Der Einfluß von Attributionen auf das Verhalten in Ökologisch-Sozialen Dilemmata


Hausarbeit, 1999

27 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG

2 ÖKOLOGISCH-SOZIALE DILEMMATA
2.1 SOZIALE DILEMMATA
2.2 ÖKOLOGISCH-SOZIALE DILEMMATA

3 ATTRIBUTIONSTHEORIEN
3.1 FRITZ HEIDER
3.2 THEORIE DER KORRESPONDIERENDEN INFERENZEN
3.3 DAS KOVARIATIONSPRINZIP
3.4 ATTRIBUTIONSFEHLER

4 DER EINFLUß VON ATTRIBUTIONEN AUF DAS VERHALTEN IN ÖKOLGISCH-SOZIALEN DILEMMATA DARGESTELLT ANHAND VON 3 EMPIRISCHEN UNTERSUCHUNGEN
4.1 O´CONNOR & TINDALL (1989)
4.2 SCHROEDER, D.A., JENSEN, T.D., REED, A. J., SULLIVAN, D.K. & SCHWAB, M. (1982)
4.3 RUTTE, C.G., WILKE, H.A.M. & MESSICK, D.M. (1987)

5 ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT

6 LITERATUR

1 Einleitung

" Mal schädigt Glykol den Wein, dann verderben BSE-Erreger die Lust auf Fleisch. Diesmal fraßen Hühner, Schweine und Rinder dioxinhaltiges Futter, und die Folgen belasten den halben

Supermarkt: "1

Immer häufiger liest und hört man von Umweltskandalen, Überbevölkerung, zur Neige gehenden Ressourcen etc. und den dazugehörigen Eindämmungs- bzw. Vorkehrungsmaßnahmen. Spürbar ist dabei auch immer ein Schuß Resignation, der Lage nicht Herr zu werden und keine Möglichkeiten für Präventivmaßnahmen zu haben. Das Verhalten der Menschen, die zu gleichen Teilen Verursacher und Leidtragende der Situationen sind, muß besser vorherzusagen sein, um in eine pro ökologische Richtung gelenkt werden zu können.

Wie kann das Bewußtsein für die Eigenverantwortung der Menschen bzgl. ihrer Zukunft/Lebenswelt geweckt werden? In der Umweltpsychologie (Ökologischen Psychologie) steht die Betrachtung der Beziehung des Menschen und der gefährdeten, aber auch gefährdenden Umwelt im Mittelpunkt (vgl. Homburg, A. & Matthies, Ellen (1998), S. 11). Im Rahmen dieser Beziehung kommt es immer wieder zu sogenannten Dilemmasituationen. Eine Mitdeterminante menschlichen Verhaltens, die diese Beziehung/Situation produktiv oder kontraproduktiv beeinflussen kann, sind die Ursachenzuschreibungen der Gründe menschlichen Verhaltens, die in dieser Arbeit näher beleuchtet werden sollen. Nachfolgend soll der Versuch unternommen werden, zu klären, welchen Einfluß Attributionen auf das Verhalten in ökologisch-sozialen Dilemmata2ausüben.

Nach einer Einführung in die Thematik der sozialen Dilemmata

und deren experimenteller Umsetzung, soll ein Schwerpunkt auf der Darstellung der ökologisch-sozialen Dilemmata liegen, als einer Sonderform der sozialen Dilemmata (vgl. Ernst, 1999)3. Anschließend erfolgt eine kurze Darstellung des psychologischen Konzeptes der Attributionen und ihrer verschiedenen theoretischen Ansätze.

Attributionen sind ein wichtiger Aspekt, wenn es darum geht, das Verhalten von Menschen in ökologisch-sozialen Dilemmata zu veranschaulichen, zu erklären oder gar vorherzusagen. Das Verhalten anderer dient als Orientierungspunkt bezüglich der Ausrichtung des eigenen Verhaltens. Kooperiere ich oder verhalte ich mich egoistisch, trage ich zum Erhalt der Ressource bei und verzichte auf einen momentanen Gewinn oder beute ich die Ressource aus, um kurzfristig meinen Gewinn zu maximieren? Eine entscheidende Frage bei der Erörterung ökologisch-sozialer Dilemmata. Wonach richten Individuen ihr Verhalten in ökologisch sozialen Dilemmata aus? Was beeinflußt Menschen in ihrem Tun? Wer oder was trägt die Verantwortung oder gar die Schuld für dieses Tun?

