Die Symbole der Europäischen Union


Hausarbeit, 2006

24 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Hauptteil
I.1 Die Flagge
I.1.1 Die Entstehung
I.1.2 Beschreibung /Form der Flagge
I.1.3 Die symbolische Ebene der Flagge
I.2 Die Hymne der Europäischen Union
I.2.1 Entstehung der Hymne
I.2.2 Die Hymne
I.3 Der Euro
I.3.1 Die Entstehung einer neuen Währung
I.3.2 Die Banknoten und die Münzen
I.4 Der Europatag
I.5 Der Leitspruch der Europäischen Union: „In Vielfalt geeint“

II. Integrations- bzw. Identifikationswirkung der Symbole

III. Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Das politische Gebilde der Europäischen Union stellt den Anspruch an seine Mitglieder, zu doppelten Staatsbürgern zu werden. War man lange Zeit daran gewöhnt, sich bloß seinem Heimatland zugehörig zu fühlen, ist nun jeder Bürger eines Mitgliedsstaates der EU gleichzeitig auch Bürger der Europäischen Union, zumindest theoretisch.

Um die Bürger aktiv in die Europäische Union zu „integrieren“, bedarf es verschiedener Methoden. Eine dieser Methoden ist die Entwicklung Europäischer Symbole, mit denen sich die Bürger identifizieren können. Die Beschreibung der Symbole der EU ist das Kernthema dieser Arbeit. Die Symbole werden daraufhin zusätzlich auf ihre Integrationswirkung betrachtet. Dieser Gesichtspunkt kann nur knapp erläutert bzw. angeschnitten werden, da es sich dabei ebenfalls um ein sehr komplexes Themenfeld handelt und der Rahmen ein- und das eigentliche Thema der Arbeit beibehalten werden sollen. Im Folgenden werde ich eine kurze Übersicht über den Begriff „Symbol“ geben. Dies hat lediglich einführenden Charakter und bereitet auf die Analyse der europäischen Symbole vor.

In der einschlägigen Literatur finden sich viele verschiedene Erklärungen für das Wort „Symbol“, daher soll eine Auswahl einiger Definitionen, zur kurzen Betrachtungen des Begriffs, an dieser Stelle genügen.

Der Begriff „Symbol“ stammt aus dem griechischen und bedeutet soviel wie „zusammenwerfen“ oder „zusammenfügen“. Dabei geht der Begriff auf eine alte Tradition zurück, nach der ein Gast gemeinsam mit seinem Gastgeber einen Gegenstand (z.B. einen Ring aus Ton oder Ähnliches) bricht und beide dadurch ein untrügliches Erkennungszeichen für eine spätere Begegnung besitzen. Auch heute hat das Symbol ähnliche Wirkung.

„Im kommunikativen Geschehen fungiert das Symbol als ein Objektbezug, der Kraft eines Kodes, d.h. in stark konventionalisierter Weise, einige Merkmale eines Objekts benennt, um so meist bekannte Assoziationen von allgemeinen Ideen in Bezug auf das Objekt zu erwecken (Schelske 1997:41)“.[1]

Zunächst denkt man bei dem Begriff an Embleme, Hymnen, Flaggen, besondere Zeichen etc. Oswald Schwemmer ist der Ansicht, dass es darüber hinaus noch viel mehr Dinge des täglichen Lebens sind, nämlich alle Dinge, die eine Ausdrucksform besitzen. So können seiner Meinung nach die Laute unserer Wörter, die Wörter selbst, uns umgebende Bilder, Mimik, Gestik oder Körperhaltung, zu Symbolen werden. Er spricht von „symbolischen Welten“ (Schwemmer 2006, 7), die sich bilden und verweist auf den Philosophen Ernst Cassirer, der von symbolischen Formen spricht, in denen einzelne Symbole aufeinander Bezug nehmen und sich somit gegenseitig Bedeutung verleihen.[2] Erst durch einen Bezug, den das Symbol zu einer höheren Ebene besitzt, gewinnt es für den Betrachter an Bedeutung.

„Laut Cassirer erfasst der Mensch die Wirklichkeit nicht an sich, sondern durch die Vermittlung der symbolischen Formen wie Sprache, Mythos und Kunst. So treten Symbole als eine „Welt selbstgeschaffener Zeichen und Bilder“ der „objektiven Wirklichkeit der Dinge“ gegenüber.“ (Knüfer 2005, 36).

