Web 2.0 im Unternehmen


Diplomarbeit, 2006

138 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Zielsetzung und thematische Eingrenzung
1.2.1. Vorüberlegung: Entstehung des Begriffes Web 2.0
1.2.2. Entwicklung einer Arbeitsdefinition
1.2.3. Untersuchungsschwerpunkt Technologie
1.2.4. Untersuchungsschwerpunkt Anwender
1.2.5. Untersuchungsschwerpunkt Innenverhältnis im Unternehmen
1.3. Gang der Untersuchung

2. Aktueller Stand der Webstandards und Webtechnologien
2.1. Einführung Internet und WWW
2.2. Überblick aktueller Webstandards
2.2.1. Information und Layout
2.2.2. Client-seitige Programmierung
2.2.3. Datenstrukturierung
2.2.4. Datenaustausch
2.3. Asynchrone Webtechnologie
2.3.1. Einführung in JavaScript-Objekt XMLHttpRequest
2.3.2. Alternativen zu AJAX

3. Web-Applikationen im Überblick
3.1. Gattungen der Web-Applikationen
3.1.1. Web-Katalog, Suchmaschine und Meta-Suchmaschine für die Recherche im Web
3.1.2. Content-Management-System für die Verwaltung von Web-Seiten
3.1.3. Wiki und die schnelle und einfache Verwaltung von Web-Seiten
3.1.4. Blog und die Erstellung eines digitalen Tagebuchs
3.1.5. Community-Plattform und der soziale Austausch im WWW
3.1.6. Webservice zur Automatisierung des Datenaustauschs
3.1.7. Mashup für die Neuentwicklung von Web-Applikationen
3.2. Kategorien von Web-Applikationen
3.2.1. Dokumentorientierte Web-Applikation
3.2.2. Interaktive Web-Applikation
3.2.3. Transaktionale Web-Applikation
3.2.4. Workflow-basierte Web-Applikation
3.2.5. Kollaborative Web-Applikation
3.2.6. Social Web
3.2.7. Portalorientierte Web-Applikation
3.2.8. Ubiquitäre Web-Applikation
3.2.9. Semantisches Web

4. Exogene Erfolgsfaktoren des Web 2.0
4.1. Internetnutzung in Deutschland und Europa
4.2. Infrastrukturelle Voraussetzung
4.2.1. Infrastrukturelle Penetrationsraten des Internets
4.2.2. Konvergenzprozesse in der Informationsinfrastruktur
4.3. Die Kluft im Technologielebenszyklus
4.4. Der Mensch im Informationszeitalter
4.4.1. Kompetenz im Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologie
4.4.2. Wandel in der informationellen Selbstbestimmung
4.5. Long Tail und Hypermediation

5. Web 2.0 im Unternehmen als Gegenstand der Untersuchung
5.1. Implikationen für Unternehmen
5.1.1. Kollaboration und kollektive Intelligenz innerhalb der Belegschaft als emergentes Phänomen
5.1.2. Notwendigkeit von Unternehmensrichtlinien
5.2. Integration von Web 2.0 im Unternehmen
5.2.1. Wikis im Wissens- und Informationsmanagement
5.2.2. Blogs in der internen Unternehmenskommunikation und im Changemanagement
5.2.3. Blogs und Foren im Marketing
5.2.4. Mashups in der Planung
5.3. Bewertung der technologischen Seite von Web 2.0
5.3.1. Vorzüge und Schwächen von Web-Applikationen gegenüber Desktop- Applikationen
5.3.2. Mögliche Problemfelder und Lösungsansätze im Einsatz von AJAX
5.3.3. Vorzüge von AJAX-Applikationen gegenüber traditionellen Web- und Desktop-Applikationen
5.3.4. Software as a Service
5.4. Analyse der betriebswirtschaftlichen Seite des Web 2.0
5.4.1. Übertragbarkeit des Emergenzprinzips auf die Belegschaft
5.4.2. Probleme und Lösungsansätze bei Corporate-Blogs
5.4.3. Fallbeispiel: Nutzenbewertung von Corporate-Blogs mit Balanced Scorecard

6. Resümee
6.1. Web 2.0 ist aus technologischer Sicht nichts Neues
6.2. Web 2.0 ist ein gesellschaftliches Phänomen 115 Quellenangaben

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: NASDAQ Marktindex - der ursprüngliche Hintergrund von Web 2.0

