Zum Begriff der Dollarisierung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Bretton-Woods-Abkommen

3. Die Expansion internationaler Finanzmärkte

4. Zum Begriff der Dollarisierung
4.1. Fallbeispiele für Länder mit Fremdwährungen

5. Ausblick

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Arbeit soll versucht werden, einen Überblick über den Begriff der Dollarisierung zu geben. Da es sich bei diesem Thema um ein sehr komplexes handelt, in das diverse Mechanis- men einfließen, erhebt diese Arbeit auch nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern kann nur eine skizzenhafte Darstellung geben, in welcher aber dennoch die wesentlichen Punkte einer Dollarisierungsgeschichte aufgezeigt sein wollen.

Soviel sei an dieser Stelle schon angemerkt, unter dem Sternenbanner ist die Weltwirtschaft seit den 70er Jahren durch eine stets fortschreitende Expansion internationaler Finanzmärkte gekennzeichnet, die dazu führte, dass sich Länder mit neuartigen Regulierungsproblemen konfrontiert sahen. Eine Regulierungsmöglichkeit, die sich Ländern heute bietet, um ein Wechselkursrisiko auszuschalten, stellt die Dollarisierung dar. Im Folgenden sollen die ein- zelnen Komponenten, die Vor- und Nachteile aufgezeigt werden, die sich Ländern darstellen, welche ein Fremdwährungsregime einführen. Ferner soll am Ende dieser Arbeit ein Ausblick gegeben werden, ob die Dollarisierung im Kontext einer hegemonialen Stellung der USA in der Weltwirtschaft auch in Zukunft eine adäquate Option zur Senkung des Wechselkursrisi- kos darstellt.

Doch zunächst zu der Frage, wie es zu einer Internationalisierung von Finanzmärkten über nationale Grenzen hinweg gekommen ist. Dazu erscheint es zunächst geboten auf eine, für wirtschaftliche Aspekte bedeutsame Konferenz einzugehen, auf welcher es zu dem so genann- ten „Bretton-Woods-Abkommen“ kam.

2. Das Bretton-Woods-Abkommen

Ende des 2.Weltkrieges (1939-1945) war die Wirtschaft der meisten Länder von einem eher nationalen Charakter geprägt, nur wenige Währungen waren ausnahmslos konvertibel und der internationale Handel befand sich auf einem Tiefststand, da Finanztransaktionen förmlich zum Erliegen gekommen waren. (Soros 2004: 92)

Unter diesem Vorzeichen kam es am 22.07.1944, also noch während des 2.Weltkrieges, in New Hampshire zum „Bretton-Woods-Abkommen“, an dem Vertreter aus 44 Staaten teilnah- men. Diese „abgehaltene United Nations Monetary and Financial Conference stand in der Reihe jener großen Treffen, auf denen die Einflusssphären der Siegermächte und die künftige Weltwirtschaftsordnung ausgehandelt wurden.“ (Müller 2002: 91)

Verhandlungsführer war der 1942 geadelte, britische Lord John Maynard Keynes. Dieser

machte sich für eine antizyklische Finanzpolitik des Staates stark und forderte ferner, dass das Finanzkapital hauptsächlich der Finanzierung von produktiven Investitionen und Handel auf den Heimatmärkten dienen solle und Spekulationen, die durch Zins- und Wechselkursunter- schiede höhere Kapitalrenditen versprachen, durch nationale Kapitalverkehrskontrollen ver- hindert würden. (Lütz 2002: 138) Diese Vorstellungen einer Finanzpolitik unter staatlicher Förderung avancierten in der Folge zu einer Wirtschaftsphilosophie – dem „Keynesianismus“.

