Macht das Internet einsam?


Seminararbeit, 2005

40 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

I. Die Anfänge des Internets

II. Problematik einer Internetethik

III. Neue Kommunikationswege durch das Internet

IV. Bekannte Vereinsamungsthesen und Gegenthesen
„Defizitäre computervermittelte Kommunikation verdrängt die Face-to-Face-Kommunikation“
„Wer viel surft, reduziert seine Real Life Kontakte“
„Einsame Menschen nutzen das Internet ausgiebiger. Es hat für sie eine andere Bedeutung als für nicht Nichteinsame.“
„Mensch-Maschine-Interaktionen schädigen die Psyche“

V. Gegenthesen und empirische Evidenzen, die gegen Isolation und Einsamkeit durch Vernetzung sprechen

VI. Vorstellung der Studie von Nicola Döring „Führen Computernetze in die Vereinsamung?“
Hypothesen
Die Untersuchung
Die Ergebnisse

VII. Fazit und Schlussfolgerungen
Normen im virtuellen Raum
Realitätsverlust und Onlinesucht
Anforderungen an die Medienpädagogik

VIII. Literaturverzeichnis

I. Die Anfänge des Internets:

Die Entwicklung des Internets begann in den späten 60er Jahren. Als eine Reaktion auf den Sputnik-Schock zur Zeit des kalten Krieges hat das US-amerikanische Verteidigungsministerium 1958 die Forschungsbehörde ARPA (=Advanced Research Projekts Agency) eingerichtet. Die ARPA hatte die Aufgabe, ein flächendeckendes Kommunikationsnetz zu entwickeln, das auch im Falle eines atomaren Angriffs die Kommunikation zwischen Militär und Behörden sicherstellen würde. Die Lösung war ein System, das nicht von einem Zentralrechner abhängt. Also die Kommunikation über Rechner, die so miteinander verbunden sind, dass sie alle untereinander über Telefonleitungen Nachrichten austauschen können, auch wenn eine Station ausfällt. So entstand 1969 das ARPANet, der Vorläufer des heutigen Internets. Das Internet wird heute vorrangig genau zum gewünschten Zweck genutzt: der Kommunikation.

1969 versendete Professor Leonard Kleinrock von der Universität Los Angeles die erste E-Mail der Welt, Empfänger war die Universität San Franzisko. Im Laufe der Zeit trat der militärische Zweck des Internets immer mehr in den Hintergrund

1991 wurde am Genfer Kernforschungszentrum eine entscheidende Erfindung gemacht: das WWW (World Wide Web). Neu war daran die Benutzeroberfläche. Seitdem ist die einzige Zeile, in die ein Befehl eingegeben werden muss, die Adresszeile. Das WWW meinen die meisten Menschen, wenn sie vom Internet sprechen. Das ist aber streng genommen falsch: Das WWW ist zwar der Bereich mit dem stärksten Datenverkehr, aber trotzdem nur ein Teil des Internets.

Das Internet hat sich zu einem weltweit expandierendem Kommunikationsmedium entwickelt und die technische Basis der neuen Informationsgesellschaft geschaffen. Die allgemeine Verbreitung des Internets hat die Verwendung bestimmter Methapern zur Folge, wie etwa Datenautobahn und Cyberspace, die den technischen Wandel sprachlich zum Ausdruck bringen. Der Cyberspace wird zum Synonym für eine computersimulierte Kunstwelt, der „virtual reality“. Spricht man von der „Jugend auf der Datenautobahn“, werden Attribute assoziiert wie die Geschwindigkeit und die unbegrenzte Menge von Daten. Aber auch die Gefahren des Geschwindigkeitsrausches gehören dazu, die Datenunfälle sowie die existentiellen Gefährdungen, denen Jugendlichen ausgesetzt sind.

II. Problematik einer Internetethik:

Im täglichen Sprachgebrauch wird meist nicht zwischen Moral und Ethik unterschieden. In der Wissenschaft bedeutet der Begriff „Moral“ aber die von der Gesellschaft akzeptierten als richtig erachteten Verhaltensweisen, und „Ethik“ bezeichnet die Betrachtungsweise moralischer Handlungsnormen.

Da das Internet von Anfang an als globales Netzwerk konzipiert wurde und mittlerweile fast weltweit verbreitet ist, müssen sich ethische Überlegungen immer auch mit interkulturellen Unterschieden beschäftigen. Die globale Ausrichtung des Internets erschwert deshalb einen einheitlichen Wertekonsens und einheitliche Onlinegesetze. Zum einen gibt es unterschiedliche Rechtstraditionen, zum anderen unterscheiden sich die moralischen Kriterien häufig sehr. Wie beispielsweise die Darstellung und Verbreitung rechtsextremer Symbole: Dies ist in Deutschland verboten, im Rest der Welt aber nach dem Grundsatz der Meinungsfreiheit weitestgehend erlaubt. Auch die Abbildung eines nackten Körpers wird in den verschiedenen Kulturen und Religionen sehr unterschiedlich beurteilt.

