Zwischen Hoffnung und Verzweiflung - die Emotionsentwicklung in den ersten Monaten der Arbeitslosigkeit


Hausarbeit, 2006

31 Seiten


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Theoretische Fakten von Arbeitslosigkeit
2.1 Definitionen
2.2 Entstehung von Arbeitslosigkeit
2.2.1 Veränderung der Arbeitsvertragsbedingungen

3. Literaturstudium
3.1 Arbeitslosigkeit im Zusammenhang zur Biographie
3.2 Die Normalarbeitsbiographie
3.3 Phasen der Arbeitslosigkeit
3.4 Arbeitslosigkeit als Stigma
3.5 Lebensführung in der Arbeitslosigkeit
3.5.1 Alkoholismus
3.5.2 Freizeitverhalten, soziale Aktivitäten, soziale Beziehungen, Zeitmanagement
3.5.3 Partnerbeziehungen und Konflikte in der Familie
3.5.4 Selbstwertgefühl
3.5.5 Finanzielle bzw. ökonomische Situation und damit verbundene Lebensqualität
3.5.6 Ansehen und Stand in der Gesellschaft
3.5.7 Kleines Fazit

4. Die qualitative Befragung
4.1 Hypothesen
4.2 Stichprobenermittlung
4.3 Interviewleitfaden
4.4 Durchführung der Interviews
4.5 Probleme bei der Erhebung
4.6 Auswertung

5. Meine Erfahrungen

6. Abschluss

Anlagen

Interviewleitfaden

Literaturliste

1. Einleitung

Um die derzeitige Lage etwas besser zu verdeutlichen, zunächst einmal einige Sätze aus dem Arbeitsmarktbericht vom Januar 2006:

„Die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl hat von Dezember auf Januar deutlich zugenommen ... nach kräftigen Abnahmen ... im Dezember und ... November.“ (Seite 3)

„Bildet man ... einen Durchschnitt über die drei Wintermonate und mittelt so die gegenläufigen Effekte aus, errechnet sich immer noch ein beachtlicher Rückgang von monatsdurchschnittlich 34.000.“ (Seite 3)

„...Zugänge aus Erwerbstätigkeit von Älteren ab 45 Jahren ..., die im Januar überdurchschnittlich zugenommen haben...“ (Seite 4)

„Die Arbeitslosenquote, auf der Basis aller zivilen Erwerbspersonen, belief sich im Januar auf 12,1 Prozent.“ (Seite 4)

Die Situation der Erwerbslosigkeit spitzt sich in Deutschland immer mehr zu. Auch wenn in oben genanntem Arbeitsmarktbericht im Durchschnitt ein Rückgang zu verzeichnen ist, finde ich eine Arbeitslosenquote von über 12 Prozent doch noch sehr hoch.

In meiner täglichen Arbeit als Arbeitsvermittlerin und auch in der Rolle der Freundin von Arbeitslosen konnte ich mehr oder weniger intensiv die Erfahrung machen, dass die ersten Wochen der Erwerbslosigkeit sehr große Emotionsschwankungen beinhalten. Mal sehr motiviert und positiv in den nächsten Tag blickend – mal deprimiert und die Welt verfluchend mit einer großen Perspektivlosigkeit.

Die arbeitslosen Personen durchleben in ihrer „Karriere“ verschiedene Phasen mit ganz unterschiedlichen eigenen Emotionen und manchmal auch sehr verletzende Reaktionen durch die eigene Umwelt in ihrem sozialen Netzwerk.

Diese verschiedenen Phasen sollen im Folgenden etwas näher beleuchtet werden.

Die erste Idee dieser Hausarbeit war es, einige arbeitslose Personen zu ihrer Situation zu befragen. Aus verschiedenen Gründen konnte dies nicht durchgeführt werden (mehr dazu in Kapitel 4.2).

Zuerst wird sich diese Arbeit mit einigen theoretischen Fakten der Arbeitslosigkeit beschäftigen (Kapitel 2).

