Interpretation und Analyse von Steinmars Tageliedparodie: Ein Kneht, der lag verborgen


Hausarbeit, 1998

15 Seiten, Note: befriedigend

Anonym


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Analyse und Textdeutung
2.1 Entstehung des Tageliedes
2.2 Die Parodie „Ein kneht, der lag verborgen“ (Steinmar)
2.3 Parodistische Merkmale bei Steinmar
2.4 Deutungen zu Steinmars Tageliedparodie

3. Interpretation des Liedes

4. Schlußwort

Literaturangabe

1. Einleitung

Wenn man Steinmars Lied „ Ein Kneht, der lag verborgen“ als Tagesliedparodie analysieren und interpretieren will, so stellt man beim ersten Lesen des Textes nicht augenblicklich fest, daß es sich um eine Parodie handelt. Steinmar hat es geschafft an starker Anlehnung an die typischen Elemente des höfischen Tageliedes eine Parodie zu erschaffen. Er arbeitet in Form und Redewendungen oberflächlich weniger mit parodistischen Mittel, dennoch gelingt es ihm eine eindeutige zu schaffen.

Wie und mit welchen Mitteln Steinmar dies gelungen ist, dies gilt es in meiner Hausarbeit heraus zu arbeiten. Dazu werde ich auf die Merkmale der Gattung Tagelieder und ihrem Abkömmling, die Parodie, eingehen. Auch Meinungen anderer Autoren werden einfließen. Im meinem letzten Kapitel werde ich das Lied anhand der parodistischen Mittel interpretieren und aufzeigen, wo es sich vom Taglied unterscheidet.

Nach der Interpretation gilt es dann, die Frage zu beantworten, wie Steinmars Tageliedparodie zu bewerten ist. Dabei geht es mir darum zu zeigen, daß die Parodie zwar eine Art des „Gegengesangs“ zum Tagelied darstellt, durchaus aber auch eine positive Erweiterung deren Gattung sein kann. Steinmars Lied ist gerade für diese Aussage eine sehr anschauliches Beispiel, wie aber im Verlauf dieser Arbeit noch ersichtlich wird. In meinem Schlußwort möchte ich erklären, warum diese gegensätzlichen Bereiche, Tagelied und Tageliedparodie, sich einander ergänzen.

2. Analyse und Textdeutung

2.1 Zur Geschichte des Tageliedes

Möchte man Steinmars Tageliedparodie interpretieren, so ist es sinnvoll vorweg kurz die Entstehung dieser Gattung zu klären.

Rein von der Form her ist Steinmars Werk nicht direkt als Tagelied erkennbar und könnte vorschnell mit dem Minnelied verwechselt werden.

Beim Tagelied handelt es sich um eine besondere Art des Minnesangs. Der Minnesang im herkömmlichen Sinne entstand auf der Grundlage einer veredelten Kunst, die eine Vielfalt an musikalischen und rhetorischen Mitteln beinhaltet, aber im Prinzip immer das eine Thema hat: die Liebe zu einer Frau. Diese Frau wird von dem Liebenden durch seinen Gesang verehrt. Dabei ist die Geschichte immer wieder anders, d. h. die Rahmenbedingungen, das Personal und der Ort variieren. Des weiteren ist der Minnesang eine Kunst, die nicht für jedes Publikum gedacht ist, sondern nur für ein kleines, fachkundiges , was in der Regel den Adel betraf. Der Minnesang ist ein hochartifizielles literarisches und musikalisches Produkt. Es wurde von Könnern für die Adelsgesellschaft geschaffen wurde, wobei die historische Wirklichkeit meist anders aussah, als die Lyrik den heutigen Hörer vermuten läßt.

Genau diese Voraussetzungen treffen bei der Untergattung, dem Tagelied zu, jedoch wird gegen einige Regeln des „Hohen Minnesang“ verstoßen.

Die Ausgangslage, die heimliche und gegen die Konventionen der Gesellschaft verstoßende Liebe zweier Menschen, die Personen, die Dame, zumeist verheiratet, sind gleich denen des Minnesangs, jedoch wird diese typische Situation im Moment der erotischen Darstellung durchbrochen. Hier wird die Künstlichkeit und Kunstfertigkeit des „Hohen Minnesangs“ zerstört und macht gerade das Tagelied für ein sozial breiter gefächertes Publikum interessant.

Mit dem Tagelied wird nicht mehr nur der elitäre Adels- und Kunstkennerkreis angesprochen, wie es der hohen Minne vorbehalten war.

Dadurch, daß nun die Kunst des Minnesangs in dieser speziellen Gattungsform immer weitere Kreise zog, blieb es nicht aus, daß auch in dieser Untergattung neben den erwünschten Tageliedern auch wieder neue Produktionen entstanden. Damit entstand auch die „Parodie“. Es scheint dabei aufgrund genauer Untersuchungen erwiesen zu sein, daß die Parodie im Minnesang zum Ende des 12. Jahrhunderts und beginnenden 13. Jahrhunderts das Mittel zum Zweck war, um polemische Auseinandersetzungen und komische Effekte zu erzielen.[1]

2.2 Die Parodie

Der Begriff „Parodie“ ist nur schwer genau zu bestimmen, denn: „So selbstverständlich das Wort Parodie verwendet wird, so wenig ist der Begriff im Sinnbereich zwischen Nachahmung und Satire geklärt“.[2]

Traditionelle Merkmale, die die bisherige Definition wiedergeben, sind zum einen die formale Nachahmung des Originals, was ich zu Beginn schon über Steinmars Werk „Ein Kneht, der lag verborgen“ äußerte, und was aufgrund der rein äußerlichen Form zunächst zu wenig eindeutige Kriterien für die Gattung hergibt. Zum anderen sind es die verzerrende Darstellung der Geschichte, und als Folge tritt eine komische Wirkung ein. Die Dramatik des „Hohen Minnesangs“ ist der Komik der Tageliedparodie gewichen. Auch Erwin Rotermund[3] versteht die Parodie als ein literarisches Werk, „ das von einem anderen Werk beliebiger Gattung formal - stilistische Elemente, vielfach auch den Gegenstand übernimmt, das Entlehnte aber teilweise so verändert, daß

[...]


[1] vgl. Rotermund, 1981, S.92

[2] Mehler,1990, S. 256

[3] vgl. Rotermund, 1981, S.92

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Interpretation und Analyse von Steinmars Tageliedparodie: Ein Kneht, der lag verborgen
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Germanistik)
Note
befriedigend
Jahr
1998
Seiten
15
Katalognummer
V6637
ISBN (eBook)
9783638141697
Dateigröße
364 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Interpretation, Analyse, Steinmars, Tageliedparodie, Kneht
Arbeit zitieren
Anonym, 1998, Interpretation und Analyse von Steinmars Tageliedparodie: Ein Kneht, der lag verborgen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6637

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