Die Studentenbewegungen der 60er Jahre


Hausarbeit, 2005

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geschichtlicher Hintergrund

3. Die Studentenbewegungen der 60er in der Literatur
3.1 Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme
3.2 Gerd Langguth: Mythos `68
3.3 Lothar Voigt: Aktivismus und Rigorismus
3.4 Wolfgang Kraushaar: 1968 als Mythos, Chiffre und Zäsur

4. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Fragt man jemanden, was er unter dem Begriff „die wilden 60er“ versteht, fallen Schlagwörter wie „Hippies“ und „Drogen“, „sexuelle Revolution“, „Beat“ und „Popkultur“.

Doch zunächst waren die 60er Jahre gar nicht so wild, sondern hatten auch ganz andere Facetten. So konnten sich Mädchen für ihre Zukunft nichts Schöneres vorstellen als eine Familie zu gründen, für Männer hingegen wurde das Auto zum wichtigsten Statussymbol. Erst im Laufe dieses an Veränderungen so reichen Jahrzehnts wurden sowohl politische als auch gesellschaftliche Konventionen hinterfragt und aufgesprengt.

Diese Bestrebungen, die bestehenden Verhältnisse zu verändern, fanden ihren Ausdruck vor allem in den Studentenbewegungen, die in der so genannten „68er-Bewegung“ gipfelte. In einem Artikel des Spiegels heißt es hierzu: „Am Ende der sechziger Jahre gehen weltweit Studenten auf die Barrikaden. Sie kämpfen gegen den Krieg in Vietnam und gegen den "Muff von 1000 Jahren", für eine reformierte Universität und für Emanzipation überall in der Gesellschaft. (http://www.spiegel.de/spiegel/ 0,1518,14878,00.html)

Doch woher kam dieses plötzliche Aufbegehren? Und wie kam es zu diesen studentischen Bewegungen, die nicht nur deutschland- sondern sogar weltweit Aufsehen erregten? Was waren die Gründe, was die Voraussetzungen, was wollte man damit erreichen und was erreichte man letzten Endes tatsächlich?

Dies alles sind Fragen, denen auch Eric Hobsbawm in seinem Rückblick auf die Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts nachgeht. Im zehnten Kapitel mit dem Titel „Die soziale Revolution 1945 – 1990“ in seinem Werk „Das Zeitalter der Extreme“ widmet er sich unter anderem jenen studentischen Bewegungen, ihren Ursprüngen und ihren Auswirkungen.

Ziel dieser Hausarbeit soll es sein, anhand Hobsbawms Globalgeschichte des 20. Jahrhunderts einen Blick auf die Studentenbewegungen der 60er Jahre zu werfen. Hierbei sollen einleitend historische Ursachen und Entwicklungen aufgeführt werden, um im Anschluss daran Hobsbawms Sicht der Dinge zu betrachten. Um jedoch nicht nur seine Sicht auf die Geschichte der „wilden 60er“ zu verfolgen, sollen weitere Autoren hinzugezogen werden und ihre Ergebnisse mit denen Hobsbawms verglichen werden, um herauszufinden, ob sie seine Meinung teilen.

2. Geschichtlicher Hintergrund

Unter dem Begriff der Studentenbewegung im Allgemeinen und dem Begriff der 68er-Bewegung im Speziellen, fasst man die verschiedenen Strömungen zusammen, die seit Mitte der 1960er Jahre gegen die veralteten Verhältnisse in Politik und Gesellschaft, aber auch in der Kultur, protestierten. Vorläufer der deutschen Studentenbewegung waren vorhergehende oder parallel stattfindende ähnliche Aktivitäten in Warschau, Prag, Rom, Berkeley und Paris, wie beispielsweise die US-Bürgerrechtsbewegung (Civil Rights Movement), Free Speech Movement, die Bewegung der Vietnam-Kriegsgegner, der Prager Frühling oder die Sexuelle Revolution. Außer den Mai-Unruhen in Frankreich gelang es den Protestbewegungen jedoch nicht, einen Solidarisierungseffekt in der breiten Bevölkerung hervorzurufen. (Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Studentenbewegung) Die Forderungen der Studentenbewegung waren ebenso zahlreich wie ihre Ursachen. So verlangte man unter anderem eine Offenlegung der nationalsozialistischen Vergangenheit von Prominenten und Professoren, die Wiederentdeckung des Marxismus als Gesellschaftstheorie, die Anprangerung des imperialistischen Systems sowie eine umfassende Veränderung der Gesellschaft, die in einer Reform des Hochschulsystems ihren Anfang finden sollte.