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sollen 3 verschiedene empirische Studien, die für die Analyse des Einflusses von Attributionen auf das Verhalten in ökologisch-sozialen Dilemmata wichtig sind, hinsichtlich ihres konzeptionellen Designs, der Durchführung und der Ergebnisse dargestellt und diskutiert werden.

2 Ökologisch-soziale Dilemmata

Um die ökologisch-sozialen Dilemmata angemessen behandeln zu können, muß vorher das Konzept der sozialen Dilemmata näher erläutert werden.

2.1 Soziale Dilemmata

Wie bereits in der Einleitung der Arbeit erwähnt, gewinnen Probleme wie Umweltverschmutzung, Übervölkerung, Ausnutzung von nur begrenzt vorhandenen Ressource in den letzten Jahren an immer größerer Bedeutung. Im Zuge dieser traurigen Entwicklung rückt die Untersuchung sozialer Dilemmata immer weiter in den Fokus der wissenschaftlichen Betrachtung. Eine von Robyn M. Dawes gegebene Definition sozialer Dilemmata lautet folgendermaßen:

"Such dilemmas are defined by two simple properties: (a) each individual receives a higher payoff for socially defecting choice (e.g. having additional children, using all the energy available, polluting his or her neighbors) than for a socially cooperative choice, no matter what the other individuals in society do, but (b) all indivduals are better off if all cooperate than if all defect" (Dawes,R.M.,1980).

Eine erste angemessene experimentelle Umsetzung des Konzeptes erfolgte in der Sozialpsychologie im Rahmen der Spieltheorie. Dabei werden soziale Konfliktsituationen (z. B. Gefangenendilemma), insbesondere Ressourcenspiele (z.B. Fischereikonflikt) simuliert. Sie werden modellhaft nachgestellt, um Erkenntnisse über Kooperations- und Entscheidungsverhalten von Menschen in Dilemmasituationen zu gewinnen.

Im Mittelpunkt dieser Simulationsspiele, besonders der Ressourcenspiele, steht eine gemeinsame Nutzung einer Ressource. Diese kann durch einen computersimulierten Teich, in dem Fische leben, dargestellt werden oder sie besteht aus Chips, Schokolade oder ähnlichem. Die Spieler haben die Möglichkeit einen gewissen Anteil an der Ressource für sich zu beanspruchen. Die Spielregeln sind allerdings so gestaltet, daß die Gewinnmöglichkeiten für die ganze Gruppe kleiner werden, wenn einige wenige mehr aus der gemeinsamen Ressource beanspruchen als die Allgemeinheit. Das Spiel beinhaltet also für die Spieler eine Dilemmasituation: Entnehmen sie wenig aus der Ressource, verhalten sich also kooperativ, ist der individuelle Gewinn klein, aber die Ressource bleibt für die Allgemeinheit erhalten. Entnehmen sie viel, verhalten sich also nicht-kooperativ, können sie den eigenen Gewinn vermehren, tragen aber auf Dauer zur Vernichtung der Ressource bei und verringern ihre eignen Gewinnchancen. Das Spiel besteht aus mehreren Runden, wobei verschiedene Versuchsbedingungen variiert werden können. Diese Variationen können z.B. hinsichtlich des Kommunikationsverhaltens der Mitspieler untereinander, der Rückmeldung über die Entnahme aus der Ressource, der Gruppengröße oder des Ziels (hohe Entnahme vs. niedrige Entnahme) bestehen.