Die Rolle Keynes als Verhandlungsführer bei dieser historisch bedeutsamen Konferenz, kann man als eine Art Kotau der übrigen Staaten an die ehemalige Supermacht Großbritannien bewerten, doch waren die Briten bereits zu diesem Zeitpunkt durch den Weltkrieg in eine extreme Schuldnerposition geraten und wiesen ein exorbitantes Handelsdefizit auf. So war es nur folgerichtig, dass sich nicht Keynes, sondern der amerikanische Unterhändler Harry Dexter White, als Vertreter der USA, die schon damals die „globale Führungsrolle“ (Phillips 2003: 340) innehatte, mit seinem Vorschlag eines Welthandels durchsetzte. Die „44 Teilnehmerstaaten beschlossen für die Nachkriegszeit weitgehend kontrollierte Finanzbezie- hungen und feste Wechselkurse auf der Basis eines Gold-Dollar-Standards, bei dem einzig der US-Dollar (teilweise) durch Gold gedeckt war. Im Falle langfristiger Zahlungsbilanzungleich- gewichte bestand die Möglichkeit zu Paritätsanpassungen. Allerdings wurde dieses Instru- ment nur selten eingesetzt.“ (Luchtmeier 2005: 20)

Konstatierend lässt sich also demnach festhalten, dass auf der Konferenz von „Bretton-Woods“, eine Beschränkung des internationalen Kapitalflusses, zu Gunsten des freien Han- dels beschlossen wurde. (Lütz 2002: 140) „Ein multilateral organisierter Welthandel, interna- tional koordinierte Währungsbeziehungen, die Absicherung ausländischer Investitionen und der geregelte Ausgleich wirtschaftlicher Ungleichgewichte sollten einen nochmaligen Rück- fall in Abwertungswettläufe und nationale Autarkie verhindern.“ (Müller 2002: 92) Dem US-Dollar kam dabei eine zentrale Stellung zu. Sein Wert wurde gegenüber dem Gold fixiert und es bestand eine Verpflichtung der US-Zentralbank, Dollar in Gold einzulösen. Die anderen Mitgliedsstaaten vereinbarten gegenüber dem Dollar starre Wechselkurse. Dies war die Ge- burtsstunde des US-Dollars als Weltleitwährung, was aber auch die Asymmetrie des Systems erkennen ließ, denn die USA waren in ihrer Währungs- und Geldpolitik völlig autonom, während alle anderen Mitglieder des „Bretton-Woods-Systems“ ihren Wechselkurs gegenüber dem Dollar durch Devisenmarktinterventionen sicherstellen mussten.

Ferner wurden auf der Bretton-Woods-Konferenz der IWF (Internationaler Währungsfond) und die Weltbank (Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) gegründet. „Der IWF war als multilaterale Institution zur Errichtung eines Währungssystems mit stabilen Wechselkursen und zur Hilfe bei der Überwindung von Zahlungsbilanzdefiziten konzi- piert.“ (ebd.: 93) „Die Weltbank war als internationale Bank für Wiederaufbau und Ent- wicklung ursprünglich dazu gedacht, die Rekonstruktion der Nachkriegsökonomien durch projektbezogene langfristige Kredite vornehmlich im Bereich der Infrastruktur zu för- dern.“ (ebd.: 98) Die dominante Stellung der USA im weltwirtschaftlichen Gefüge wird be- sonders deutlich, wenn Mann feststellt, dass die USA die Generaldirektoren der Weltbank be- rufen konnten und im IWF als einzige Nation ein Blockvotum hatten, das sie dazu befähigte, ein Veto gegen politische Initiativen einzulegen. (Mann 2003: 69)

Doch wie ist es zu dem wirtschaftlichen Bild der Internationalisierung der Finanzmärkte gekommen, das sich heute in der Welt darstellt? Dies soll Thema des folgenden Kapitels sein.

