Minderjährige Alleinerziehende - auch ein Problem in Deutschland


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

23 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Daten und Entwicklungstrends bezüglich Schwangerschaften, Geburten und Schwangerschaftsabbrüchen im Jugendalter in Deutschland

3. Gründe und Ursachen für die Entwicklungstrends

4. Die Lebenssituation allein erziehender minderjähriger Mütter in Deutschland
4.1 Die schulische und berufliche Ausbildungssituation
4.2 Die finanzielle Situation
4.3 Die Wohnsituation
4.4 Private und öffentlich-institutionelle Unterstützungsleistungen
4.5 Zukunftsperspektiven

5. Die Einbindung der deutschen Daten und Forschungsergebnisse in den europäischen Kontext am Beispiel Englands
5.1 Daten und Entwicklungstrends bezüglich Schwangerschaften, Geburten und Schwangerschaftsabbrüchen im Jugendalter in England
5.2 Die Daten und Forschungsergebnisse aus Deutschland und England im direkten Vergleich

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Zahl allein erziehender Mütter und Väter in Deutschland ist in den letzten Jahren kontinuierlich angewachsen. Die so genannte Ein-Elternteil-Familie ist zu einer alternativen Lebensform für diejenigen geworden, die nicht oder nicht mehr in der klassischen Familienkonstellation, bestehend aus Vater, Mutter und Kind/ern, leben wollen oder können (vgl. Verband allein erziehender Mütter und Väter Bundesverband e.V. (Hrsg.) 2004, S. 7).

Eine sehr spezielle Gruppe Alleinerziehender bilden die minderjährigen Mütter, die auch im Mittelpunkt dieser Hausarbeit stehen. Das damit untrennbar verknüpfte Thema der Teenagerschwangerschaften steht trotz umfangreicher Aufklärungsbemühungen nach wie vor im gesellschaftlichen Interesse. Zwar konnte die hohe Zahl der Schwangerschaften und Schwangerschaftsabbrüche im Jugendalter aus den 70er und 80er Jahren ab 1987 erheblich reduziert werden, jedoch machen die Trendentwicklungen der letzten vier Jahre weiteren Handlungsbedarf deutlich.

In dieser Hausarbeit soll deshalb zunächst ein Überblick über aktuelle und zurückliegende Daten bezüglich Teenagerschwangerschaften und daraus resultierende Geburten bzw. Schwangerschaftsabbrüche gegeben werden, bevor im Anschluss daran der Versuch unternommen wird, Entstehungszusammenhänge und Ursachen aufzudecken.

Im Mittelteil werden die Lebensumstände derer beleuchtet, die sich letztendlich für die Geburt und das Leben mit dem Kind entschieden haben. Dabei werden sowohl wirtschaftliche als auch soziale Aspekte berücksichtigt.

Um die Entwicklungen in Deutschland bewerten und in den europäischen Kontext einordnen zu können, werden im letzten Teil dieser Arbeit Informationen, Daten und Trends aus Europa, hauptsächlich aber aus Großbritannien, zum Vergleich herangezogen. Ziel dieser Arbeit ist es, festzustellen, inwiefern die Entwicklung der Zahl minderjähriger Schwangerer und das Zusammenleben minderjähriger Mütter mit ihren Kindern in Deutschland als problematisch eingestuft werden muss.

2. Daten und Entwicklungstrends bezüglich Schwangerschaften, Geburten und Schwangerschaftsabbrüchen im Jugendalter in Deutschland

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, konnten die in den 70er und 80er Jahren hohen Schwangerschafts- und Schwangerschaftsabbruchzahlen Jugendlicher bis heute stark reduziert werden. Insbesondere in den Jahren von 1979 bis 1982 lagen die Zahlen, wenn man nur einmal die Abbruchzahlen betrachtet, mit durchschnittlich 11.000 Eingriffen etwa doppelt so hoch wie in den Jahren 1988 und 1989 (5.337 und 4.101 Eingriffe). Bis zum Jahre 1995 gingen die Schwangerschaftsabbruchzahlen sogar bis auf 2.611 zurück (vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.), per E-mail-Informationsdienst erhalten am 02.08.2006).