Innerhalb des Konzeptes der sozialen Dilemmata werden zwei verschiedene Formen unterschieden, die an dieser Stelle genannt und kurz erläutert werden sollen. Da sind zum einen die Nutzungsdilemmata und zum anderen die Beitragsdilemmata:

(1) Bei Nutzungsdilemmata (take-some-game) steht ein gemeinsam genutztes Gut im Mittelpunkt. Alle beteiligten Personen haben Anteil an einer Ressource. Der Gewinn aus dieser Ressource kommt jedem Individuum zugute und der Schaden an der Ressource trifft alle Beteiligten zu gleichen Teilen.
(2) Eine weitere Form sozialer Dilemmata sind die Beitragsdilemmata (give-some-games). Hierbei muß das Individuum zur Schaffung oder Erhaltung einer Ressource/ eines Gutes etwas beitragen.

Eng verbunden mit dem Konzept der sozialen Dilemmata ist das Konzept der sozialen Falle von Platt (1973). Schroeder definiert die soziale Falle (social trap) folgendermaßen:

"Social traps are situations in which individuals behave in order to obtain short-term positive consequences for themselves but in which the long-term effects of the collective actions are negative, both for the individual and for some larger group or society as whole" (Schroeder et al., 1982, 523.)

Sie wird also sichtbar in der individuellen vs. der kollektiven Rationalität4.

2.2 Ökologisch-soziale Dilemmata

Ökologisch-soziale Dilemmata, `Allmende-Klemme´ oder auch `commons dilemma´ genannt, sind ein Teil des ganz alltäglichen Lebens und treten in den unterschiedlichsten Formen auf. Im ökologisch-sozialen Dilemma ist neben der bereits erwähnten sozialen Falle die Zeitfalle (temporal trap) von wesentlicher Bedeutung. Diese meint, daß die Handlungseffekte der am Dilemma beteiligten Personen erst zeitverzögert eintreten und damit oft nicht in das Bewußtsein der Handelnden gelangen. Es kommt damit zu einer Abwertung der zukünftigen Ereignisse. Nach Ernst (1999) wirkt die Zeitfalle dadurch, daß Ereignisse, die in der Zukunft liegen, als subjektiv ferner, unwichtiger oder auch unwahrscheinlicher erscheinen. Sie liegen also nicht so sehr im Blickfeld des Entscheidenden wie gegenwärtige Ereignisse. Neben der Zeitfalle spielt häufig auch die räumliche oder lokale Fallen eine Rolle (vgl. Vlek & Keren, 1992). Dabei können die Handlungen, die an einem Ort ausgeführt werden, an anderen Orten negative Konsequenzen hervorrufen. Es erfolgt dadurch eine räumliche Verteilung von Gewinn und Verlust. Ein soziales-ökologisches Dilemma beinhaltet also im wesentlichen zwei tragende Momente. Da wären zum einen die langfristigen ökologischen Schäden (z.B. Überfischung, Waldsterben oder Luftverschmutzung ect.), die durch das andere Moment, die Interessen des einzelnen an einer Gewinnmaximierung durch die Nutzung des Allgemeingutes (Rodung edler Hölzer verspricht einen hohen Gewinn für den Lieferanten → verursacht die Rodung von Waldgebieten → es kommt zu Klimaveränderungen die schädliche Auswirkungen auf die Allgemeinheit haben, da die Aufforstung nicht ausreicht) hervorgerufen werden.

Um Ursachen/Faktoren, die an ökologisch-sozialen Dilemmata beteiligt sind, besser eingrenzen zu können, bedient man sich der vorher bereits einmal erwähnten Ressourcenspiele (siehe S.3-4). Damit ein sinnvoller Umgang mit der zur Verfügung stehenden Ressource möglich ist, muß der Handelnde auf das ihm zur Verfügung stehende Wissen zurückgreifen. Für die Entscheidungsfindung bzgl. des korrekten Handelns sind zwei Wissenskomponenten notwendig, auf die abschließend noch eingegangen werden soll. Dabei handelt es sich um das ökologische Wissen und um das soziale Wissen.

