Angebotskosten und Aufwand von Unternehmen in der Vorlaufphase von PPP-Projekten im öffentlichen Hochbau


Seminararbeit, 2005

38 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einführung

2. Informationsbeschaffung
2.1 Allgemeine Aussagen zur Beschaffung relevanter Informationen
2.2 Übersicht zu den befragten Unternehmen
2.3 Probleme bei der Informationsbeschaffung

3. Angebotskosten in der Vorlaufphase von PPP-Projekten
3.1 Allgemeine Aussagen zu PPP-Angebotskosten
3.2 Darstellung des Angebotsprozess
3.3 Phasen des Angebotsprozess und der damit verbundene Aufwand
3.3.1 Vorbereitungsphase
3.3.2 Ausschreibungsselektion
3.3.3 Bildung einer Bietergemeinschaft bzw. eines Konsortiums
3.3.4 Teilnahmewettbewerb
3.3.5 Phase der Angebotsbearbeitung und Angebotserstellung
3.3.6 Bieterverhandlungsverfahren
3.4 Angebotskosten beeinflussende Faktoren
3.5 Entschädigung bei erfolglosem Angebot

4. Angebotskosten für ein anonymisiertes PPP-Projekt
4.1 Allgemeine Rahmenbedingungen des Projekts
4.2 Aufschlüsselung der Angebotskosten des Projekts
4.3 Überblick Angebotskosten verschiedener PPP-Projekte

5. Probleme und Lösungen in der Angebotsphase von PPP-Projekten
5.1 Themenbereich: Teilnahmewettbewerb
5.2 Themenbereich: Angebotsbearbeitung/ -kosten

6. Schlusswort

Literaturverzeichnis

Expertengespräche

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Ablauf der Angebotsphase (Ausschreibung und Vergabe)

Abbildung 2: Idealtypischer Verlauf einer Kooperation

Abbildung 3: Risikotransfer und Effizienz

Abbildung 4: Projektstruktur

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Übersicht der befragten Unternehmen

Tabelle 2: Beispiele für geforderte Nachweise

Tabelle 3: Angebotskosten verschiedener PPP-Projekte

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einführung

Angesichts der finanziellen Engpässe der öffentlichen Haushalte erfreuen sich Partnerschaften zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor zunehmender Beliebtheit. Die finanziell angespannte Situation der öffentlichen Haushalte erfordert eine privatwirtschaftliche Neuorientierung der öffentlichen Bauvorhaben.[1] Denn auch mittelfristig sind für die Gebietskörperschaften ohne Neuverschuldung bei weitem nicht alle Investitions- und Instandhaltungswünsche zu realisieren. Es muss mittlerweile davon ausgegangen werden, dass sich ein Investitionsstau in Höhe von 635 Mrd. Euro ergibt. Für das Jahr 2005 wurden vom Deutschen Städte und Gemeindebund die fehlenden Mittel auf 6 Mrd. Euro beziffert.[2] Die Kommunen haben dabei nach Schätzungen des Deutschen Instituts für Urbanistik in diesem Jahrzehnt einen Investitionsbedarf von fast 700 Mrd. Euro, wobei dieser vor allem bei Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser, Verkehrseinrichtungen, Versorgungs- und Entsorgungsinfrastruktur auftritt. Dabei entfallen allein auf Schulen 80 Mrd. Euro und auf den Verkehrsbereich sogar 180 Mrd. Euro. Des Weiteren muss der Investitionsbedarf der Bundesländer und des Bundes berücksichtigt werden. Diesen hohen Investitionserfordernissen stehen jedoch nicht in gleichem Maße ausreichende finanzielle Mittel gegenüber. Die angespannte öffentliche Haushaltslage fordert somit die Nutzung alternativer Lösungen zur Behebung des Problems. Die privatwirtschaftliche Realisierung öffentlicher Bauvorhaben kann für die öffentliche Hand ein nützliches Instrument zur Einsparung und zeitlichen Verschiebung der Inanspruchnahme von Haushaltsmitteln sein und somit eine Konzentration auf die Hauptaufgaben ermöglichen.[3]

Andere europäische Länder, wie Großbritannien und die Niederlanden, haben die Vorteile von Public Private Partnerships (kurz: PPP) längst erkannt. Dabei ist es nicht nur das private Kapital, welches gebraucht wird, sondern auch das private Know-how und der unternehmerische Ansatz erzielen dabei Effizienzgewinne von 10 bis 20 % gegenüber herkömmlichen Lösungen. In Deutschland steckt diese neue Beschaffungsvariante jedoch noch in den Kinderschuhen und muss sich erst durch einige Pilotprojekte etablieren.