Nach Bernd Christian Knüfer ist das Symbol „Stellvertreter für einen Ausschnitt der Wirklichkeit und „strahlt als Bild den Sinn dieser Wirklichkeit aus, er ‚repräsentiert’, ist Sinn-Bild“[3].“ (Knüfer 2005, 38) Rüdiger Voigt bezeichnet Symbole als

„[...] codierte Signale, deren Sinn nur der versteht, der den Code entschlüsseln kann. So überkommt den einen beim Anblick der Nationalflagge ein „heiliges Schaudern“, der andere sieht darin lediglich ein mehrfarbenes Tuch.“ (Voigt 1989, 14)[4]

Symbole haben also zusammengefasst die Funktion, Komplexität zu reduzieren, eben auf das Symbol, welches an sich wiederum auf die verschiedenen Aspekte des Komplexen verweist.

Die Europäische Union verwendet Symbole, um die Identifikation der Bürger mit der EU zu erleichtern bzw. zu verstärken. Dazu sind die Symbole in Artikel I-8 des mangels Ratifizierung nicht in Kraft getretenen Vertrags über eine Verfassung für Europa festgelegt.[5]

Die Analyse der Symbole stellt den größten Teil der Arbeit und das eigentliche Thema dar. Im Anschluss an die Ausführungen zu den Europäischen Symbolen werde ich versuchen, die Integrationswirkung für die Bevölkerung in stark verkürzter Form zu hinterfragen, um auf die Bedeutung und den Sinn der Etablierung europäischer Symbole einzugehen.

Hauptteil

I. Die Symbole der Europäischen Union

Der Verfassungsvertrag enthält fünf Symbole, und zwar die Flagge der EU, die Hymne, den Leitspruch „In Vielfalt geeint“, die Währung und den 9. Mai als Europatag.

I.1 Die Flagge der EU

I.1.1 Entstehung

Zunächst verkörpern Fahnen mit ihren meist verschiedenen Farben, bildlichen Darstellungen oder Schriftzügen ein Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt einer bestimmten Gruppe. Sie repräsentieren Nationen und deren Bevölkerung nach außen und besitzen die Fähigkeit, „Menschen auf gemeinsame Ziele hin zu vereinen und sie für eine Fahne, für ein Symbol in den Krieg ziehen zu lassen, um die durch sie verkörperte Gemeinschaft gegen äußere Feinde zu verteidigen.“ (Zowislo 2000, 134).

Der Gedanke eines geeinten, europäischen Kontinents geht auf die sog. „Paneuropabewegung“ des Schriftstellers und Politikers Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi (1894 – 1972) zurück. Bei der Fahne dieser Bewegung, auf deren Inhalte ich bei der vorgegebenen Thematik nicht eingehe, handelt es sich um einen hellblauen Untergrund, auf dem ein rotes Kreuz auf einem goldenen Kreis bzw. einer goldenen Sonne abgebildet ist. Dies sollte das Kreuz Christi, als Sinnbild übernationaler Humanität, auf Apollos Sonne, als Sinnbild der (strahlenden) Aufklärung, darstellen. Später fügten Otto und Karl Habsburg diesem Emblem den Kranz der zwölf goldenen Sterne[6] (die einander nicht berührten) hinzu, welche daraufhin das Kreuz auf der Sonne umschlossen. Der hellblaue Untergrund wurde durch einen dunkleren, kobaltblauen Untergrund ersetzt, was die farbsymbolische Bedeutung hatte, dass aus einem „in weiter Ferne scheinenden Friedensziel [...] das Nahziel der Schaffung eines europäischen – abendländischen – Bundesstaates geworden [ist].“ (Diem 2005, 26 - 28). Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs legte Duncan Sandys (der Schwiegersohn Winston Churchills) einen neuen Entwurf vor, der ein rotes „E“ auf weißem Untergrund für die Flagge vorsah. Im August 1948 wurde dieser Entwurf jedoch umgewandelt und aus dem roten wurde ein grünes „E“. Dabei sollte der Farbwechsel, also die Farbe Grün, Ausdruck für die gemeinsame Hoffnung eines vereinten Europas darstellen. Das erste Mal wurde diese Flagge bei einer europäischen Wirtschaftskonferenz in London gehisst.

