Problematische Verläufe der Leistungserziehung - Lernschwächen in der Grundschule


Seminararbeit, 2003

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I Einleitung:

II Hauptteil:
1. Welche Bedeutung hat der Eintritt in die Schule?
2. VERHALTENSSTÖRUNG:
2.1. Wann ist mein Kind „verhaltensgestört“?
2.2 Ursachen: Wie kommt es zur Verhaltensstörung?
2.2.1.Mögliche Komplexe Ursachen:
2.2.2. Mögliche familiäre und soziale Ursachen
2.3.Geschlechtsspezifische Untersuchungen/ Beobachtungen:
2.4. Aufgaben der Schule
3. WAHRNEHMUNGSAUFFÄLLIGKEITEN:
3.1. Was bedeutet wahrnehmungsgestört?
3.2. Ursachen
3.2.1. Mögliche Komplexe Ursachen
3.2.2. Mögliche soziale, familiäre und schulische Ursachen:
3.3. Förderungsmaßnahmen:
3.4. Kontaktadressen:
4. Das Problem des Schulsystems
5. Aufgaben der Schule und der Wandel der Gesellschaft von früher (1960) und heute

III. Schluss

IV. Literaturverzeichnis:

Problematische Verläufe der Leistungserziehung

Lernschwäche und schulische Minderleistungen in der Grundschule am Beispiel Verhaltensstörung und Wahrnehmungsstörung, sowie der Wandel der Gesellschaft

I. Einleitung:

Das Thema Leistung gewinnt in unserer heutigen Gesellschaft mehr und mehr an Bedeutung, man könnte es sogar als das „Trendwort der Nation“ bezeichnen. Nicht ohne Grund charakterisiert man unsere heutige Industriegesellschaft zunehmend als Leistungsgesellschaft. Wer etwas erreichen, erfolgreich und finanziell abgesichert sein will, muss dafür arbeiten und das nicht zu knapp. Die Leistung ist es doch, die heutzutage entscheidet welche soziale Position und welchen Rang einem Menschen innerhalb der Gesellschaft zukommt. Dieser Druck ist schon im Grundschulalter zu spüren, erstreckt sich über die ganze Schulzeit via Ausbildung bis hin zum Beruf. Selbst da ist der Druck noch nicht zu Ende, denn fast jeder Betrieb baut aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage Arbeitsplätze ab und wer möchte da auch schon dabei sein. Das Kind wird also schon recht frühzeitig daran gewöhnt, dass es notwendig ist zu lernen, den Erwartungen der Institution Schule und denen der Eltern zu entsprechen. Schon komisch, dass die Gesellschaft, gerade wo Leistung doch so wichtig geworden ist, zunehmend beklagt , unsere Schüler „...werden immer dümmer...“ (PISA-Studie). „Schon 1988 kam der SPIEGEL zu dem Schluss, dass die Schule ein Tollhaus geworden sei.1995 konstatierte er: „Noch nie ist es so schwer gewesen, aus Kindern Erwachsene zu machen.“ (Keller 2000, S.15)

Aber woran liegt das, dass die Schüler zunehmend schlechte Noten mit nach Hause bringen, unkonzentriert, verhaltensauffällig etc. sind? An den Schülern selber? Oder an der Gesellschaft?

Um diese und andere Fragen geht es im Folgenden.

II Hauptteil:

1. Welche Bedeutung hat der Eintritt in die Schule?

Das unbeschwerte Leben ist bald vorbei, der „Ernst des Lebens“ beginnt etc., mit diesen oder ähnlichen Worten bereiten die Eltern ihre Kinder schon während der Kindergartenzeit auf den 1.Schultag vor und sprechen ihr in diesem Moment eine ungeheure Wichtigkeit zu. Das Kind merkt schnell, dass es sich nun auf einer entscheidenden Entwicklungsstufe befindet. Verstehen kann es den Zusammenhang und den Grund, warum alle plötzlich von der Schule reden, jedoch noch nicht so ganz. Es ist irritiert und geht mit einem mehr oder weniger klarem Bild am 1.Schultag zur Schule.

Auch wenn es in den ersten Schultagen noch verhältnismäßig ruhig und spielerisch abläuft, treten doch einige grundsätzliche Veränderungen in das Leben des Kindes ein: Das Kind muss über einen längeren Zeitraum stillsitzen, zuhören, mitdenken können. Es kommt langsam aber sicher in Prüfungssituationen und lernt Leistungsdruck kennen etc. In konkreter Gegenüberstellung mit Gleichaltrigen lassen sich nun zum ersten Mal Unterschiede in körperlicher, geistiger und seelischer Entwicklung erkennen und spätestens jetzt „fallen einige aus dem Rahmen“. Sei es durch schulische Minderleistungen und/oder durch Verhaltensauffälligkeiten, wie Stören des Unterrichts, Aggressivität zu Mitschülern oder extrem schüchternes Verhalten. Kinder mit ernsthaften Lernschwierigkeiten am Schulanfang sind nicht selten. Immerhin 15% können sie nicht ohne professionelle pädagogische Hilfe überwinden (vgl. Breuer/ Weuffen 1999, S.21).