Zu den seit dem darauf folgenden Jahr 1996 wieder angestiegenen Zahlen muss erklärend festgehalten werden, dass es sein kann, dass durch die im Jahre 1996 veröffentlichte Bestimmung zur Meldepflicht von Schwangerschaftsabbrüchen durch Arztpraxen und Krankenhäuser, erst nach und nach erheblich mehr vorgenommene Abbrüche gemeldet wurden. Aus diesem Grund kann nicht eindeutig festgestellt werden, ob sich mit den 1996 verzeichneten 4.724 und im Jahre 2004 verzeichneten 7.854 Eingriffen tatsächlich ein Anstieg von Schwangerschaftsabbrüchen im Jugendalter abzeichnet oder die Zahlen in der ersten Zeit nach der Einführung der Meldepflicht noch unvollständig waren (vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.), gefunden am 26.07.2006).

Um ergänzend einige Daten zu nennen, werden hier die Ergebnisse für die Jahre 1998 (5.557), 2001 (7.605), 2003 (7.645) und 2004 (7.854) aufgelistet. Festzuhalten ist also, dass nach 2001 kein nennenswerter Zuwachs mehr zu verzeichnen war (vgl. Kluge, gefunden am 26.07.2006 und Statistisches Bundesamt, gefunden am 01.08.2006).

Ein besser zu interpretierendes Bild lässt sich durch die Ansicht der Geburtenzahlen bei Minderjährigen erkennen, die zwischen 1988 und 2004 mit zwischen 4.000 und 5.000 Geburten jährlich relativ konstant blieben (vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.), per E-mail-Informationsdienst erhalten am 02.08.2006 und Kluge, gefunden am 26.07.2006). 1998 waren es 4.683 und im Jahre 2004 4.816 Geburten. Einzig die Jahre von 2001 bis 2003 brachten mit 5.240, 5.420 und 5.131 höhere Zahlen hervor (vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.), gefunden am 01.08.2006 und Kluge, gefunden am 26.07.2006). Diese Zahlen sind demnach nicht als beunruhigend einzustufen, jedoch zeigen sie, dass über mehrere Jahre hinweg keine Senkung der Geburtenzahlen möglich war.

Aus der Addition der Schwangerschaftsabbruch- und Geburtenzahlen ergeben sich die Zahlen der Schwangerschaften insgesamt. Eine Statistik über Schwangerschaften in Deutschland existiert aufgrund der fehlenden Erfassungsmöglichkeit nicht (vgl. BZgA (Hrsg.) 2001, S. 3). Für das Jahr 1996 konnten insgesamt 9.490 Schwangerschaften bei Frauen unter achtzehn Jahren verzeichnet werden. In den darauf folgenden Jahren stiegen die errechneten Zahlen kontinuierlich zunächst auf 10.240 (1998), 11.133 (2000) und schließlich 12.845 (2001) Schwangerschaften an, bevor sie sich bis 2004 auf diesem Niveau einpendelten (2004 waren es 12.670). Diese Entwicklung scheint zunächst Anlass zur Sorge zu geben. Jedoch ist auch hier erneut die eventuell verfälschende Wirkung der 1996 eingeführten Meldepflicht für Schwangerschaftsabbrüche zu erwähnen.

Das Verhältnis von Lebendgeburten und Abtreibungen lautete im Jahre 2001 für die Zehn- bis Achtzehnjährigen 1:1,5 und 2004 sogar 1:1,6. Das heißt also, dass die Zahl der nicht ausgetragenen Kinder minderjähriger Mütter die Zahl der lebend geborenen um einen erheblichen Teil überstieg.

