Exegese "Heilung eines Taubstummen" Mk 7,31-37


Hausarbeit, 2003

35 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


INALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Übersetzungsvergleich

3. Vorbereitende Schritte einer Textanalyse

4. Sprachlich-syntaktisch-stilistische Analyse

5. Textsemantische Analyse

6. Textsortenbestimmung

7. Wortsemantische Analyse

8. Traditions- und Redaktionskritik

9. Gesamtinterpretation

10. Literaturliste

1. Einleitung

Für meine erste exegetische Hausarbeit habe ich einen biblischen Teiltext aus dem Markusevangelium gewählt.

„Markus war der Dolmetscher [...] des Petrus und schrieb sorgfältig auf, was er im Gedächtnis behalten hatte, jedoch nicht der Reihe nach,...“[1]. Er ist der Verfasser des ältesten Evangeliums und schrieb dieses für Griechisch sprechende Leser bzw. Hörer. Ich habe mich für einen Text dieses Evangelisten entschieden, weil das Markusevangelium „lange hinter den [...] Evangelien nach Matthäus, Lukas und Johannes“[2] stand, obwohl es als erstes verfasst wurde. Der Evangelist Markus gehört zusammen mit Matthäus und Lukas zu den Synoptikern (Synopse = Zusammenschau). Diese drei Evangelisten „stimmen deswegen untereinander auf weiten Strecken überein, weil Matthäus und Lukas das Markusevangelium als Vorlage benutzt haben.“[3] Wie Anfangs schon erwähnt, schrieb Markus nur aus dem Gedächtnis, bei Lukas und Matthäus kommen zusätzlich zum Markusevangelium als Quellen noch das jeweilige Sondergut und die Logienquelle Q hinzu. So ist es auch zu erklären, dass das Evangelium nach Markus als nicht so ausführlich gilt, obwohl der von mir auszulegende Teiltext bei Markus länger erzählt wird, als z.B. bei Matthäus.

Bei der Wahl einer Textstelle habe ich mich sofort dafür entschieden, nach einer Wundergeschichte zu suchen. Diese hatten schon immer eine besondere Wirkung auf mich, wenn ich sie z.B. in der Schule oder in der Kirche gehört habe.

Ich denke Wundergeschichten lösen allgemein bei den Zuhörern starke Reaktionen aus. Kinder sind fasziniert von dem „Zauberer“ Jesus.

Viele Erwachsene ziehen solche Wundererzälungen ins Lächerliche und nehmen gerade solche Bibelgeschichten zum Anlass nicht zu glauben. Sie begründen ihren Nicht-Glauben dann damit, dass man an solchen Geschichten sähe, dass die Bibel lügt, weil natürlich keiner, auch nicht Jesus, zaubern kann. Ein Glaube, der sich auf solche „Lügengeschichten“ bezieht, könne, nach deren Meinung, nur „falsch“ sein.

Andere Menschen werden durch solche Wundergeschichten dazu angeregt über die Bibel nachzudenken. Diese werden dann feststellen, dass man die Bibel sozusagen zwischen den Zeilen lesen muss, um die Botschaft des Reich Gottes zu verstehen.

Ich halte Wundergeschichten für einen sehr wichtigen Bestandteil der Bibel und habe mich daher dafür entschieden, Mk 7, 31-37 „Heilung eines Taubstummen“, auszulegen.

Gerade Heilungswunder haben auch für die heutige Gesellschaft noch eine grosse Bedeutung. Auch wenn sie auf der einen Seite die Allmächtigkeit Gottes widerspiegeln, an die nur wenige glauben, können sie auf der anderen Seite vielleicht doch ein Wenig zum Glauben anregen. Jesus heilt in vielen Wundergeschichten nämlich gerade die Nicht-Gläubigen. Er nimmt sich den Vergessenen und den verloren Geglaubten an und befreit, bzw. heilt sie. Solche Erzählungen können daher auch heute noch Hoffnung geben, dahin, dass es nie zu spät ist anzufangen. Wer nur daran glaubt, wird eine Lösung finden, vielleicht nicht die einfachste, aber eine erträgliche.

