Genderspezifische Beschäftigungshemmnisse in Deutschland - ein Vergleich mit anderen Sozialstaaten auf der Basis von Gøsta Esping-Andersens Typologie


Seminararbeit, 2005

22 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Empirie: Integration von Frauen auf dem Arbeitsmarkt
2.1. Die Beschäftigungssituation von Frauen in Deutschland
2.2. Ausbildung versus Beschäftigung:
2.3. Die Rolle der Teilzeitarbeit

3. Politische Einflüsse auf die Integration von Frauen auf dem Arbeitsmarkt
3.1. Einflüsse in der Gesetzgebung
3.2. Gesellschaftspolitisches Hindernis: Die Bereitstellung haushaltsnaher Dienstleistungen am Beispiel der Kinderbetreuung
3.3. unterschiedliche Sozialstaatsmodelle: Merkmale und Auswirkungen auf die Integration von Frauen auf dem Arbeitsmarkt

4. Zusammenfassung

5. Ausblick

6. Literaturverzeichnis
6.1. Empirie
6.2. Internetquellen
6.3. Sonstige Quellen

1. Einleitung

„Der Sozialstaat im politischen System der Bundesrepublik Deutschland“ – so der Titel des Seminars, dessen Besuch Grundlage für die vorliegend Arbeit war. Hierbei spielten die historische Entwicklung des Sozialstaates sowie die gesetzlichen Eckpfeiler der Sozialgesetzgebung in Deutschland eine gewichtige Rolle; von besonderem Interesse waren hierbei Struktur des Sozialstaates und die Rechtsansprüche auf Leistungsbezug von Bedürftigen. Spätestens bei der näheren Betrachtung dieser Leistungen kamen im Seminar – und kommen auch in der Öffentlichkeit – Diskussionen mit dem Schwerpunkt der „sozialen Gerechtigkeit“ auf. Sollen sich die ausgezahlten Leistungen an den in die Sozialversicherungs­systeme eingezahlten Beiträgen bemessen?

Sollen sie vielmehr an den persönlichen Bedürfnissen der Betroffenen orientiert sein? Oder soll eine für alle Leistungsbezieher gleiche Grundsicherung übernommen werden? Die Schwerpunkte der Diskussionen finden sich also hauptsächlich im Bereich der Gerechtigkeits­definitionen (Leistungs- versus Bedarfsgerechtigkeit); gender­spezi­fische Erwägungen werden nur begrenzt berücksichtigt. Dies hat seinen Grund darin, dass bei der Berechnung von Sozialleistungen mit wenigen Ausnahmen (z.B. Erschwerniszulagen bei Schwangerschaften) das Geschlecht des Leistungsbeziehers keine Rolle spielt, da diese auf der Basis von Beschäftigungszeiten und –volumina sowie dem ehemaligen Verdienst stattfindet.

In der vorliegenden Arbeit soll nun daher untersucht werden, welche geschlechtsspezifischen Unterschiede im Bereich der Beschäftigungs­volumen und Verdienste in Deutschland vorzufinden sind, wo deren Ursachen liegen und wie andere Sozialstaaten vorgehen, um Männern und Frauen – zumindest annähernd – gleiche Beschäftigungs­situationen zu ermöglichen.

Um dieser Frage nachzugehen, wird in dieser Arbeit zunächst in einem empirischen Teil auf die aktuelle Beschäftigungssituation von Frauen auf dem deutschen Arbeitmarkt eingegangen werden. Besondere Berücksichtigung sollen hierbei die Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes finden. Im Anschluss daran soll auf der Grundlage der Darstellung gesellschaftspolitischer sowie finanz- bzw. steuerpolitischer Sachverhalte versucht werden, einige der Ursachen für die mangelnde Integration von Frauen auf dem Arbeitsmarkt auszumachen. Sofern hierbei deutliche Einflüsse auf die Beschäftigungssituation von Frauen erkennbar sind, wird anhand anderer Staaten kurz dargestellt, welche Wirkungen alternative Gesetzgebungsmodelle auf die Beschäftigungssituation von Frauen haben können. Nur kurz beschrieben werden sollen an dieser Stelle die Theorien unterschiedlicher Sozialstaatsmodelle (selektiver, kategorialer und universeller Sozialstaat)[1].

Hier sollen einige charakteristische Unterschiede zu der Situation der Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt angeführt werden, dies besonders betreffs der steuerlichen Anreize an Frauen zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit sowie der Bereitstellung haushaltnaher Dienstleistungen am Beispiel der Kinderbetreuung.

2. Empirie: Integration von Frauen auf dem Arbeitsmarkt

2.1. Die Beschäftigungssituation von Frauen in Deutschland

Sowohl im Bezug auf Erwerbs[2] - als auch auf Erwerbstätigenquoten[3] liegen in Deutschland die Frauen deutlich unter den entsprechenden Quoten von Männern[4], und auch der Anteil der Frauen, die lediglich eine Teilzeitstelle besetzen übersteigt den der Männer beträchtlich[5]; eine quantitativ gleichwertige Integration von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt kann also nicht festgestellt werden.