"Mit dem ökologischen Wissen sind die Gedächtnisinhalte und Lernvorgänge gemeint, die sich auf die Ressource, deren Veränderung übe die Zeit und insbesondere deren ökologische Tragfähigkeit beziehen". (Ernst, 1999, S.38)

"Mit sozialem Wissen werden die Gedächtnisinhalte und Lernprozesse bezeichnet, die die anderen am Dilemma beteiligten Personen zum Gegenstand haben. Zu diesen Gedächtnisinhalten zählen die Absichtsattributionen, die Zuschreibung von Motiven, von Berechenbarkeit und Vertrauenswürdigkeit und die laufenden Veränderung der Einschätzung, aber auch Vorhersage des zukünftig zu erwartenden Verhaltens der anderen."(Ernst, 1999, S. 39).

3 Attributionstheorien

Im Rahmen dieser Arbeit kann natürlich nicht im Detail und auch nicht auf jede Attributionstheorie eingegangen werden. Es soll nur ein Überblick gegeben werden, der es ermöglicht, das Thema der Arbeit angemessen zu behandeln. Aus diesem Grund werden die Theorien nur angerissen und stark vereinfacht wiedergegeben.

In der Attributionsforschung geht es um die

Ursachenzuschreibung für eigene und fremde Handlungen, dabei stehen die Prozesse im Mittelpunkt, aufgrund derer Menschen die Ursachen von eigenem Verhalten und fremden Verhalten schlußfolgern (vgl. Meyer & Schmalt, 1978).

Attributionen sind die Grundlage des sozialen Wissens (s.o.), welches es dem Individuum ermöglicht, sich ein Abbild der sozialen Umgebung in einer Dilemmasituation zu schaffen und bildet somit eine wichtige Grundlage für das Handeln. Zuerst soll auf die drei wichtigsten Attributionstheorien in historischer Reihenfolge eingegangen werden.

(1) Attributionstheorie (Fritz Heider,1958)
(2) Theorie der korespondierenden Inferenzen (Jones & Davis, 1965)
(3) Die Kovariationstheorie (Harold H. Kelley)

Zum Abschluß wird in einem Unterkapitel auf Attributionsfehler eingegangen.

[...]


1DIE ZEIT 1999, Nr. 25

2Ökologisch-soziale Dilemmata werden im Rahmen der Arbeit auch als `commons dilemma´ oder `Allmende-Klemme´ bezeichnet.

3"Ökologisch-soziale Dilemmata sind eine Sonderform sozialer Dilemmata, bei der nicht nur die Menschen untereinander, sondern auch Mensch und natürliche Umwelt in charakteristischer Weise voneinander abhängen. Es handelt sich um eine Situation, in der Menschen eine sich selbst begrenzt regenerierende Ressource gemeinsam nutzen. Die Ressource kann durch Übernutzung geschädigt, sogar ausgelöscht werden. Der Gewinn aus der Nutzung des Umweltgutes entsteht sofort, durch etwaige Übernutzung entstehende Verluste aber zeitverzögert ".

4Spieler (Mitglieder einer Gruppe) sind rational, d.h. sie entscheiden über ihre Wahl (Handlung) aufgrund der vorliegenden Spieldaten (Informationen bzgl. der Ressource) und ihrer eigenen Präferenzen, die über die Zeit konstant sind.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Der Einfluß von Attributionen auf das Verhalten in Ökologisch-Sozialen Dilemmata
Hochschule
FernUniversität Hagen  (Verhaltenswissenschaften)
Note
1,7
Autor
Jahr
1999
Seiten
27
Katalognummer
V6745
ISBN (eBook)
9783638142472
Dateigröße
469 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Attributuion, Verhalten, ökologisch, sozial, Dilamma, ökologisch-soziale Dilemmata, korrespondierende Inferenzen, Kovariationsprinzip, Fritz Heider, Attributionsfehler
Arbeit zitieren
Hanka Schmidt (Autor:in), 1999, Der Einfluß von Attributionen auf das Verhalten in Ökologisch-Sozialen Dilemmata, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6745

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