Volkswirtschaftliche Auswirkungen von Private Equity


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

23 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was ist Private Equity?
2.1. Allgemeines
2.2. Verschiedene Ausprägungen der Partnerunternehmen im Hinblick auf deren Entwicklungsgrad und Kapitalbereitstellung
2.3. Exitmöglichkeiten
2.4. Inhärente Problematik der PE-Gesellschaften

3. Gründe für die gestiegene Bedeutung von PE
3.1. Nachfolgeprobleme
3.2. Unternehmen in Schwierigkeiten
3.3. Verkauf von Unternehmensbeteiligungen im Zuge der Mergers & Acquisitions (M&A)
3.4. Alternative Assets für Altersfinanzierung
3.5. Veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen
3.6. Schwierigere Kreditvergabemöglichkeiten im Rahmen von Basel II

4. Volkswirtschaftliche Auswirkungen
4.1. Grenzen der Untersuchung
4.2. Arbeitsplätze
4.3. Einkommen
4.3.1. Arbeitseinkommen
4.3.2. Altersvorsorge
4.4. Wachstum

5. Fazit

6. Bibliographie

1. Einleitung

„Gärtner statt Heuschrecke“[1] vermerkt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln in einem Bericht über die volkswirtschaftliche Funktion von Private Equity (PE) vom 27.04.06. Veränderte Anforderungen, herbeigerufen durch die harten Wettbewerbsbedingungen der zunehmenden Globalisierung, zwingen Unternehmen zum Handeln. Doch oft fehlt es an Zeit, Geld und fachmännischem Know-how um die erforderlichen Neuerungen durchzusetzen. Genau an diesem Punkt treten die PE-Gesellschaften auf den Plan. Ihre Aufgabe ist es, Unternehmen jeglicher Art durch Eigenkapitalfinanzierung und Managementerfahrung zu unterstützen.

Doch weshalb der Heuschrecken-Vergleich mit PE-Gesellschaften des ehemaligen SPD-Parteivorsitzenden Franz Müntefering? War es reine Kapitalismuskritik im Sinne einer populistischen Parteiagenda? Oder geht diese Aussage wirklich auf ein Ausbeuten der Unternehmen auf Kosten deutscher Arbeitsplätze zurück?

Allein die Zahlen lassen zumindest auf eine steigende Bedeutung von PE in Deutschland schließen. Gemäß dem BVK[2] ist im ersten Quartal 2006 ein Anstieg der eingesammelten Gelder (Fundraising) auf 553,1 Millionen € (Vgl. Vorjahr Q1 2005: 234,9 Mio. €) und ein Anstieg der Investitionen auf 510,8 Mio € (Q1 2005: 407,2 Mio €) in 251 Unternehmen (Q1 2005: 227) zu verzeichnen[3]. Mittelstandsfinanzierung ist der zu beobachtende Trend der hier berücksichtigten deutschen PE-Gesellschaften.[4]

Bezieht man dazu die Aktivitäten ausländischer, aber in Deutschland tätiger, PE-Fonds mit ein, ist die Bedeutung um einiges größer: laut einer Studie des Beraterhauses Ernst & Young für 2005, beläuft sich das Investitionsvolumen der Transaktionen mit Beteiligung deutscher Unternehmen auf 29,5 Milliarden Euro (2004: 23,5 Milliarden Euro).[5] Die Tendenz ausländischer Gesellschaften zu großen Deals zeigt sich in folgenden Zahlen: im Jahr 2005 ist der wertmäßige Anteil in Euro des ausländischen Engagements bei 98,3 % von 55,6% der gesamten Transaktionen.[6]

Die Summe aller verwalteten Gelder beläuft sich im Mai 2006 auf insgesamt 54 Milliarden Euro[7], was immerhin 2,4% des BIPs von 2005 entspricht[8].

Das Problem aller Untersuchungen über PE ist jedoch, dass die Angaben der PE-Gesellschaften auf freiwilliger Basis beruhen, so dass kein vollständiges Bild über den Umfang und die Auswirkungen der gesamten Transaktionen besteht.

Dennoch soll im Folgenden versucht werden, einen Überblick über PE zu vermitteln, deren Motivation darzustellen, sowie die Auswirkungen auf volkswirtschaftliche Größen zu evaluieren.

2. Was ist Private Equity?

2.1. Allgemeines

Auf die Frage, was ist Private Equity (engl.: equity = Eigenkapital, Anteilskapital), kann man am einfachsten antworten, eine Beteiligungsform außerhalb der Börse (private ≠ public).

PE-Gesellschaften treten hier als Finanzmittler auf. Sie verringern das Risiko des Totalverlustes der direkten Firmenbeteiligung eines Anlegers, da sie an mehreren Unternehmen unterschiedlicher Risikoausprägung beteiligt sind.

