Infotainment und seine Auswirkungen auf die Rezipienten


Seminararbeit, 2004

22 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Der Begriff Infotainment

3. Die Ursprünge des Infotainment: Das US-Fernsehen

4. Entwicklung des Infotainment im deutschen Fernsehen

5. Infotainmentelemente nach Wittwen

6. Auswirkungen von Infotainment auf die Rezipienten
6.1 Positive Auswirkungen und Chancen
6.2 Negative Auswirkungen und Gefahren
6.3 Positives und negatives Infotainment

7. Zusammenfassung und Ausblick

Literatur

Anhang

1. Einleitung

In der Medien- und Kommunikationswissenschaft werden Fernsehsendungen traditionellerweise in Information und Unterhaltung getrennt. Der ersteren werden etwa Vorabendserien zugeordnet, der letzteren Nachrichtensendungen oder Reportagen. Diese Unterscheidung erweist sich aber zunehmend als problematisch. Denn einerseits können Informationssendungen auch als Unterhaltung genutzt werden, andererseits wird durch klassische Unterhaltungssendungen wie Quiz-Shows oder auch in fiktionalen Sendungen durchaus Information vermittelt.[1]

Und nicht nur das: Die Grenzen zwischen Unterhaltung und Information werden immer schwieriger auszumachen, weil beide Genres miteinander vermischt werden und Information zunehmend mit unterhaltenden Elementen präsentiert wird.

Die Gründe hierfür sind in der Etablierung der privaten Fernsehsender in Deutschland zu suchen. Damit wurde der Grundstein zu einer neuen Fernsehkultur gesetzt, die in vielerlei Hinsicht an die amerikanische anlehnt. Die Privatsender sind auf Werbeeinnahmen und damit auf hohe Einschaltquoten angewiesen und präsentieren deshalb den Zuschaueransprüchen gemäß vorwiegend Unterhaltungsprogramme. Aber auch die Informationssendungen werden mit Elementen der Unterhaltung „aufgepeppt“. Durch die Konkurrenzsituation passten sich auch die öffentlich-rechtlichen Sender nach und nach diesem Trend an. Information wird zunehmend als Unterhaltung verpackt, das Schlagwort, das im Zusammenhang mit dieser Veränderung der Fernsehlandschaft häufig fällt, ist der Begriff „Infotainment“. Er wird für verschiedenste Sachverhalte benutzt und die Definitionen gehen weit auseinander. Meist wird diese Veränderung, eine Annäherung der Informationsvermittlung an Unterhaltungsformate, der zunehmende Einsatz von Infotainment, negativ gesehen. Doch es gibt auch Erkenntnisse, dass die Auswirkungen dieser Entwicklung durchaus positiv sein können und Unterhaltungsorientierung die Informationsaufnahme beim Rezipienten verbessern kann.

Die Literatur zum Thema Infotainment ist nicht gerade reichlich vorhanden, diese Arbeit stützt sich daher auf einige Aufsätze verschiedener Autoren und eine Untersuchung zu Infotainment in Nachrichtensendungen von Andreas Wittwen aus dem Jahr 1995.

Nach einem Versuch der Definition von Infotainment befasst sie sich mit dem Ursprung des Infotainment im Fernsehen der USA und seiner Entwicklung im deutschen Fernsehen. Auf eine kurze Übersicht über die Infotainmentelemente nach Andreas Wittwen folgt dann ein Teil über die Auswirkungen von Infotainment auf die Rezipienten, sowohl positiv als auch negativ. Außerdem wird eine Untersuchung von Früh und Wirth vorgestellt, die den Einfluss von Infotainmentelementen auf die Informationsaufnahme untersucht hat. Im letzten Teil werden schließlich die wichtigsten Punkte zusammengefasst und ein kurzer Ausblick gegeben.

2. Der Begriff Infotainment

Wenn man sich mit Infotainment beschäftigt, so stellt sich zunächst die Frage nach einer Definition dieses Begriffes. Er ist amerikanischen Ursprungs und setzt sich aus den Wortteilen Information und Entertainment, also Unterhaltung zusammen. Unter Information versteht man die Aufnahme von Eindrücken jeglicher Art, die einen Zugewinn an Wissen für das Individuum bedeuten. Entertainment, also Unterhaltung hingegen beruht auf der Erregung von Emotionen. Infotainment verbindet also den Zugewinn an Wissen des Rezipienten mit den bewusst eingesetzten Mitteln aus dem Bereich der Unterhaltung zur emotionalen Bindung an das Programm.