Die bisher bestehenden Überlegungen zu einer Internetethik setzen sich ausschließlich theoretisch-normativ mit der Problematik auseinander. Gemeinsam ist allen Denkmodellen, dass sie den einzelnen Anwender in die Verantwortung nehmen. Da die Einhaltung ethischer Normen immer auf freiwilliger Basis beruht, scheint es notwendig, zu überprüfen, welche Normen und Werte die Online-Nutzer als gemeinsame ethische Basis anzuerkennen bereit sind. Auf dieser Basis könnte dann eine weitgehend akzeptierte Internetethik realisiert werden. Denn die Einhaltung einer Internetethik durch Gesetze ist bisher weitgehend fehlgeschlagen, wie folgendes Beispiel aus den USA zeigt:

Die USA reagierten verhältnismäßig früh und sehr strikt auf die gefürchteten Bedrohungen aus dem Internet. 1996 wurde dort das Telekommunika­tionsgesetz um den „Communication Decency Act“ (=CDA) erweitert. Laut Gesetz war es nun verboten, unsittliches Material über das Internet zu verbreiten. Die Folge war, dass die Internet-Anbieter nun Filter-Software einsetzten, die alle verdächtigen Begriffe, unabhängig vom jeweiligen Kontext herausfilterten. So fielen auch unproblematische Seiten dem CDA zum Opfer. Deshalb sahen diverse Bürgerrechts- und Internetbewegungen sowie große Computer-Unternehmen in dem Gesetz einen gravierenden Verstoß gegen das Recht der freien Meinungsäußerung und kritisierten die unpräzisen Formulierungen. Schließlich erklärte der Supreme Court das Gesetz im Juni 1997 für verfassungswidrig.

Die Bundesregierung in Deutschland reagierte ebenfalls früh auf die Veränderungen durch das Internet und erließ verschiedene Rahmengesetze, die den technischen Neuerungen Rechnung tragen sollten. Dabei war die Regierung stets bemüht, die Meinungs- und Informationsfreiheit zu respektieren.

Seit 1997 gelten das Informations- und Kommunikationsdienstgesetz (IuKDG) und der Mediendienste-Staatsvertrag (MDStV). Das IuKDG umfasst elf Artikel, die sich alle mit Rechtsproblemen im Kontext des Internets und den damit verbundenen Missbrauchsmöglichkeiten befassen. So regelt es beispielsweise, dass Diensteanbieter für eigene Inhalte uneingeschränkt verantwortlich sind. Für fremde Angebote sind sie nur dann haftbar, wenn sie deren Inhalt kennen, und es ihnen technisch möglich ist, deren Nutzung zu verhindern. Das IuKDG fällt in den Zuständigkeitsbereich des Bundes.

Der Medienstaatsvertrag dagegen untersteht der Gesetzgebungskompetenz der Länder. Er findet seine Anwendung für Mediendienste allgemein. Die für das Internet relevanten Regelungen sind denen des IuKDG relativ ähnlich.

Die Regulierung durch Gesetze ist sinnvoll, um grundsätzliche Dinge zu regeln und den äußeren Rahmen der medialen Entwicklung abzustecken. Alle ethischen Probleme können Gesetze aber nicht regeln. Denn die nationale Gesetzgebung stößt beim Medium Internet sehr schnell an ihre Grenzen: Nationale Gesetze können in einem internationalen Medium nur schwer durchgesetzt werden. Die große Flexibilität und Wandelbarkeit des Internets trägt dazu bei, dass die national begrenzte, gesetzliche Strafverfolgung in vielen Fällen ins Leere läuft. Außerdem erschweren zusätzlich die großen Datenmengen, die durch das Internet übertragen werden, die Verfolgung von Straftaten. Und selbst wenn ein unrechtmäßiges Online-Angebot ausfindig gemacht wird, ist es häufig schwierig, den Verantwortlichen auszumachen und vor Gericht zu stellen.

III. Neue Kommunikationswege durch das Internet:

Mit dem Internet sind einige neue Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten entstanden. Zu nennen sind beispielsweise E-Shopping, das Versenden von elektronischer Post – der E-Mail -, Online-Banking, der Chat im Internet, E-Learning und das Erledigen von Behördengängen im Internet. Die Verbreitung von Online-Shops nimmt in allen Branchen immer mehr zu. Heute kann man von Büchern über Kaffeemaschinen bis Schuhe so gut wie alles im Internet bestellen. Fast jedes größere Geschäft bietet neben dem echten Ladenlokal auch die Möglichkeit des Einkaufs im virtuellen Geschäft. Immermehr wächst auch die Zahl an Geschäften, die ihre Waren ausschließlich über das Internet anbieten. So sparen sie Personalkosten und Miete für Geschäftsräume. Als Beispiel gelten Amazon und BOL.