3. Die Expansion internationaler Finanzmärkte

„Lange vor dem Ende der Nachkriegs-Währungsordnung 1973 begann bereits in den 60er Jahren der Prozess einer Kapitalmarktliberalisierung, welcher sich nach dem Zusammenbruch des Festkurssystems verstärkt fortsetzte. Allerdings beschränkte sich diese Entwicklung vor- erst auf die großen Volkswirtschaften.“ (Luchtmeier 2005: 20)

Solange die USA keine großen Außenhandelsdefizite aufwiesen, der Dollar also international knapp war, arbeitete das Bretton-Woods-System reibungslos. „Faktisch setzte jedoch ››im Schatten‹‹ dieses Nachkriegskonsenses zu Beginn der 60er-Jahre eine Internationalisierung von Wirtschaft und Finanzgeschäft ein.“ (Lütz 2002: 138) Lütz bemerkt: „In den 60er-Jahren setzte eine kontinuierliche Internationalisierung des Finanzgeschäftes ein, die das System na- tional weitgehend abgeschlossener Finanzmärkte schrittweise erodieren ließ." (ebd.: 137) Als die USA begannen den „Vietnam-Krieg“ (1964-1973) durch die Notenpresse, und damit indirekt durch die anderen Mitgliedsländer des Bretton-Woods-Systems zu finanzieren, wurde die Weltwirtschaft mit Dollar überschwemmt, was ein Zahlungsbilanzdefizit zur Folge hatte. Ausländische Importe wurden durch den starken Dollar angezogen, dass dazu führte, dass das Zahlungsbilanzdefizit ein chronisches Handelsbilanzdefizit nach sich zog. (ebd.: 139f.) „Die Regierung Nixon führte Importquoten und andere protektionistische Maßnahmen ein. Damit war der Nachkriegskonsens – Beschränkung des internationalen Kapitalflusses zu Gunsten des Freihandels – plötzlich zerbrochen.“ (ebd.: 140f.) Infolgedessen waren die Bindung des Dollars an das Gold, sowie die Goldeinlösegarantie der US-Zentralbank faktisch nicht mehr gegeben. Die Länder des Bretton-Woods-Systems waren jedoch gezwungen den Dollar aufzu- kaufen, um ihren Wechselkurs aufrecht zu erhalten, welcher jedoch oft nicht mehr mit der Re- alität in Übereinstimmung zu bringen war. „Die USA wurden beschuldigt, ihre ökonomische Vormachtstellung ausschließlich im eigenen Interesse und nicht zu Gunsten des internationa- len Systems zu nutzen. Wachsende Zweifel an der Leitwährungsfunktion des Dollar begüns- tigten eine international einsetzende Dollarflucht.“ (ebd.: 141) „Im August 1971 kündigten die USA die Bindung des Dollars an das Gold auf.“ (ebd.)

Nach der Aufkündigung der Goldeinlösepflicht und dem Übergang zu flexiblen Wechsel- kursen, brach der keynesianische Nachkriegskonsens von „Bretton-Woods“ 1973 zusammen. Der Übergang zu einer liberalen Wirtschaftsphilosophie war getan. (ebd.) „Hiernach kam es Nationalstaaten nicht mehr zu, Zinssätze und Wechselkursrelationen festzulegen und somit den grenzüberschreitenden Kapitalfluss zu kontrollieren.“ (ebd.) „Für nationale Regierungen wurde es damit zunehmend schwieriger, ein System nach außen abgeschotteter und nach innen wettbewerblich beschränkter Finanzmärkte aufrechtzuerhalten. Einseitige Deregulie- rungsmaßnahmen bedeuteten potentielle Wettbewerbsvorteile und setzten andere Staaten unter Anpassungsdruck.“ (ebd.)

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Zum Begriff der Dollarisierung
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Geld und Gesellschaft
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V65476
ISBN (eBook)
9783638580359
ISBN (Buch)
9783638767743
Dateigröße
529 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Begriff, Dollarisierung, Geld, Gesellschaft
Arbeit zitieren
Sten Cudrig (Autor:in), 2006, Zum Begriff der Dollarisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65476

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