Mündliche Befragungsmethoden (Interview)


Seminararbeit, 2001

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

1. Fragestellung und Vorgehensweise

2. Klassifizierung von Fragen
2.1 Offene und geschlossene Fragen
2.2 Direkte und indirekte Fragen
2.3 Motivations- und Suggestivfragen

3. Klassifizierungsmöglichkeiten von mündlichen Befragungen..
3.1 Strukturierungs- und Standardisierungsgrad von mündlichen Befragungen
3.2 Interviewerverhalten: Weiche, harte und neutrale mündliche Befragung
3.3 Mündliche Befragungsmethoden im außerschulischen Bereich: Vernehmung, Diagnostik, Meinungsbefragung

4. Mündliche Befragungsmethoden im schulischen Bereich: Erkundungsgespräche und mündliche Prüfungen
4.1 Anwendungsbereiche
4.2 Fehlerquellen von mündlichen Befragungen
4.3 Mögliche Maßnahmen zur Reduzierung der Fehler

5. Schlussbetrachtung

1. Fragestellung und Vorgehensweise

Die Durchführung von mündlichen Befragungen ist ein gesellschaftlich weit verbreitetes Instrument zur Beschaffung von Informationen über bestimmte Sachverhalte. Im Rahmen der pädagogischen Diagnostik stellt die mündliche Befragung neben der schriftlichen Befragung und dem Instrument der Beobachtung ein wesentliches Instrument dar, um Informationen zur Optimierung des pädagogischen Handelns zu gewinnen (vgl. Reulecke, 1976, S. 75).

Die mündliche Befragung ist für Lehrtätigkeiten von großer Bedeutung, um Lernprozesse voranzutreiben und um bessere Lernergebnisse zu erhalten, und dies war auch die Motivation des Verfassers, sich im Rahmen einer Seminararbeit intensiver mit der Thematik zu befassen. Ziel ist es, wesentliche Merkmale von mündlichen Befragungen herauszuarbeiten, die verschiedenen Arten von mündlichen Befragungsmethoden zu kategorisieren und auf mögliche Fehlerquellen bei der Durchführung von mündlichen Befragungen aufmerksam zu machen.

Zu diesem Zweck werden im Anschluss an dieses einleitende Kapitel Fragen generell nach unterschiedlichen Gesichtspunkten klassifiziert und die wesentlichen Merkmale von offenen und geschlossenen Fragen sowie von direkten und indirekten Fragen herausgearbeitet. Außerdem werden spezielle Fragetypen (Motivationsfragen und Suggestivfragen) erläutert. Das dritte Kapitel befasst sich zunächst mit möglichen Kriterien, nach denen die Befragungsgespräche eingeteilt werden können (Standardisierungsgrad, Strukturierungsgrad und Interviewerverhalten). Anschließend werden verschiedene Befragungsmethoden vorgestellt. Im vierten Kapitel werden Erkundungsgespräche und mündliche Prüfungen als mündliche Befragungsmethoden im schulischen Bereich erörtert und mögliche Fehlerquellen bei der Durchführung dieser mündlichen Befragungsmethoden aufgezeigt. Außerdem werden mögliche Maßnahmen vorgestellt, die zu einer Vermeidung dieser Fehler beitragen. Das fünfte Kapitel fasst die wesentlichen Aussagen dieser Seminararbeit zusammen.

2 Klassifzierung von Fragen

2.1 Offene und geschlossene Fragen

Der wesentliche Unterschied zwischen offenen und geschlossenen Fragen besteht darin, dass bei offenen Fragen keine festen Antwortkategorien vorgegeben werden. Die befragte Person kann ihre Antwort völlig selbständig formulieren und innerhalb seines eigenen Referenzsystems antworten, ohne durch die Frage bereits in eine bestimmte Richtung gelenkt zu werden (Bsp.: Wie können Ihrer Ansicht nach die Studienbedingungen verbessert werden? vgl. Schnell, 1999, S. 309, vgl. Atteslander, 2000, S 158). Durch offene Fragen können Missverständnisse und mangelnde Kenntnisse des Befragten bezüglich des Befragungsgegenstandes entdeckt und das Niveau der Fragen an den Wissensstand des Befragten angepasst werden. Das Interesse des Befragten am Untersuchungsgegenstand kann durch offene Fragen gefördert werden, weil die Befragung unter Verwendung von offenen Fragen einer alltäglichen Gesprächssituation relativ ähnlich ist (vgl. Atteslander, 2000, S. 161 f.). Offene Fragen sind z.B. geeignet, um im Planungsstadium der Untersuchung das Problemfeld zu erforschen und die relevanten Antwortkategorien zu erfassen.

