Das Französische in den Maghrebstaaten


Seminararbeit, 2005

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I) Vorwort:

II) Maghreb und die Union du Maghreb Arabe:

III) Die Geschichte der Maghrebländer
Algerien
Marokko
Tunesien

IV) Die verschiedenen Sprachen des Maghreb
Arabisch
Berberisch
Französisch
Algerien
Marokko

V) Die aktuelle Situation des Französischen

VI) Nachwort:

Literaturverzeichnis

I) Vorwort

In der folgenden Hausarbeit steht das Französische in den Maghrebländern im Vordergrund. Zunächst werde ich kurz den Begriff Maghreb und die Maghreb Union erläutern, um anschließend auf die Geschichte Algeriens, Marokkos und Tunesiens einzugehen. Jedes Land hat seine eigene Geschichte, auch wenn sich viele Parallelen aufzeigen.

Ich werde besonders auf diese drei Länder eingehen, denn sie bilden den Kernraum des Maghreb. Außerdem ist in diesen Ländern die französische Sprache immer noch sehr präsent. Zudem kann man anhand der Geschichte die Entwicklung und die aktuelle Situation des Französischen im Maghreb besser nachvollziehen.

Um weitere Informationen über das täglich Leben der Bevölkerung des Maghreb zu erfahren, habe ich Interviews mit drei Marokkanern und einem Algerier geführt.

II) Maghreb und die Union du Maghreb Arabe

Maghreb bedeutet auf Arabisch „Westen“ oder auch „Ort, wo die Sonne untergeht.“ Dieser Begriff bezeichnet aus der Sicht des islamischen Zentralraumes (Arabische Halbinsel) die westlichen Länder. Im Gegensatz dazu steht Mashrek. Dies bedeutet auf Arabisch „Osten“ oder „Ort, wo die Sonne aufgeht.“ Als Kernräume gehören Algerien, Marokko und Tunesien zum heutigen Maghreb. Der Status der Westsahara ist bis heute strittig, denn nach dem Abzug der spanischen Kolonialtruppen 1975 besetzten Marokko und Mauretanien (bis 1979) die Wüstenregion. 1963 führten sogar marokkanische Gebietsforderungen gegenüber Algerien zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Saaten. „Marokko sieht diese Region bis heute als integralen Bestandteil seines Territoriums[1].“ Der marokkanische König Mohammed VI hat mehrfach erklärt, dass die Saharabewohner, die Sahraouis, im Rahmen einer Volksabstimmung über ihre Zukunft entscheiden könnten. Doch ein Termin steht noch nicht fest und die Frage, wer abstimmen darf ist strittig, denn durch die massive Zuwanderung von Marokkanern sind die Sahraouis zu einer Minderheit in ihrem eigenen Land geworden.

Auch die Zuordnung Libyens zum Maghreb ist nicht eindeutig. „Der bevölkerungsmäßig wichtigste Landesteil, Tripolitanien, ist kulturell und ökonomisch eng mit Tunesien und Algerien verflochten, während der Osten in Richtung Ägypten tendiert[2].“

Am 17. Februar 1989 wurde die Arabische Maghreb Union (Union du Maghreb Arabe -UMA) gegründet. Der regionale Zusammenschluss der nordafrikanischen Länder Algerien, Libyen, Mauretanien, Marokko und Tunesien verfolgt vor allem wirtschaftliche, politische und kulturelle Zusammenarbeit. Dazu gehören zum Beispiel der Ausbau der transmaghrebinischen Bahn-, Straßen- und Pipelineverbindungen, die Erhaltung der geistigen und moralischen Werte des Islam und die Sicherung der arabischen Identität. Dies soll unter anderem durch den Austausch von Professoren und Studenten sowie gemeinsame Kulturinstitute gesichert werden. Weitere Ziele der Union du Maghreb Arabe sind eine Freihandelszone sowie die Schaffung eines gemeinsamen Marktes. Hierbei treten häufig Probleme auf. Diese entstehen vor allem durch die unterschiedlichen Gesetzgebungen der einzelnen Mitgliedsstaaten, die schwerfällige Bürokratie, fehlende Finanzmittel und durch den geringen Warenaustausch untereinander. Die Saaten betreiben den Außenhandel überwiegend mit der Europäischen Union. Doch anstatt gemeinsam als Arabische Maghreb Union aufzutreten, sind die einzelnen Länder Handelspartner der EU. Tunesien zum Beispiel betreibt nur 6% seines Außenhandels mit der UMA und 75% mit der EU. Dabei ist Tunesien noch das am stärksten auf den Maghreb orientierte Land.

Der Kernpunkt der Probleme bleibt jedoch die Westsahara. Obwohl Marokko und Algerien 1988 nach zehnjähriger Unterbrechung ihre diplomatischen Beziehungen wieder aufnahmen, lässt eine dauerhafte Normalisierung des marokkanisch-algerischen Verhältnisses auf sich warten. Auch die Golfkrise 1990/1991 führte unter den maghrebinischen Regierungen zu grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten über die Haltung zum Irak.

„Dennoch stellt die Maghrebeinheit bis heute eine wichtige Vision für die Region dar[3].“ Und inzwischen kandidiert auch Ägypten für den Beitritt zur UMA.

III) Die Geschichte der Maghrebländer

Algerien

Algerien ist heute das zweitgrößte Land Afrikas. Vier Fünftel der Landesfläche sind allerdings Wüste.