Abbildung 2: Beispiel Einfluss der Technologie

Abbildung 3: Beispiel Einfluss des Anwenders

Abbildung 4: Beispiel Einfluss der Unternehmen

Abbildung 5: Untersuchungsschwerpunkte der Diplomarbeit

Abbildung 6: HTML-Beispiel

Abbildung 7: CSS-Beispiel

Abbildung 8: Interpretationsschema JavaScript

Abbildung 9: HTML und DOM

Abbildung 10: Quelltextbeispiel XML

Abbildung 11: Synchrone Kommunikation

Abbildung 12: Asynchrone Kommunikation

Abbildung 13: Quelltextbeispiel XMLHttpRequest

Abbildung 14: Suchhilfen in Deutschland

Abbildung 15: Content-Life-Cycle

Abbildung 16: Beispiel HTML-Syntax

Abbildung 17: Beispiel Wiki-Syntax

Abbildung 18: Einsatzmöglichkeiten von Blogs

Abbildung 19: Populäre Anbieter von Mashup-Schnittstellen

Abbildung 20: Zuwachsrate von Mashup-Applikationen

Abbildung 21: Kategorien von Web-Applikationen

Abbildung 22: Amazon Kundenrezension

Abbildung 23: Tag-Cloud

Abbildung 24: Beispiel Finanzportal

Abbildung 25: Zunahme der Funktionalität

Abbildung 26: RDF - Dreigespann

Abbildung 27: RDF-Beispiel als Graph

Abbildung 28: RDF-Beispiel als Quelltext

Abbildung 29: Jahresübersicht - Internet-Nutzung in Deutschland

Abbildung 30: Internetnutzung in Europa

Abbildung 31: Unternehmen und das Internet

Abbildung 32: Prognose Internetnutzer Deutschland

Abbildung 33: Anzahl der Host-Computer im Zeitverlauf

Abbildung 34: Domänenentwicklung in Deutschland

Abbildung 35: Entwicklung Informationsinfrastruktur 2004 - 2006

Abbildung 36: Technologielebenszyklus

Abbildung 37: Exogene Erfolgsfaktoren 1996 und 2006

Abbildung 38: Niveau der Computer-Grundkenntnisse von Einzelpersonen

Abbildung 39: Long Tail

Abbildung 40: Handelsstufen der Wertschöpfung

Abbildung 41: Zuwachsrate Blogs

Abbildung 42: Zuwachsrate deutscher Wikipedianern

Abbildung 43: Wissensbasierte Wertschöpfungskette

Abbildung 44: Beispiel Verknüpfung in der Wiki-Syntax

Abbildung 45: Web 2.0 Begriffe im Zeitkontext

Abbildung 46: Entwicklung von Web 2.0-Applikationen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Abgrenzung Web 1.0 und Web 2.0

Tabelle 2: Bedeutung von Web 2.0 und Zuordnung der Untersuchungsschwerpunkte

Tabelle 3: Internet-Dienste

Tabelle 4: Einsatzgebiete der Webtechnologie

Tabelle 5: Eigenschaften von JavaScript

Tabelle 6: Beispiele für asynchrone Web-Applikationen

Tabelle 7: Initiierung von HTTP-Anforderungen

Tabelle 8: Eigenschaften von XMLHttpRequest

Tabelle 9: Methoden von XMLHttpRequest

Tabelle 10: Flex Data Services Preismodelle

Tabelle 11: Populäre Suchmaschinen und Web-Kataloge

Tabelle 12: Bestandteile eines Dokuments

Tabelle 13: Geschäftsmodelle im E-Business

Tabelle 14: Exogene Erfolgsfaktoren

Tabelle 15: SSL-Server-Dichte im internationalen Vergleich

Tabelle 16: Triple Play

Tabelle 17: Social Web und Unternehmen

Tabelle 18: Rollen und Berechtigungen bei WordPress

Tabelle 19: SWOT-Analyse SaaS

Tabelle 20: SaaS im Unternehmen

Tabelle 21: Balanced Scorecards für Corporate-Blogs

1. Einleitung

1.1. Problemstellung

Ob privat oder beruflich - der Computer ist heutzutage kaum wegzudenken. Die Informatik und Telekommunikation steuern und beeinflussen das Leben und Handeln der Menschen in der modernen Industriegesellschaft in vielfältiger Art und Weise. Vor allem das Internet hat mit seiner Schnelllebigkeit und seiner immer fortwährenden Weiterentwicklung das Privatleben und Geschäftsleben radikal verändert. Begriffe wie „Dot.Com“, „New Economy“ und „E-Business“ erschienen in kurzen Zeitabständen in den Medien - und verblassten zum Teil wieder.

Im Jahr 2004 tauchte mit dem Begriff „Web 2.0“ ein neues Schlagwort in den Medien auf. Bereits drei Jahre nach dem Platzen der Internetblase wird das Internet mit diesem Begriff für ein Comeback aufgebaut: zum neuen „Star“ der Medien und zum neuen „Darling“ der Investoren.

Was verbirgt sich hinter diesem Hype Web 2.0? Beginnt tatsächlich eine neue Ära des Internets oder beschwören die Medien mit Web 2.0, seinen Blogs und Podcasts, bloß eine neue „Goldgräberstimmung“ in der heutigen Informationsgesellschaft herauf?

1.2. Zielsetzung und thematische Eingrenzung

1.2.1. Vorüberlegung: Entstehung des Begriffes Web 2.0

Der Begriff Web 2.0 entstand 2004 während einer Brainstorming-Sitzung mit Dale Dougherty von O'Reilly Media und Craig Cline von MediaLive für eine neue Internet- Konferenz. Das Ziel der Konferenz ist der Austausch der Teilnehmer über neue An- wendungsmöglichkeiten und Einsatzgebiete für Web-Technologien und Web- Applikationen. Diese Internet-Konferenz wurde am 5. Oktober 2004 mit dem Namen „Web 2.0 Conference“ in San Francisco eröffnet1. Web 2.0 war keine Definition, es war kein Phänomen. Web 2.0 war nur ein Name für eine Internetkonferenz und markiert die Zeit nach dem Platzen der Internetblase im März 2000: „Könnte es sein, dass der Dot- Com-Kollaps einen derartigen Wendepunkt markiert hatte, dass man diese Dinge nun mit einem Schlagwort ‚Web 2.0’ bezeichnen durfte? Wir einigten uns darauf und damit war die ‚Web 2.0 Konferenz’ geboren.“2

Die Abbildung zeigt den NASDAQ Marktindex. Der höchste Ausschlag markiert den Dot-Com-Kollaps und damit die Einteilung in die „Web 1.0 Ära“ und „Web 2.0 Ära“.

Abbildung 1: NASDAQ Marktindex - der ursprüngliche Hintergrund von Web 2.03

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Neben der zeitlichen Abgrenzung wurde während der Brainstorming-Sitzung versucht, anhand aktueller Web-Applikationen, Technologien und Verhalten die Abgrenzungsge- genstände Web 1.0 von Web 2.0 schärfer voneinander zu trennen, um das Wesen bzw. das Prinzip von Web 2.0 auszuarbeiten. Die folgende Tabelle listet diesen Versuch der Abgrenzung auf und wurde vom Autor zum besseren Verständnis um die Spalte Ab- grenzungsmerkmal erweitert. Teilweise sind in dieser Spalte die Merkmale um die Aus- prägung ergänzt. Keines der hier aufgeführten Beispiele kann eindeutig Web 1.0 oder Web 2.0 zugeordnet werden, da sie grundsätzlich Merkmale beider Abgrenzungsge- genstände besitzen. Der Begriff „AJAX“ wird in dieser Liste nicht aufgeführt. Der Beg- riff AJAX wurde erst ein Jahr nach Web 2.0 eingeführt. Mittlerweile wird AJAX in den Medien dem Web 2.0-Hype zugeordnet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Abgrenzung Web 1.0 und Web 2.04