Die Vorteile für die öffentliche Hand ergeben sich beispielsweise aus der langfristigen Ausgestaltung der Verträge. Die Kosten werden kalkulierbar, dringende Aufgaben können zeitnah realisiert und gewünschte Dienstleistungen genau definiert bzw. über die Dauer der Kooperation vertraglich fixiert werden. Auch für die privaten Auftragnehmer ergeben sich Vorteile durch die Realisierung öffentlicher Bauvorhaben in Form eines PPP-Projekts. Der Nutzen zeigt sich z.B. in den Anreizen aus der Tätigkeit in neuen Beschäftigungsfeldern, aber vor allem in der Verstetigung von Zahlungszuflüssen über einen langen Zeitraum.[4] Der Präsident des Bauindustrieverbandes Hessen-Thüringen, Dipl.-Ing. Helmut Kirchner, vertritt in diesem Zusammenhang die Meinung, „dass sich eine Win-Win-Situation für Politik, Verwaltung und Bauwirtschaft zugleich erzeugen lässt.“[5]

In dieser Seminararbeit soll der Aspekt der Angebotskosten, welche für die privaten Unternehmen in der Vorlaufphase von PPP-Projekten entstehen, genauer betrachtete werden. Diese Transaktionskosten dürfen im Rahmen einer Beteiligung einer Unternehmung an einer PPP-Ausschreibung nicht vernachlässigt werden, da diese im Vergleich zu den Kosten einer konventionellen Ausschreibung verhältnismäßig hoch sind. Die Bearbeitungskosten bei normalen funktionalen Ausschreibungen belaufen sich auf 0,5 bis 1,5 % der Bausumme. Für das eigentliche PPP-Geschäft betragen die Vorlaufkosten hingegen bis zu 5 % der Objektsumme. Dabei sind vor allem für kleinere Projekte diese Kosten relativ hoch.[6] Im ersten Teil der Seminararbeit soll aufgeführt werden, was unternommen wurde, um entsprechende Informationen bzgl. der Angebotskosten zu erhalten. Im Anschluss daran wird näher auf den Prozess der Angebotsphase aus Sicht des Unternehmens eingegangen. Dazu gehört folglich die Darstellung besonders relevanter Kostenpositionen, die sich beim potenziellen Auftragnehmer ergeben. Des Weiteren soll an einem anonymisierten Projekt eine konkrete Bezifferung vorgenommen werden.

2. Informationsbeschaffung

2.1 Allgemeine Aussagen zur Beschaffung relevanter Informationen

Zunächst soll kurz darauf eingegangen werden, wie sich im Rahmen dieser Seminararbeit die Beschaffung der relevanten Informationen zu den Kosten in der Vorlaufphase von PPP-Projekten gestaltet hat.

Anfangs musste sich ein Überblick verschafft werden, welche PPP-Projekte bereits ausgeschrieben waren und welche Unternehmen den Zuschlag erhielten. Des Weiteren wurden verschiedene Verbände wie beispielsweise der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V., der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) sowie die Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB) angeschrieben.

Ziel war es herauszufinden, ob man sich in den Verbänden bereits Gedanken über die Problematik der PPP-Angebotskosten, welche für die Unternehmen in der Vorlaufphase dieser Projekte entstehen, gemacht hat.

Die Reaktion der Vereinigungen konnte als sehr positiv betrachtet werden, da man sich von Seiten der Verbände im Klaren darüber ist, dass die Vorlaufkosten für die Unternehmen, insbesondere für mittelständische Bauunternehmungen, ein entscheidendes Kriterium darstellen, ob man sich an PPP-Projekten beteiligt oder weiterhin dem traditionellen Baugeschäft nachgeht.

So wurden von den Verbänden Ansprechpartner bei Bauunternehmen genannt, die bereits Erfahrungen auf dem Gebiet PPP haben.

Im nachfolgenden Abschnitt wird ein Überblick gegeben, mit welchen Unternehmen ein Erfahrungsaustausch bezüglich des Themas stattgefunden hat.