Heilungswunder sind für mich persönlich wichtig, da sie eventuell dabei helfen können, nicht aufzugeben, auch wenn es manchmal schwerfällt, in einer unlösbar scheinenden Situation den Glauben nicht zu verlieren.

Was mich bei Mk 7, 31-37 besonders interessiert ist, dass ein Taubstummer geheilt wird. Ich werde mich bei meiner Hausarbeit damit auseinandersetzen, ob es sich hier um einen biologisch Taubstummen handelt, oder um eine bildliche Verdeutlichung. Falls der Taubstumme ein Bild für einen bestimmten Zusammenhang darstellt, möchte ich herausfinden für was dieses Bild steht und warum es verwendet wurde.

Als Textgrundlage für meine exegetische Arbeit werde ich neben der Einheitsübersetzung die Synopse zum Münchener Neuen Testament benutzen. Nähere Angaben hierzu und zur verwendeten Literatur sind in der nachstehenden Literaturliste zu finden.

2. Übersetzungsvergleich

Der erste methodische Schritt meiner Hausarbeit ist der Übersetzungsvergleich. Hierfür habe ich mir als Textgrundlage das „Münchener Neue Testament“, eine sehr wörtliche Übersetzung, ausgesucht. Zum Vergleich habe ich die „Einheitsübersetzung“, eine mittlere Übersetzung, und die „Gute Nachricht Bibel“, eine sehr freie Übersetzung, herangezogen.

ÜBERSCHRIFT

Münchener Neues Testament:

„Heilung eines Taubstummen“

Einheitsübersetzung:

„Die Heilung eines Taubstummen“

Gute Nachricht Bibel:

„Jesus heilt einen Taubstummen“

Schon beim Vergleich der Überschriften, erkennt man den Unterschied der sehr freien Übersetzung zu den Beiden anderen. Hier wird schon ganz zu Anfang Jesus in den Mittelpunkt des Geschehens gestellt, da sein Name bereits im „Titel“ aufgegriffen wird.

VERS 31

Münchener Neues Testament:

„Und wieder hinausgehend aus den Gebieten von Tyros, kam er durch Sidon ans Meer der Galilaia mitten in die Gebiete (der) Dekapolis.“

Einheitsübersetzung:

„Jesus verließ das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis.“

Gute Nachricht Bibel:

„Jesus verließ wieder das Gebiet von Tyrus und zog über Sidon zum See von Galiläa, mitten ins Gebiet der Zehn Städte.“

Im ersten Vers der Perikope (Mk 7, 31) stellt man fest, dass das Münchener Neue Testament als einzige Übersetzung den Namen Jesus nicht neu aufgreift.

Auch die Schreibweise der Ortsbezeichnungen „Tyros“ und „Meer der Galilaia“ unterscheiden das Münchener Neue Testament von den beiden anderen Übersetzungen. Das kann darauf zurückzuführen sein, dass das Münchener Neue Testament eine sehr wörtliche Übersetzung ist und die Namen, bzw. Ortsbezeichnungen direkt vom Orginaltext übernommen hat. Das „Gebiet der Dekapolis“ wird jedoch nur in der Gute Nachricht Bibel als „Gebiet der Zehen Städte“ benannt, was diese sehr freie Übersetzung von den beiden anderen Übersetzungen unterscheidet.

VERS 32

Münchener Neues Testament:

„Und man bringt ihm einen Tauben und Stummen, und man bittet ihn, daß er auflege ihm die Hand.“

Einheitsübersetzung:

„Da brachte man einen Taubstummen zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren.“

Gute Nachricht Bibel:

„Dort brachten sie einen Taubstummen zu ihm mit der Bitte, ihm die Hände aufzulegen.“

In Vers 32 stimmen alle drei Texte fast wörtlich überein.

Dadurch sieht man deutlich, dass hier etwas so wichtiges ausgedrückt wird, dass selbst die Gute Nachricht Bibel keine Veränderung daran vornimmt: Das Zentrale Thema der Perikope wird formuliert.

