Die Entdeckung oder Erfindung von Jugend - Jugend in historischer Perspektive


Seminararbeit, 2006

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Definition von „Jugend“

2. Die Jugend in der vorindustriellen Zeit
2.1. Die Jugend in einfachen Gesellschaften
2.1.1. Der Jugendliche in der bäuerlichen Hausgenossenschaft
2.1.2. Der Jugendliche in der Handwerksfamilie

3. Die Jugend in der nachindustriellen Zeit
3.1. Die biologische Sicht auf den Jugendlichen
3.2. Die Privatisierung der Familie und die Folgen für den Jugendlichen

4. Jugend heute

5. Zusammenfassung und Ausblick

6. Literatur

Jugend und Jugendliche gab es schon immer. Aber viele Merkmale dieser Lebensphase haben sich im Laufe der Zeit, besonders in den letzten zwei Jahrhunderten, gravierend verändert. Einen besonderen Einflußfaktor auf die Veränderung der Jugendphase stellt somit die Industrialisierung dar. Aber ein solcher Wandel stellt ebenso ein Problem für eine präzise Definition von Jugend dar. Was ist Jugend? Wann beginnt sie und wann endet sie? Wann endet Kindheit und wann beginnt das Erwachsenenalter? Welche Einflußfaktoren bestimmen die Zeitspanne dieser Lebensphase? Gibt es überhaupt eine Zeitspanne oder geht jede Lebensphase stufenlos in die andere über? Die Antworten auf all diese Fragen haben sich mit der Zeit wesentlich verändert. Vor der Industrialisierung war ziemlich selbstverständlich, wann ein Jugendlicher ins Erwachsenenalter übergeht und beginnen kann, auf dem elterlichen Hof oder als Knecht auf dem Hof eines anderen Bauern zu arbeiten. Hat man sich zu dieser Zeit überhaupt Gedanken über die Jugendphase gemacht? Im früheren Jahrhundert war diese Jugendzeit eher an das Alter, an das Geschlecht und an den Stand gebunden. Je niedriger der Stand der Familie war, desto früher beanspruchten die Eltern die Arbeitskraft des Kindes und beendeten somit seine Jugendzeit. In höheren Ständen widmeten sich die Kinder länger einer Schulbildung und verweilten so länger in der Obhut des Elternhauses. Heute ist die Jugend eher individuell zu bestimmen. Es vollzieht sich die Jugendzeit bei jedem Jugendlichen anders, z.B. beginnt die Zeit der Geschlechtsreife bei Jugendlichen unterschiedlich und sie haben heute mehr Möglichkeiten einer Ausbildung und so dauert die Zeit der Jugend heute länger.

Das Ziel dieser Arbeit ist es, den Zusammenhang zwischen dem geschichtlichen Wandel der Gesellschaft und dem Wandel der Bedeutung von Jugend darzustellen. Hierbei geht zu Beginn meiner Arbeit eine Definition von Jugend voran. Da, wie schon erwähnt, die Industrialisierung ein gutes Stück Verantwortung für die Veränderung der Jugendzeit zu tragen hat, werde ich den nächsten Teil dieser Arbeit der Jugend in der vorindustriellen Zeit widmen. Hierbei gehe ich besonders auf die Jugend in der traditionellen Familie und Gesellschaft ein. Darauf folgt ein Einschnitt in die Jugendzeit der nachindustriellen Zeit, wobei man hier schon deutliche Unterschiede zur vorindustriellen Zeit feststellen kann. Außer Acht lassen sollte man aber auch nicht den aktuellen Stand der Jugendzeit. Somit gehe ich am Ende dieser Arbeit genauer auf die Lebensphase Jugend zur heutigen Zeit ein, wobei in diesem Abschnitt besonders das Sexualleben, die Mobilität, die Ausbildung und die Ausbreitung von Massenmedien Beachtung finden. Außerdem wird in diesem Abschnitt geklärt, welche Rolle die Verlagerung der sozialen Rolle von der Familie zur Gesellschaft spielt.

1. Definition von „Jugend“

Es gibt eine Vielzahl von Definitionen und Differenzierungen von Jugend. Eine Definition von Magaret Mead[1] lautet: „Jugend ist eine Als – ob – Periode in der Höhen der Erwartungen und tiefe Enttäuschungen gemacht werden können, ohne mit endgültigen ökonomischen, sozialen oder psychologischen Konsequenzen verknüpft zu sein“. Ob die Lebensphase Jugend nun als Als – ob – Periode oder als Schonraum gesehen wird, hängt deutlich ab vom Verhalten und Einstellungen der Bezugspersonen. Ob Jugend nun eine Belastung oder ein Schonraum darstellt, ist schwer zu sagen, denn die Einstellungen der älteren Generationen trennen sich von denen der Jüngeren, da sie eine unterschiedliche Jugend erlebten. Jugend ist eine Lebensphase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) bestimmt in §7 zum Jugendlichen, wer 14, aber noch nicht 18 Jahre alt ist. Tatsächlich geht das Jugendalter aufgrund verlängerter Schul- und Ausbildungszeiten häufig deutlich über das 18. Lebensjahr hinaus. Das Jugendalter gilt als besonders wichtiger Lebensabschnitt, der durch die Ablösung vom Elternhaus und den Aufbau einer eigenen Lebensperspektive und Identität gekennzeichnet ist. Dabei erscheinen Auseinandersetzungen und Konflikte als normales jugendliches Verhalten[2]. Jugend wird auch gesehen als Lebenszyklus eines jeden Individuums. Ihm geht die Kindheit voraus und wird vom Erwachsenenalter gefolgt. Das Ende der Jugendphase ist schwieriger zu bestimmen als deren Beginn beim Einsetzen der Sexualreife. Die Jugendphase gilt erst als abgeschlossen, wenn ein Individuum seine persönliche und soziale Identität gefunden hat. Indikatoren hierfür sind ökonomische Selbständigkeit durch eine Berufsausbildung und ein eigenes Einkommen und soziale Verselbständigung. Aber der Stellenwert für eine Beendigung der Jugendphase nimmt ab, denn die Jugendphase geht in die Post – Adoleszenz über[3]. Zu jeder Zeit gab es schon Definitionen von Jugend, die zu jeder Zeit unterschiedlich aussahen. Eben so, wie sich die Phase der Jugendzeit entwickelte. Somit ist es schwierig eine eindeutige Definition dieses Begriffs darzustellen, da sich Jugend ständig im Wandel befindet. Auch eine entsprechende Zeitspanne für dieses Lebensphase lässt sich aus diesen Gründen schwer festlegen.