Trotz allem konnte auch dieser Entwurf nicht lange überzeugen, da zwar das Wort Europa in den meisten europäischen Staaten mit einem „E“ beginnt, dieser Buchstabe jedoch zu wenig Emotionen bei den Betrachtern auslöste.[7]

Die Geschichte der aktuellen Flagge beginnt eigentlich erst im Jahr 1955. Zu dieser Zeit war die EU von ihrer derzeitigen Form noch weit entfernt und existierte lediglich als Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Der Europarat, welcher einige Jahre früher (1949) gegründet wurde, trat zu dieser Zeit vor allem für eine europäische Kultur ein und forderte ein eigenes Symbol.[8]

Der Pressechef des Europarats Paul M.G. Lévi schlug fünfzehn goldene Sterne (die Zahl der Sterne sollte die damaligen Mitglieder repräsentieren) auf blauem Untergrund vor. Da dem Saarland dadurch aber der Status der Eigenstaatlichkeit zugesprochen worden wäre, wurde die Zahl der Sterne von fünfzehn auf zwölf verringert. Der Generalsekretär Léon Marchal hatte dabei die Zahl zwölf vorgeschlagen, als Zahl der Vollkommenheit, mit Verweis auf die zwölf Tierkreiszeichen und die Monate des Jahres[9]. Die amtliche Erklärung lautete folgendermaßen:

„Gegen den blauen Himmel der westlichen Welt stellen die Sterne die Völker Europas in einem Kreis, dem Zeichen der Einheit, dar. Die Zahl der Sterne ist unveränderlich auf zwölf festgesetzt, diese Zahl versinnbildlicht die Vollkommenheit und die Vollständigkeit. Wie die zwölf Zeichen des Tierkreises das gesamte Universum verkörpern, so stellen die zwölf goldenen Sterne alle Völker Europas dar, auch diejenigen, welche heute an dem Aufbau Europas in Einheit und Frieden noch nicht teilnehmen können.“ (Zitat aus: Diem 2005, 33).

Am 8. Dezember 1955 nahm das Ministerkomitee die Flagge als offizielles Symbol des Europarats an und forderte in den folgenden Jahren die anderen europäischen Institutionen auf, dieses Symbol zu übernehmen, um die europäische Einheit zu fördern.

Das Europäische Parlament übernahm jedoch erst im Jahr 1983 die Fahne als Symbol für die Europäische Gemeinschaft mit der Begründung,

„[...] dass es unabdingbar sei, ein gemeinsames Symbol zu bewahren, dass die Komplementarität Europas, die Solidarität und das Gefühl der Einheit darstellt. Durch getrennte Symbole würden die Einheit, die Solidarität und die Komplenentarität leiden.“ (Göldner 1988, 104)

Im Jahr 1985 nahmen die Staats- und Regierungschefs die Flagge als offizielles Symbol der EU, die sich damals noch „Europäische Gemeinschaft“ nannte, an und seit 1986 verwenden sämtliche Einrichtungen der Europäischen Union diese Fahne. Dabei ist sie einziges Emblem der Kommission, der Exekutive der EU, da alle anderen EU-Organe zusätzlich zur Flagge noch eigene Embleme verwenden.[10]

I.1.2 Beschreibung/Form der Flagge

Die europäische Flagge besteht aus einem Kranz von zwölf goldenen fünfzackigen Sternen, deren Spitzen sich nicht berühren. Diese sind zentral auf azurblauem Hintergrund abgebildet. Die Flagge ist stets rechteckig, wobei die Breite das Anderthalbfache der Höhe misst. Das Verhältnis von Höhe zu Breite ist also geometrisch ausgedrückt 1:1,5. Die Sterne sind um einen unsichtbaren Kreis in der Mitte der Fahne angeordnet, dessen Radius einem Drittel der Flaggenhöhe entspricht. Die fünfzackigen Sterne stehen senkrecht, ihre Zacken stehen also nach oben, zwei von ihnen (im Norden und im Süden der Flagge) befinden sich dabei auf einer unsichtbaren Geraden. Die Spitzen der Sterne berühren einen unsichtbaren Kreis, dessen Radius einem Achtzehntel der Flaggenhöhe entspricht. Die Anordnung der Sterne soll außerdem der Anordnung der Zahlen eines Ziffernblattes entsprechen, ihre Zahl ist somit unveränderlich.[11]

