Wurzeln und Vorläufer des Fremdenverkehrs - Organisation und Formen des Tourismus in Tirol


Seminararbeit, 2006

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Entstehung des Begriffs „Tourismus“

2. Formen des Tourismus
2.1 Bildungsreisen
2.2 Moderner Tourismus
2.3 Massentourismus
2.4 Camping
2.5 „Urlaub am Bauernhof“
2.6 Sanfter Tourismus

3. Literaturverzeichnis

4. Internetquellen Seite

1. Entstehung des Begriffs „Tourismus“

Um das Jahr 1800 meldeten englische Wörterbücher zum ersten Mal das Auftauchen des Wortes tourist, 1811 auch des tourism. Die Begriffe entstanden nicht zufällig in England, wo die Industrialisierung am schnellsten vorankam. Die englischen Städte wuchsen rasant und wurden schmutzig und laut. Als Gegenwelt bot sich die von der Romantik schön gefärbte Natur an. Wer es sich leisten konnte, suchte sie „zwecklos“, nur zum Vergnügen auf. Den Wortstamm lieferte die französische tour (Ausflug), die bereits der Grand Tour, der Vergnügungsreise junger Adeliger, den Namen gab. Um 1830 wurde der Tourist auch in die deutsche Sprache übernommen, um 1840 in die italienische. Die Wörterbücher definierten den Touristen als einen, „der zu seinem vergnügen, ohne festes ziel, zu längerem aufenthalt sich in fremde länder begibt, meist mit dem nebensinn des reichen, vornehmen, unabhängigen mannes“ (Rohrer 2003, S. 51).

2. Formen des Tourismus

2.1 Bildungsreisen

Die Wurzeln des um 1800 entstandenen Begriffs „Tourismus“ liegen in der Grand Tour – der Kavaliersreise, die junge Adelige vom 16. Jahrhundert an unternahmen, um sich zu bilden. Meist von ihrem Hauslehrer begleitet, reisten sie zu den Stätten der klassischen Kunst nach Italien. Bevorzugte Zielen waren Städte wie Venedig, Florenz, Siena, Rom und Neapel. Erst in einer zweiten Phase, ab etwa 1750, gehörte auch der Süden Italiens mit Sizilien zum typischen Programm einer Bildungsreise.

Als Beginn der Grand Tour gilt die zweijährige Italienreise des französischen Philosophen und Autors Michel des Montaigne, die ihn 1580 auch durch Tirol führte. „Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen“, schrieb Goethe 200 Jahre später. Er brachte damit eine zu dieser Zeit weit verbreitete Überzeugung zum Ausdruck: Reisen sei – trotz der Gefahren und Beschwerlichkeiten – als eine Kunst zu betrachten.

Frühe Bildungsreisende nahmen als Souvenir oft Gemmen mit nach Hause – mit Relief verziert Steine, die meist Figuren oder Szenen aus der Antike darstellten. Originale Gemmen waren äußerst begehrt, denn die Steinschnitte hatten die Zeit überdauert und zeigten Kunstwerke des Altertums unbeschadet in ihrer Brillanz, während sich größere antike Skulpturen meist nur in römischen Kopien oder Fragmenten erhalten haben. Die originalen Gemmen waren äußerst selten und sehr teuer, so dass Museen Replikate anboten. Im aufkommenden Souvenirhandel waren auch Abgüsse in Gips-, Wachs-, Lack-, Glas- oder sogar Schwefelpasten zu haben. Auch zeitgenössische Kunstwerke und Sehenswürdigkeiten entlang der Grand-Tour-Route wurden in Serien in Gips vervielfältigt. Aufbewahrt wurden die Gemmen in reich ausgestatteten Schaukästen, den Dakyliotheken. Antike Mitbringsel waren auch in Tirol zu haben. Der Brunecker Goldschmied und Bürgermeister Johann Nepmuk Tinkhauser fertigten Kopien von mythologischen Darstellungen auf vergoldeten Gemmen an. (vgl. Rohrer 2003, S. 27)

2.2 Moderner Tourismus

„Alle Menschen werden die Wahrnehmung machen, daß man auf hohen Bergen, wo die Luft rein und dünn ist, freier atmet und sich körperlich und geistig heiterer fühlt.“ Diese Vision des französischen Philosophen Jean-Jacques Rousseau war einer der Grundsteine für den modernen Tourismus. Im Gegensatz zum Fortschrittsglauben der Aufklärung sah Rousseau in der modernen Gesellschaft wenig Gutes: Arbeitsteilung und Privateigentum trieben die Menschen in einen Konkurrenzkampf, Vernunft und Wissenschaft schwächten das natürliche Gefühl für die Sitten, der Fortschritt führe zu Dekadenz und Verfall. Rousseau verarbeitete seine Philosophie 1761 u.a. in seinem Roman „Julie oder die neue Heloise“. Er beschreibt neben der Geschichte einer unglücklichen Liebe, insbesondere die Gegend um den Genfer See. Seine Naturschilderung trug dazu bei, dass die Romantiker die Schweiz zum paradiesischen Reiseziel stilisierten. (vgl. Rohrer 2003, S. 46)