2. Die Jugend in der vorindustriellen Zeit

2.1. Jugend in einfachen Gesellschaften

Schon immer will die Gesellschaft ihre Nachkommen so erziehen, dass sie ihrem kultur- und geschlechtsspezifischen Wunschbild entspricht. Je traditioneller eine Gesellschaft lebt, umso weniger benötigt sie die Reflexion ihres Sozialisationsstils und spezifische Erziehungsinstitutionen. Die Sozialisation ist in diesen einfachen Gesellschaften ein unbeabsichtigtes, unbewußtes und unwillkürliches Nebenprodukt des gesellschaftlichen Existierens. In komplexen Gesellschaften ist Sozialisation hingegen ein Ergebnis spezifischer und zweckhafter Veranstaltungen. D.h. komplexe Gesellschaften reflektieren über die Erziehung der Kinder und deren Sozialisation und sie beabsichtigen damit ein eigenständiges und unabhängiges Individuum zu erziehen. Der Jugendliche aus einfachen Gesellschaften lernt lediglich Tätigkeiten, Verhaltens- und Denkweisen, die um ihn herum täglich passieren. Dazu gehören innere und äußere Lebensformen, die für seine Kultur und Gesellschaft typisch und notwendig sind. Dies findet vor allem in der abgeschlossenen Gruppe der Familie statt. In komplexeren Gesellschaften hingegen ist die Familie kein selbständiges Gebilde mehr, in denen alle notwendigen Verhaltens- und Denkmuster vermittelt werden. Hier ist die Familie nicht mehr allein entscheidend für die Sozialisationsleistung, sondern auch das Umfeld kümmert sich um die Sozialisation des Jugendlichen (Peer – group, Institutionen,…). Der Jugendliche stand in der vorindustriellen Zeit unter der elterlichen Gewalt oder als Lehrling unter hausherrlicher Gewalt des Handwerksmeisters und Bauern. Je nach Stärke der innerhäuslichen Abhängigkeit bestimmte sich seine Möglichkeit außerhalb der Familie Gesellschaftsformen der Jugend anzugehören. Je lockerer und ungebunden also die Bindung des Jugendlichen an die Hausgemeinschaft war, desto eher konnte er sich außerhalb der Familie in soziale Gruppen von Gleichaltrigen integrieren. Für Mädchen bestand in der vorindustriellen Zeit kaum die Möglichkeit zur außerhäuslichen Gruppenbildung. Ihre Arbeits- und Kommunikationsmöglichkeiten beschränkten sich auf die des Hauses. Die Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau in der landwirtschaftlichen Gesellschaft band die Frau an den häuslichen Bereich. Es war nur dem Mann gestattet, gesellschaftliche und politische Kommunikation außerhalb des Hauses zu betreiben. So bestanden auch keine Gemeinschaftsformen der weiblichen Jugend zu dörflichen Burschenschaften. Im sittlich – sexuellen Bereich und bei der Partnerwahl und Heirat übte die männliche Jugend Kontrollrechte über sie aus. Hier wird deutlich, dass in der Familie eine geschlechtsspezifische Prägung der Jugendlichen innerhalb der Familie stattfand. Mädchen wurden früh zur Hausfrau und Mutter erzogen, während Jungen soziale und wirtschaftliche Außenkontakte pflegten.[4]

[...]


[1] Schäfers, Jugendsoziologie. Einführung in Grundlagen und Theorien, 2001, S. 18

[2] www.sign-lang.uni-hamburg.de/projekte/slex/seitendvd/konzepte/l52/l5218.htm (6.3.06)

[3] Schäfers, Jugendsoziologie. Einführung in Grundlagen und Theorien, 2001, S. 17 - 18

[4] Sieder,R.: der Jugendliche in der Familie, 1984, S. 118 - 133

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Entdeckung oder Erfindung von Jugend - Jugend in historischer Perspektive
Hochschule
Universität Augsburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V66636
ISBN (eBook)
9783638595674
ISBN (Buch)
9783656782537
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entdeckung, Erfindung, Jugend, Perspektive
Arbeit zitieren
Susan Bartlitz (Autor:in), 2006, Die Entdeckung oder Erfindung von Jugend - Jugend in historischer Perspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66636

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