2.2 Übersicht zu den befragten Unternehmen

Nachdem sich ein Überblick verschafft wurde, welche Baufirmen bereits erfolgreich an einer Ausschreibung zu einem PPP-Projekt teilgenommen haben, musste ein Fragekatalog erarbeitet werden. Dieser Fragekatalog sollte die wichtigsten Fragen, die im Zusammenhang mit PPP-Angebotskosten entstanden, klären.

Die nachfolgende Tabelle soll zeigen, welche Unternehmen bereit waren, ihre Erfahrungen bezüglich PPPs und speziell der Angebotskosten zu schildern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Übersicht der befragten Unternehmen[7]

Mit den entsprechenden Unternehmen wurden z.T. persönliche als auch telefonische Gespräche geführt. Die Unternehmen waren bereit Informationen zur Problematik der Angebotskosten zu geben.

Besonders informativ war in diesem Zusammenhang die Gesprächsrunde mit Herrn Diederichs-Späh von der Firma Oevermann GmbH & Co.KG und mit Herrn Schneider sowie Herrn Kaldewei von der Firma Assmann Beraten + Planen GmbH. Hierbei konnte die Problematik sowohl aus Sicht eines Bauunternehmens als auch aus Sicht des beteiligten Planers sehr präzise dargestellt werden.

Wichtige Aspekte, die im Zusammenhang mit Angebotskosten auftreten, und auch damit verbundener Probleme wurden durch die Bereichsleiter der verschiedenen Unternehmen aufgezeigt. Das Gespräch mit Herrn Dr. Koch von der Bauunternehmung Müller-Altvatter, welche mit den PPP-Projekten Bildungszentrum Ostend Frankfurt/ Main und Schulen Rhein-Erft-Kreis bereits über enorme Erfahrungen auf dem Gebiet besitzt, war sehr hilfreich, um zu verdeutlichen, welche Kosten in der Phase der Angebotsbearbeitung bei den Unternehmen auftauchen.

2.3 Probleme bei der Informationsbeschaffung

In diesem Abschnitt soll aufgeführt werden, welche Probleme bei der Untersuchung des Themas aufgetreten sind.

Zunächst bleibt festzuhalten, dass über die Problematik der Angebotskosten in der Vorlaufphase von PPP-Projekten nur wenig Literatur verfügbar ist. Meist wird nur erwähnt, dass sich bei der Teilnahme an Ausschreibungen zu PPP-Projekten die Kosten, die im Vorfeld für die Ausschreibung von den Unternehmen aufgebracht werden, sehr viel höher liegen als bei einer vergleichbaren konventionellen Realisierung. Jedoch wird dabei nicht näher auf die tatsächlich entstehenden Kosten eingegangen.

Ein weiterer Aspekt, der erschwerend auftrat, war, dass nicht alle angeschriebenen bzw. kontaktierten Unternehmen bereit waren, von ihren Erfahrungen bezüglich der Angebotskosten zu berichten. Die Kosten, die im Vorfeld von PPP-Projekten entstehen, spielen eine nicht unwesentliche Rolle im Wettbewerb der Unternehmen untereinander, so dass oft keine Auskunft erteilt wurde, da es sich hierbei um wettbewerbsrelevanten Informationen handelt.

Des Weiteren war es sehr schwierig eine Aufschlüsselung der Angebotskosten für ein konkretes Projekt zu erhalten. Die Unternehmen wollten bzw. waren nicht in der Lage entsprechende Informationen an Außenstehende weiterzugeben. Dennoch konnten mit den o.g. Ansprechpartnern ausgewiesene Experten gefragt werden, die über umfassende Kenntnisse verfügen und ihre Erfahrungen im Bereich PPP darlegten.

3. Angebotskosten in der Vorlaufphase von PPP-Projekten

3.1 Allgemeine Aussagen zu PPP-Angebotskosten

Bevor näher auf das Thema der Angebotskosten für Unternehmen in der Vorlaufphase von PPP-Projekten eingegangen werden soll, muss verdeutlicht werden, dass die Beteiligung an PPP-Ausschreibungen ein hohes Maß an Kapazität und Know-how sowie ein gewisses Maß an Risikobereitschaft und natürlich Bonität erfordert. Die Vorlaufphase bzw. Angebotsphase beim Privaten soll beginnen mit der Ausschreibungsselektion und enden mit den Bieterverhandlungen.