Weiterhin werden in Kapitel 3 mit Hilfe meines Literaturstudiums Aspekte der Arbeitslosigkeit näher beleuchtet. Diese Aspekte waren notwendig, um den Interviewleitfaden zu entwerfen.

Danach werden einige Thesen aufgestellt, die ich zu diesem Thema gebildet habe (Kapitel 4) und es erfolgt die Auswertung

2. Theoretische Fakten zur Arbeitslosigkeit

2.1. Definitionen

Es gibt in der Literatur verschiedene Definitionen der Arbeitslosigkeit.

Die formal gesetzlich festgelegte Definition im SGB III lautet:

§ 16 „Arbeitslose sind Personen, die .

1. vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen,
2. eine versicherungspflichtige Beschäftigung suchen und dabei den Vermittlungsbemühungen der Agentur für Arbeit zur Verfügung stehen ...“

Daneben bestehen aber noch viele andere Definitionen.

Unter anderem gibt es die Definition der Sockelarbeitslosigkeit. Dies bedeutet, dass es in einer Marktwirtschaft immer einen gewissen Prozentsatz Arbeitslosigkeit geben wird. Diesen Grundbestand aus arbeitslosen Personen kann man soziologisch auch als Lager oder Klasse bezeichnen (NEGT, 2002, Seite 233). Er besteht unter anderem aus Personen, die aus verschiedenen Gründen keine oder nur sehr wenig Chancen mehr haben, jemals wieder in ein normales Arbeitsverhältnis einzumünden.

An den Rändern und Grenzen der Sockelarbeitslosigkeit gibt es demzufolge entsprechende Mobilitäten, die durch saisonale oder konjunkturelle Entspannungen begründet auf Rationalisierungsschüben und Konkursen wieder ausgeglichen werden (NEGT, 2002, Seite 233).

Eine weitere Art der Arbeitslosigkeit ist die friktionelle Arbeitslosigkeit oder auch Schwellenarbeitslosigkeit.. Zu dieser Gruppe gehören die Menschen, die vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen, aber sehr schnell wieder eine neue Anstellung finden werden. Diese ist aber auch gekennzeichnet durch Phasen, in denen sich Personen zwischen zwei Ereignissen arbeitslos melden, zum Beispiel wenn sie die Schule beendet haben und das Studium oder die Ausbildung erst in einigen Monaten beginnt.

Man darf hier Arbeitslosigkeit nicht mit Erwerbslosigkeit gleichsetzen. Von der Arbeitslosigkeit Betroffene sind die Personen, die bei der Agentur für Arbeit auch arbeitslos gemeldet sind. Das sind solche Personen, die aktiv nach einer neuen Anstellung suchen.

Erwerbslos sind noch weitere Personen, die meist in der so genannten „Stillen Reserve“ zu finden sind. Dazu zählen Hausfrauen, Frühpensionäre und eventl. auch Studenten. Diese könnten potentiell arbeiten, das heißt, sie dürften dies rechtlich, haben sich aber vom aktiven Arbeitsmarkt und damit der Stellensuche aus verschiedenen persönlichen oder wirtschaftlichen Gründen zurückgezogen.

In diesem Zusammenhang sollte man nicht vergessen, dass Frauen sich oft in die Hausarbeit zurückziehen, um nicht als arbeitslos angesehen zu werden. Allerdings ist diese Arbeit von der Wirtschaft bisher noch nicht so anerkannt worden, wie ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis. Aber auch diese Arbeit hat große Auswirkungen auf die psychische Empfindlichkeit der Frau, gerade weil diese Arbeit allgemein nicht so anerkannt wird. Sie fühlt sich dadurch benachteiligt.

2.2. Entstehung von Arbeitslosigkeit

2.2.1 Veränderung der Arbeitsvertragsbedingungen

In den letzten Jahren haben sich der Arbeitsmarkt und die abgeschlossenen Arbeitsverhältnisse rapide verändert. Das Hauptaugenmerk der Unternehmer legt sich immer mehr auf Personaleinsparungen und Profit.

