Die Revolution 1905 in Russland


Seminararbeit, 2007

25 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Die Revolution 1905 in Russland

I. Die Chronologie der Jahre 1904 und 1905

II. Vorgeschichte

III. Der Blutsonntag und seine Folgen

IV. Der Höhepunkt der Revolution (Oktober bis Dezember 1905)
Libau
Windau
Dorpat
Reval
Livland
Kurland

V. Die Hintergründe
V.1. Die Hintergründe der Revolution in Estland
V.2. Die Hintergründe der Revolution in Lettland
V.3. Die Hintergründe der Revolution in Litauen

VI. Quellenverzeichnis:

Die Revolution 1905 in Russland

I. Die Chronologie der Jahre 1904 und 1905

1904

- Februar: Russland erklärt Japan den Krieg.
- November: Die liberale Bourgeoisie, desillusioniert vom Krieg, fängt eine Kampagne für eine Verfassung an.

1905

- 4. Januar: Streik im Putilow-Werk, St. Petersburg, weil vier Mitglieder von der Gewerkschaft des Pfarrers Gapon entlassen wurden.
- 4.-7. Januar: Der Streik breitet sich in St. Petersburg aus, 140.000 Arbeiter beteiligen sich daran.
- 9. Januar: Massaker an Demonstranten, genannt "Blutsonntag", gefolgt von einer Streikwelle überall in Rußland, die bis zum späten März andauert.
- August: Die Regierung unterzeichnet einen Friedensvertrag mit Japan.
- 19. September: Moskauer Schriftsetzer streiken.
- 2. Oktober: St. Petersburger Schriftsetzer streiken aus Solidarität.
- 7.-13. Oktober: Der Streik weitet sich aus auf die Bahnbediensteten, gefolgt von vielen Betrieben.
- 13. Oktober: Bildung des Petersburger Sowjets. Ausrufung eines Generalstreiks.
- 16. Oktober: Der Zar verspricht eine Verfassung.
- 26. Oktober: Arbeiter im Alexandrowksi-Werk in St. Petersburg fangen den Kampf um den Achtstunden Tag an.
- 28. Oktober: Meuterei bei Kronstadt unterdrückt.
- 31. Oktober: Kampf um den Achtstundentag wird zu einem Generalstreik ausgerufen durch den Petersburger Sowjet.
- November: Der Sowjet ruft zum Generalstreik auf, um Kronstädter Matrosen vor der Hinrichtung zu retten.
- 9. November: Moskauer Aufstand.
- 11. November: Militärischer Aufstand bei Sebastopol.
- 26. November: Trotzki wird zum Vorsitzenden des Petersburger Sowjets gewählt.
- 3. Dezember: Führer des Petersburger Sowjets verhaftet.
- 16. Dezember: Moskauer Aufstand wird niedergeschlagen.

II. Vorgeschichte

Im Jahre 1861 bestand Zar Alexander II auf die Aufhebung der Leibeigenschaft.

Die Bauern sollten nicht mehr Eigentum von Gutsherren sein. Die Regierung wies jedem Bauer, ein Stück Land zu, welches sie bei ihrem Gutsherren abkaufen konnten. Da die Bauern nicht genügend Geld hatten, bekamen sie einen Teilkredit, der Rest musste bei den Gutsherren abgearbeitet werden.

Das Resultat dieser Maßnahme war, dass nach dieser Bauernbefreiung die Gutsherren immer noch 2/3 des Bodens besaßen.

Auch durch die Verdoppelung der Landbevölkerung bis zur Jahrhundertwende, erfolgte keine Veränderung. 1850 setzte auch in Russland die Industrialisierung ein. Die Arbeiter lehnten Zarenherrschaft immer mehr ab! Jedoch waren Streiks waren verboten. Die Menschen aber provozierten das ganze durch Arbeitsniederlegung, denn sie wurden sehr unfair behandelt und waren sehr unzufrieden.