Zum damaligen Zeitpunkt waren die Leute in Westdeutschland geradezu fixiert auf die Amerikaner, da man mit ihnen die Befreiung von den Nazis sowie die Aufklärung der schrecklichen Naziverbrechen innerhalb der Nürnberger Prozesse verband. Mit ihnen zusammen wurde in Westberlin eine freie Universität gegründet, die später zum Ausgangsort der deutschen Studentenbewegung wurde. Der Mitte der 60er ausbrechende Vietnamkrieg trübte jedoch das gute Verhältnis zu den Amerikanern, vor allem auf Seiten der Studierenden. Die in diesem Krieg angewandten unmenschlichen Methoden wie Dauerbombardement und Napalm lösten in der gesamten Bevölkerung großes Entsetzen aus und führten dazu, dass vor allem die Studenten ihr Vertrauen in die USA verloren und gegen diesen Krieg demonstrierten.

Ein weiterer Punkt, der für Unmut sorgte, war die schlechte Situation an den Hochschulen. Noch immer besaßen die Professoren uneingeschränkte Entscheidungsgewalt über Lehrinhalte und Lehrmethoden. Viele von ihnen hatten bereits im Nazideutschland unterrichtet und konnten trotzdem ungehindert ihre Karrieren fortsetzen. Erschwerend kam hinzu, dass die Universitäten sprichwörtlich aus allen Nähten platzen. Ursprünglich waren sie nur für das Studium einer kleinen Elite ausgelegt, nicht jedoch für die beständig wachsende Anzahl der Studierenden.

Ein weiterer Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte, war die Bildung einer großen Koalition zwischen der CDU/CSU und der SPD im Jahre 1966 unter Bundeskanzler Kiesinger. Zahlreiche SPD-Anhänger nahmen es ihrer Partei übel, dass sie eine Koalition unter der Leitung eines Altnazi eingegangen war. In Studentenkreisen fürchtete man, dass der Wegfall einer großen Opposition der jungen deutschen Demokratie schaden würde, weshalb es zur Bildung der Außerparlamentarischen Opposition (APO) kam, bestehen aus dem SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) und anderen Protestorganisationen.

Bei den angewandten Formen des Protests orientierte man sich hauptsächlich an den USA und so übernahm man beispielsweise das so genannte „Sit-in“. Weitere beliebte Formen des Demonstrierens waren die so genannten „Spaziergangsdemonstrationen“ und die Bildung von Diskussionsgruppen, da die Polizei nicht wusste, wie sie gegen diese vorgehen sollte.

Die meisten Bürger in Westdeutschland konnten sich jedoch nicht mit den Zielen und den eben genannten Protestformen identifizieren, was die Atmosphäre in Deutschland erheblich verschlechterte. Die einseitige und unausgewogen negative Berichterstattung des Springer Verlages über die Stundentenbewegung verschärfte die Situation noch, was dazu führte, dass man in Kreisen der Studierenden den Springer Verlag und seine Monopolstellung auf dem Zeitungsmarkt als eine Bedrohung für die Pressefreiheit ansah. Feindbild der Springer Presse war Rudi Dutschke, einer der Anführer der Studentenbewegung. Ein auf ihn verübtes Attentat am 11.04.1968 überlebte er schwer verletzt. Den Grund für dieses Attentat suchte man in der negativen Berichterstattung der Springer Presse, was in einer bundesweiten Aktion gipfelte, bei der man die Auslieferung aller Zeitungen und Zeitschriften des Springer Verlags zu verhindern versuchte.