Ihre Aufgabe ist es, Kapital für Investitionen zu sammeln, das sog. Fundraising, mittels Know-how potenzielle Unternehmen (Partnerunternehmen) aus dem Markt herauszupicken und in diese zu investieren.

Alle Geldströme laufen in der Regel über einen Fonds als Finanzintermediär. Nicht investiertes Geld bleibt solange im Fonds, bis passende Partnerunternehmen gefunden werden. Eine 100%ige Investitionsquote ist deshalb unwahrscheinlich.

Während der Investition werden die Partnerunternehmen neben finanziellen Mitteln auch durch Expertise, Erfahrung und Kontakten unterstützt. Nach einer Haltedauer von fünf bis sieben Jahren kommt es zum sog. Divestment. Ziel hierbei ist, das Unternehmen gewinnbringend zu verkaufen.[9]

2.2. Verschiedene Ausprägungen der Partnerunternehmen im Hinblick auf deren Entwicklungsgrad und Kapitalbereitstellung

Je nach Entwicklungsgrad der Unternehmen gibt es unterschiedliche Bezeichnungen.

Dem Überbegriff Early-stage-Finanzierungen entsprechen Seed- und Start-up-Unternehmen. Bei Start-ups ist bereits ein Geschäftsbetrieb in geringem Ausmaß vorhanden, wohingegen bei Seed-Finanzierungen nur eine Idee existent ist. Hier ist man bestrebt, den eigentlichen Geschäftsbetrieb in Gang zu setzen. Da bei diesen Unternehmen noch keine ausgeprägte Absatzstruktur vorhanden ist, ist es offensichtlich, dass diese Unternehmungen mit dem größten Risiko behaftet sind.

Neben den Early-stage-Finanzierungen existieren auch Later-stage-Finanzierungen. Hier handelt es sich größtenteils um Expansions- und Replacement-Finanzierungen, wobei bei dem zuletzt genannten Anteile von ehemaligen Investoren angekauft werden. Weitere Formen sind Bridge-Finanzierungen und Turnaround-Finanzierungen. Bei ersteren handelt es sich um die Bereitstellung von Kapital zur Vorbereitung von Börsengängen und bei letzteren um eine Umstrukturierung bei Unternehmen in Notlagen.

All die oben aufgeführten Ausprägungen fallen in den Bereich des Venture (engl.: Risiko) Capitals (VC).

Abb. 1: Venture Capital-Finanzierungen in Deutschland 2004 nach der

Entwicklung der Unternehmensphase [Böttger, Christian „ Strukturen und Strategien von Finanzinvestoren“ Hans Böckler Stiftung, Berlin, 2005, S. 41]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wie in der Grafik ersichtlich entfallen mehr als die Hälfte aller VC-Finanzierungen auf Expansionsfinanzierungen. Beispiele sind Erweiterungsfinanzierungen oder Finanzierungen, die Unternehmensteile (meist Produktion, wegen der geringeren Kosten) ins Ausland exportieren. Diese Art der Unterstützung ist relativ risikoarm, da bereits ein etabliertes Geschäftsmodell vorhanden ist.[10]

Bei Private Equity im eigentlichen Sinne unterscheidet man Buy-Outs und Mezzanine-Finanzierungen.

Bei Mezzanine-Kapital handelt es sich um eine Mischform der Kredite zwischen Eigen- und Fremdkapital. Die Partnerunternehmen profitieren hier von Eigenkapital in bilanzieller Sicht ohne Einflussnahmerechte der Kapitalgeber und müssen im Gegenzug höhere Zinssätze als bei normalen Bankkrediten zahlen.[11]

Im Buy-Out Bereich unterscheidet man zwischen dem Management Buy-Out (MBO), Management Buy-In und Leverage Buy-Out (LBO).

Bei dem MBO wird ein Unternehmen von dem Investor erworben, wobei das bestehende Management selbst zum Anteilseigner und somit „vom Angestellten zum Mitunternehmer“[12] wird. Hier entsteht eine Win-Win-Situation: das Management kennt das Unternehmen bereits und kann auf der anderen Seite selbst vom Unternehmenserfolg profitieren, Erfolg vorausgesetzt.

Bei dem MBI hingegen wird ein externes Management von den Finanzinvestoren sozusagen „mitgebracht“. Wie beim MBO ist es auch selbst an dem Unternehmen mit einer Minderheit beteiligt.

