Partnerwahl als emotionale oder rationale Entscheidung


Seminararbeit, 2005

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Emotionen
2.1 Emotionen und Soziologie
2.2 Klassiker der Soziologie und Emotionen
2.2.1 Max Weber
2.2.2 Emile Durkheim
2.2.3 Georg Simmel

3. Rationalität
3.1 Begriff der Rationalität in der Soziologie
3.2 Rationales Handeln

4. Partnerwahl
4.1 Modelle der Partnerwahl
4.1.1 Stimulus-Value-Role-Modell von Murstein
4.1.2 Modell aus der Familienökonomie
4.1.3 ABCDE - Modell von G. Levinger
4.1.4 Phasenmodell von K. Lenz
4.2 Die Entscheidung der Partnerwahl – rational oder emotional?

5. Zusammenfassung

6. Bibliographie

1. Einleitung

Eine Partnerschaft kann eine der intensivsten und wichtigsten Beziehungen sein, die wir in unserem Leben führen können. Mit dieser Bindung an einen anderen Menschen sind viele Emotionen, Ängste und Hoffnungen in unserer kulturellen Zeit verbunden. Erwähnt wäre hier der Mythos der „romantischen Liebe“, der seit dem 18. / 19. Jahrhundert in unserer Gesellschaft einen großen Stellenwert einnimmt,

Diese Arbeit möchte versuchen die Wahl des Partners zu analysieren und zu verstehen, ob die Partnerwahl emotional oder rational motiviert ist.

An den Anfang dieser Arbeit stelle ich einige Erklärungen hinsichtlich Emotionen und Rationalität, sowie einen kurzen Überblick über ihren Stellenwert im Menschenbild der Soziologie. Darin eingebunden sind verschiedene Theorieansätze aus der Soziologie und der Psychologie.

Die Basis dieser Arbeit soll aber die Partnerwahl sein und ich beabsichtige, verschiedene Theorien zu vergleichen. Die Grundfrage, die sich für mich stellt, ist, ob Emotionen in Beziehungsanfängen so irrational sind, wie alltäglich angenommen (z.B. die Liebe auf den ersten Blick) oder inwieweit die Partnerwahl rationaler ist, als ihr Bild in unserer Gesellschaft?

2. Emotionen

2.1 Emotionen und Soziologie

In unserem alltäglichen Leben spielen Emotionen und Gefühle eine sehr wichtige Rolle. Unsere zwischenmenschlichen Beziehungen in allen Lebensbereichen sind von Emotionen wie Liebe, Zuneigung, Apathie, Angst und Hass etc. geprägt.

Aber was genau sind Emotionen? Laut dem Brockhaus (1988, S. 351) stehen Emotionen bildsprachlich für seelische Erregung, Gemütsbewegung und Gefühl, weiterhin heißt es: „...Teil der dem Menschen eigenen mannigfachen Gemütsbewegung; die nach Lebhaftigkeit und Intensität unterschiedlich ausgeprägte Anteilnahme und Erregbarkeit auch als Ausdruck eines unspezifischen Ab- und Hinwendungsverhalten; ...“.

Diese Bedeutung im Alltag wird in der Soziologie nicht wiedergespiegelt. Die Emotion hatte und hat teilweise den Status eines Nebenthema, die Rationalität war und ist das große Leitmotiv. In keinem der großen Grundlagenbücher, wie G. Endruweits und G. Trommsdorfs „Wörterbuch der Soziologie“ oder B. Schäfers „Grundbegriffe der Soziologie“ sind Emotionen als Stichwort erfasst. Rationalität ist als Stichwort angegeben. Daran kann man den geringeren Stellenwert der Emotion gegenüber der Rationalität in der Soziologie erkennen.

Dies kann zwei verschiedene Gründe haben, erstens ist Emotion ein innerer Zustand des Menschen und dieses Thema ist eher in der Psychologie angesiedelt, zweitens will die Soziologie soziale Regelmäßigkeiten erfassen und Emotionen weisen auf für den Handelnden außergewöhnliche Umstände hin. Auch Karl Lenz (2003, S. 250) beschreibt, dass die Legitimation der Emotion in der Soziologie nicht vorrausgesetzt werden kann. Die Grundlage für seine Aussage ist, dass die Emotion eine physiologische Erregung einschließt und auch durch Bewegungen des Körpers ausgedrückt werden kann und dies als Sachverhalt für die Soziologie zu privat sei, als dass sie für eine soziologische Analyse genutzt werden könnte.

So wurde dieser Sachverhalt der Psychologie überlassen. Aber auch in der Psychologie gehören Emotionen nicht zum festen Forschungsgegenstand. So schreibt Stephan Vogel (1996, S. 17), dass der Zustand der Emotionsforschung desolat und stark verbesserungswürdig sei. So ist ein breites Spektrum von unterschiedlichen Ansätzen vorhanden, was innerhalb der Emotionspsychologie ein großes Konfliktpotenzial birgt (Vogel 1996, S. 17). Verdeutlicht wird dies auch durch die theoretische Herangehensweise an den Untersuchungs-gegenstand „Emotion“. Es wird von einigen Forschern versucht alles Emotionale klar zu strukturieren, die menschlichen Affekte auf einige wenige zu reduzieren und in eine mathematisch einfache und stabile Ordnung zu bringen (ebd., S.18).