In der Literatur finden sich zahlreiche Auslegungen, die sehr unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Heidemarie Schumacher sieht Infotainment als eine „Verschränkung stilistischer Mittel aus den Bereichen ’information’ und ’entertainment’ “,[2] also als eine Mischform aus unterhaltenden und informierenden Elementen. „Gemeint ist eine bestimmte Tendenz, die in bildästhetischer Hinsicht (bezogen auf Montagerhythmik und Bildrhetorik), in der Zeitökonomie (Beschleunigungstendenz) sowie im Sendungsdesign alte Genregrenzen überschreitet und Elemente unterschiedlicher Programmangebote vermischt“.[3] Andreas Wittwen stellt die Frage, ob darunter „unterhaltende Information, informierende Unterhaltung oder eine Mischung von Information und Unterhaltung“[4] verstanden werden sollte und entscheidet sich für folgendende Definition: Infotainment beinhaltet „Alle Möglichkeiten zur unterhaltenden Aufbereitung von Informationen, geschehe dies durch die thematische Auswahl, deren optische oder sprachliche Realisierung.“[5] Bei Werner Früh und Werner Wirth findet sich eine Ausführung zum thematischen Aspekt: „werden solche Informationen ausgewählt, die in sich bereits einen gewissen Unterhaltungswert besitzen (soft news), dann spricht man von Infotainment“.[6]

Aber nicht nur die Aufbereitung der Informationen oder die Information an sich ist von Bedeutung für die Einordnung als Infotainment. Denn letztendlich entscheidet der Rezipient, ob er eine Sendung als Information oder als Unterhaltung nutzen möchte; auch Informationssendungen können zur Unterhaltung dienen. „Infotainment ist also primär eine Rezeptionskategorie, die in einer bestimmten Beziehung zu unterhaltenden und informierenden Inhalts- und Gestaltungselementen steht.“[7]

Bei Elisabeth Klaus[8] findet sich ein Schaubild von Ursula Dehm (1984), das die Inkongruenz von Rezipienten- und Kommunikatorperspektive verdeutlicht. Die Einordnung der Fernsehsendungen in Informations- und Unterhaltungssendungen durch die Medienmacher entspricht nur teilweise dem Rezeptionsmotiv Unterhaltung bei den Zuschauern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Unterhaltung aus Sicht der RezipientInnen und KomunikatorInnen (Quelle: Dehm 1984)[9]

[...]


[1] vgl. Andreas Dörner: Politainment. Politik in der medialen Erlebnisgesellschaft. Suhrkamp, Frankfurt/Main 2001, S. 57ff.

[2] Heidemarie Schumacher: Infotainment-Ästhetik im Fernsehen der Gegenwart. In: Louis Bosshart/Wolfgang Hoffmann-Riem (Hrsg.): Medienlust und Mediennutz. Ölschläger, München 1994, S. 478-483, hier: S. 478.

[3] ebd. S. 478.

[4] Andreas Wittwen: Infotainment. Fernsehnachrichten zwischen Information und Unterhaltung. Peter Lang, Bern 1995, S.16.

[5] ebd. S. 24.

[6] Werner Früh/Werner Wirth: Positives und negatives Infotainment. Zur Rezeption unterhaltsam aufbereiteter TV-Information. In:Günter Bentele/Michael Haller (Hrsg.): Aktuelle Entstehung von Öffentlichkeit. Akteure – Strukturen – Veränderungen. UVK Medien, Konstanz 1997, S. 367-381, hier: S. 367.

[7] ebd. S. 368.

[8] vgl. Elisabeth Klaus: Der Gegensatz von Information ist Desinformation, der Gegensatz von Unterhaltung ist Langeweile. In: Rundfunk und Fernsehen, 3/1996, S. 402-417, hier: S. 410.

[9] vgl. Ursula Dehm: Fernseh-Unterhaltung. Zeitvertreib, Flucht oder Zwang? Eine sozialpsychologische Studie zum Fernseherleben. Mainz 1984, S. 227.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Infotainment und seine Auswirkungen auf die Rezipienten
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung)
Note
2.0
Autor
Jahr
2004
Seiten
22
Katalognummer
V68240
ISBN (eBook)
9783638609050
ISBN (Buch)
9783638739832
Dateigröße
438 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Infotainment, Auswirkungen, Rezipienten
Arbeit zitieren
Beatrix Deiss (Autor:in), 2004, Infotainment und seine Auswirkungen auf die Rezipienten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68240

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