Die Unzufriedenheit wächst und in der zweiten Hälfe des 19 Jahrhunderts wurde die Bevölkerung immer unzufriedener.

Es schlossen sich verschiedene Parteien zusammen, die gegen das Zarentum waren. Diese oppositionellen Gruppen waren alle verboten und wurden von der Geheimpolizei verfolgt. Wenn die Mitglieder gefasst wurden, drohte ihnen eine Strafe oder sie wurden nach Sibirien verbannt.

Viele junge Leute forderten die Bauern zum politischen Widerstand, doch die Bauern lehnten alles mit Misstrauen ab.

Die sozialistischen Gruppen, die 1881 gegründet wurden, forderten den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft in Russland und den Sturz der Zarenherrschaft. (www.Wikipedia.de)

III. Der Blutsonntag und seine Folgen

Auch an unmittelbaren Vorzeichen der Revolution hat es nicht gefehlt. Allenthalben war seit der Jahrhundertwende Protest gegen die Unzeitgemäßigkeit der „Selbstherrschaft“ laut geworden, die wie ein Alpdruck über dem Lande zu liegen und den Fortschritt zu lähmen schien. Studentenunruhen und die Entstehung des Linksliberalismus signalisierten die Desertion der Intelligenz. Die Streikwelle in Südrussland von 1902/1903 führte die wachsende Unzufriedenheit der Arbeiterschaft vor Augen. Die Plünderungen gutherrlicher Kornspeicher im gleichen Jahr beschwor das Gespenst eines neuen Bauernkrieges herauf. Die tot geglaubten radikalen Parteien entstanden neu. Der Terrorismus lebte wieder auf und forderte seine ersten prominenten Opfer: außer einigen Gouverneuren die Innenminister Sipjagin (1902) und v. Plehwe (1904), seinen zutiefst verhassten Nachfolger, dessen Ermordung auch das liberale Lager akklamierte. Selbst die Amtsträger aus den Reihen des Adels standen nicht mehr geschlossen hinter der alten Ordnung. Dennoch kam die Bewegung, die sich zum revolutionären Sturm auswachsen sollte, für alle Beteiligten überraschend. Weder die Regierung noch die Opposition waren vorbereitet. Festzuhalten ist, dass die schwerste innere Krise, die der zarische Staat bis dahin zu bestehen hatte, zunächst nicht das Werk der radikalen Intelligenz und ihrer Parteien war. Vielmehr erwuchs sie unmittelbar aus der Unzufriedenheit der Massen. In diesem Sinne kann sie, auch wenn sie fremder Anleitung nicht entbehrte, als spontaner Protest gelten.