Unter einem normalen Arbeitsverhältnis versteht man ein unbefristetes Vollzeitarbeitsverhältnis. Dabei richtet sich die wöchentliche Arbeitszeit nach dem jeweils gültigen Tarif- und/oder Arbeitsvertrag.

Durch Einführung neuer Beschäftigungsmodelle befreien sich die Arbeitgeber von langfristigen Verpflichtungen. Sie nutzen andere Arten der Arbeitsnehmergewinnung wie Zeitarbeitsfirmen, befristete Arbeitsverträge, Einstellung auf geringfügiger Basis oder sogar in Scheinselbständigkeit. Diese Art von Arbeitsverhältnissen wird auch als „Grauzone des Arbeitsmarktes“ (Elsen 1998, Seite 24) bezeichnet.

Auf diese Art und Weise ist eine Einsparung von Personalkosten aus Gründen des Wettbewerbs möglich. Dies geschieht allerdings auf Kosten der Arbeitnehmer.

Somit wird eine kontinuierliche Vollzeitbeschäftigung für die Mehrheit der Bevölkerung in unserer derzeitigen Arbeitswelt immer weniger zur Selbstverständlichkeit.

3. Literaturstudium

3.1. Arbeitslosigkeit im Zusammenhang zur Biographie

FREUD definierte psychische Gesundheit mit arbeiten und lieben können. Damit wird die Arbeitsfähigkeit zu einem zentralen Kriterium im Leben eines jeden Menschen.

Erwerbsarbeit ist demzufolge mehr als nur Broterwerb und Existenzsicherung. Arbeitstätigkeiten schaffen kognitive, emotionale und soziale Erfahrungen im Leben. Dies gilt allerdings nicht nur für Tätigkeiten in einem Angestelltenverhältnis, sondern auch für die Arbeit im privaten Bereich.

Mit der Arbeitslosigkeit setzt eine große Veränderung in der Lebenswelt der Menschen ein - nicht nur des Betroffenen, sondern auch der Menschen im Umfeld des Arbeitslosen.

Der Eintritt in die Erwerbslosigkeit bedeutet mehr oder weniger – je nach Einzelschicksal - gravierende Veränderungen der sozialen und ökonomischen Lage. Es ist außerdem ein gravierender Einschnitt in die Einzelbiographie des Betroffenen.

In ökonomischer Hinsicht sind Einbußen im Haushaltseinkommen zu verzeichnen und finanzielle Ressourcen müssen angegriffen werden. Auch die subjektive Wahrnehmung dieser Lage ändert sich im Laufe der Zeit.

Eine andere Veränderung betrifft den Zeithaushalt. Wurde vorher die Zeit als knappe Ressource betrachtet, in der die meisten Erwerbstätigen eher Zeitprobleme hatten, steht diese nun im Überfluss zur Verfügung.

Den idealen Verlauf eines Lebens stellt man in einer Normalbiographie dar. Sie sollte geprägt sein von einer geradlinigen Karriere, beginnend mit Aufwachsen in einer Familie, Schule, Ausbildung, dann Berufstätigkeit, Hochzeit und danach Übergang in das Rentenalter und Genießen von diesem.

Arbeitslosigkeit unterbricht diese ideale Normalbiographie.

[...]

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Zwischen Hoffnung und Verzweiflung - die Emotionsentwicklung in den ersten Monaten der Arbeitslosigkeit
Hochschule
FernUniversität Hagen
Autor
Jahr
2006
Seiten
31
Katalognummer
V66993
ISBN (eBook)
9783638593212
ISBN (Buch)
9783640191239
Dateigröße
602 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zwischen, Hoffnung, Verzweiflung, Emotionsentwicklung, Monaten, Arbeitslosigkeit
Arbeit zitieren
Grit Noack (Autor:in), 2006, Zwischen Hoffnung und Verzweiflung - die Emotionsentwicklung in den ersten Monaten der Arbeitslosigkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66993

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