Während dieser Sitzung wurde erkannt, dass der Begriff Web 2.0 nicht eindeutig von Web 1.0 abgegrenzt werden kann: „Wie viele andere wichtige Konzepte hat Web 2.0 keine genauen Begrenzungen, sondern vielmehr ein Gravitationszentrum. Man kann Web 2.0 als eine Ansammlung von Prinzipien und Praktiken visualisieren, die ein regelrechtes Sonnensystem von Seiten zusammenhalten, die einige oder alle dieser Prinzipien in unterschiedlicher Entfernung vom Zentrum demonstrieren.“5

Anhand dieser ersten Abgrenzungsversuche fasste im Jahr 2005 Tim O'Reilly, Gründer und Besitzer des gleichnamigen Verlags, eine erste Beschreibung zusammen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Bedeutung von Web 2.0 und Zuordnung der Untersuchungsschwerpunkte6

Die Beschreibung stellt eine Bestandsaufnahme der aktuellen Entwicklung des World Wide Web dar. Sie wurde von den Medien aufgegriffen, als neues Netzverständnis aus- gelegt und der Hype um Web 2.0 wurde geboren. Das „2.0“ suggeriert einen Versions- sprung und sorgt bis heute in den Medien für Verwirrung und Missverständnisse. Tat- sächlich hat aber kein Sprung stattgefunden. Die Entwicklung des WWW verlief konti- nuierlich und lies sich auch nicht vom Börsencrash zur Jahrtausendwende aufhalten. Aufgrund der hohen Werbewirksamkeit des Begriffes entwickelten die Medien, Softwarenanbieter und Unternehmensberatungen für Web 2.0 ihre eigenen Marketingkonzepte, die zu weiteren Verwirrungen und Missverständnissen führten.

1.2.2. Entwicklung einer Arbeitsdefinition

Zur Präzisierung des Untersuchungsgegenstands der vorliegenden Arbeit bedarf es einer Definition des Begriffes Web 2.0. Sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der an- wendungsorientierten Literatur existiert aufgrund der Aktualität des Begriffes bislang keine abschließende Definition des Terminus. Angelehnt an der Vorüberlegung aus vorherigem Abschnitt wird in der vorliegenden Arbeit folgende Arbeitsdefinition von Web 2.0 verwendet:

Web 2.0 ist ein Sammelbegriff für eine Reihe von Entwicklungen des World Wide Web und fasst den aktuellen Stand der Entwicklungen aus technologischen, soziologischen, individuellen und ökonomischen Perspektiven der gesamten World-Wide- Web-Evolution zusammen.

Die Entwicklung dieser Arbeitsdefinition wird in diesem Abschnitt vorgestellt. Dabei wird der in den Medien häufig zitierte Definitionsansatz von Tim O’Reilly herangezo- gen.

Die darauf folgenden Unterabschnitte stellen die drei Untersuchungsschwerpunkte gesondert vor und zeigen Beispiele ihrer Wirkungsbeziehung.

1.2.3. Untersuchungsschwerpunkt Technologie

Durch die Weiterentwicklung im Hardwarebereich sind Computer leistungsfähiger ge- worden und erlauben eine neue Aufgabeverteilung zwischen dem Webserver und dem Webbrowser. Hinzu kommt, dass geringe Kosten für den Internetzugang dem Anwen- der erlauben, ständig online zu sein und Web-Applikationen mit hohem Bandbreitenbe- darf zu nutzen.

Diese Weiterentwicklungen beeinflussen die Softwareentwicklung. Der Web- Entwickler muss nicht mehr sparsam mit den Ressourcen client-seitiger Hardware und Bandbreite umgehen. Davon profitieren vor allem die Web-Applikationen. Sie erhalten eine höhere Anwenderfreundlichkeit und erreichen das Niveau eines vollwertigen In- formationssystems. Dadurch werden Nutzungshemmnisse für Einsatz von Web- Applikationen reduziert. Zum Beispiel stellen mittlerweile im privaten Umfeld webba- sierte E-Mail-Clients eine bessere Alternative zu den desktopbasierten E-Mail-Clients dar. Aber auch die Weiterentwicklung von unternehmensunabhängigen Standards be- einflusst die Entwicklung von Web-Applikationen. Die Einführung von Standards wie HTML, CSS, JavaScript und XML erlaubt es, plattformunabhängige Applikationen zu entwickeln, die unter Idealbedingungen im jeden Webbrowser laufen können.

Unter dem Begriff AJAX wird die Kombination vorhandener Standards wie JavaScript und XML verstanden. Mit AJAX lassen sich Web-Applikationen entwickeln, die die Anwenderfreundlichkeit einer Desktop-Applikation erreichen und alle Vorteile von Web-Applikationen beibehalten.

Die Standards XML und SOAP ermöglichen den Unternehmen die Bereitstellung von Schnittstellen für den Datenaustausch zwischen beliebig vielen Geschäftpartnern. Durch die Standardisierung entfällt mit dem Hinzukommen eines weiteren Geschäftspartners die Anpassung der Schnittstelle. Der Einsatz von Standards sinkt den zeitlichen Aufwand bei der Implementierung und somit die Kosten.

Abbildung 2: Beispiel Einfluss der Technologie

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.2.4. Untersuchungsschwerpunkt Anwender

Die Untersuchung des Anwenders erfolgt aus zwei Perspektiven. In der soziologischen Perspektive steht der Mensch in einer Gruppe oder Gesellschaft im Mittelpunkt, in der individuellen Perspektive stattdessen als Individuum und wird durch den InternetAnwender bzw. Anwender repräsentiert.