Auslösendes Ereignis waren die Schüsse, die eine friedliche Kundgebung von Arbeitern vor dem Winterpalast in St. Petersburg am 9. Januar 1905 aus heiterem Himmel trafen und wohl mindestens 130 Tote, sowie an die Tausend Verletzte hinterließen. Inspiriert und geleitet wurde die Demonstrationen von dem Popen G.A.Gapon, der sich als Gründer eines frühen Arbeitervereins (1903) der Beschwerden von Beschäftigten der größten Maschinenbaufabrik des Reiches, der Putilov-Werke, angenommen hatte. Grundsätzlich handelte Gapon dabei mit dem Segen und im Sold der „Ochrana“, die sich nicht zum ersten Mal versuchte, auf solche Weise die Unruhe in den Fabriken zu kanalisieren und der sozialistischen Agitation den Wind aus den Segeln zu nehmen. Indes ging das Kalkül mit wachsender Schärfe der Konflikte nicht mehr auf. Vom Führer wurde Garpon zum Geführten. Um seinen Einfluss zu behaupten, sah er sich genötigt, dem Unmut der vom Unternehmen abgewiesenen Arbeiter nachzugeben und einen öffentlichen Protestzug mit dem Ziel anzuberaumen, die Klagen dem Zaren selber zur Kenntnis zu bringen. Die Demonstranten kamen in guter Absicht und voller Vertrauen. Die Petition, die sie überreichen wollten bat den Herrscher um „Gerechtigkeit und Schutz“ vor wachsender Not und Armut. Aber sie beschränkte sich nicht auf wirtschaftliche Forderungen nach Lohnerhöhungen, Einführung des Achtstundentages, Steuererleichterungen und anderem mehr. Darüber hinaus schloss sie die grundlegenden, von der gesamten radikalen Opposition erhobenen politischen Forderungen ein: Unverletzlichkeit der Person, Presse-, Rede-, Versammlungs-, Streik-, Koalitions-, und Glaubensfreiheit, Gleichheit aller vor dem Gesetz, Verantwortlichkeit der Minister vor dem Volk, Legalität der Verwaltung, sowie die Einberufung einer nach den allgemeinen, geheimen und gleichen Wahlrecht gebildeten konstituierenden Versammlung. Solche Wünsche muteten dem Zaren allzu viel zu. Der Offizier, der die Salven abfeuern ließ, handelte im Geiste der alten Ordnung. Eben deshalb sprach seine Panik im Angesicht unbewaffneter Bittsteller Bände über die tiefe Verunsicherung, die nicht nur ihre Sicherheitsorgane bereits ergriffen hatte.

Die Gewalttat des 9.Januar, der als „Blutsonntag“ in die Geschichte einging, wirkte wie der sprichwörtliche Funke im Pulverfass. (Hildermeier, 1989, 51-52)

IV. Der Höhepunkt der Revolution (Oktober bis Dezember 1905)

Wie im Januar kam auch im Oktober der Anstoß für die Streikbewegung in den baltischen Ländern von außen: Der am 06. Oktober von Moskau ausgehende Eisenbahnerstreik erfasste rasch den größten Teil des russischen Imperiums und weitete sich zu einem Generalstreik von zuvor ungesehenen Ausmaßen aus. Am 14. Oktober legten die Arbeiter und Beamten sämtlicher Eisenbahnen, die von Riga ausgingen, die Arbeit nieder, so dass die Stadt wie eine eingeschlossene Festung von der Außenwelt abgeschnitten war. Am folgenden Morgen brach dann der Streik in den verschiedenen Fabrikvororten Rigas zu gleicher Zeit aus, die dort „zu gewaltigen Haufen zusammengeballten Arbeiter erzwangen sodann „den Stillstand der elektrischen Straßenbahn und nötigten die Droschkenkutscher mit Gewalt, leer nach Hause zu fahren. Unter dem Eindruck des Schreckens wurden zahlreiche Läden in der Stadt geschlossen. Selbst die Schüler streikten. Wie in den Januartagen beschränkte sich die Staatsgewalt darauf, ein eventuelles Eindringen der Arbeitermassen in die Innenstadt zu vereiteln, abgesehen vom Zentrum befand sich die ganze Stadt vollkommen in der Hand der Revolutionäre und „die Regierungsgewalt war dort vollkommen ausgeschaltet. Wenn es angesichts dieser Verhältnisse nicht zu schlimmeren Greueltaten, Plünderungen usw. gekommen“ sei, gebühre ein Teil des Verdienstes daran den Führern der Revolutionäre, welche die rohe und brutale Horde auch dieses Mal straff in der Hand hielten und den strengsten Befehl ausgegeben hatten, nur die Hemmung jedes Verkehrs mit schärfster Gewalt zu erzwingen, wo aber kein Widerstand geleistet würde, sich jeglicher Gewalttat zu enthalten. (Bericht eines Beobachters Ohnesseit nach Berlin)

Am 17. Oktober wurden dann auch die letzten Fabriken bestreikt, der Kommandierende General v. Poppen teilte, um eine Zersplitterung der Garnison durch Postierung kleinerer Trupps zum Schutz öffentlicher Gebäude, Banken usw. zu vermeiden, die Stadt in Rayons ein, in deren Mittelpunkt er je eine geschlossene Infanterieabteilung verlegte, während er als Vorposten an der Peripherie der Rayons den mittlerweile organisierten (und hiermit auch behördlich sanktionierten) städtischen Selbstschutz einsetzte.

