Der Zusammenhang zwischen Erwerbsarbeit und Armut in der Bundesrepublik Deutschland - eine Untersuchung unter Einbeziehung der Mindestlohndebatte


Hausarbeit, 2006

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ausmaß von Armut trotz Erwerbstätigkeit
2.1 Armutsdefinition und wie kann man sie messen?

3. Armut trotz Erwerbstätigkeit in Deutschland
3.1 Art der Erwerbstätigkeit
3.2 Geschlecht: Erwerbstätige Arme sind vor allem Männer
3.3 Zusammenfassung

4. Ursachen von Armut trotz Erwerbstätigkeit

5. Mindestlohn – die aktuelle Diskussion
5.1 Argumente für einen Mindestlohn
5.1.1 Ein Mindestlohn zum Schutz vor Armutslöhnen
5.1.2 Mindestlöhne als Schutz vor Lohndumping durch ausländische Billiglohnkonkurrenz
5.1.3. Weitere Argumente der Befürworter
5.2 Argumente gegen einen Mindestlohn
5.2.1 Einschränkung der Tarifautonomie
5.2.2 Keine Verbesserung am Arbeitsmarkt
5.2.3 Kein Mittel gegen Armutsbekämpfung

Tabellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Armut trotz Erwerbstätigkeit? Für viele Menschen scheint diese Aussage ein Widerspruch zu sein. Zum Thema Armut fallen den meisten Menschen Arbeitslose, Alleinerziehende oder Obdachlose ein, also Personengruppen, die deshalb arm sind, weil sie nicht erwerbstätig sind. Diese Personen und Haushalte, welche trotz Erwerbstätigkeit arm sind, nennt man erwerbstätige Arme oder eben working poor.

Das Phänomen der working poor wird meistens mit den USA in Verbindung gebracht, wo es in Gegensatz zu Deutschland schon etwas länger über Armut trotz Erwerbstätigkeit Diskutiert und Geforscht wird. Allerdings ist der Begriff working poor in den letzten Jahren auch in der Deutschen Debatte zu finden.

Immer mehr Unternehmer ersparen sich Lohn durch Entlassungen und verlangen von dem verbliebenen Arbeitnehmer mehr Arbeit für weniger Geld. Ein immer größerer Teil der Arbeiterklasse kann von seinem Lohn nicht leben. Das bezieht sich nicht auf Gelegenheits-, Mini- und Ein-Euro-Jobber, deren Lohn schon definitionsgemäß keinen Bezug zum Lebensunterhalt hat. Die Rede ist von Vollzeiterwerbstätigen, die 40 oder auch mehr Stunden in der Woche Arbeiten und trotzdem an der Armutsgrenze leben.

Massnahmen gegen working Poor werden in der politischen Öffentlichkeit diskutiert.

Ein möglicher Ansatzpunkt zur Bekämpfung von working poor ist die Erhöhung des Individuellen Lohnsatzes durch Mindestlohn.

In weiteren Verlauf der Hausarbeit wird aufgezeigt, dass Armut trotz Erwerbstätigkeit nicht nur auf geringfügige Beschäftigte zutritt sondern auch auf Vollzeitbeschäftigte dabei handelt es sich nicht nur um Frauen sondern in den meisten Fällen um Männer. Anschließend werden die Ursachen von Armut trotz Erwerbstätigkeit analysiert. Im fünften Kapitel wird dann auf die Mindestlohn-Diskussion eingegangen.

2. Ausmaß von Armut trotz Erwerbstätigkeit

Um die Frage zu beantworten, wie viel Armut trotz Erwerbstätigkeit es in Deutschland gibt, ist zunächst zu klären, was unter Armut überhaupt zu verstehen ist.

2.1 Armutsdefinition und wie kann man sie messen?

Wenn Armut analysiert wird muss zunächst geklärt werden was unter Armut zu verstehen ist. In dieser Arbeit wird ein und dieselbe Definition von Armut verwendet die in Deutschland als

auch international üblich ist: Somit gilt eine Person als arm, deren Haushaltsnettoeinkommen 50 % oder weniger des Durchschnittsnettoeinkommens (Nettoäquivalenzeinkommen) vergleichbarer Haushalte beträgt. Diese verwendete Armutsdefinition basiert auf folgenden Annnahmen:[1]

1) Armut wird bestimmt durch das Einkommen, somit werden andere Dimensionen von Armut nicht betrachtet.
2) Relevant ist das Haushalts,- und nicht das Individualeinkommen. Es wird also angenommen, dass das Einkommen auf alle Haushaltsmitglieder verteilt wird.

Somit wurde eine Armutsgrenze Definiert, die es möglich macht zwischen arm und nicht arm zu unterscheiden.

3. Armut trotz Erwerbstätigkeit in Deutschland

Die Antwort auf diese Frage ist schwierig je nach Datenbasis ergeben sich unterschiedliche Antworten, d.h. auch unterschiedliche Entwicklungstrends. Deswegen ist die Datengrundlage für die folgenden Betrachtungen immer das Sozioökonomische Panel (SOEP)[2].