Andere Forscher in der Psychologie versuchen die Basisemotionen herauszufiltern auf die sich das gesamte Spektrum emotionaler Phänomene reduzieren lässt. Die Grundansicht dieser Forscher besteht in einer biologischen und evolutionstheoretischen Auffassung der Emotion (ebd., S. 18).

Die Psychologie, sowie die Soziologie sind stark an einem rational handelnden Akteur orientiert und die Emotion wird als unbeständig, unberechenbar und widersprüchlich angesehen (vgl. Lenz 2003, S. 251). Sogar in unserem alltäglichen Leben wird Emotionalität als „gefühlsdusselig“, irrational oder unvernünftig verspottet. Nach Lenz (2003, S. 251) ist das eine Auswirkung der langen philosophischen Tradition zurückreichend bis zu den Griechen.

Aber schon Sigmund Freud sagte, dass die psychische Entwicklung eines Individuums und die kulturelle Entwicklung einer Gesellschaft ohne Emotion unmöglich ist. Emotionen sind überlebenswichtig und nicht nur irrational. „Die Funktionalität von Emotionen ist aber nicht auf Überlebenssituationen beschränkbar. Emotionen tragen auch entscheidend dazu bei, Planungsprozesse in Handlungsentwürfen abzukürzen und ermöglichen es, als „Selektionsmechanismus“ bei einer Überfülle wichtiger Informationen, die es „eigentlich“ zu berücksichtigen gilt, überhaupt zu Entscheidungen zu kommen. Und nicht zuletzt können Emotionen Bindungen schaffen, die ungleich stärker und dauerhafter sind, als sie es auf der Basis eines „rationalen“ Kalküls von Vor- und Nachteilen oder auch durch das Sanktionspotential von Normen jemals sein könnten (Lenz 2003, S. 252).

2.2 Klassiker der Soziologie und Emotionen

2.2.1 Max Weber

Die soziologischen Klassiker, wie Max Weber und Emile Durckheim haben sich mit dem Thema der Emotion teilweise auseinandergesetzt. Ausgehend von Webers Begriff des sozialen Handelns, also ein Handeln, welches sich am Verhalten anderer orientiert (vgl. Weber 1984, S. 41) unterteilt Weber soziales Handeln in vier verschiedene Kategorien, zweckrational, wertrational, traditionell und affektuelles Handeln.

Unter zweckrationalem Handeln versteht Weber ein Handeln das an Zweck, Mitteln und Nebenfolgen orientiert ist (ebd., S. 44). Wertrationales Handeln ist für Weber ein Handeln, das sich aus der Überzeugung, der Pietät etc. ergibt, also ein Handeln nach Geboten oder nach Forderungen, die man an sich selbst stellt (ebd., S. 44). Des weiteren ist für Weber traditionelles Handeln, ein Handeln das sich durch eingelebte Gewohnheit ergibt, also ein ablaufendes Reagieren auf einen gewohnten Reiz (ebd., S. 44).

Der vierte Handlungstyp, das affektuelle Handeln, ein emotionales Handeln, kann nach Weber ein „...hemmungsloses Reagieren auf einen außeralltäglichen Reiz sein.“ (ebd., S. 44). „Affektuelles Handeln steht somit an der Grenze zu bewusstem, sinnhaftem Handeln.“ (Gerhards 1988, S. 26). Doch bei Weber bleibt das affektuelle Handeln eine Kategorie, Gefühle und Emotionen werden als Ursache für soziales Handeln angesehen, aber die Emotionen selbst werden nicht soziologisch bestimmt (vgl. Gerhards 1988, S. 27).

Auch in Webers „Protestantischer Ethik“ werden Affekte beschrieben. Er bearbeitet sie nicht systematisch, aber es werden Handlungen durch Emotionen ersichtlich (vgl. ebd., S. 31). In der „Protestantischen Ethik“ untersucht Weber das Angstgefühl der Calvinisten, die auf Grund der Prädestinationslehre Verdammnis fürchten. Sie sehen die weltliche Berufsarbeit als Mittel zum Abreagieren der religiösen Angstaffekte. Diese Gefühle werden als ablenkend und nicht steuerbar gesehen und sie sollen durch Askese überwunden werden (vgl. ebd., S. 30 / 31). Und doch sind Webers Schriften zu Emotionen von großer Bedeutung. „Webers Rekonstruktion des Weltbildes der protestantischen Ethik zeigt in aller Deutlichkeit, wie die kulturelle Neudeutung der inneren und äußeren Welt in einem ursächlichen Zusammenhang zur Entwicklung des okzidentalen Rationalismus steht“ (ebd., S. 32)

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Partnerwahl als emotionale oder rationale Entscheidung
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Rationales Entscheiden
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
19
Katalognummer
V68142
ISBN (eBook)
9783638606646
ISBN (Buch)
9783638768337
Dateigröße
477 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Partnerwahl, Entscheidung, Rationales, Entscheiden
Arbeit zitieren
Doris Rämisch (Autor:in), 2005, Partnerwahl als emotionale oder rationale Entscheidung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68142

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