Auswertung der BZgA-Homepage "drugcom" bezüglich der Cannabis-Prävention


Studienarbeit, 2006

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Kurzinformation zu Abhängigkeitserkrankungen
2.1 Allgemeines
2.2 Spezielles zur Cannabisabhängigkeit bei Jugendlichen

3. Grundzüge der Präventionsarbeit

4. Darstellung und Beschreibung des Internetprojekts

5. Sozialpädagogische Aspekte des Internetprojekts

6. Kritische Diskussion

7. Literaturnachweis:
Literaturverzeichnis
Internetverzeichnis:

1. Einleitung

Substanzabhängigkeiten kosten jährlich rund 214.300[1] Menschenleben. Hinzu kommen Tote und Verletzte aus drogen- und alkoholbedingten Verkehrsunfällen, in Folge von Substanz-konsum krank geborene Kinder (z.B. Alkoholembryopathie) etc. Ganz zu schweigen von den enormen ökonomischen Kosten durch Arbeitsausfälle, Arbeitsunfälle und durch die Abhängigkeit verursachte Fehler. Noch wesentlich dramatischer sind die Folgen für die Abhängigen und ihr Umfeld.

Das ist Grund genug für eine differenzierte und effektive Präventionsarbeit. Mit einem Projekt, das dem Bereich der Präventionsarbeit zuzurechnen ist, möchte ich mich nun befassen: dem Internetauftritt „drugcom.de“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Auf-klärung (BZgA). Meine Auswertung konzentriere ich auf die Cannabisprävention.

Nach einem kurzen Überblick über Abhängigkeitserkrankungen, speziell der Cannabis-problematik im Jugendalter, folgen Grundzüge der Präventionsarbeit. Um das Internetportal auszuwerten, beginne ich mit einer Beschreibung der Homepage hinsichtlich Aufbau, Infor-mationsgehalt und Funktionen sowie einer Betrachtung unter sozialpädagogischen Gesichtspunkten.

2. Kurzinformation zu Abhängigkeitserkrankungen

2.1 Allgemeines

Als Abhängigkeit werden „versch. Formen des Angewiesenseins auf best. Substanzen oder Verhaltensweisen“ (Pschyrembel 1998, S. 3) bezeichnet. Hierunter fallen Substanzab-hängigkeiten (psychoaktive Substanzen – vor allem Alkohol, illegale Drogen und Medika-mente), Essstörungen und Verhaltenssüchte (Arbeitssucht, Fernsehsucht, Spielsucht etc.). Zur Klassifikation von Substanzabhängigkeiten – nur die sind im Rahmen meiner Arbeit relevant – wird im deutschsprachigen Raum meist auf den ICD-10[2] oder das DSM IV[3] zurückge-griffen. Um den Substanzgebrauch, gegebenenfalls auch -missbrauch, zu verstehen, existieren unzählige Erklärungsmodelle verschiedener Disziplinen (Medizin, Psychologie, Biologie, Neurologie, Soziologie etc.). Teilweise wird mit Risiko- und Schutzfaktoren beispielsweise im familiären oder schulischen Bereich argumentiert, andere Theoretiker gehen von biologischen bzw. neurologischen Bedingungsfaktoren aus, wieder andere arbeiten mit Lerntheorien oder Etikettierungsansätzen[4]. Eine allgemein anerkannte Theorie, die Suchtverhalten vollständig erklären könnte, gibt es, vermutlich auf Grund der Komplexität der Erkrankung, nicht.

Dabei ist die Zahl der Betroffenen nicht zu vernachlässigen. Nach Schätzungen des Instituts für Therapieforschung (IFT) in München haben 2005 10,4 Millionen Menschen in riskantem Maße Alkohol konsumiert, weitere 1,7 Millionen haben Alkohol missbraucht und ebenso viele gelten als abhängig (vgl. DHS 2006a). Den Anteil der Raucher schätzt das Institut für Therapieforschung (IFT) auf 17,4 Millionen, wovon etwa 4,3 Millionen abhängig sind (vgl. DHS 2006b). Die Konsumenten illegaler Drogen (ohne Cannabis) ist dagegen, mit etwa 250.000 bis 300.000 Personen, fast zu vernachlässigen (vgl. DHS 2006c).

2.2 Spezielles zur Cannabisabhängigkeit bei Jugendlichen

Auf den Sonderfall Cannabis möchte ich nun näher eingehen, denn die Zahl der Jugendlichen, die Erfahrung mit Cannabis haben, nimmt zu. Während 1980 lediglich 14,4% der 18- bis 24-jährigen Cannabiserfahrung aufwiesen, waren es 2003 schon 42,7% (vgl. BMG 2004, S. 60). Auch das Einstiegsalter ist gesunken, allein zwischen 1993 (17,5 Jahre) und 2003 um über ein Jahr aus 16,4 Jahre (vgl. BZgA 2004a, S. 16). Gerade für sehr junge, wenig lebenserfahrene Konsumenten besteht eine erhöhte Suchtgefahr (vgl. vom Scheidt 2003, S. 108). Die 2 bis 5% derer, die dauerhaft regelmäßig Cannabis konsumieren, haben meist sehr früh begonnen (vgl. Kraus 2005; Settertobulte 2005). Das spricht dafür, dass besonders früher Cannabiskonsum eine erhöhte Gefährdung darstellt – nicht nur auf Grund der noch nicht abgeschlossenen körperlichen und geistigen Entwicklung[5].