Schulprobleme gehören zum Alltag. Für Eltern und Lehrer ist es leicht das Kind als dumm, desinteressiert, unmotiviert, faul, frech und vorlaut abzutun, doch damit ist es nicht getan. Wichtig ist es hierbei, nicht das Kind als den Schuldigen abzustempeln, der trotz tausendfacher Ermahnung keine Lust hat, etwas gegen seine Verhaltensfehler zu unternehmen, sondern es als Opfer körperlicher, sozialer oder familiärer Defizite anzusehen. Erst das Verständnis für die komplexen Zusammenhänge macht es möglich, gezielt nach Lösungswegen zu suchen und dem Kind mit seinen individuellen Schwächen zu helfen.

Problematisch, nicht nur für den Betroffenen selbst, für dessen Eltern und Lehrer, sondern für die Leistungsentwicklung einer ganzen Schulklasse, ist eine solche Lernschwäche. Diese Kinder brauchen mehr Aufmerksamkeit und fordern sie auch ein, bewusst oder unbewusst.

Ein Ungerechtigkeitsgefühl seitens der anderen Kinder kommt auf. Hyperaktive Kinder stören zudem noch erheblich den Unterricht Sie rennen ungehemmt in der Klasse herum, rufen laut in die Klasse und regen nicht selten ihre Mitschüler noch zusätzlich zum Mitmachen an. Ein solches Verhalten raubt Lehrern den letzten Nerv und ist keine gute Voraussetzung für ein angenehmes Klassenklima, welches gerade am Schulanfang so bedeutend ist.

Deswegen ist es wichtig, dass bestimmte Ursachen der Lernschwäche geklärt werden und Behandlungsmethoden bekannt sind, um falsche Diagnosen und Verfahren, oder eine völlige Nichtbeachtung dieser Störung in Zukunft möglichst ausschließen zu können.

Im Folgenden werden zwei häufige Störungen beschrieben, welche das Kind erheblich in seiner Lernentwicklung beeinträchtigen. Es werden Verhaltensmuster aufgezeigt, Ursachen geklärt, Ratschläge für Kinder/ Eltern und Lehrer gegeben und mögliche Kontaktstellen genannt. Denn nur wenn man die Ursache erkennt, kann man dem Leiden Abhilfe verschaffen.

2. VERHALTENSSTÖRUNG:

2.1. Wann ist mein Kind „verhaltensgestört“?

Verhaltensstörungen bei Kindern ist ein stark zunehmendes Problem unserer Gesellschaft. Vor allem Lehrer beklagen, dass verhaltensauffällige Kinder einen großen Anteil ihrer päd. Arbeit in Anspruch nehmen und die Konzentration auf die wesentliche Funktion der Schule mehr und mehr vernachlässigt wird. Viele Lehrer fühlen sich zudem überfordert und beklagen eine mangelnde Ausbildung in dem Bereich.

Unter Verhaltensstörung wird eine Vielzahl von „auffälligem Verhalten“ zusammengefasst, hier nur einige Beispiele: Lügen, Stehlen, Schule schwänzen, permanentes Stören, Hyperaktivität (motorische Unruhe), Tics (unwillkürliches Zucken), Aggressivität, Mutismus (Verstummen), Autismus (psychotischer Rückzug auf das Selbst), ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom), Enuresis (Einnässen) etc.

Diese Mannigfaltigkeit des Begriffes „verhaltensgestört“ macht eine genaue Eingrenzung problematisch. Erschwerend kommt noch hinzu, dass das Urteil, ob ein Kind verhaltensgestört ist oder nicht, seitens einzelner Interaktionspartner und beurteilenden Instanzen wie Ärzte, Erzieher, Lehrer etc. gefällt wird und daher höchst subjektiv ist. Studien zufolge zeigen 10-12% aller Kinder im Grundschulalter psychosoziale Auffälligkeiten. Das sind immerhin 2-3 schwierige Kinder pro Klasse, und die Tendenz ist steigend. 5% dieser Kinder haben ernsthafte Probleme und müssten individuell betreut werden (vgl. Bornhaupt/Hurrelmann 1991, S.31).

