Byzanz und das Reich unter Otto III. – Der byzantinische Gesandte Leon von Synada und byzantinischer Einfluß im Konflikt um den Gegenpapst Johannes Philagathos


Seminararbeit, 2002

17 Seiten, Note: 2,7

Dietmar Klumpp (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Situation in Rom

3. Die Gesandtschaft

4. Das Schisma und der byzantinische Einfluß

5. Die Schicksale von Crescentius und Philagathos

6. Zusammenfassung

7. Literaturliste

Byzanz und das Reich unter Otto III. – Der byzantinische Gesandte Leon von Synada und byzantinischer Einfluß im Konflikt um den Gegenpapst Johannes Philagathos .

1. Einleitung

Im 10. Jahrhundert gab es zwei Großmächte, die das politische Bild in Europa nachhaltig prägten. Auf der einen Seite stand das Ottonische Reich, auf der anderen das Byzantinische. Nach diesen hatten sich die anderen politischen wie geistlichen Akteure zu richten. „Das gilt seit der Kaiserkrönung von 962 auch für das Papsttum, das sich dem Kaiser fügen musste, wenn es auch immer wieder dagegen aufzulehnen suchte und dadurch zum Werkzeug stadtrömischer und byzantinischer Tendenzen gemacht wurde.“[1] Diese ‚stadtrömische und byzantinischen Tendenzen’ sollen den Zentralen zu untersuchenden Mittelpunkt dieser Hausarbeit darstellen und ganz konkret mit Hilfe der Briefe des byzantinischen Gesandten Leon Metropolit von Synada aufgezeigt werden. Der byzantinische Einfluß- dass es ihn gab stand nie zur Debatte- war vielleicht weitaus größer als er bisher vermutet wurde und gerade im ausgehenden 10. Jahrhundert stand das ganze Machtgefüge auf einem Scheideweg, was gerade in Rom mit dem Schisma von Philagathos deutlich wurde. Von Byzanz aus, versuchte man mit Hilfe einer „Politik des Hinterhalts“[2] zu agieren.

Daher stehen die 12 Gesandtenbriefe mit der maßgeblichen, kritischen Quellenausgabe von Martha Pollard Vinson im Zentrum der Analyse. Auch die zum Teil überholte Quellenausgabe von Percy Ernst Schramm wird mit einbezogen werden. Durch den Vergleich der beiden Ausgaben fallen semantische Unterschiede auf, die nicht nur durch die verschiedenen Sprachen- Englisch und Deutsch- zu rechtfertigen sind. Dadurch sollte eine neue Bearbeitung der Quelle für die Historische Forschung in betracht gezogen werden. In gleichem Maße verhält es sich mit einem umfassenden Werk über die Gesandtschaft Leons, das bis zum heutigen Tag noch nicht geschaffen worden ist.

2. Die Situation in Rom

In Rom hatte sich die stadt-römische Adelsfamilie der Crescentiner schon lange Zeit etabliert. Und nicht erst als Otto III. in Rom die Machtverhältnisse zu seinen Gunsten zu verändern trachtete, trat diese Familie als Widersacher hervor. So wurde Papst Johannes XV. vom crescentinischen Adel erhoben und vom damaligen Führer des „nomentanischen Zweigs“[3] der Familie Crescentius II. Nomentanus genötigt, die Stadt zu verlassen. Dieser hielt es dann im weiteren Verlauf nicht für nötig, formell den Papst abzusetzen und durch einen neuen zu restituieren. Erst durch den bedrohlich herannahenden König Otto III. holte er den Papst wieder auf den Stuhl Petri zurück.[4]

Als Otto III. mit seinem Gefolge in Rom eintraf, war der Papst schon verstorben und Crescentius wurde von „Otto“[5] zum Exil verurteilt. Als auf Bitten des neuen Papstes Gregor V. Otto „clementia“[6] gegenüber Crescentius zeigte wurde dieser wieder eingesetzt.

Die „gründlich gescheiterten“[7] Versuche Otto des Großen und dessen Sohn Otto II., Päpste nach ihrem Geschmack zu erheben, sollten Otto eigentlich in dieser Angelegenheit sensibilisiert haben. Doch Otto spitzt die Situation noch zu, indem er einen „Deutschen“[8] zum ersten Mal in der Geschichte Roms auf den Papststuhl setzte. Im Mai 996 wurde der Vetter Ottos Brun von Kärnten von ihr zum Papst Gregor V. erhoben „[...] ,als ob der römische Bischof nur ein Reichsbischof unter anderen sei.“[9] Gregor V. wiederum krönte Otto an Christi Himmelfahrt des Jahres 996 zum Kaiser. Als Kaiser kehrte Otto Rom nur wenige Tage später den Rücken und überließ Gregor V. seinem Schicksal. Die „römische Revolte“[10] brach schon Anfang Oktober wieder los und drängte den Papst nach Spoleto zu seinen Schutzbefohlenen. Zwei Versuche die Stadt zurück zu erobern scheiterten und der allmächtige Senator und Patricius von Rom Crescentius saß wieder dort, wo er zuvor schon unter Johannes XV. gesessen hatte. Der Heilige Stuhl blieb dann bis Anfang des neuen Jahres vakant, bis Johannes Philagatos und der byzantinische Gesandte Leon von Synada in Rom eintrafen.