Wie bereits erwähnt, sind die Kosten für die Bearbeitung von PPP-Ausschreibungen für die Unternehmen und insbesondere für die mittelständischen Unternehmen spürbar höher als bei konventionellen Ausschreibungen. Die Angebotsbearbeitung von PPP-Projekten ist aufgrund der Individualität der einzelnen Projekte sehr zeit- und kostenaufwendig. Bei konventionellen Ausschreibungen werden i.d.R. die Leistungsinhalte (die geschuldete Leistung) seitens der ausschreibenden Stelle mittels eines Pflichtenheftes bzw. eines Leistungsverzeichnisses sehr detailliert beschrieben. Bei einer derartigen Ausschreibung werden erfahrungsgemäß folgende Inhalte von der ausschreibenden Stelle als Vorgabe zur Verfügung gestellt:

- Genehmigungsplanung (für den Neubau bzw. umfangreiche Umbau- und Sanierungsmaßnahmen)
- Massen- und Mengengerüst
- Raumbücher, etc.

PPP-Ausschreibungen werden oft in der Form einer Funktionalausschreibung (Outputorientierung) umgesetzt, so dass ein Großteil der o.g. Bestandteile durch Entwürfe, Schnitte, Lagepläne und Bemusterungen, etc. im Zuge der Angebotserstellung durch den Bieter selbst definiert werden müssen. Die Vorgaben werden durch eine allgemeine Objektbeschreibung und/oder ein Flächen- und Funktionsprogramm den Bietern zur Verfügung gestellt. Die Massenermittlung ist hierbei durch den Bieter selbst vorzunehmen. Bei der Sanierung von Bestandsgebäuden werden dem Bieter gegebenenfalls Bestandsunterlagen (z.B. Pläne etc.) inklusive einer Zustandsbewertung als Kalkulationshilfe bzw. Kalkulationsgrundlage zur Verfügung gestellt.[8]

3.2 Darstellung des Angebotsprozess

In der folgenden Abbildung soll verdeutlicht werden, wie sich die Angebotsphase beim privaten Bieter im Vergleich zum öffentlichen Auslober staffelt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Ablauf der Angebotsphase (Ausschreibung und Vergabe)[9]

Die Vorlaufphase von PPP-Projekten beim Privaten, in der vom Bieter die Ausschreibung bearbeitet wird, lässt sich grob in die Phase der Präqualifikation, die Angebotsbearbeitungsphase und das Verhandlungsverfahren gliedern. Die Präqualifikation soll dabei als Vorauslese der Bewerber im Teilnahmewettbewerb verstanden werden. Der Phase der Projektvorbereitung beim öffentlichen Auftraggeber folgt ein Teilnahmewettbewerb, der die Gruppe der potentiellen Bieter auf eine für den Auslober beherrschbare Zahl reduziert. Bei erfolgreicher Präqualifikation schließt sich beim Bauunternehmen die Angebotsbearbeitung selbst an, sowie die Verhandlungsphase mit der Beauftragung und letztlich die Bauausführung.[10]

Bevor das Unternehmen jedoch mit der Bearbeitung der Ausschreibung beginnt, wird in aller Regel eine Vorbereitungsphase mit anschließender Ausschreibungsselektion stattfinden. Im Anschluss daran sucht sich das Unternehmen die oder den geeigneten Partner, mit denen es sich an einer Ausschreibung beteiligt. Ein Vorauswahl geeigneter Partner wurde vom Privaten bereits in der Vorbereitungsphase getroffen.

3.3 Phasen des Angebotsprozess und der damit verbundene Aufwand

3.3.1 Vorbereitungsphase

Sollte es im Unternehmen noch kein entsprechendes Geschäftsfeld PPP geben, so ist dieses zunächst durch die Bildung eines entsprechenden Projektteams zu initiieren. Dabei ist vor allem darauf zu achten, dass die personellen Voraussetzungen für eine aktive PPP-Beteiligung vorhanden sind. Neben technischen Kenntnissen ist besonders kaufmännisches Know-how in der Finanzierung notwendig. Ebenso müssen im Unternehmen freie Ressourcen, da in vielen Baufirmen die Belastung der technischen und kaufmännischen Führungsspitze mit dem operativen Tagesgeschäft meist so groß ist, dass für die Beschäftigung mit neuen Bereichen keine Zeit vorhanden ist.[11]