Als am 18. Oktober der Wortlaut des am Vortag erlassenen Manifests in Riga bekannt wurde (es wurde durch Extrablätter in der Stadt verbreitet), befanden sich die Arbeiter „in einem wahren Siegesrausch“ und beschlossen in den vielerorts abgehaltenen Versammlungen, dass jetzt „auch die noch nicht erledigte Forderung, die Absetzung des Zaren und die Errichtung der Republik, durchgesetzt werden müsse (Ohnesseit). In der Revolution, die eine von mehreren Tausend Personen besuchte Versammlung im Gebäude des Lettischen Vereins in der Romanowstrasse 25, das von nun an sozusagen Sitz der sozialdemokratischen „Nebenregierung“ war, verabschiedete, wurde das Manifest als „ungenügend“ und „unbefriedigend“ bezeichnet und erklärt, der Generalstreik bleibe deshalb vorläufig in Kraft. Weiter wurde eine Delegation zum Gouverneur entsandt und die Organisation von Massenversammlungen beschlossen.

Eine erste Massenversammlung wurde daraufhin am 19.10. außerhalb der Stadt veranstaltet, mit ca. 40.000 Teilnehmern und mit Genehmigung der Behörden. Ungeahnte und bisher ungesehene Ausmaße nahm aber erst die am 20.10. auf dem Griesenberg abgehaltene Versammlung an. Um 9 Uhr früh begann der große Anmarsch zum Versammlungsplatz, wo 17 Bühnen aufgebaut und mit Aufschriften versehen waren, in welcher Sprache hier geredet werden würde. Gegen 10 Uhr waren 80-100 Tausend Leute versammelt, neben 20 roten Fahnen gab es eine schwarze (mit der Aufschrift „Ruhm den für die Freiheit Gefallenen! Fluch den Henkern!), um die sich „augenscheinlich die Anführer der Versammlung gruppierten und keine Außenstehenden zuließen“, sowie eine weiße Flagge (ohne Aufschrift), unter der auf Stühlen Vertreter der revolutionären Parteien saßen, Teilnehmerlisten ausfüllten, gestempelte Eintrittskarten ausgaben und neue Mitglieder aufnahmen. Es wurden Reden „in russischer, deutscher, lettischer, estnischer, polnischer, litauischer und jiddischer Sprache gehalten“, wobei sich die Redner – unter ihnen auch Frauen – der Reihe nach abwechselten und an verschiedenen Stellen in verschiedenen Sprachen redeten. Fast alle sprachen von der Notwendigkeit des Sturzes der Autokratie und der Errichtung einer demokratischen Republik, nach dem „Vorbild der Schweiz“. Ordner mit roten Armbinden sorgten für Ordnung und um 16.30 wurde die Versammlung beendet, nachdem man sich für den nächsten Tag an verschiedenen Plätzen der Stadt verabredet hatte. Auch auf dem Nachhauseweg der Menschenmassen kam es zu keinerlei Gewaltakten.

[...]

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Details

Titel
Die Revolution 1905 in Russland
Hochschule
Universität Hamburg  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Seminar Neuzeit: Russland an der Ostsee
Autor
Jahr
2007
Seiten
25
Katalognummer
V66304
ISBN (eBook)
9783638589536
ISBN (Buch)
9783638753838
Dateigröße
544 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Revolution, Russland, Seminar, Neuzeit, Russland, Ostsee
Arbeit zitieren
Claudia Martin (Autor:in), 2007, Die Revolution 1905 in Russland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66304

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