Doch wie ist es um eine qualitative Gleichstellung bestellt? Frauen weisen ein höheres Bildungsniveau als Männer auf: 56% der Abiturienten waren im Jahr 2001 Frauen[6], und 2002 stellten Frauen erstmals mit 50,6% die Mehrheit der Studienanfänger[7]. Kann nun aufgrund dieser Daten davon ausgegangen werden, dass sich dieser Bildungsvorsprung auf dem Arbeitsmarkt auszahlt, Frauen also auch bezüglich ihrer Stellung im Beruf mit Männern gleichziehen? Auch hier lautet die Antwort nein: zum einen ist festzustellen, dass sich Frauen andere Berufs- und Ausbildungsbereiche erschließen als Männer, zum anderen scheinen Frauen auch bei der Karrieregestaltung im Nachteil[8] zu sein und bestimmte Positionen nicht so häufig zu erreichen wie Männer, obwohl sie unter gleichen quantitativen Bedingungen den Weg in ein bestimmtes Berufsbild eingeschlagen haben. Am Beispiel von Hochschulkarrieren sei dies im Verlauf dieser Arbeit noch deutlicher dargestellt.

Es stellt sich nun also die Frage, wie diese Diskrepanzen erklärt werden können: weshalb sind in Deutschland auf dem Arbeitsmarkt signifikante Integrationsdefizite bezüglich der Beschäftigung von Frauen erkennbar und wodurch entstehen diese?

2.2. Ausbildung versus Beschäftigung:

Wie in der Einleitung bereits angedeutet wurde, ist ein erhebliches Missverhältnis zwischen der Ausbildungs- und der Beschäftigungssituation von Frauen festzustellen[9]: obwohl Frauen durchschnittlich eine höhere Bildung aufweisen können und auch bei der Anzahl der Studienanfänger mittlerweile die Männer übertroffen haben, ist ihr Anteil in der Arbeiterschaft, im Beamtentum, unter den Selbstständigen, im Handel und im produzierenden Gewerbe nach wie vor deutlich geringer als der der Männer; lediglich im Dienstleistungssektor und im Bereich der mithelfenden Familienangehörigen stellen sie die Mehrzahl der Arbeitnehmer[10]. Doch selbst im akademischen Sektor lässt die Gleichberechtigung auf sich warten: so stellten Frauen im Jahr 2002 zwar wie bereits angeführt mit 50,6% der Studienanfänger die Mehrheit, doch im Hinblick auf die an der Universität erreichten Abschlüsse übernehmen wieder die Männer die Mehrheit[11]. Frauen stellten 2002 44% der Absolventen mit Diplom oder einem vergleichbaren Abschluss, 36% der neu Promovierten waren Frauen. 22% der Personen, die ein Habilitierungsverfahren erfolgreich abschlossen waren weiblich; sie hatten 2002 knapp über 10% der Professuren in Deutschland inne, wobei ihr Anteil an C4-Professuren lediglich 8% ausmachte.

[...]


[1] Esping-Andersen, Gøsta: „The three worlds of welfare kapialism“; Princeton University Press; Princeton; 1990. Es sei hier angemerkt, dass die von Esping-Andersen verwendete Typologie in dieser Arbeit nicht Gegenstand der Untersuchung sein soll. Sie soll lediglich als Grundlage und zur Verdeutlichung praktizierter Prinzipien dienen.

[2] Prozentualer Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Erwerbslose) an der Bevölkerung; zitiert nach: Statistisches Bundesamt (Hrsg.): „ 10 Jahre Erwerbsleben in Deutschland - Zeitreihen zur Entwicklung der Erwerbsbeteiligung 1991 - 2001“; Wiesbaden; 2002; S. 37.

[3] Prozentualer Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung; zitiert nach: a.a.O.; S. 38.

[4] Statistisches Bundesamt (Hrsg.): „Datenreport 2004 – Zahlen und Fakten über die Bundesrepublik Deutschland“; Bonn, 2004; S. 100f.

[5] Statistisches Bundesamt (Hrsg.); „Beschäftigung nach Wochenstundenzahl“; Stand: 27.04.2004; in: http://www.destatis.de/basis/d/erwerb/erwerbtab2.php; 21.09.2004.

[6] Statistisches Bundesamt (Hrsg.): „Statistisches Jahrbuch 2003 Inland“; Wiesbaden; 2003; S. 377.

[7] Datenreport 2004; S. 83.

[8] Statistisches Bundesamt (Hrsg.): „Im Blickpunkt: Frauen in Deutschland“; Wiesbaden; 2004; S. 16-23.

[9] „Im Blickpunkt: Frauen in Deutschland“; a.a.O.

[10] Statistisches Bundesamt (Hrsg.); „Geschlechtsspezifische Darstellung der Stellung im Beruf“; Stand: 24.06.2004; in: http://www.destatis.de/basis/d/erwerb/erwerbtab1.php; download: 27.09.2004.

[11] f.d.F. gilt: „Im Blickpunkt: Frauen in Deutschland“; a.a.O.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Genderspezifische Beschäftigungshemmnisse in Deutschland - ein Vergleich mit anderen Sozialstaaten auf der Basis von Gøsta Esping-Andersens Typologie
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft)
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V67296
ISBN (eBook)
9783638602495
ISBN (Buch)
9783656811466
Dateigröße
468 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Genderspezifische, Beschäftigungshemmnisse, Deutschland, Vergleich, Sozialstaaten, Basis, Gøsta, Esping-Andersens, Typologie
Arbeit zitieren
Jens Wutzke (Autor:in), 2005, Genderspezifische Beschäftigungshemmnisse in Deutschland - ein Vergleich mit anderen Sozialstaaten auf der Basis von Gøsta Esping-Andersens Typologie , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67296

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