Geschlossene Fragen dagegen geben dem Befragten alle möglichen oder zumindest alle relevanten Antworten in der Regel nach Kategorien geordnet vor. Der Befragte hat nun die Aufgabe, aus den vorgegebenen Antworten die Antwort auszuwählen, die am ehesten seiner Meinung entspricht (Bsp.: Haben Sich ihre Erwartungen bezüglich des Studiums erfüllt? Antwortvorgaben: 1. Vollständig erfüllt 2. Teilweise erfüllt 3. Gar nicht erfüllt; vgl. Atteslander, 2000, S. 159).

Geschlossene Fragen haben den Vorteil, dass eine größere Einheitlichkeit der Antworten erreicht wird und somit auch die Vergleichbarkeit zwischen den Antworten steigt, was wiederum die Auswertung der Antworten vereinfacht (vgl. Atteslander, 2000, S. 159). Für diejenigen Befragten, die Schwierigkeiten bei der Formulierung ihrer Antworten haben, stellen geschlossene Fragen eine Erleichterung dar, weil die Antwortmöglichkeiten vorgegeben werden (vgl. Atteslander, 2000, S: 162).

Um einerseits eine hohe Vergleichbarkeit zwischen den gegebenen Antworten zu gewährleisten und andererseits den Befragten in seinen Antwortmöglichkeiten nicht zu sehr einzuschränken, werden in der Praxis vielfach Hybridfragen verwendet. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass zwar Antwortalternativen vorgegeben werden, zwischen denen sich der Befragte entscheiden kann, dass aber der Befragte auch die Möglichkeit hat, auf eine Frage eine eigene Antwort zu formulieren, wenn keine der vorgegebenen Antwortalternativen der eigenen Meinung entspricht. (vgl. Schnell, 1999, S. 310). Bei Hybridfragen werden also offene und geschlossene Fragen miteinander kombiniert.

2.2 Direkte und indirekte Fragen

Eine weitere Möglichkeit, Fragen ihrer Art nach zu klassifzieren, liegt in dem Ausmaß begründet, inwieweit dem Befragten das Frageziel, das durch die gestellte Frage verfolgt wird, deutlich gemacht wird. Direkte Fragen stellen eine direkte Beziehung zwischen der befragten Person und dem Fragegegenstand her (vgl. Haller, 2001, S. 249). Das Frageziel ist unmissverständlich und klar, es besteht eine offene und direkte Kommunikation zwischen dem Interviewer und dem Interviewten (Bsp.: Inwiefern achten Sie bei der Benutzung von Verkehrsmitteln auf den Umweltschutz?).

Die indirekte Befragung soll dagegen eine Gesprächssituation schaffen, durch die der Befragte auch über Dinge Auskunft gibt, die er sonst aus sozialen oder persönlichen Gründen gegebenenfalls zurückhalten würde (vgl. Atteslander, 2000, S. 162). Das eigentliche Frageziel wird durch indirekte Fragen verdeckt, der Befragte erfährt nicht unmittelbar, worauf der Interviewer hinaus will. Das Frageziel kann gemäß Haller auf zwei Arten verd

eckt werden: entweder indem die Frage eine indirekte Bewertung beinhaltet (indirekte Provokationsfrage) oder indem dem Befragten ein anderes Frageziel als das eigentlich verfolgte vorgetäuscht wird (Indizienfrage, vgl. Haller, 2001, S. 250 f.).

Beispiele für indirekte Provokationsfragen und Indizienfragen:

1. Indirekte Provokationsfrage (Haller, 2001, S. 250):

„Umweltbewusste Menschen halten die Eisenbahn für das ökologisch einzig verantwortbare Verkehrsmittel. Teilen Sie diese Ansicht?“

2. Indizienfrage (vgl. Haller, 2001, S. 251):

„Mit welchem Verkehrsmittel sind Sie gereist?“ „Mit dem Auto.“ „Sind Sie das letzte Mal auch mit dem Auto gekommen?“ „Ja.“ „Bereitet Ihnen Ihr umweltschädigendes Verhalten kein schlechtes Gewissen?“

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Mündliche Befragungsmethoden (Interview)
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
1,7
Autor
Jahr
2001
Seiten
17
Katalognummer
V66039
ISBN (eBook)
9783638583961
ISBN (Buch)
9783638793414
Dateigröße
419 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mündliche, Befragungsmethoden, Interview
Arbeit zitieren
Thorsten Gabbert (Autor:in), 2001, Mündliche Befragungsmethoden (Interview), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66039

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