3. Die Gesandtschaft

Johannes Philagathos stammte aus Rossano in Kalabrien. Der griechische Geistliche war ein enger Berater Kaiser Otto II. und Kaiserin Theophanu. Zugleich war er Taufpate von Otto. Otto II. stellte ihn sogar 980 an die Spitze seiner Kanzlei in Italien.[11] 982 bekam er aus Dank die Abtei Nonantola. Nach dem Tode von Otto II. zog ihn Theophanu wieder zurück an den sächsischen Hof, wo er als Lehrer Ottos wirkte. Seit 998 war er zumal Erzbischof von Piacenza geworden. Das Bistum wurde sogar extra seinetwegen aus dem Erzbistum von Ravenna abgetrennt und zum Erzbistum erhoben, obwohl es keine Suffraganbistümer besaß. Unter Kaiserin Adelheit leitete er abermals die italienische Kanzlei.[12]

Auf dem Solinger Hoftag 994, wo Otto wehrhaft gemacht wurde, stellte sich unter anderem auch die Frage nach einer Braut für Otto. Sodann wurde Johannes Philagathos, der gerade zu prädestiniert war wegen seiner Sprachkenntnisse, sowie der Bischof Bernward von Würzburg, der bei der Hinfahrt schon sterben sollte,[13] nach Byzanz geschickt, um dort eine byzantinische in Purpur geborene Prinzessin für Otto zu werben, was ganz in der Linie von Otto dem Großen und Theophanu stand.[14]

Wahrscheinlich empfing Kaiser Basileios II. den Legaten im Herbst 995 in Konstantinopel, doch vom Verlauf der Verhandlungen ist leider nichts bekannt. Ein Feldzug des Kaiser gegen die Bulgaren stand unmittelbar bevor, so dass es für ihn wichtiger war sich darum zu kümmern. Er wies den Gesandten nicht vollkommen ab , sondern im Hinblick auf einen Angriff der Sarazenen in Süditalien wollte er sich den Rücken frei halten, um nicht auch noch gegen die Sachsen im Clinch zu stehen.[15] Jedenfalls entschied Basileios II., Johannes Philagathos heimzuschicken und das Gespräch mit dem neuen Kaiser hinhaltend weiterzuführen.“[16]

Ab hier nun setzt das Wirken des Geistlichen Leon ein, der dann später als Metropolit von Synada in Phrygien erhoben wurde. Denn Basileios II., ganz im Vertauen auf sich selbst, schickt Philagathos nicht alleine nach Hause zurück, sondern stellt ihm Leon zur Seite, der die Angelegenheiten für seinen Kaiser angemessen regeln sollte.[17]

[...]


[1] Schramm, Percy E., Kaiser, König und Päpste, Bd. III, Stuttgart, 1969, S.201f; siehe auch Leontiades, Ioannes G., Die Westpolitik Basileos´II. (976- 1025), in: Byzanz und das Abendland im 10. und 11. Jahrhundert, hg. Evangelos, Konstantinou, Köln u. a.,1997, S.259- 268, S.259.

[2] Ebd., S.238.

[3] Eickhoff, Ekkehard, Kaiser Otto III.. die erste Jahrtausendwende und die Entfaltung Europas, Stuttgart, 1995, S.54.

[4] Vgl. Zimmermann, Harald, Papstabsetzungen des Mittelalters, Graz u.a., 1968, S.104.

[5] Wenn von Otto die rede ist, so ist damit Otto III. gemeint. Nur bei eventuell anderen Namensträgern mit dem Namen Otto wird dies vermerkt. Zum Beispiel Otto der Große.

[6] Althoff, Gerd, Otto III. (Gestalten der Mittelalters und der Renaissance), Darmstadt, 1996,S.112; Althoff geht in seinem Buch genau auf das ‚ius dedicationis’ ein.

[7] Görich, Knut, Otto III.. Romanus Saxonicus et Italicus. Kaiserliche Rompolitik und sächsische Historigraphie, Sigmaringen,1993,S.204; vgl. dazu auch Zimmermann, Papstabsetzungen, S.88-95.

[8] Althoff, Gerd, Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat, Urban Taschenbücher, Stuttgart u. a., 2000,S.176.

[9] Görich, Otto III., S.229.

[10] Zimmermann, Harald, Das dunkle Jahrhundert. Ein historisches Porträt, Graz u.a., 1971, S.259.

[11] Vgl. Eickhoff, Ekkehard, Basilianer und Ottonen, in: Historische Jahrbücher, 114, 1994, S.10-46, S.15.

[12] Vgl. Zimmermann, Papstabsetzungen, S.106.

[13] Bischof Bernward von Würzburg starb am 20. September auf der Insel Euböa; Vgl. Eickhoff, Kaiser Otto III., S.80.

[14] Vgl. Ebd.

[15] Vgl. Eickhoff, Kaiser Otto III., S.84; siehe auch Leontiades, Ioannes G., Die Westpolitik Basileos´II. (976- 1025), in: Byzanz und das Abendland im 10. und 11. Jahrhundert, hg. Evangelos, Konstantinou, Köln u. a.,1997, S.259- 268, S.265.

[16] Eickhoff, Kaiser Otto III., S.85.

[17] Vgl. Ebd., S.176.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Byzanz und das Reich unter Otto III. – Der byzantinische Gesandte Leon von Synada und byzantinischer Einfluß im Konflikt um den Gegenpapst Johannes Philagathos
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Note
2,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
17
Katalognummer
V64736
ISBN (eBook)
9783638574785
ISBN (Buch)
9783638770958
Dateigröße
549 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Byzanz, Reich, Otto, Gesandte, Leon, Synada, Einfluß, Konflikt, Gegenpapst, Johannes, Philagathos
Arbeit zitieren
Dietmar Klumpp (Autor:in), 2002, Byzanz und das Reich unter Otto III. – Der byzantinische Gesandte Leon von Synada und byzantinischer Einfluß im Konflikt um den Gegenpapst Johannes Philagathos, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64736

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