Unter anderem an diesem Punkt muss die Präventionsarbeit ansetzen. Denn klar ist, dass Drogenkonsum häufig nicht vollständig zu verhindern ist. Jugendliche sind neugierig und erlebnisorientiert, wollen sich probieren, den Erwachsenenstatus erlangen bzw. suggerieren etc. Wenn der Konsum schon nicht zu verhindern ist, wird versucht, ihn möglichst lange hinaus zu schieben.

3. Grundzüge der Präventionsarbeit

Grundsätzlich wird zwischen primärer, sekundärer und tertiärer Prävention unterschieden. Vorbeugende Interventionen werden als primäre Prävention bezeichnet. In diesem Bereich ist meist noch kein – schädlicher – Konsum vorhanden. Unterstützende oder kurative Inter-ventionen gelten als sekundäre Prävention. Schädlicher Konsum soll durch sie möglichst eingedämmt werden, negative Folgen sollen gemildert und eine Abhängigkeitserkrankung verhindert werden. Zur tertiären Prävention, in der Regel rehabilitative, kompensatorische und eindämmende Interventionen, zählen Behandlungsangebote, Nachsorgemaßnahmen und verschiedenste Betreuungsangebote für langjährig Suchtkranke (vgl. Röhm 2002, S. 265, 277, 279)[6].

Das Projekt „drugcom.de“ kann meiner Meinung nach sowohl der primären als auch der sekundären Prävention zugeordnet werden, da nicht-drogenerfahrene Personen genauso angesprochen werden wie drogenaffine und drogengebrauchende junge Menschen Doch laut Jahresbericht 2003 wird das Internetportal von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung als Projekt mit sekundärpräventivem Ansatz beschrieben (vgl. BZgA 2004b, S. 40).

[...]


[1] Davon sind 140.000 Todesfälle auf Tabakkonsum und 73.000 auf die missbräuchliche Verwendung von Alkohol zurückzuführen. Die Zahl der Drogentoten ist 2004 auf 1.385 gesunken (vgl. Hamburger Abendblatt 2006).

[2] Der ICD (Inernational Statistical Classification of Diseases an Related Health Problems) ist ein internationales Klassifikationssystem von Krankheiten und verwandten Gesundheitsproblemen zur Verschlüsselung von Diagnosen. Es liegt derzeit in der 10. Revision vor (vgl. Pschyrembel 1998, S.735, 771). Eine Ausführung der Codierungen inkl. Suchmaschine findet sich z.B. unter www.dimdi.de/static/de/klassi/diagnosen/icd10/ls-icdhtml.htm

[3] Das DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) ist ein Handbuch zur Klassifikation psychischer Erkrankungen, herausgegeben von der American Psychiatric Association, aktuell vorliegend in der 4. Revision (vgl. Pschyrembel 1998, S. 370). Im deutschsprachigen Raum wird auch im psychiatrischen Bereich meist der ICD-10 genutzt.

[4] Genaueren Informationen über verschiedene Modelle beispielsweise bei Bettina Schmidt 1999, S. 65-80 oder bei Lorenz Böllinger, Heino Stöver und Lothar Fietzek 1995, S. 64-83.

[5] Wie schädlich Cannabis ist, wird in Fachkreisen immer wieder diskutiert. Beim Rauchen von Cannabis, wird das Atemsystem geschädigt (vgl. Kähnert 1999, S. 29). Es wird diskutiert, ob Cannabiskonsum in Zusammenhang mit Psychosen, Schizophrenie und dem sogenannten amotivationalen Syndrom steht. Neuste Studien deuten allerdings daraus hin, dass es sich hierbei um eine umgekehrte Kausaltität handelt, d.h. dass Personen, die dazu neigen eine Psychose etc. auszubilden, eher Cannabis konsumieren (vgl. Kleiber 2005). Unstrittig ist allerdings, dass Cannabis durchaus negative Auswirkungen, besonders auf junge Menschen, hat.

[6] Genauere Informationen zur Präventionsarbeit finden sich beispielsweise im Praxishandbuch Drogen und Drogenprävention (2002), herausgegeben von Helmut Arnold und Hans-Joachim Schille, S. 265-355 oder im Handbuch der Suchtprävention (2004), herausgegeben von Jens Kalke et al. (gesamtes Buch) oder in Drogengebrauch – Drogenmissbrauch (1997) von Klaus Hurrelmann und Heidrun Bründel, S. 106-133.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Auswertung der BZgA-Homepage "drugcom" bezüglich der Cannabis-Prävention
Hochschule
Hochschule München  (Fachbereich 11 Sozialwesen)
Veranstaltung
Suchtprobleme bei Kindern und Jugendlichen
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V67120
ISBN (eBook)
9783638599917
ISBN (Buch)
9783656782117
Dateigröße
428 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Auswertung, BZgA-Homepage, Cannabis-Prävention, Suchtprobleme, Kindern, Jugendlichen
Arbeit zitieren
Diplom-Sozialpädagogin (FH) Nina Braun (Autor:in), 2006, Auswertung der BZgA-Homepage "drugcom" bezüglich der Cannabis-Prävention, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67120

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