Eine grobe Übersicht des weitläufigen Begriffes gibt folgende Kategorisierung:

- Motorische Unruhe ( ADS, Hyperaktivität-ADHD etc.)
- Verbale Aktivitäten (Schwätzen, Reinreden, Stören )
- Psychische Störungen (Autismus, Überängstlichkeit, Depressionen, Tagträumen etc.)
- Störungen im Bereich des Lernens (Konzentrationsmangel, Antriebslosigkeit etc.)
- Sozialisierte Delinquenz (Aggressivität, Überanpassung, Kontaktarmut, etc.)

2.2 Ursachen: Wie kommt es zur Verhaltensstörung?

2.2.1.Mögliche Komplexe Ursachen:

- Organische Risikobedingungen, so führt z.B. eine zu niedrige, bzw. zu hohe Reizbarkeit des autonomen Nervensystems oder andere prä-, peri- oder postnatale Störungen des zentralen Nervensystems zur Hyperaktivität, mangelnden Impulskontrolle oder extremer Reizbarkeit etc. (vgl. Keller 2000, S.155)
- Forscher sind sich heute einig, das Hyperaktivität oder das Aufmerksamkeits- Defizit- Syndrom nichts mit erzieherischen Fehlverhalten zu tun hat, sondern Defizite der Hirnfunktion die Ursache sind. Die Betroffenen können die Umweltreize nicht filtern, können wichtige und unwichtige Sinneseindrücke nicht voneinander trennen. Die Konzentration auf nur eine Sache fällt somit schwer. Diese Krankheit begünstigende Faktoren sind Experten zufolge Alkohol- und Drogenmissbrauch der Mutter während der Schwangerschaft, eine zu frühe Geburt, zu hohe Bleibelastung in der Kindheit und Hirnverletzungen. Es ist jedoch zu beachten, dass unter ungünstigen sozialen Bedingungen Verhaltensstörungen enorm verstärkt werden können.
- Allergien, Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen, hormonale Störungen die über eine längere Zeit hin andauern
- Anfallsleiden, Epilepsie, psychotische Erkrankungen (Depressionen etc.)
- Umweltgifte, Alkohol- und Drogenkonsum
- Lange glaubte man eine Minimale cerebrale Dysfunktion (MCD), ausgelöst durch Störungen vor, nach oder während der Geburt entwickelt führe zu Koordinationsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, sensorischer und motorischer Hyperaktivität. Diese These war lang umstritten und wurde aufgrund von mehreren Gegenbeispielen 1975 letztendlich ganz verworfen.

2.2.2. Mögliche familiäre und soziale Ursachen

- ungünstige Entwicklungsbedingungen und Beziehungskonstellationen, traumatische frühkindliche Erlebnisse, die eine Verhaltensauffälligkeit auslösen können:
- das Beispiel Scheidung :

Scheidung ist ein gravierender Eingriff auf die Entwicklung der ganzen Familie, besonders leidtragend sind jedoch die Kinder. Besonders wichtig ist es, dass die Kinder auch nach der Trennung Kontakt zu beiden Elternteilen haben. Ist dies nicht der Fall, leiden sie jahrelang unter der Trennung.

Der Glaube an eine Schonung der Kinder durch die Erhaltung der eigentlich längst zerrütteten Ehe, ist längst widerlegt. Viele Beobachtungen zeigen, dass diejenigen Kinder, die jahrelang Streitigkeiten ihrer Eltern ertragen mussten, mehr Probleme hatten als ihre Altersgenossen aus Trennungsfamilien.

Eine amerikanische Studie belegt diese These stützend und betont, dass sich Verhaltenstörungen seitens der Kinder schon vor einer endgültigen Trennung verzeichnen lassen.

„Mindestens ein Jahr vor dem Ende der Ehe sind die negativen Effekte einer Scheidung bei Teenagern zu erkennen. Scheidung ist ein Prozess, nicht nur ein einzelnes Ereignis im Leben dieser Kinder.“

Yongmin Sun, Ohio State University

In einigen Fällen produzieren Kinder absichtlich Verhaltensauffälligkeiten, weil sie es als ihre einzige Chance ansehen, die auseinander klaffende Beziehung zusammenzuhalten.

[...]

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Details

Titel
Problematische Verläufe der Leistungserziehung - Lernschwächen in der Grundschule
Hochschule
Universität Münster
Veranstaltung
Ansätze zur Leistungserziehung
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
21
Katalognummer
V67329
ISBN (eBook)
9783638602587
ISBN (Buch)
9783656791164
Dateigröße
475 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Problematische, Verläufe, Leistungserziehung, Lernschwächen, Grundschule, Ansätze, Leistungserziehung
Arbeit zitieren
Katja Dirkers (Autor:in), 2003, Problematische Verläufe der Leistungserziehung - Lernschwächen in der Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67329

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