Auf Basis des SOEP waren 1998 8,9% der Bevölkerung arm, dass ist der Anteil der Personen die in einem Haushalt lebten mit einem Einkommen unter der 50 % Armutsgrenze (vgl. Tabelle 1[3]). Auf den ersten blick fällt auf das die Arbeitslose mit 25,8 % die höchste Armutsquote haben. Etwas über ein Viertel der Arbeitslosen sind also arm. Die Armutsquote von Erwerbstätigen ist mit 5,4 % vergleichsweise gering, bei Vollzeiterwerbstätigkeit ist sie mit 3,7 % noch etwas niedriger.

Diese Zahlen dürfen aber nicht zu falschen Schlussfolgerungen verleiten, denn ein Viertel der Arbeitslosen sind etwa eine Million Personen, während 5,4 % von knapp 40 Millionen Erwerbstätigen etwa 2 Millionen Personen sind. Es gibt also deutlich mehr arme Erwerbstätige als arme Arbeitslose. Erwerbstätigkeit und auch Vollzeiterwerbstätigkeit, schützt also nicht vor Armut.

Tabelle 1:

Armutsquoten in Abhängigkeit vom Erwerbsstatus, Erwerbbeteiligung aller

Armen und der Armen im primären Erwerbsalter 1998

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Bedeutung von Erwerbstätigkeit auf die Armutspopulation wird erst deutlich, wenn die Erwerbbeteiligung der Armen untersucht wird. Dabei sind 27 % aller Armen erwerbstätig, aber nur 16 % arbeitslos. Fast genauso viele wie arbeitslos, nämlich 14,1 % sind Vollzeit erwerbstätig. Die Mehrheit aller Armen sind Nichterwerbspersonen, dazu zählen Kinder, Rentner und Rentnerinnen und junge Erwachsenen in Ausbildung.

Im primären Erwerbsalter von 25 bis 55 sind 44,5 % also fast die Hälfte erwerbstätig davon 27,5 % in Vollzeit. Der Anteil der Nichterwerbspersonen an den Armen liegt nur noch bei etwa einem Viertel (25,9 %).Arbeitslos sind knapp 30%.

Tabelle 2

Zusammensetzung der Armutspopulation nach der Erwerbsbeteiligung des Haushalts

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bei der vorherigen Analyse wurde ein Entscheidender Punkt nicht berücksichtigt nämlich, dass erwerbstätige Arme häufig mit nicht erwerbstätigen Armen zusammenleben.

Die Bedeutung von Erwerbstätigkeit auch für die Armen in Deutschland zeigt sich deshalb erst in vollem Maße bei der Untersuchung der Erwerbsbeteiligung des Haushalts (vgl. Tabelle 2).[4] Eine deutliche Mehrheit, nämlich 3 von 5 Armen (59,6 %), leben in einem Erwerbstätigenhaushalt, also in einem Haushalt, bei dem mindestens

eine Person erwerbstätig ist. Bei 41,4 % dieser armen Erwerbstätigenhaushalte handelt es sich um Vollerwerbshaushalte, bei denen mindestens ein Haushaltsvorstand Vollzeit erwerbstätig ist. 12,6 % aller Armen leben in einem Haushalt mit einem arbeitslosen und einem erwerbstätigen Person. Dazu gibt es 21 % Arbeitslosenhaushalte in denen keiner der lebenden Personen einer Erwerbstätigkeit nachgeht. Insgesamt sind 41,4 % der Armen von Armut trotz Vollzeiterwerbstätigkeit betroffen. In absoluten Zahlen sind das 3 bis 4 Millionen Menschen. Damit wurde gezeugt, dass Armut trotz Erwerbstätigkeit in Deutschland existiert und ein immer größer werdender Teil der Menschen sind davon betroffen!

3.1 Art der Erwerbstätigkeit

Welche Gruppen sind nur besonders häufig von Armut betroffen? In dem vorherigen Kapitel wurde gezeigt, das auch Vollzeiterwerbstätige von Armut betroffen sind. Allerdings wurde die Wochenarbeitszeit nicht in Betracht gezogen. Damit könnte man sagen, dass

Arme im Wesentlichen geringfügige Beschäftigungen nachgehen.

Um die Art der Beschäftigung näher zu untersuchen wird Tabelle 3 betrachten.

[...]


[1] Vgl. Strengmann-Kuhn, W., Armut trotz Erwerbstätigkeit. Analysen und sozialpolitische Konsequenzen, Frankfurt/Main: Campus 2003, S.13

[2] Sozioökonomisches Panel (SOEP) ist eine Panel-Befragung, die seit 1984 vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) durchgeführt wird.

[3] Vgl. Strengmann-Kuhn (2003) S. 36 ff

[4] Vgl. Strengmann-Kuhn (2003) S. 48 ff

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Der Zusammenhang zwischen Erwerbsarbeit und Armut in der Bundesrepublik Deutschland - eine Untersuchung unter Einbeziehung der Mindestlohndebatte
Hochschule
Universität Hamburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V66744
ISBN (eBook)
9783638599542
ISBN (Buch)
9783656785132
Dateigröße
539 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zusammenhang, Erwerbsarbeit, Armut, Bundesrepublik, Deutschland, Untersuchung, Einbeziehung, Mindestlohndebatte
Arbeit zitieren
Maxim B. (Autor:in), 2006, Der Zusammenhang zwischen Erwerbsarbeit und Armut in der Bundesrepublik Deutschland - eine Untersuchung unter Einbeziehung der Mindestlohndebatte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66744

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