Die Flagge wird stets zum Betrachter hin gesehen links gehisst, die Nationalflagge rechts, „am „vornehmeren“ Platz – als Zeichen dafür, dass im staatsrechtlichen Kontinuum „Staatenbund – Bundesstaat“ Europa (noch) zum ersten Pol tendiert, wenngleich es bereits ein Völkerrechtskonstrukt sui generis ist und wohl auch bleiben wird.“ (Diem 2005, 36).

Interessant ist die angebliche Bemühung des Kommissionspräsidenten Romano Prodi, der angeblich an die Stelle der Sterne einen vielfarbigen Strichcode setzen wollte. Diesen Sachverhalt hält Peter Diem für einen kaum nennenswerten „PR-Gag“ (Diem 2005, 36) des holländischen Stararchitekten Rem Koolhaas. Tatsächlich hatte dieser in Zusammenarbeit mit dem „Office of Metropolitan Architecture“ (OMA) auf Einladung der Kommission diese Art „Barcode“ entwickelt und als neue Flagge vorgeschlagen. Dies löste eine europaweite Diskussion über die Repräsentation der Europäischen Union aus. Der Entwurf stieß auf Unmut der EU, da ein Barcode an die Wirtschaft und an Warenverkehr erinnert und einen Zustand der Überwachung symbolisiert. Er symbolisierte zudem den Verlust an nationalstaatlicher Souveränität, ein Grund mehr für die Aufregung in der Europäischen Union. Trotz allem beinhaltete der Code auch einen positiven Effekt, da es sich um einen bunten Strichcode handelte, erlaubte dieser eine beliebige Erweiterung der Fahne.[12]

[...]


[1] < http://www.demokratiezentrum.org/de/bildatlas/symbole.html > Sonntag, 17. September 2006, 22:06 Uhr. Zitiert nach: Schelske, Andreas: Die kulturelle Bedeutung von Bildern / Soziologische und semiotische Überlegungen zur visuellen Kommunikation . Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag (1997) S. 41.

[2] Vgl.: Schwemmer, Oswald: Die Macht der Symbole . In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Band 20/2006, S. 7.

[3] Knüfer zitiert hier nach Friedel, Alois: Deutsche Staatssymbole. 1968. S.10.

[4] Voigt, Rüdiger: Mythen, Rituale und Symbole in der Politik. In: Symbole der Politik – Politik der Symbole. Rüdiger Voigt (Hg.). Opladen: Leske u. Budrich 1989.

[5] < http://europa.eu.int/constitution/de/ptoc2_de.htm#a3 > Sonntag, 17. September 2006, 15:14 Uhr.

[6] Auf die Bedeutung der zwölf Sterne werde ich im Folgenden noch eingehen.

[7] Vgl.: Diem, Peter: Die Symbole der Europäischen Union und der Vereinten Nationen. Wien: Adler 2005, S. 31.

[8] < http://europa.eu/abc/symbols/emblem/index_de.htm > Sonntag, 17. September 2006, 23:10 Uhr.

[9] Vgl.: Diem, Peter: Die Symbole der Europäischen Union und der Vereinten Nationen. Wien: Adler 2005, S. 33.

[10] < http://www.eu-direct.info/faq_detail.php?id_faq=17 > Montag, 18. September 2006, 00:34 Uhr.

[11] < http://europa.eu/abc/symbols/emblem/graphics1_de.htm > Montag, 18. September 2006, 00:55 Uhr.

[12] < http://www.demokratiezentrum.org/de/bildatlas/symbole.html?index=0&dimension=Cluster > Dienstag, 19. September 2006, 00:02 Uhr.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Die Symbole der Europäischen Union
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
24
Katalognummer
V66258
ISBN (eBook)
9783638589277
ISBN (Buch)
9783638737708
Dateigröße
546 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Symbole, Europäischen, Union
Arbeit zitieren
Daniel Valente (Autor:in), 2006, Die Symbole der Europäischen Union, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66258

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