Das Team zur Bearbeitung eines PPP-Angebots besteht vorzugsweise aus Ingenieuren aus den Bereichen Architektur, Versorgungstechnik sowie Kaufleute und Juristen. Die Größe des Projektteam ist jeweils abhängig von Projektvolumen und Bearbeitungszeit.[12] So kamen bei der Angebotsbearbeitung des PPP-Projektes Schulen in Witten durch die Strabag Projektentwicklung GmbH Köln folgende Personen zum Einsatz:[13]

- Planung: 2 Architekten, 2 Fachplaner, 1 Bauphysiker
- Kalkulation: 2,5 Kalkulatoren (Bau), 1,5 Kalkulatoren (Betrieb)
- Recht/ Steuern: 1 Jurist
- Finanzierung: 1,5 Banker/ Berater
- Projektmanagement: 1,5 Projektleiter

Dem Bauunternehmen entstehen durch den Aufbau eines neuen Geschäftsfeldes weitere Kosten im Personalbereich. Insbesondere sind die Personalkosten in der Phase der Angebotsbearbeitung nicht zu vernachlässigen.

Grundsätzliche Voraussetzung für spätere Schritte ist das Interesse des einzelnen Unternehmens eine Kooperation einzugehen. Vor- und Nachteile sind im Unternehmen gegeneinander abzuwiegen. Somit steht am Anfang eine rationale Entscheidung des Unternehmens. Schon in dieser Phase wird sich das Unternehmen nach geeigneten Partnern umsehen, mit denen zu einem späteren Zeitpunkt ein Projekt erfolgreich bestritten werden kann. Die Suche und Auswahl eines Partners kann sich über mehrere Monate erstrecken und ist von entscheidender Bedeutung für das Gelingen der Kooperation.[14] Die nachfolgende Abbildung 2 verdeutlicht den idealtypischen Verlauf einer Kooperation.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Idealtypischer Verlauf einer Kooperation[15]

Die Suche nach geeigneten Partnern und die Partnerauswahl kann auch nach der Ausschreibungsselektion erfolgen. Das Unternehmen wird dann auf die in der Vorbereitungsphase ausgewählten Partner zurückgreifen, die bereit sind mit dem Unternehmen eine Kooperation bezüglich eines PPP-Projekts einzugehen.

3.3.2 Ausschreibungsselektion

Die Ausschreibungsselektion bei den Unternehmen erfolgt i.d.R. nach festgelegten Kriterien. Bei der Entscheidung, ob sich ein Unternehmen für ein PPP-Projekt bewirbt, handelt es sich insbesondere bei mittelständischen Unternehmen um eine Entscheidung der Geschäftsführung.[16]

Folgende wichtige Abfragen werden getätigt:[17]

- Höhe der voraussichtlichen Angebotskosten für das Unternehmen
- Welche Partner stehen dem Unternehmen möglicherweise zur Verfügung
- Politische Absicherung des Projekts (k.o.-Kriterium)
- Exklusivität der Partner
- „Jeder Partner trägt seine Angebotskosten selbst“ (k.o.-Kriterium)
- Darstellung des Projektes durch die öffentliche Hand
- Allgemeine Angaben zum Projekt (Ort, Bauzeit, Volumen, Art, etc.)

Des Weiteren erfolgt die Auswahl anhand des Kriteriums des lokalen Bezugs, d.h. inwieweit ist eine räumliche Präsenz des Unternehmens mit Niederlassungen gegeben und welche Ressourcen sind vorhanden. Eine weitere Rolle spielt die thematische Ausrichtung des ausgeschriebenen Projektes – handelt es sich um Sanierung oder Neubau, Tief- oder Hochbau, mit oder ohne Betrieb und Bauunterhaltung. Wichtig für die Bauunternehmen sind die Erfolgsaussichten für einen erfolgreichen Zuschlag bzw. die Anzahl der ausgewählten Bieter.[18] All diese Überlegungen hinsichtlich der Ausschreibungsselektion sind mit entsprechenden Aufwendungen bei den Unternehmen verbunden. Eine Pauschalierung der Kosten ist nicht möglich.

3.3.3 Bildung einer Bietergemeinschaft bzw. eines Konsortiums

Hat sich ein Unternehmen entschieden, bei welchem PPP-Projekt es sich bewerben will, müssen i.d.R. Partner gefunden werden, mit denen die Aufgabe bewältigt wird. Ziel bei der Auswahl eines Konsortialpartners ist die möglichst umfassende Abdeckung des Anforderungsprofils sowie ein günstiges Kostengefüge innerhalb der Bietergemeinschaft. Die einzelnen Partner sollen sich hinsichtlich ihrer Kompetenzen ergänzen, wobei neben fachlichen Kompetenzen auch der lokale Bezug der einzelnen Partner zu berücksichtigen ist. Darüber hinaus ist die Bewertung der Leistungsfähigkeit und der Bonität der potentiellen Partner (z.B. Einholung einer Wirtschaftsauskunft) sehr bedeutend.