Die Geburtenzahlen in der Altersgruppe der Zehn- bis Fünfzehnjährigen lagen in den Jahren von 1996 bis 2004 zwischen 400 und 500. Auch hier bildeten die Jahre 2001 und 2002 Ausnahmen mit 549 und 556 Geburten, während der Wert für 1998 bei 425 und für 2004 bei 469Geburte ag.Betrachte a ieAnzah e orgenommenenSchwangerschaftsabbrüche zeigt sich, dass sich im Jahr 2004 779 Mädchen unter fünfzehn Jahren gegen die Austragung ihres Kindes entschieden haben, während es im Jahr 1998 noch 453 und 2001 696 waren (vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.), gefunden am 01.08.2006 und Kluge, gefunden am 26.07.2006). Somit lag das Verhältnis der Geburten und Schwangerschaftsabbrüche in diesen Jahren bei 1:1,3 (2001) und 1:1,7 (2004).

In Bezug auf Schwangerschaften in dieser Altersklasse ergeben sich demnach folgende Zahlen: In den Jahren 1996 und 1998 waren 856 bzw. 878 Mädchen schwanger, in den Jahren 2000 und 2001 waren es 1.040 bzw. 1.245 junge Mädchen. 2004 lag die Zahl bei 1.248 Schwangerschaften. Der Anteil der unter Fünfzehnjährigen Mädchen an der Gesamtzahl der Minderjährigen, die 2004 schwanger waren, liegt demnach bei rund zehn Prozent.

3. Gründe und Ursachen für die Entwicklungstrends

Die Gründe dafür, dass es in einem hoch entwickelten Industriestaat wie Deutschland noch immer eine konstante Anzahl von Teenagerschwangerschaften gibt, sind vielseitig. Eine der hauptsächlichen Ursachen ist die immer früher einsetzende körperliche Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen und die damit verbundenen immer früher gemachten sexuellen Erfahrungen. Das Alter, in dem bei vielen jungen Mädchen die erste Menarche eintritt, hat sich z.B. im Laufe der Jahre immer weiter nach vorn verschoben. So lag das Durchschnittsalter bei der ersten Menstruation Ende des 19. Jahrhunderts bei 15,5 Jahren, während über die Jahre hinweg bis in die heutige Zeit auf 12,5 Jahre gesunken ist (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.), gefunde 6.08.200 ndBürger, gefunden am 06.08.2006).

Eine zweite Ursache liegt in den nicht immer früh genug einsetzenden und oftmals lückenhaften und unsicheren Aufklärungsbemühungen von elterlicher Seite.

In einer Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung von Vierzehn- bis Siebzehnjährigen Jugendlichen und deren Eltern wurde festgestellt, dass 85 Prozent der Mädchen und 82 Prozent der Jungen bereits irgendeine Art von sexuellen Erfahrungen gemacht haben. Ein Blick auf die Untergruppe der Vierzehnjährigen zeigt, dass immerhin 72 bzw. 64 Prozent erste sexuelle Erfahrungen machten; in der Gruppe der Siebzehnjährigen waren es sogar 93 Prozent der Mädchen und 96 Prozent der Jungen (vgl. BZgA (Hrsg.) 2001, S. 44).

Ebenfalls ermittelt wurde in dieser Befragung die Anzahl derer, die bereits Geschlechtsverkehr hatten. Fasst man zunächst alle Altersklassen der Minderjährigen zusammen, so kommt man zu dem Ergebnis, dass ein Drittel aller Vierzehn- bis Siebzehnjährigen Geschlechtsverkehrerfahrungen hatten. In der Gruppe der Vierzehnjährigen waren es immerhin elf Prozent der Mädchen und acht Prozent der Jungen. Die Daten für die Siebzehnjährigen fallen mit 66 und 61 Prozent noch deutlich höher aus (vgl. BZgA (Hrsg.) 2001, S. 48). Die Notwendigkeit von ausführlicher und rechtzeitiger Sexualaufklärung ist hiermit eindeutig belegt. Aufschluss darüber, inwiefern dieser Notwendigkeit Rechnung getragen wurde, zeigen die folgenden Daten.

Seit die Sexualerziehung mittlerweile an fast allen deutschen Schulen fest in den Biologieunterricht der fünften bzw. neunten Jahrgangsstufe integriert wurde, wird ein erheblicher Teil der Aufklärung von den Bildungseinrichtungen geleistet. Allerdings liegt hier der Schwerpunkt auf den biologisch-theoretischen Aspekten wodurch die Sexualaufklärung durch das Elternhaus unabdingbar bleibt (vgl. BZgA (Hrsg.) 2005, S. 57).

