Die Rolle von Korpora in der Lexikographie


Seminararbeit, 2002

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Quellen für lexikographische Information
2.1. Bereits vorhandene Sprachbeschreibungen
2.2. Belegsammlungen
2.3. Introspektion
2.4. Korpora

3. Die Rolle von Korpora innerhalb der Linguistik
3.1. Pragmatik
3.2. Dialektologie und Soziolinguistik
3.3. Phraseologie
3.4. Weitere übergreifende Einflüsse der Korpora auf die Lexikographie

4. Aus einer Konkordanzliste herauslesbare Informationen

5. Kritische Betrachtung

Anhang

Literaturverzeichnis

“I have to look in the dictionary to find out what a virgin is. … The dictionary says, Virgin, woman (usually a young woman) who is and remains in a state of inviolate chastity. Now I have to look up inviolate and chastity and all I can find here is that inviolate means not violated and chastity means chaste and that means pure from unlawful sexual intercourse. Now I have to look up intercourse and that leads to intromission … I don’t know what that means and I’m too weary going from one word to another in this heavy dictionary … And all because the people who wrote the dictionary don’t want the likes of me to know anything.” (McCourt, 1996: 333, zit. nach Rundell, 1998: 335)

1. Einleitung

Das vorliegende Zitat spiegelt das Problem vieler Englischlernenden wieder, die versuchen sich auf einsprachige Wörterbücher zu stützen. Das Vokabular der Definitionen und Worterklärungen ist für den Benutzer im obigen Beispiel zu komplex und kompliziert und übersteigt seine Sprachkenntnisse.

In der Entwicklung von Wörterbüchern „(...) have indeed been significant improvements (...) especially in the last decade (...)“ (Rundell, 1998: 316). Vor allem die technologischen Verbesserungen im Bereich der elektronischen Datenverarbeitung eröffneten für die Lexikographie viele neue Möglichkeiten. Das Zurückgreifen auf elektronische Datenbanken als authentische Sprachsammlungen, die Verbindung von Computer und Wörterbuch spielt nach Ooi (1998: 32) seit den 1970er Jahren eine essentielle Rolle und hat die Qualität der linguistischen Aussagen enorm verbessert. Die folgende Arbeit wird auf diese steigende Bedeutung von Korpora in der Lexikographie näher eingehen.

2. Quellen für lexikographische Information

Im Laufe der Jahre haben sich nach Flohr (1993: 5) im Wesentlichen vier Formen der lexikographischen Informationsermittlung entwickelt und etabliert:

Bereits vorhandene Sprachbeschreibungen, Introspektion, Belegsammlungen und Korpora.

2.1. Bereits vorhandene Sprachbeschreibungen

Hier stützen sich die Lexikographen auf bereits analysiertes und strukturiertes Sprachmaterial, also auf sekundäre Quellen, zumeist Wörterbücher. Dennoch dürfen die so gewonnen Erkenntnisse nicht vorurteilsfrei übernommen werden, sondern müssen einer sorgfältigen Prüfung durch einen muttersprachlichen Linguisten unterzogen werden.

2.2. Belegsammlungen

Diese Form der lexikographischen Informationsermittlung kann als eine frühe Form der Korpuslinguistik betrachtet werden. Dabei wird „(...) authentisches Sprachmaterial, d.h. (...) Äußerungen, die tatsächlich in einer natürlichen, kommunikativen Situation entstanden sind“ (Flohr, 1993: 6) in Form von nach bestimmten Kriterien ausgewählten Textzitaten gesammelt. Sie dienen als zusätzliche Informationsquelle der Unterstützung der muttersprachlichen Kompetenz, in Fällen, wo sie an ihre Grenzen stößt oder nicht weiterhelfen kann, wie beispielsweise bei der Erstellung des Oxford English Dictionary. Dieses Wörterbuch machte die diachronische Untersuchung der Entwicklung der englischen Sprache über die Jahrhunderte hinweg zum Forschungs-gegenstand.

2.3. Introspektion

Lexikographen in ihrer Eigenschaft als Muttersprachler der betreffenden Sprache können gezielt zu jedem Problem die gewünschte Information liefern. „There is thus a focus on the I-language (‘internalised language’) or linguistic competence.” (Ooi, 1998: 4) Dieser Idiolekt reflektiert jedoch nur das individuell geprägte Sprachsystem eines einzigen Sprechers und basiert auf dessen Intuition und Sprachgefühl. Doch Wissen und Erfahrung eines Menschen sind begrenzt. „If we only rely on this method alone, perhaps a dictionary is only as good as its lexicographer(s), since what a constitutes an acceptable usage or definition depends on whether it accords with the lexicographer’s intuitions and judgement.” (Ooi, 1998: 47-48)

2.4. Korpora

Wie die bereits erwähnten Belegsammlungen ist ein Korpus eine große Ansammlung authentischen Sprachmaterials, allerdings in maschinenlesbarer Form. Darin sind Beispiele gesprochener und geschriebener Sprache verschiedener Gattungen und Stilebenen enthalten (vgl. Anhang 1). Um den wissenschaftlichen Anforderungen zu genügen, muss ein Korpus gewisse Voraussetzungen erfüllen:

Damit aussagekräftige Erkenntnisse erzielt werden können, die nicht auf einen Zufallstreffer zurückzuführen sind, braucht es Datenbanken in einer Größenordnung von mehreren 100 Millionen Wörtern. „Experience has shown that the amount of corpus material needed to comprehensively account for the functional complexities of a developed natural language...is huge.“ (Rundell, 1998: 320)

Nach McEnery und Wilson sollte darüber hinaus der Korpus auch möglichst vielen Wissenschaftlern gleichzeitig als Informationsquelle zugänglich sein, damit Unterschiede in den einzelnen Studien nicht der Grund eines unterschiedlichen Datenmaterials sind, auf das man seine Forschungen stützte.

Obwohl Noam Chomsky diese performanzorientierte Methode der lexikographischen Informationsermittlung als „ (...) being full of noise (...)“ (Ooi, 1998: 4) heftig kritisierte, sind die riesigen Sprachdatenbanken nicht mehr aus dem Wörterbuchentstehungsprozess wegzudenken. Da das gespeicherte Material in maschinenlesbarer Form vorliegt, kann es auf diese Weise computergestützt ohne großen Zeitaufwand strukturiert, analysiert, bearbeitet und ergänzt werden. Bei Eingabe eines Schlüsselwortes (node) erhält der User am Bildschirm eine Auflistung aller Sätze des Korpus, welche dieses Schlüsselwort enthalten, die sogenannte Konkordanzliste (vgl. Anhang 2).

Bekannte Korpora sind die Bank of English und der Collins COBUILD Corpus, auf die sich John Sinclair und sein Team bei der Erstellung des Collins COBUILD English Dictionary stützten.

3. Die Rolle von Korpora innerhalb der Linguistik

Durch den Einsatz von Korpora profitierte nicht nur das linguistische Teilgebiet Lexikographie in großem Maß, alle Bereiche der Linguistik erhielten Zugang zu neuen Informationen, die natürlich in die Erstellung eines neuen Wörterbuches miteinfließen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Rolle von Korpora in der Lexikographie
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Note
1,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V67850
ISBN (eBook)
9783638605472
ISBN (Buch)
9783656776543
Dateigröße
467 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rolle, Korpora, Lexikographie
Arbeit zitieren
Matthias Schmid (Autor:in), 2002, Die Rolle von Korpora in der Lexikographie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67850

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