Auch Tirol repräsentierte seine Schönheit in seinem Landschafts- und Naturbild. Landschaftsmaler unternahmen Reisen nach Tirol um die Tiroler Alpen auf Zeichnungen festzuhalten. Tirol wurde für zahlreiche Künstler zum Arbeitsgebiet. Die romantische Landschaft wurde z.B. von Malern für den österreichischen Kaiser Ferdinand I. erfasst und 1833 konnte er die gemalten Bilder in Form eines kleinen Guckkastens betrachten. Weiters wurden auch zahlreiche Hymnen an die Landschaft Tirols geschrieben in denen ihre herrliche Schönheit wiedergegeben wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Notar Ludwig Steub veröffentlichte 1846 sein Buch „ Tirol und die Tiroler. Ein Handbuch für Freunde des Landes; drei Sommer in Tirol“, in dem er seine Erlebnisse aus drei Sommern in Tirol wiedergab und eine Anleitung wie Tirol am besten zu bereisen war darstellte. Wegen der liebevollen Schilderungen und der lebendigen Sprache wurde das Buch zur beliebten Lektüre. Steub hielt sich in der Folge immer wieder in Tirol auf, schrieb Bücher und eine Fülle an Zeitungsartikeln und trug so wesentlich dazu bei, Tirol als Reiseziel bekannt zu machen. 35 Jahre später ehrte man ihn als „Begründer des Fremdenwesens“. Er habe es verstanden, Tirol „in geistvoller Weise den Fremden zugänglich zu machen und auf diese Weise im Reiche draußen die Sehnsucht nach den Bergen und seinem Volke zu erwecken“(Rohrer 2003, S. 63).

Das Fremdenwesen in Tirol kam nun langsam in Gange. 1870 wurden die ersten Verschönerungsvereine gegründet, die noch viel zu tun hatten, denn den Tirolern fiel es noch schwer sich auf die Ansprüche der Fremden einzustellen. Die Betten waren hart und es gab blinde Spiegel. Die Toiletten befanden sich außer Haus, die Speisekarten brachten viele zum verzweifeln. Tourismusfunktionäre fanden, dass Auswahl und Qualität zu Wünschen übrig ließen. Auch gab es Klagen, dass schlitzohrige Kutscher beim Eintreffen der Fremden flugs die Tarife erhöhten, Gastwirte in den Dörfern wohl die Preise der großen städtischen Hotels, nicht aber deren Leistungen kopierten und allerorts die Unterkünfte rasch teurer wurden.

Die Aufgabe der Verschönerungsvereine war es Misthäufen zu verräumen, Spazierwege einzuschottern und Wegweiser aufzustellen.

1889 schlossen sich in Innsbruck und Brixen die Verschönerungsvereine zusammen, 1890 wurde daraus der Tiroler Landesverband für Fremdenverkehr. Dieser versorgte seine Mitglieder mit Ratschlägen zur Einrichtung der Zimmer bzw. gab Broschüren zur richtigen Behandlung der Gäste heraus. Er sammelte Geld, damit Musikkapellen und Schützenkompanien, die den Fremden so sehr gefielen, sich ausstatten konnten.

In der darauf folgenden Wachstumsphase dominiert die für das Tiroler Fremdenwesen typische Struktur – kleine Wirtschaften, heimelige Pensionen und Hotels im Familienbetrieb. 1902 arbeiteten in der großen Mehrheit der rund 6.000 Gastbetriebe nicht mehr als drei Beschäftigte. In ganz Tirol gab es bis dahin nur 41 Hotels mit einem Personalaufwand von über 20 Mitarbeitern. Der Andrang der Gäste führte zu einer regen Bautätigkeit und so gab es 1890 in Hotels und Gaststätten rund 21.000 Betten (weitere 6.000 Betten wurden von privaten Zimmervermietern zur Verfügung gestellt). 20 Jahre später standen in Hotels und Gaststätten 54.000 Betten, weitere 19.000 Betten bei privaten Zimmervermietern. Zahlreiche Investoren aus den übrigen Kronländern und aus Deutschland setzen auf die Tiroler Hotelbranche. Obwohl eine Sättigung bereits spürbar wurde, stieg das Baufieber nach 1910 noch einmal deutlich an. Zum größten Teil nur über Kredite finanziert, wuchs die Bettenkapazität innerhalb von drei Jahren um weitere 40 Prozent (vgl. Rohrer 2003, S. 112).

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Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Wurzeln und Vorläufer des Fremdenverkehrs - Organisation und Formen des Tourismus in Tirol
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Veranstaltung
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V65578
ISBN (eBook)
9783638581066
ISBN (Buch)
9783656814283
Dateigröße
690 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wurzeln, Vorläufer, Fremdenverkehrs, Organisation, Formen, Tourismus, Tirol, Wirtschafts-, Sozialgeschichte
Arbeit zitieren
Gina Hartwig (Autor:in), 2006, Wurzeln und Vorläufer des Fremdenverkehrs - Organisation und Formen des Tourismus in Tirol, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65578

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