Die Betrachtung des Anwenders erfolgt im Sinne der volkswirtschaftlichen und sozio- logischen Konzepte „homo economicus“ und „home sociologicus“. Übertragen auf den Untersuchungsschwerpunkt wird der Anwender zum einen als „rational denkender Nut- zenmaximierer“, zum anderen als „soziologisches Wesen“ betrachtet. Ein Anwender kann eine URL in die Adressleiste eingeben, sich durch Links durchkli- cken sowie Formulare ausfüllen und absenden. Der Anwender ist in diesem Fall ein passiver Konsument der Inhalte des Internets. Das Medium Internet wird nur gelesen. Applikationen jedoch wie Wikis, Podcasts und Blogs erlauben dem Anwender, das In- ternet inhaltlich mitzugestalten, zu bewerten und zu bestimmen: Das Internet wird be- schreibbar, und der Anwender wird Konsument und Informationslieferant zugleich. Der Anwender benötigt keine eigene Homepage, um im Internet wahrgenommen zu werden. Von den kollaborativen Arbeiten partizipieren alle Anwender. Web 2.0 löst eine Welle der Individualisierung und Demokratisierung des WWW aus. Es fördert das Engage- ment des Einzelnen ebenso wie die Macht des Einzelnen.

Diese Macht kann gravierende Folgen für das Unternehmen haben. So berichtet die Zeitschrift impulse von einem Comcast-Servicemitarbeiter, der während der Reparatur beim Kunden eingeschlafen ist7. Der Vorgang wurde vom Kunden auf Video aufgenommen, kritisch kommentiert und auf YouTube.com der Öffentlichkeit zur Verfügung8 gestellt. Innerhalb des ersten Monats haben sich über 700.000 Besucher das Video auf YouTube.com angeschaut. Dies kann als Negativ-Beispiel für „digitale Mundzu-Mund-Propaganda“ gesehen werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Beispiel Einfluss des Anwenders

1.2.5. Untersuchungsschwerpunkt Innenverhältnis im Unternehmen

Das neue Netzverständnis beeinflusst das Innen- und Außenverhältnis des Unternehmens. Für die Unternehmen ergeben sich kostengünstige Alternativen zu bestehenden Applikationen und Technologien.

Im Außenverhältnis ergeben sich für Unternehmen neue Chancen und Risiken. Neben der oben erwähnten Mund-zu-Mund-Propaganda beeinflusst Web 2.0 die strategische Auswahl von Vertriebskanälen und Marketingkonzepten. Es werden Plattformen entwickelt, um die Kollaboration und Partizipation der Mitarbeiter zu ermöglichen. Damit stellen Unternehmen steigende Anforderungen an die Belegschaft und an die Informations- und Kommunikationstechnologie.

Abbildung 4: Beispiel Einfluss der Unternehmen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.3. Gang der Untersuchung

Kapitel 1 erläutert den Untersuchungsgegenstand Web 2.0 und grenzt das Themengebiet ein. Die Festlegung der drei Unternehmensschwerpunkte dient dem Zweck, Aufschluss über Art, Stärke und Zusammenspiel der Einflusskräfte auf die Unternehmen zu gewinnen. Diese Diplomarbeit versteht Web 2.0 daher als eine Bestandsaufnahme des WWW sowie seiner Anwenderschaft.

Die Unternehmensschwerpunkte Technologie und Anwender dienen der Analyse der Umwelt des Unternehmens. Es werden die Einflusskräfte, die auf die Unternehmen einwirken, identifiziert und beschrieben. Folgende Abbildung illustriert die Untersuchungsschwerpunkte der Diplomarbeit.

Abbildung 5: Untersuchungsschwerpunkte der Diplomarbeit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In Kapitel 2 wird die technologische Seite des WWW erklärt. Das Kapitel verschafft zunächst einen Überblick über den aktuellen Stand der Webtechnologie und erläutert, was sich hinter dem Akronym AJAX verbirgt.

Kapitel 3 beschreibt die Kategorien von Web-Applikationen. Des Weiteren werden die Gattungen der Web-Applikationen voneinander abgegrenzt und an Beispielen erläutert. Der Fokus des Kapitels liegt auf Web-Applikationen, die in den Medien häufig in Zusammenhang mit Web 2.0 gebracht werden.

In Kapitel 4 erfolgt die Identifizierung von Kräften, die Unternehmen gar nicht beeinflussen und als gegeben hinnehmen müssen. Hierbei wird auf die Wechselwirkung zwischen Technologie und Anwender eingegangen.

Darauf aufbauend erfolgt in Kapitel 5 die Unternehmensanalyse. Hierbei werden die gewonnenen Erkenntnisse in einer integrierten Betrachtung im Unternehmensumfeld zusammengeführt. Der Hauptfokus liegt in der Betrachtung der Einflusskräfte im Innenverhältnis des Unternehmens.

Kapitel 6 schließt diese Ausarbeitung mit einem Resümee ab.

2. Aktueller Stand der Webstandards und Webtechnologien

Dieses Kapitel führt in die aktuellen Standards und Technologien des WWW ein. Zu- nächst werden die Begriffe Internet und WWW voneinander abgegrenzt und weitere übliche Begriffe aus der IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie) erläu- tert. Im Anschluss werden die aktuellen Webstandards wie HTML und JavaScript vor- gestellt. Das Kapitel schließt mit einer Einführung in AJAX und seiner Bedeutung für Web 2.0 ab.