Im Jahr 2001 gaben 74 Prozent der Mädchen-Eltern und 65 Prozent der Jungen-Eltern an, ihre Kinder aufgeklärt zu haben. Zunächst ist erfreulich, dass sich hier ein Anstieg gegenüber den 80er Jahren, nämlich um dreizehn bzw. 21 Prozent, verzeichnen lässt. Jedoch zeigen diese Zahlen auch, dass trotzdem 26 Prozent der Mädchen und 35 Prozent der Jungen im Jahr 2001 nicht von den Eltern selbst aufgeklärt wurden. Hinzu kommt, dass von den durch die Eltern unterrichteten Mädchen und Jungen vierzehn Prozent nur ein einmaliges Gespräch mit den Eltern führten (vgl. BZgA (Hrsg.) 2001, S. 12). An diesen Zahlen lässt sich verdeutlichen, dass die Sexualaufklärung ihrer Kinder für einen relativ großen Teil der Eltern eine sehr unangenehme Aufgabe darstellte, die sie möglichst schnell hinter sich bringen oder der sie sich gar nicht erst stellen wollten.

In der umgekehrten Befragungssituation gaben 67 Prozent der Mädchen und 58 Prozent der Jungen an, die Mutter und/ oder den Vater allgemein bei sexuellen Fragen ins Vertrauen zu ziehen, wohingegen für 29 bzw. 39 Prozent ausschließlich Gleichaltrige als Vertrauenspersonen in Betracht kamen. Zu 42 bzw. 39 Prozent wurde auch der Partner genannt (vgl. BZgA (Hrsg.) 2001, S. 8-9). Wissenslücken schlossen die Jugendlichen zusätzlich mithilfe von Zeitschriften und Büchern, aber auch durch Arztbesuche (vgl. BZgA (Hrsg.) 2001, S. 22 und 27).

Interessant ist auch die Weitergabe von Informationen über Verhütungsmethoden von den Eltern an die Jugendlichen. Während 72 Prozent der Mädchen und 57 Prozent der Jungen von ihren Eltern über Empfängnisverhütung informiert wurden, erhielten 28 bzw. 43 Prozent keine elterliche Beratung. Auffällig ist vor allem, dass der Anteil der von den Eltern informierten Jungen wesentlich geringer ist, als der der Mädchen. Nach wie vor wurde die Aufgabe der Schwangerschaftsverhütung überwiegend dem weiblichen Geschlecht zugeordnet (vgl. BZgA (Hrsg.) 2001, S. 16). In diesem Zusammenhang ist auch die Tatsache interessant, dass den Jungen, die über Verhütung informiert wurden, größtenteils der Gebrauch von Kondomen empfohlen wurde (zu 83 Prozent), den Mädchen überwiegend die Pille (zu 66 Prozent). Selten fand also eine geschlechterübergreifende Verhütungsaufklärung statt (vgl. BZgA (Hrsg.) 2001, S. 18). So ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Jugendlichen mit Pille (zu 30 Prozent) oder Kondom (zu 64 Prozent) verhüteten.

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Minderjährige Alleinerziehende - auch ein Problem in Deutschland
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Institut für praxisorientierte Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Familie und Familienpolitik
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
23
Katalognummer
V68006
ISBN (eBook)
9783638602136
Dateigröße
415 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit gibt Aufschluss über aktuelle Daten bzw. Entwicklungstrends zum Thema "Teenagerschwangerschaften". Hierbei wurden insbesondere deutsche und englische Zahlen miteinander verglichen. Außerdem gibt die Arbeit einen Überblick über die verschiedenen Probleme, mit denen sich jugendliche Mütter in ihrem Alltag konfrontiert sehen.
Schlagworte
Minderjährige, Alleinerziehende, Problem, Deutschland, Familie, Familienpolitik
Arbeit zitieren
Jasmin Kollé (Autor:in), 2006, Minderjährige Alleinerziehende - auch ein Problem in Deutschland , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68006

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