Doch die Zahlen belegen, dass die Beteiligung des Managements nicht die bevorzugte Strategie der PE-Initiatoren ist: so entfallen laut einer Studie des BVK im Jahr 2004 nur 2% auf die MBIs und 24% auf die MBOs.[13]

Beim LBO wird eine Übernahme durch Kredite mitfinanziert. Anfallende Zinsen sollten von den Unternehmen aus dem laufenden Cash-Flow finanziert werden. Ist der Zinssatz der Rendite höher als der Fremdkapitalzinssatz, so entsteht ein Hebeleffekt, der die Rendite steigert. Im umgekehrten Fall entsteht eine negative Hebelwirkung. Hier wird deutlich, dass, im Falle einer Veränderung des Leitzinssatzes, dies auch Auswirkungen auf die Investitionstätigkeit von PE-Gesellschaften hat.

2.3. Exitmöglichkeiten

Neben den verschiedenen Möglichkeiten des Investments, gibt es auch unterschiedliche Wege, ein Partnerunternehmen wieder zu verkaufen.

Der wohl bekannteste Weg ist der Gang an die Börse (IPO[14] ). Während des Hypes der New Economy war die Börse eine einfache Möglichkeit um Unternehmen gewinnbringend zu verkaufen. Doch seit der Schließung des Neuen Marktes werden nach heutiger Einschätzung der Initiatoren nur noch 6,6% der Exits auf die Börse entfallen. Den größten Anteil werden vermutlich die sog. Trade Sales ausmachen. Hier kaufen andere Unternehmen die Partnerfirmen der PE-Gesellschaften. Weitere Möglichkeiten des Exits sind der Secondary Sale – ein Weiterverkauf an eine andere PE-Gesellschaft -, Rückzahlungen stiller Beteiligungen oder Gesellschaftsdarlehen sowie der Verkauf von Aktienanteilen über die Börse.[15]

[...]


[1] “Private Equity- Gärtner statt Heuschrecke”, in Iwd – Nr. 17 vom 27. April 2006

http://www.iwkoeln.de/default.aspx?p=pub&i=1859&pn=2&n=n1859&m=pub&f=4&ber=Informationen&a=19191 [20.05.06]

[2] Bundesverband deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften – German Private Equity and Venture Capital Association e.V.

[3] „BVK-Statistik 1. Quartal 2006: Deutscher Beteiligungsmarkt zeigt sich in guter Verfassung“, Pressemitteilung vom 16.5. 2006, http://www.bvk-ev.de/bvk.php/cat/86/aid/242 [20.05.06]

[4] Befragung der Unternehmen auf freiwilliger Basis; so können die tatsächlichen Investitionsquoten von oben angegeben abweichen.

[5] auch hier nur Transaktionen mit bekanntem Wert (48%); Studie bezogen auf Buy-Outs und Secondary Buy-Outs.

[6] „Der Private Equity-Markt in Deutschland 2005“, eine Studie von Ernst & Young http://www.ey.com/Global/content.nsf/Germany/Presse_-_Pressemitteilungen_2005_-_Private_Equity [20.05.06]

[7] „HB Konferenz: Mittelstand rückt ins Visier der Private Equity-Investoren“, Absolutreport Email-Newsletter vom 12.05.06 http://www.absolut-report.de/ARnewsfolder/2006/05/12/3046.php? [20.05.06]

[8] BIP 2005: 2245,50 Milliarden Euro laut statistischem Bundesamt Deutschland

[9] Frommann, Holger / Dahmann, Attila „Zur Rolle von Private Equity und Venture Capital in der Wirtschaft“, Berlin, 2005 S.5

[10] Böttger, Christian „ Strukturen und Strategien von Finanzinvestoren“ Hans Böckler Stiftung, Berlin, 2005, S. 37-41

[11] http://www.eigenkapitalbeschaffung.de/eigenkapital/html/EigenkapitalhtmlMezzanineFinanzierung.html [21.05.06]

[12] Lüdke, Ulrike (Projektleitung) „Economic Impact of Private Equity in Germany- zur volkswirtschaftlichen Relevanz von Buy-out-Investitionen in Deutschland-eine empirische Analyse“, Financal Gates GmbH, Deutsche Beteiligungs AG, Frankfurt am Main, 2004, S. 8

[13] Böttger, Christian, S. 42

[14] Initial Public Offering

[15] Suhl, Werner / Weber, Theo „ Der Einfluss von Private Equity-Gesellschaften auf die Portfoliounternehmen und die deutsche Wirtschaft“, PriceWaterHouseCoopers, BVK, München, 2005, S. 21

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Volkswirtschaftliche Auswirkungen von Private Equity
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Wirtschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Wirtschafts- und Sozialpolitik
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
23
Katalognummer
V64638
ISBN (eBook)
9783638573979
ISBN (Buch)
9783638670166
Dateigröße
676 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Volkswirtschaftliche, Auswirkungen, Private, Equity
Arbeit zitieren
Nathalie Dolatschko (Autor:in), 2006, Volkswirtschaftliche Auswirkungen von Private Equity , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64638

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