2.1. Einführung Internet und WWW

Das Internet und sein Vorläufer ARPANET wurden ursprünglich in den frühen siebzi- ger Jahren zum Austausch von digitalen Daten für militärische und später für wissen- schaftliche Einrichtungen konzipiert. Das Internet ist ein weltumspannender Zusam- menschluss unabhängiger Computer und Netzwerke, die durch Kabel, Glasfasern, Funknetze oder Satellitenstrecken miteinander verbunden sind. Dabei kann prinzipiell jeder Computer eines Netzwerkes mit einem anderen Computer kommunizieren und digitale Daten austauschen. Es ist durch eine große Anzahl von Teilnehmern und seiner ständigen Erreichbarkeit gekennzeichnet. Der einfache Zugang zum Netz und der kos- tengünstige Betrieb sind die charakteristischen und attraktiven Merkmale des Internets. Am 6. August 1991 veröffentlichte Tim Berners-Lee sein World Wide Web-Projekt in der Newsgroup „alt.hypertext“9. 1991 gilt als das Geburtsjahr von World Wide Web (WWW). In der Umgangssprache wird der Begriff Internet häufig als Synonym für das World Wide Web oder WWW verwendet. Das WWW ist jedoch nur eines von vielen Diensten, und das Internet stellt die Informationsinfrastruktur zu Verfügung. Bis heute ist das WWW der wichtigste und meistgenutzte Dienst des Internets. Ferner existieren eine Reihe weiterer Dienste:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3: Internet-Dienste

Die innerbetriebliche Nutzung der Internettechnologie im Firmennetzwerk wird als Intranet bezeichnet. Im Gegensatz zum allgemein zugänglichen Internet ist ein Intranet auf ein internes Unternehmensnetz begrenzt und kein Teil des öffentlichen Internets. Dies kann sich auf das hausinterne Netz des Unternehmens beschränken, es kann jedoch auch ein weltumspannend vernetztes, aber privat genutztes Netzwerk sein. Das Intranet kann die verschiedenen Produktions- und Forschungsbereiche, Vertriebs- und Verwaltungsbüros zu einem Netzwerk verbinden.

Das Extranet ist ein Zusammenschluss unternehmensfremder Intranets. Es verbindet zwei oder mehrere Intranets über eine allgemeine Internetanbindung. Verschiedene Sicherheitsmechanismen wie Firewall und virtuelle private Netzwerke (VPN) sorgen dafür, dass Unbefugte keinen Zugriff auf das Extranet erhalten.

Die Nutzung der Internettechnologie beruht auf wirtschaftlichen Erwägungen. Die da- hinter stehenden Technologien sind einfach zu bedienen und herstellerunabhängig. Es ermöglicht dem Unternehmen die Bereitstellung von Dokumenten wie Unternehmens- mitteilungen, Verkaufszahlen und Stellenausschreibungen. Zunehmend werden Ge- schäftsprozesse über das WWW abgewickelt. „Immer mehr Firmen gehen jedoch dazu über, ihre Unternehmenslösungen komplett web-basiert zu gestalten. Die Mitarbeiter benutzen nicht mehr konventionelle Client-Programme, sondern einen Webbrowser“10. Das World Wide Web bietet über einen Webbrowser eine leicht bedienbare Oberfläche zum Durchsuchen und Anzeigen von Dokumenten im Internet. Die Dokumente sind miteinander über so genannte Hyperlinks verknüpft und ermöglichen einen Wechsel innerhalb der Dokumente. Die Dokumente können Nachrichten, Bilder, Videos oder Audiodaten über beliebige Themen enthalten und werden von einem Webserver bereit- gestellt. Ein Webserver reagiert auf eine Anfrage des Webbrowsers mit der Rückgabe eines Dokuments. Der Anwender fordert ein Dokument an, indem er eine URL11 (Unified Resource Locator) in die Adressleiste seines Webbrowsers eingibt oder auf eine Verknüpfung klickt, die auf einen URL zeigt. Die URL-Anfrage wird an den Webserver gesendet, der wiederum mit der Rücksendung des Dokuments reagiert. Neben der URL oder einem Hyperlink können auch über Eingabemasken in den bereitgestellten Dokumenten weitere Dokumente angefordert werden. Diese Dokumente können statisch sein, d.h. sie liegen als Datei in einem Dateiverzeichnis des Webservers. Sie können aber auch dynamisch über eine Web-Applikation erzeugt werden.

2.2. Überblick aktueller Webstandards

Unter Webtechnologie werden im Allgemeinen alle Technologien zusammengefasst, die für den Internetdienst World Wide Web nötig sind. Bei strikter Auslegung fallen damit E-Mail-Dienst und Usergroup-Dienst nicht darunter, obwohl diese Dienste in Web-Applikationen integriert werden können.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 4: Einsatzgebiete der Webtechnologie

2.2.1. Information und Layout

WWW-Dokumente sind überwiegend in der Auszeichnungssprache HTML12 (Hyper- text Markup Language) geschrieben. HTML ist ein firmenunabhängiger, offen doku- mentierter und frei verwendbarer Standard des W3C (World Wide Web Consortium). HTML dient zur Strukturierung von Inhalten wie Texte, Bilder und Hyperlinks. Ein Webbrowser stellt das HTML-Dokument dar. Die eingebetteten Hyperlinks führen den Anwender zu einem weiteren WWW-Dokument. Neben dem sichtbaren Inhalt kann das Dokument mit unsichtbaren Metainformationen ergänzt werden.

Mögliche Metainformationen sind Name des Autors, Schlagwörter und eine Kurzbeschreibung des Dokuments.

Folgende Abbildung illustriert zum einen den Quelltext und zum anderen die Darstellung eines HTML-Dokuments im Browser.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: HTML-Beispiel

Für eine ansprechende Darstellung von Inhaltsinformationen kann neben den HTMLspezifischen Auszeichnungsmarken wie <b> für Fettdruck oder <i> für Kursivdruck auch CSS (Cascading Style Sheets) verwendet werden.

Wie auch HTML ist CSS vom World Wide Web Consortium standardisiert13,14. Für CSS gibt es ebenso wie für HTML eine Arbeitsgruppe beim W3C, die sich um die Weiterentwicklung der Sprache kümmert und dabei dem Regelwerk zur Entstehung der Empfehlungen des W3C unterstellt ist.