Zu einer Radikalisierung der Proteste war es allerdings schon vorher gekommen. Sie setzte mit dem Besuch des persischen Schahs Mohammed Reza Pahlawi im Mai 1967 ein. Bereits im Voraus rechnete die Polizei mit großen Protestaktionen da die Studentenbewegung ein erklärter Gegner des Schahs war. Grund hierfür waren die Verfolgung und Folter unschuldiger Menschen innerhalb seines Landes sowie die Unterschlagung der an Persien gezahlten Entwicklungshilfe von zwei Milliarden Dollar durch den Schah. Während seines Besuchs kam es bei Demonstrationen zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den Studenten und der Polizei. Am 2. Juni 1967 wurde bei einer solchen Auseinandersetzung der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen. Zwar behauptete die Polizei später, dass dieser Schuss nur aus Notwehr gefallen sei, doch dessen ungeachtet war dies der Auslöser für eine zunehmende Radikalisierung der Protestbewegung, weil man der Aussage der Polizei auf Seiten der Studierenden keinen Glauben schenkte.

Durch diese Radikalisierung sah sich die Regierung endgültig zum Eingreifen gezwungen. Am 30. Mai 1968 erließ sie die so genannten „Notstandsgesetze“, deren Einführung schon seit längerer Zeit geplant gewesen war. Der Erlass eben jener Notstandsverordnung löste riesige Protestwellen in ganz Deutschland aus, da sie ein außer Kraft setzen bzw. Einschränken der Grundrechte wie dem Post- und Fernmeldegeheimnis und der freien Berufswahl erlaubte und man fürchtete, die BRD könne erneut nach rechts umfallen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Studentenbewegung beteiligte sich nun auch der Rest des Volkes an den Protesten. Am 11. Mai 1968 kamen 70.000 Demonstranten zu einem Sternmarsch gegen die Notstandsgesetze zusammen.

Obwohl jene Proteste zunächst den Höhepunkt der Studentenbewegung bildeten, führten sie später auch zu ihrem Scheitern. Die Tatsache, dass trotz der zahlreichen Demonstrationen und anderweitigen Protestaktionen sowohl die Notstandsgesetze verabschiedet als auch der Vietnamkrieg fortgeführt wurden, ließ die Studenten mehr und mehr daran zweifeln, dass sie wirklich etwas bewegen konnten. So verlor der SDS nach dem berüchtigten Sommer 1968 zunehmend an Bedeutung bis er nach und nach zerfiel und sich im März 1970 schließlich ganz auflöste.

Ihre eigentlichen Ziele hat die Studentengeneration der 60er nicht erreicht. Sie wollten eine Revolution sowohl auf der politischen als auch auf der gesellschaftlichen Ebene, doch dieses Vorhaben ist gescheitert und auch den langen und grausamen Vietnamkrieg konnten sie nicht beenden geschweige denn verhindern. Jedoch ist es ihr Verdienst, dass das Schweigen über die NS-Vergangenheit gebrochen wurde und auch innerhalb der Gesellschaft haben sie einige Veränderungen erreicht, von denen wir auch heute noch profitieren. So führte beispielsweise der 1969 gewählte Bundeskanzler Willy Brandt einige notwendige innere Reformen durch, unter ihnen auch die Hochschulreform. Auch die Frauenbewegung hatte ihren Ursprung in der Studentenbewegung. Und so haben die Protestaktionen zumindest bewirkt, dass die Gesellschaft sich generell geöffnet hat und nicht mehr nur auf die Erhaltung von teilweise veralteten Traditionen bedacht war.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Studentenbewegungen der 60er Jahre
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Kulturwissenschaften)
Veranstaltung
Eine Globalgeschichte des 20. Jahrhunderts
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
17
Katalognummer
V64924
ISBN (eBook)
9783638576147
ISBN (Buch)
9783656782711
Dateigröße
463 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Studentenbewegungen, Jahre, Eine, Globalgeschichte, Jahrhunderts
Arbeit zitieren
Maja Roseck (Autor:in), 2005, Die Studentenbewegungen der 60er Jahre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64924

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