[...]


[1] Vgl.: Jacob, Kochendörfer: Effizienzgewinne bei privatwirtschaftlicher Realisierung von Infrastrukturvorhaben, 2002, S. III

[2] Vgl.: Zentralverband Deutsches Baugewerbe, Presseinformation – Frauenrath: PPP – Chancen für Kommunen und Mittelstand in 2005 nutzen, 3/2005

[3] Vgl.: Jacob: Privatwirtschaftliche Realisierung öffentlicher Hochbauvorhaben (einschließlich Betrieb) durch mittelständische Unternehmen in Niedersachsen, 2002, S.3

[4] Vgl.: Jacob: Privatwirtschaftliche Realisierung öffentlicher Hochbauvorhaben (einschließlich Betrieb) durch mittelständische Unternehmen in Niedersachsen, 2002, S.3

[5] Vgl.: Baulinks.de – Service, Private Finanzierung öffentlicher Hochbauten: Startschuss für PPP – Kompetenzzentrum des Bundes, Artikel vom 05.02.2002,

http://www.baulinks.de/webplugin/o01005.php4

[6] Vgl.: Roquette, Artikel im P-Newsletter: PPP-Standards sparen Zeit und Geld, April 2005

[7] Quelle: Eigene Tabelle

[8] Expertengespräch mit Rainer Langer, SKE GmbH, Projektmanager, telefonisches Gespräch mit dem Verfasser, Freiberg, 17.06.2005

[9] eigene Abbildung erstellt anhand der Abbildung: Ausschreibung und Vergabe im PPP-Beschaffungsprozess, PPP im öffentlichen Hochbau, Band I: Leitfaden und anhand der Angaben in den Expertengesprächen

[10] Dipl.-Ing. Diederichs-Späh (Oevermann): Besonderheiten der Angebotsbearbeitung bei ppp-Projekten, E-Mail an den Verfasser, 2005

[11] Dipl.-Ing. Helmut Echterhoff: Sind mittelständische Unternehmen der Bauwirtschaft für PPP aufgestellt? In: Meine Meinung Nr.2/ Mai 2003, Hg. Hauptverband der Deutsche Bauindustrie e.V.

[12] Expertengespräch mit Rainer Langer, SKE GmbH, Projektmanager, telefonisches Gespräch mit dem Verfasser, Freiberg, 17.06.2005

[13] Quelle: Scholzen, Vortrag PPP-Verfahren aus Sicht des privaten Partners, Beispielhaft am Projekt
Schulen Witten, Kommunale Praxis Essen, November 2004

[14] Quelle: Wallau, Stephan: Bietergemeinschaft und Dach-ARGE in der mittelständischen
Bauwirtschaft – Leitfaden und Checkliste, Hg. RKW, Eschborn, 1999

[15] Quelle: Jacob, Skript Privates Baurecht, Recht der Temporärgesellschaften, 2005

[16] Expertengespräch mit Dipl.-Ing. Karsten Diederichs-Späh, Oevermann GmbH & Co.KG, persönliches Gespräch mit dem Verfasser, Dortmund, 27.04. 2005

[17] ebenda

[18] Expertengespräch mit Rainer Langer, SKE GmbH, Projektmanager, telefonisches Gespräch mit dem Verfasser, Freiberg, 17.06.2005

Ende der Leseprobe aus 38 Seiten

Details

Titel
Angebotskosten und Aufwand von Unternehmen in der Vorlaufphase von PPP-Projekten im öffentlichen Hochbau
Hochschule
Technische Universität Bergakademie Freiberg
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
38
Katalognummer
V65573
ISBN (eBook)
9783638581028
ISBN (Buch)
9783640256709
Dateigröße
764 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Angebotskosten, Aufwand, Unternehmen, Vorlaufphase, PPP-Projekten, Hochbau
Arbeit zitieren
Michael Krzyzanek (Autor:in), 2005, Angebotskosten und Aufwand von Unternehmen in der Vorlaufphase von PPP-Projekten im öffentlichen Hochbau, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65573

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