CSS erlaubt die Trennung von Information und Layout. Diese Trennung ermöglicht eine Arbeitsteilung zwischen Designer und Applikationsentwickler und „führt auch da- zu, dass sich nachträgliche Änderungen einfacher und robuster durchführen lassen.“15 Die Abbildung zeigt das generierte Dokument aus obigem HTML-Beispiel, erweitert um CSS-Angaben für die Auszeichnungsmarken <body>, <h1>, < h2>, <ul> und <p>.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: CSS-Beispiel

Es zeigt sich, dass der Einsatz von CSS der erste Schritt zur Anwenderfreundlichkeit von Web-Applikationen ist. So erkennen Bergmann und Bormann folgende Vorteile:

„Neben der Nachhaltigkeit, die den Einsatz von CSS für webbasierte Anwendungen mit sich bringt, ergeben sich auch noch Vorteile im Hinblick auf AJAX-basierte Anwen- dungen mit client-seitigem JavaScript: Das gezielte Verändern von Layouteigenschaft eines HTML-Elements in einer Web-Seite während der Darstellung ermöglicht zum einen visuelle Effekte wie das Öffnen eines kontextbasierten Menüs an der aktuellen Position des Mauszeigers, kann zum anderen aber auch technisch anspruchsvolle Lö- sungen wie die Abfrage von Mausbewegungen zur Realisierung des „Drag and Drop“ vereinfachen.“16

2.2.2. Client-seitige Programmierung

JavaScript wurde 1995 als Erweiterung des Webbrowsers Navigator von Netscape entwickelt. Ziel war es, dynamische Änderungen eines Dokuments zu ermöglichen. Ein Dialekt dieser Skriptsprache wurde für den Webbrowser Internet Explorer von Micro- soft mit dem Namen JScript entwickelt. Da beide Skriptsprachen im Wesentlichen ü- bereinstimmen, werden sie in dieser Diplomarbeit der Einfachheit halber mit JavaScript bezeichnet. Die aktuelle Sprachversion 1.5 unterstützt das DOM (Document Object Model) und das für AJAX kennzeichnende XMLHttpRequest-Objekt. Beide Objekte werden in diesem Kapitel vorgestellt. Die folgende Tabelle listet die Eigenschaften von Javascript auf17:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 5: Eigenschaften von JavaScript

JavaScript wird in der Regel in ein HTML-Dokument eingebettet und vom Webbrowser interpretiert. Es beherrscht Ereignisbehandlung und reagiert auf Ereignisse wie Maus- bewegungen und Tastaturanschlägen und ermöglicht so die Interaktivität von WebSeiten. Die Interaktivität wird durch die Möglichkeit des Zugriffs auf eingebettete Objekte wie Flash und Java-Applets erweitert.

In der folgenden Abbildung wird das Interpretationsschema von JavaScript gezeigt:

- Nach einem Request sendet der Webserver das HTML-Dokument an den Web- browser
- Der Webbrowser leitet das HTML-Dokument durch die JavaScript-Engine und interpretiert den JavaScript-Code
- Die JavaScript-Engine leitet das Dokument an die HTML-Engine weiter
- Die HTML-Engine bereitet den Inhalt auf
- Der Webbrowser zeigt das HTML-Dokument an

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Interpretationsschema JavaScript18

Das Browser-API zur Steuerung des Webbrowsers ist streng hierarchisch aufgebaut und entspricht dem DOM (Document Object Model) des W3C19. Die beiden folgenden Ab- bildungen zeigen den HTML-Quelltext einer Tabelle und das dazugehörende DOM- Objekt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: HTML und DOM20

2.2.3. Datenstrukturierung

Die Entwicklung von XML begann 1996. Im Februar 1998 verabschiedete das World Wide Web Consortium XML als Standard21 und definierte XML folgendermaßen: „Die Extensible Markup Language, abgekürzt XML, beschreibt eine Klasse von Daten- objekten, genannt XML-Dokumente, und beschreibt teilweise das Verhalten von Com- puter-Programmen, die solche Dokumente verarbeiten. XML ist ein Anwendungsprofil (application profile) oder eine eingeschränkte Form von SGML, der Standard Generali- zed Markup Language [ISO 8879]. Durch ihre Konstruktion sind XML-Dokumente konforme SGML-Dokumente.“22

XML (Extensible Markup Language) ist eine Metasprache für die Definition anwen- dungsspezifischer Auszeichnungssprache. Mit XML können Datenstrukturen für belie- bige Anwendungsbereiche erstellt werden. Die Datenstruktur setzt sich aus Knoten zu- sammen. Diese Knoten können verschachtelt sein und weitere Attribute beinhalten. Die Knoten, Schachtelungen, Attribute und Werte werden mittels DTD oder XML-Schema beschrieben. Eine Ausprägung wird XML-Dokument genannt. Ein XML-Dokument wird in einem plattformunabhängigen und von allen Betriebssystemen lesbaren Text- format abgespeichert. Das Textformat ist sowohl von Menschen als auch maschinenles- bar. Jedes Inhaltselement wird von einer Startmarkierung und Endmarkierung (Aus- zeichnung) umschlossen, und Daten können so hierarchisch strukturiert werden. Fol- gende Abbildung zeigt ein XML-Beispiel.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 10: Quelltextbeispiel XML

2.2.4. Datenaustausch

Mit wachsendem Einfluss des WWW im Geschäftsleben steigt der Bedarf an der Automatisierung der Informationsdienste. Speziell im Bereich der E-Business-Applikationen sind die unternehmensübergreifende Vernetzung der Aktivitäten und die Integration von externen Dienstleistungen nötig.

Eine E-Business-Applikation beruht auf vereinbarten Schnittstellen und Austauschfor- maten zwischen den Geschäftspartnern. Mit Hinzukommen neuer Geschäftspartner werden weitere Schnittstellen und Austauschformate definiert. Diese zeit- und kosten- aufwendige Integration für jeden Geschäftspartner kann durch Automatisierung dieses Vorgangs aufgehoben werden. Diese Automatisierung kann durch einen Webservice umgesetzt werden.

