung der Form

Laut Mondrians Auffassung liegt in der abstrahierenden Darstellung Pablo Picassos und Georges Braques eine radikale Abstraktion als logische Konsequenz begründet, der die Kubisten nicht gerecht werden: der Kubismus folgt seiner eigenen Entdeckung nicht und entwickelt die Abstraktion nicht bis zur äußersten Konsequenz, erklärt Mondrian. Die natürliche Form, der Picasso und Braque immer verhaftet bleiben, ist ihm zu willkürlich und steht einer Verselbständigung der Form im Sinne eines konstruktivistischen Denkens im Wege. Das Bild soll aus sich selbst heraus Bild sein und universell in Erscheinung treten, ohne die Mithilfe eines äußeren, natürlichen Gegenstandes.

Piet Mondrians Gemälde aus dem Jahr 1914 sind unbedingt ein wichtiger Schritt, die ihm den Weg von der Abstraktion zur reinen Konstruktion ebnen. Spätere Arbeiten markieren ein Prinzip, das jegliches Abbilden von Gegenständen ablehnt und Bilder elementar aufbaut: Die Grundfarben rot, gelb und blau, die Nicht-Farben schwarz, weiß und grau sowie Linien und Flächen werden zum Mittelpunkt einer „neuen Gestaltung“[5] und begründen eine fundamentale Neuerung klassischer abstrakter Malerei. Kompositionen aus den 30er und 40er Jahren wie New York City[6] oder Broadway Boogie Woogie[7] sind für Mondrians Spätwerk beispielhaft.

3. Theo van Doesburgs Idee einer neuen gestaltenden Kunst

3.1. Gründung des avantgardistischen Forums De Stijl

Gemäß dem genannten bildnerischen Prinzip von Piet Mondrian, der ausschließlich Farbe, Linie und Fläche in ihrer reinen Begrifflichkeit verwendet, verfolgt die Künstlergruppe De Stijl[8] in Theorie und Praxis eine neue Synthese zwischen Bildender Kunst, Design und Architektur. Theo van Doesburg gründet 1917 gemeinsam mit den Architekten und Gestaltern Gerrit Rietvelt und J.J.P. Oud, dem Maler Piet Mondrian und dem Bildhauer und Maler Georges Vantongerloo dieses avantgardistische Forum.

De Stijl versteht sich als Plattform für Gleichgesinnte zur Diskussion neuer Wege der modernen Kunst und stellt gleichzeitig das Organ für eine programmatische Verbreitung der neuen Idee dar. Die gleichnamige Zeitschrift dient der Veröffentlichung von Manifesten, Theorien und Werken von zeitgenössischen, radikalen und fortschrittlichen Künstlern. In ihr veröffentlichen Maler aus den Niederlanden, russische Konstruktivisten wie El Lissitzky oder italienische Futuristen und Dadaisten wie Kurt Schwitters oder Hans Arp sowie Designer und Filmemacher programmatische Schriften, um sich für die Bildung einer Synthese von Leben, Kunst und Kultur einzusetzen. Trotz der unterschiedlichen bildkünstlerischen Positionen und Herangehensweisen bestand jedoch ein gemeinsames Ziel.

3.2. Das neue Zeitbewusstsein

“Es gibt ein altes und ein neues Zeitbewusstsein“[9] schreibt Theo van Doesburg 1918 im Manifest I und klärt damit die Notwendigkeit der De Stijl - Bewegung. In dieser hauptsächlich von ihm selbst konzipierten Schrift macht die „Künstlergruppe“[10] erstmals ihre Prinzipien deutlich, betont die Erkenntnis über ein altes und ein neues Zeitbewusstsein und erklärt die große Diskrepanz zwischen ihnen, die sowohl im Ersten Weltkrieg als auch in der Kunst deutlich wird.

Es ist die Rede vom alten Zeitbewusstsein, das von Individualität und Willkür geprägt ist und vom neuen, universellen Zeitbewusstsein, dem die „Vorherrschaft des Individuellen (des Natürlichen)“[11], sowie Dogmen und Traditionen im Wege stehen. Theo van Doesburg schlussfolgert daraus für die „neue Kunst“[12] ein gleichmäßiges Verhältnis zwischen Individualität und Universalität. Die Vorherrschaft des Natürlichen, die in der willkürlichen Form des Gegenstandes im Bild zum Ausdruck gelangt, muss demnach aufgehoben und bekämpft werden. Nur so wird man einem „reinen Kunstausdruck“[13], der „äußersten Konsequenz jeden Kunstbegriffes“[14], wie er sagt, nicht länger im Wege stehen.

[...]


[1] Theo van Doesburg lebte von 1883 bis 1931.

[2] Piet Mondrian lebte von 1872 bis 1944.

[3] Vgl. Abb. 1 im Anhang

[4] Vgl. Abb. 2 im Anhang

[5] In Anlehnung an Piet Mondrians Schrift Die neue Gestaltung, in: Harrison/ Wood, Band I (1998), Seite 384

[6] Vgl. Abb. 4 im Anhang

[7] Vgl. Abb. 3 im Anhang

[8] Das Forum De Stijl besteht von 1917 bis 1931.

[9] Harrison/ Wood, Band I (1998), Seite 375-76

[10] Der Begriff „Künstlergruppe“ trifft nicht im herkömmlichen Sinn zu, da sich De Stijl eher als Forum und nicht als Vereinigung versteht, wie es beispielsweise bei der Künstlergruppe Die Brücke der Fall ist.

[11] Harrison/ Wood, Band I (1998), Seite 375-76

[12] ibid.

[13] ibid.

[14] ibid.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Abstraktion und Konkretisierung - Theo van Doesburgs Idee einer neuen gestaltenden Kunst
Hochschule
Hochschule für Bildende Künste Dresden  (Kunstgeschichte)
Veranstaltung
Seminar: Das Bauhaus
Note
1,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
17
Katalognummer
V6847
ISBN (eBook)
9783638143264
Dateigröße
1010 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Abstraktion und Konkretisierung - Theo van Doesburgs - Bauhaus
Arbeit zitieren
Matthias Haase (Autor:in), 2002, Abstraktion und Konkretisierung - Theo van Doesburgs Idee einer neuen gestaltenden Kunst, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6847

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