Algeriens Ureinwohner waren Berber. Sie kamen vor etwa 2500 Jahren von Osten nach Nordwestafrika. Sie wurden jedoch bald von den Karthagern unterworfen, die Handelsniederlassungen an der Küste gründeten. Die mussten später allerdings den Römern weichen. Von 46 v. Chr. bis 431 n. Chr. nutzten die Römer den heutigen Norden Algeriens als Kornkammer. Dann aber fielen die Vandalen ein und 534 wurde Nordafrika byzantinische Provinz. Mitte des 7. Jahrhunderts stießen die Araber in den Maghreb vor und eroberten den Großteil des heutigen Algeriens sowie Karthago. Sie brachten die arabische Sprache und den Islam. Nur in einigen Gebirgsgegenden hielten sich die Berbersprachen bis in die Gegenwart. 711-732 eroberten die Muslime Spanien. Vor der Reconquista (spanisch: Rückeroberung) der spanischen Gebiete durch die Christen, flohen Hunderttausende von Muslimen nach Nordafrika. Diese förderten Wirtschaft und Wissenschaft in den Städten Nordafrikas.

Anfang des 16. Jahrhunderts versuchten die Spanier an der algerischen Küste Fuß zu fassen. Daraufhin unterstellte sich das Land 1519 der Oberhand des Osmanischen Reiches und wurde türkisches Emirat. Der instabile, von der krisengeschwächten osmanischen Regierung weitgehend sich selbst überlassene Raum, erweckte das Interesse der europäischen Kolonialmächte. Vor allem, da Piraten der Seefahrt im westlichen Mittelmeer bis ins 19. Jahrhundert zunehmend Schaden zufügte, nahmen französischen Truppen dies als Anlass, das Land 1830 zu besetzen. Frankreich gelang jedoch erst 1871 die endgültige Durchdringung des Landes, denn es kam immer wieder zu Aufständen der einheimischen Bevölkerung gegen die Kolonialmacht. Zahlreiche französische Siedler, die „Pieds-Noirs“, strömten in die Kolonie, so dass es „1886 in Algerien bereits 210.000 europäische Siedler gab, darunter neben Franzosen zahlreiche Spanier, Italiener und Malteser[4].“ Die einheimischen Bauern wurden von ihren Ländereien vertrieben und die Kolonisten erhielten die fruchtbarsten Gebiete des Landes.

Die Bevölkerung war in Bürger erster und zweiter Klasse unterteilt, in französische Staatsbürger und in Nichtfranzosen. Diese wurden brutal enteignet und unterdrückt. „Die französische Algerienpolitik war von einer eindeutig kulturvernichtenden Stoßrichtung gekennzeichnet. Gewachsene Strukturen im Bildungswesen und in der Verwaltung wurden zerstört[5].“

Die arabische Sprache bekam den Status einer „langue étrangère“ in den Schulen und wurde aus dem öffentlichen Leben verbannt. Französisch wurde als ausschließliche Bildungssprache eingeführt. Dies traf insbesondere die Berber, die man so von der arabischen Mehrheit trennen wollte. Koranschulen wurden geschlossen. Da zunächst nur wenig in die Bildung der moslemischen Bevölkerung investiert wurde, kam es in den 1880er Jahren zu einer Bildungsmisere. Vor allem die Tatsache, dass keine weitere Unterrichtssprache neben dem Französischen geduldet wurde, führte dazu, dass algerische Eltern ihre Kinder nicht zur Schule schickten.

1881 wurde Algerien offiziell Teil des französischen Staatsgebietes. Doch auch dies brachte keine Verbesserung für die autochthone Bevölkerung. Noch immer blieben ihnen elementare Grundrechte verwehrt. Die europäischen Siedler („Pieds-Noirs“) blockierten Reformen und politische Veränderungen. So auch die koloniale Schulpolitik des Mutterlandes, da sie Angst vor einer Schulbildung der Algerier und damit verbundenen antikolonialen Bewegungen hatten.

1944 wurde der algerischen Bevölkerung das volle Bürgerrecht versprochen. Doch wer die französische Staatsbürgerschaft erwerben wollte, musste sich vom islamischen Personenstandsrecht lossagen. Da die Mehrheit dies ablehnte, kam es zum Algerien-Satut, „das der moslemischen Bevölkerung im Lande weiterhin weniger Gewicht zubilligte als der französischen bzw. europäischen Minderheit[6].“ Nach dem Zweiten Weltkrieg erstarkte der nationale Widerstand der Algerier. 1954 begann die nationale Befreiungsfront, le Front de Libération Nationale (FLN), den offenen Kampf gegen die Kolonialmacht. Der Algerienkrieg (1954-1962) wurde von beiden Seiten mit äußerster Härte geführt. „Algerien ist unsere Heimat, Arabisch unsere Sprache, Islam unsere Religion“ wurde zum Freiheitsruf der Algerier.

[...]


[1] Schliephake 2001, 16

[2] Schliephake 2001, 16

[3] Schliephake 2001, 35

[4] Schliephake 2001, 17

[5] Pöll 1998, 119

[6] Pöll 1998, 119

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Das Französische in den Maghrebstaaten
Hochschule
Universität zu Köln
Veranstaltung
Grundlagenseminar B 'Die Galloromania als Sprachlandschaft'
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
21
Katalognummer
V66260
ISBN (eBook)
9783638589291
ISBN (Buch)
9783656807988
Dateigröße
503 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Französische, Maghrebstaaten, Grundlagenseminar, Galloromania, Sprachlandschaft“
Arbeit zitieren
Eva-Maria Litudis (Autor:in), 2005, Das Französische in den Maghrebstaaten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66260

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