2.3. Asynchrone Webtechnologie

Eine traditionelle Web-Applikation wird durch ihre dokumentzentrierte Darstellung und der synchronen Kommunikation zwischen Client und Server charakterisiert. Diese Prinzipien sind auch unter dem Begriff „Request Cycle“ bekannt und werden in der folgenden Darstellung verdeutlicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 11: Synchrone Kommunikation

Dieses Konzept benachteiligt Web-Applikationen in der Gestaltung von Anwenderschnittstellen. Jeder Klick lädt in der Regel das komplette Dokument neu; das kann unter Umständen sehr lange dauern. In Desktop-Applikationen wird nur der entsprechende Bereich ausgetauscht.

AJAX hebt diese Benachteiligung auf und erlaubt in Web-Applikationen den inkrementellen Austausch der relevanten Bereiche.

AJAX (Asynchronous JavaScript and XML) ist ein Sammelbegriff von mehreren Stan- dards und wurde von Garrett im Februar 2005 in seinem Artikel „Ajax: A New Appro- ach to Web Applications“ erstmals verwendet und beschrieben.23 AJAX zeichnet sich durch einen hohen Grad an Interaktivität und Anwenderfreundlichkeit aus. Diese An- wenderfreundlichkeit wurde bisher nur von Desktop-Applikationen erreicht. AJAX bricht das starre Interaktionsmuster Request/Response (Anfrage/Antwort) zwischen Webbrowser und Webserver.

Die asynchrone Interaktion zwischen Webbrowser und Webserver wird durch eine Zwi- schenschicht in Form einer Ereignisbehandlung über JavaScript und einer Instanz des XMLHttpRequest-Objekts erreicht. Diese Zwischenschicht wird im Folgenden AJAX- Engine genannt. Die AJAX-Engine kann

- sofort auf Anwenderinteraktionen reagieren,
- im Hintergrund Anfragen an den Weberserver senden und
- die Serverantwort in einem Teilbereich des Dokuments dynamisch anpassen. Folgende Abbildung stellt die asynchrone Datenübertragung dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 12: Asynchrone Kommunikation

Die Web-Seite muss nicht mehr komplett neu geladen werden, Das spart Zeit und Bandbreite. Dadurch verkürzt sich die Wartezeit des Anwenders und die WebApplikation bleibt während der Hintergrundinteraktion benutzbar.

In der folgenden Tabelle werden populäre Beispiele von AJAX-basierten WebApplikationen beschrieben.

Web-Applikation Beispiel

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten24 25 26 27

Tabelle 6: Beispiele für asynchrone Web-Applikationen

2.3.1. Einführung in JavaScript-Objekt XMLHttpRequest

Die Asynchronität wird durch JavaScript und das Objekt XMLHttpRequest erreicht.

Das JavaScript-Objekt XMLHttpRequest ermöglicht das Nachladen einzelner Bereiche eines Dokuments. Dieses Objekt sendet eine HTTP-Anforderung an den Webserver. Der Browser erhält eine Zeichenkette im HTML-, XML- oder Text-Format als Antwort zurück und aktualisiert den dafür vorgesehenen Bereich im Dokument. Das Nachladen findet im Hintergrund statt. Damit wird das komplette Neuladen des Dokuments ver- hindert und der Anwender kann ohne Wartezeit weiterarbeiten. In einer traditionellen Web-Applikation wird das Laden eines Dokuments in der Regel über den Versand eines Formulars oder durch das Ausführen eines Links initiiert. AJAX ist auf solche bewusste Aktionen des Anwenders nicht angewiesen. Die Initiierung einer HTTP-Anforderung kann zeit-, anwender-, ereignis- oder servergesteuert stattfinden. Die folgende Tabelle listet beispielhaft unterschiedliche Szenarien für die Initiierung von HTTP- Anforderungen auf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten28 29

Tabelle 7: Initiierung von HTTP-Anforderungen

1999 hat Microsoft als erster Browseranbieter das dafür zuständige XMLHttpRequest- Objekt als ActiveX-Bestandteil in den Internet Explorer eingeführt. In der folgenden Abbildung wird die Instanzierung des XMLHttpRequest-Objekts in JavaScript gezeigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 13: Quelltextbeispiel XMLHttpRequest

Die If-else-Blöcke und Try-catch-Blöcke fangen die unterschiedlichen Aufrufweisen der Browser ab. Der If-Block überprüft den Aufruf des Objekts win- dow.XMLHttpRequest. Ist dies erfolglos, wird durch die Existenzabfrage nach dem ActiveXObject überprüft, ob der aktuelle Browser der Internet Explorer ist. In den Try- catch-Blöcken werden die unterschiedlichen Varianten der Versionen durchprobiert. Unterstützt der Browser das XMLHttpRequest-Objekt, wird schließlich in der Variablen „http_request“ die Instanz des Objekts abgelegt.

Die beiden folgenden Tabellen listen die Eigenschaften und Methoden des XMLHttpRequest-Objekts auf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 8: Eigenschaften von XMLHttpRequest

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 9: Methoden von XMLHttpRequest

2.3.2. Alternativen zu AJAX

Neben HTML haben sich für die Darstellung von Dokumenten weitere Technologien etabliert:

- SWF (ShockWave Flash)
- Java Web Start
- XUL (XML User Interface Language)
- XAML (Extensible Application Markup Language)

SWF (ShockWave Flash) ist ein proprietäres Datenformat von Adobe, ehemals Macromedia, und wird mit der Autorenumgebung Adobe Flash erstellt und bearbeitet. SWF war ursprünglich ein animationsfähiges Vektorgrafik-Format. Mit jeder neuen Version konnten weitere Formate wie MP3, AVI und MPG eingebunden und abgespielt werden. Umgangssprachlich werden SWF-Dateien auch einfach nur „Flash“ genannt. ShockWave wurde zeitweise häufig für Intros auf Web-Seiten verwendet. Mit der Einführung der Skriptsprache ActionScript ist jedoch die Entwicklung komplexer Anwenderoberflächen möglich und bietet Funktionen wie Drag-und-Drop, sortierbare Tabellen, Zoomen von Bildern oder Bedienung über Tastenkürzel.