Auffällig ist, dass dieser Vers im Münchener Neuen Testament als einziger Vers im Präsens geschrieben ist, der verbleibende Text steht im Präteritum. Dies ist ebenfalls eine Unterstreichung der besonderen Bedeutsamkeit.

VERS 33

Münchener Neues Testament:

„Und wegnehmend ihn von der Volksmenge für sich, stieß er seine Finger in seine Ohren, und spuckend berührte er seine Zunge,“

Einheitsübersetzung:

„Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel;“

Gute Nachricht Bibel:

„Jesus führte ihn ein Stück von der Menge fort und legte seine Finger in die Ohren des Kranken; dann berührte er dessen Zunge mit Speichel.“

In der Einheitsübersetzung und der Gute Nachricht Bibel tritt Jesus als „sanfter, einfühlender Heiler“ auf (Einheitsübersetzung: „...nahm ihn beiseite [...] legte ihm die Finger in die Ohren und berührte [...] die Zunge [...] mit Speichel;“ / Gute Nachricht Bibel: „...führte ihn [...] fort und legte seine Finger in die Ohren [...] dann berührte er dessen Zunge mit Speichel.“). Im Münchener Neuen Testament wird Jesus eher „grob“, als ein Heiler, der sich seiner Macht bewusst ist, dargestellt (Münchener Neues Testament: „...wegnehmend ihn [...] für sich, stieß er seine Finger in seine Ohren, und spuckend berührte er seine Zunge,“).

VERS 34

Münchener Neues Testament:

„und aufschauend zum Himmel, stöhnte er und sagt ihm: Ephphatha, das ist: Werde geöffnet!“

Einheitsübersetzung:

„danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu dem Taubstummen: Effata! , das heißt: Öffne dich!“

Gute Nachricht Bibel:

„Er blickte zum Himmel empor, stöhnte und sagte zu dem Mann: „Effata!“ Das heißt: „Öffne dich!““

In diesem Vers unterscheidet sich das Münchener Neue Testament ebenfalls von den beiden anderen Übersetzungen in seiner Schreibweise des Ausrufs „Ephphatha“. Was aber, wie schon erwähnt, damit zusammenhängen kann, dass diese sehr wörtliche Übersetzung Eigennamen vom Orginaltext direkt übernommen hat.

Ansonsten gleichen sich alle drei Übersetzungen hier ebenfalls fast wörtlich, was wieder darauf schließen lässt, dass es sich um eine sehr wichtige Stelle der Perikope handelt: Die Heilung, das Wunder wird vollbracht!

VERS 35

Münchener Neues Testament:

„Und [sogleich] öffnete sich sein Gehör, und gelöst wurde die Fessel seiner Zunge, und er redete richtig.“

Einheitsübersetzung:

„Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit, und er konnte richtig reden.“

Gute Nachricht Bibel:

„Im selben Augenblick konnte der Mann hören; auch seine Zunge löste sich, und er konnte richtig sprechen.“

In Vers 35 stimmen das Münchener Neue Testament und die Einheitsübersetzung bis auf „befreit“ bzw. „gelöst“ wörtlich überein.

[...]


[1] Schnelle, Udo, Einleitung in das Neue Testament, Göttingen 2002 (4., neubearbeitete Auflage).

[2] Eckey, Wilfried, Das Markusevangelium. Orientierung am Weg Jesu. Ein Kommentar, Neukirchen-Vluyn

1998.

[3] Suhl, Alfred, Das Evangelium nach Markus. Eine Einführung, in: Bibel heute, 38. Jahrgang, 2. Quartal 2002,

36-39.

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Exegese "Heilung eines Taubstummen" Mk 7,31-37
Hochschule
Pädagogische Hochschule Heidelberg
Veranstaltung
Einführung in das neue Testament
Note
2,5
Autor
Jahr
2003
Seiten
35
Katalognummer
V65497
ISBN (eBook)
9783638580502
ISBN (Buch)
9783638922395
Dateigröße
576 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Exegese, Heilung, Taubstummen, Einführung, Testament
Arbeit zitieren
Sabrina Kumpf (Autor:in), 2003, Exegese "Heilung eines Taubstummen" Mk 7,31-37, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65497

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