Der Versand von E-Mails ist in allen Alters- und Sozialstrukturen sehr verbreitet. Sowohl für private Mitteilungen wie früher der Brief als auch für geschäftliche Berichte und Anweisungen werden E-Mails täglich sehr häufig genutzt.

Auch das Erledigen von Bankgeschäften über das Internet wird immer beliebter. Kontoauszüge, Überweisungen und die Einrichtung von Daueraufträgen sind heute virtuell möglich. Da die Banken so Personal- und Bearbeitungsgebühren sparen können, bieten sie Leistungen, die über das Internet ausgeführt werden meist kostenlos an.

Das Chatten im Internet bietet gerade jüngeren Leuten die Möglichkeit, sich bequem von zu Hause jederzeit zu unterhalten. So lernen sich auch Menschen kennen, die sich örtlich weit entfernt von einander befinden und sich sonst wohl nie über den Weg gelaufen wären. Vor einigen Jahren wäre es wohl auch nicht vorstellbar gewesen, dass man über das Internet lernen kann. Zum einen gibt es die Möglichkeit des Fernstudiums wie beispielsweise an der Universität Hagen. Materialien zur eigenständigen Bearbeitung können im Internet runtergeladen werden und per E-Mail mit Professoren besprochen werden.

Zum anderen bieten mehrere Universitäten in Pilotprojekten die Möglichkeit, am Computer Vorlesungen zu verfolgen, die per Webcam aufgezeichnet und über das Internet gezeigt werden. Für Schüler aller Klassen bietet das Internet zahlreiche Möglichkeiten, Informationen für Referate und Übungsaufgaben zur Vorbereitung auf Klausuren zu finden.

In fast allen größeren Städten ist heute auch möglich, Behördengänge virtuell im Internet zu erledigen. Formulare für Anträge stehen dort zum Download bereit. Mit elektronischer Unterschrift versehen, haben sie gleiche Gültigkeit wie vor Ort ausgefüllte Anträge.

Allen diesen neuen Kommunikations- und Interaktionswegen ist gemeinsam, dass sie Zeit sparen helfen und dem Menschen neue Bequemlichkeit bieten. Genauso ist ihnen gemein, dass sie auf gleich viel Begeisterung wie Vorbehalte stoßen.

IV. Bekannte Vereinsamungsthesen und Gegenthesen:

Die zahlreichen Neuerungen durch Internet und andere Medien führen einerseits zu Vorbehalten und andererseits zu großer Begeisterung und Faszination.

Mehrere verschiedene Studien, die sich mit der Kommunikation im Internet und ihren Folgen beschäftigen, kommen zu sehr konträren Ergebnissen. Mehrere Thesen und Gegenthesen sind die Folge. Gegner von Verkabelung und Vernetzung fürchten schon seit einigen Jahrzehnten, dass moderne Informations- und Telekommunikationsmedien zur Vereinzelung und Vereinsamung führen. Diese Befürchtungen gewannen in den 90er Jahren angesichts der Verbreitung globaler Computernetze und ihrer Vielfalt an neuer Dienste an Brisanz. „Sah man zuvor noch den verkabelten Menschen ein Einsiedler-Leben zu Hause am Bildschirm zwischen Homebanking und Teleshopping, Fernarbeit und Fernlernen, Online-Sex, Computerspiel und Kabelfernsehen führen. So stellt man sich den Datenreisenden von morgen im Sog der Virtuellen Realitäten vor, die ein perfektes Konkurrenzmodell zur Wirklichkeit bieten und damit der Realitätsflucht und dem Rückzug aus dem realen sozialen Beziehungen Vorschub leisten.“ schrieb der Focus 1995.

Zukunftsszenarien, die ein vereinsamtes Leben in der Informationsgesellschaft beschreiben, gehen davon aus, dass Interaktionen mit Hilfe des Computers zunehmend die zwischenmenschliche Begegnung ersetzen und damit zu gravierenden sozialen und psychischen Schäden führen. Außerdem wird häufig angenommen, dass die zwischenmenschliche Kommunikation, wenn sie über den Computer vermittelt abläuft, nur defizitär und ein ungenügender Ersatz der echten Face-to-Face-Kommunikation sein kann:

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Ende der Leseprobe aus 40 Seiten

Details

Titel
Macht das Internet einsam?
Hochschule
Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg
Veranstaltung
Internetethik
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
40
Katalognummer
V65173
ISBN (eBook)
9783638578080
ISBN (Buch)
9783638670425
Dateigröße
538 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Macht, Internet, Internetethik
Arbeit zitieren
Catherine Bouchon (Autor:in), 2005, Macht das Internet einsam?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65173

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