Im Jahr 2002 führte das Unternehmen Adobe im Zuge einer Marketingkampagne zur Einführung von Adobe Flash MX den Begriff Rich Internet Application ein: „A rich Internet application (RIA) is an entirely new kind of web experience that is engaging, interactive, lightweight, and flexible. RIAs offer the flexibility and ease of use of an intelligent desktop application, and add the broad reach of traditional web applicati- ons.“30

In diesem Zusammenhang steht „rich“ für „funktionsreich“ und bedeutet, dass mit Flash leistungsfähige und anwenderfreundliche Applikationen hergestellt werden können. Für den Betrieb einer solchen Applikation ist ein Präsentationsserver Adobe Flex31 oder OpenLaszlo32 nötig. Der Präsentationsserver kompiliert zur Laufzeit Flash- Applikationen. Der dazu benötigte Quelltext setzt sich aus einer XML-basierten Be- schreibungssprache MXML bzw. LZX und eingebetteten ActionScript 2.0 bzw. ECMA Script zusammen. Dieser Quelltext wird mittels Java in Flash-Bytecode übersetzt und die kompilierte Flash-Datei an den Browser gesendet. Die folgende Tabelle zeigt das Preismodell von Adobe Flex Data Services in Deutschland.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 10: Flex Data Services Preismodelle33

OpenLaszlo unterliegt der Common Public License (CPL 1.0)34 und sichert das kosten- lose Recht für die private und kommerzielle Nutzung von OpenLaszlo. Der Nachteil von SWF ist, dass einerseits das Dateiformat kein offener Standard ist, sondern von Adobe vorgegeben wird, andererseits muss der Browser über ein entspre- chendes Plug-In verfügen, um SWF-Dateien darzustellen. Die manuelle Erstellung von SWF-Dateien ist nur mit der kostenpflichtigen Entwicklungsumgebung Adobe Flash möglich.

Über Java Web Start35 kann eine java-basierte Desktop-Applikation über das Internet geladen und ohne Browser benutzt werden. Durch die Entkopplung vom Browser wer- den die Stärken eines Java-Applets und einer Desktop-Applikation vereint. Die Java- Applikation wird über einen Webserver bereitgestellt. Nach dem erstmaligen Aufruf einer URL etwa über einen Browser oder einem Application Manager36 wird die Appli- kation auf den Rechner kopiert, in einem Zwischenspeicher geladen und gestartet. Für die künftige Nutzung wird die Applikation aus diesem Zwischenspeicher geladen und nur bei Neuerungen der Applikation vom Webserver neu runter geladen. Der Anwender benötigt für Java Web Start eine JVM (Java Virtual Machine), die über die Java Lauf- zeitumgebung JRE (Java Runtime Engine) bereitgestellt wird. Die Vorteile von Java Web Start neben der hohen Anwenderfreundlichkeit ist die Möglichkeit der Nutzung ohne ständige Internetverbindung und die Erhöhung der Sicherheit durch eine digitale Signatur der Applikation. Der Nachteil liegt in dem hohen Datenaufkommen beim.

[...]


1 MediaLive International und O'Reilly Media, Inc. (Hrsg.) (2004)

2 O'Reilly, T. (2005)

3 Vgl. EDGAR Online, Inc. (Hrsg.) (2006)

4 O'Reilly, T. (2005)

5 O'Reilly, T. (2005)

6 Vgl. O'Reilly, T. (2005)

7 Meyerhöfer A. (2006), S. 69

8 "DoorFrame" (2006)

9 Berners-Lee, T. (1991)

10 Balzert, H. (1999), S. 945

11 Berners-Lee, T.; Masinter, L.; McCahill, M. (1994)

12 Raggett, D.; Le Hors, A.; Jacobs, I. (1999)

13 Bos, B.; Çelik,T.; Hickson, I.; Wium Lie, H. (2006)

14 Bos, B.; Wium Lie, H. (1999)

15 Bergmann, O.; Bormann, C. (2005), S. 38

16 Bergmann, O.; Bormann, C. (2005), S. 38f

17 Vgl. Henning, P. A.;.Vogelgesang, H. (Hrsg.) (2004), S. 297 17

18 Henning, P. A.;., Vogelgesang, H. (Hrsg.) (2004), S. 299

19 Le Hors, A.; Le Hégaret, P.; Wood, L.; Nicol. G.; Robie, J.; Champion, M.; Byrne, S. (2000) 18

20 Le Hors, A.; Le Hégaret, P.; Wood, L.; Nicol. G.; Robie, J.; Champion, M.; Byrne, S. (2000), S. 10

21 Vgl. W3C Communications Team (Hrsg.) (2003)

22 Mintert, S. (2004)

23 Garrett, J.J. (2005)

24 Erreichbar unter http://www.google.com/webhp?complete=1&hl=en

25 Erreichbar unter http://maps.google.de/

26 Erreichbar unter http://www.writely.com

27 Erreichbar unter http://www.flickr.com

28 Fielding, R.; Gettys, J.; Mogul, J.; Frystyk, H.; Masinter, L.; Leach, P.; Berners-Lee T. (1999)

29 "ieblog" (2005)

30 Adobe Systems Incorporated (Hrsg.) (2006)

31 Siehe Beschreibung unter http://www.adobe.com/de/products/flex/

32 Siehe Beschreibung unter http://www.openlaszlo.org/ 28

33 Herrlich & Ramuschkat GmbH (Hrsg.) (2006)

34 Siehe Beschreibung unter http://www.opensource.org/licenses/cpl.php

35 Zu beziehen über http://java.sun.com/products/javawebstart/

36 Zu beziehen über http://java.sun.com/products/javawebstart/demos.html 29

Ende der Leseprobe aus 138 Seiten

Details

Titel
Web 2.0 im Unternehmen
Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
138
Katalognummer
V65543
ISBN (eBook)
9783638580816
Dateigröße
2474 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unternehmen
Arbeit zitieren
Jürgen Schiller (Autor:in), 2006, Web 2.0 im Unternehmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65543

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