Das Theaterverbot in England zwischen 1642 und 1660


Seminararbeit, 2006

15 Seiten, Note: Sehr Gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Ziel und Methodik der Arbeit

2 Die politischen Grundlagen
2.1 Die Puritaner
2.2 Das Interregnum

3 Die Zeit des Theaterverbots
3.1 Die Gründe für das Verbot
3.2 Die Schauspieltruppen
3.3 Illegale Aufführungen
3.4 Closet Drama

4 Schlussbetrachtung

Literatur

1 Ziel und Methodik der Arbeit

Als am 2. September 1642 das Aufführen von Theaterstücken und sonstigen Massenunter-haltungen durch das Parlament in London landesweit verboten wurde, geschah dies nicht zum ersten Mal. Es hatte davor regelmäßig theaterlose Perioden gegeben, zumeist aufgrund der Pest oder weil man um ein verstorbenes Mitglied des Könighauses trauerte. Stets bedeuteten diese Phasen große Belastungen für die Schauspieltruppen. Doch dieses Theaterverbot wurde, anders als jene Verbote zuvor, über viele Jahre aufrecht gehalten und endete erst mit der Rückkehr der Monarchie im Jahr 1660.

Diese Arbeit möchte die Gründe und die Auswirkungen des Theaterverbots für die Schauspieler und die damalige Dramenrezeption beleuchten. In diesem Zusammenhang soll sie eine überblicksartige Zusammenfassung über den gegenwärtigen Wissensstand bieten. Als elementare Informationsquelle diente das Buch „The Revels History of Drama in English“ (1996), herausgegeben von Lois Potter.

Um die Gründe, welche zu dem Theaterverbot führten, verstehen zu können, wird im folgenden Kapitel auf die entscheidende Gruppe der Puritaner und auf deren Regierungszeit eingegangen. Im Hauptteil der Arbeit wird nach Gründen für die puritanische Ablehnung gegenüber dem Theater gesucht sowie die Konsequenzen, die sich daraus für die Schauspieltruppen ergaben, erläutert. Danach beschäftigt sich die Arbeit mit dem Drama als subversives Medium. Die Arbeit schließt mit mit einer zusammenfassenden Schlussbetrachtung.

2 Die politischen Grundlagen

2.1 Die Puritaner

Literatur über das England des 17. Jahrhunderts erweckt häufig den Eindruck, dass die Puritaner als homogene Gruppe betrachtet werden können. Bei dem Versuch, sie näher zu definieren, stellt man jedoch das Gegenteil fest. Daher soll in Folge kurz der Terminus „Puritaner“ näher erläutert werden.

Als „Puritaner“ bezeichnete man ursprünglich die separatistischen Presbyterianer, welche die Kirche nicht von innen reformieren wollten, sondern eine eigenständige Kirchenverfassung und –organisation anstrebten. Wenn heute von den Puritanern die Rede ist, versteht man darunter zumeist eine Definition im weiteren Sinn. Nach Trevelyan handelte es sich bei den Puritanern um eine breite Bewegung mit widersprüchlichen religiösen Einstellungen und Zielen unterschiedlicher sozialer Schichten.[1]

Es handelt sich somit um einen Sammelbegriff, der unterschiedliche Gruppierungen zusammenfasst. Solche Untergruppen waren beispielsweise die Brownists und Anabaptists, deren Anhänger sich vor allem aus den unteren sozialen Schichten zusammensetzten. Weder die Brownists noch die Anabaptists genossen hohes gesellschaftliches Ansehen, und andere puritanische Gruppen weigerten sich beharrlich, mit diesen „Sekten“ in einen Topf geworfen zu werden. Dennoch können alle diese Untergruppen anhand einiger Merkmale zu einer Bewegung zusammengefasst werden.[2]

An erster Stelle stand die Forderung nach einer Kirche ohne autoritärem Oberhaupt, d.h. die Puritaner lehnten die göttliche Verehrung des Papstes oder eines Königs ab. Da in der Anglikanischen Kirche der jeweilige englische Monarch zugleich auch die Funktion des Oberhaupts einnimmt, richteten sich die Proteste in erster Linie gegen die Monarchie. Ein weiteres Merkmal war die Betonung von moralischen Lebensweisen, deren Fehlen die Puritaner häufig kritisierten. Sie setzten sich daher auch für einen moralischen Wandel in der Gesellschaft ein. Nach dem Willen der Puritaner sollten geistliche Vertreter für Definition und Einhaltung der Moral verantwortlich sein, indem sie Ministerämter bekleideten. Sie forderten daher eine neue Form des Kirchenstaates.[3]

Trotz des Gewichts auf geistliche Motive können die Puritaner nicht auf eine rein religiöse Bewegung reduziert werden. Es ist heute schwer zu sagen, ob spirituelle oder ökonomische Interessen für den Erfolg der Bewegung ausschlaggebend waren. Die religiös motivierte Opposition zur Monarchie sprach natürlich auch Menschen an, die aus wirtschaftlichen Interessen an einem Regimewechsel interessiert waren. Die Forderungen der Puritaner fanden daher stetig wachsende Unterstützung quer durch alle sozialen Schichten: vom Bettler über die Handwerker bis hin zum (niederen) Adel. Auch wenn die Puritaner nicht als kohärente Einheit verstanden werden sollten, könnte man sie heute als politisch-religiöse Partei betrachten, die durch konsequente Arbeit stetig mehr Anhänger bekam.

2.2 Das Interregnum

Charles I. zog sich den Zorn der Puritaner zu, indem er 1625 nicht nur die katholische Tochter des französischen Königs Heinrich IV. heiratete, sondern darüber hinaus auch eine Aussöhnung mit der katholischen Kirche anstrebte. 1629 löste Charles I. das Parlament, in dem die Puritaner zahlreich vertreten waren, auf und regierte bis 1640 als gleichsam absolutistischer Herrscher. Um 1640 regte sich von Schottland ausgehend bewaffneter Widerstand gegen seine Herrschaft. 1642 verließ Charles I. London und rüstete zum Kampf. Der darauf folgende Bürgerkrieg dauerte bis 1648, im Jahr darauf wurde Charles I. in London öffentlich enthauptet.

Die neu gegründete Republik dauerte jedoch nur bis 1653 und wurde durch eine Militärdiktatur unter „Lordprotektor“ Oliver Cromwell abgelöst. Cromwell hatte maßgebenden Anteil an den militärischen Erfolge der Parlamentarier gehabt und ist bis heute für seine brutalen Rachezüge in Schottland und Irland bekannt. Nach seinem Tod 1658 folgte ihm sein inkompetenter Sohn Richard nach. Dieser dankte 1660 ab und machte den Weg frei für die Restauration der Monarchie unter Charles II., dem Sohn von Charles I.[4]

[...]


[1] Vgl. Heinemann (1980), S. 22.

[2] Vgl. Heinemann (1980), S. 24.

[3] Vgl. Heinemann (1980), S. 22f.

[4] Vgl. Wikipedia: Englischer Bürgerkrieg [08.10.2006].

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Das Theaterverbot in England zwischen 1642 und 1660
Hochschule
Universität Wien  (Theater-, Film- und Medienwissenschaft)
Veranstaltung
London, Bankside um 1600. Theaterzeit mit Shakespeare
Note
Sehr Gut
Autor
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V64566
ISBN (eBook)
9783638729819
ISBN (Buch)
9783656760788
Dateigröße
549 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit beleuchtet die Gründe und die Auswirkungen des Theaterverbots für die Schauspieler und die damalige Dramenrezeption . In diesem Zusammenhang bietet sie eine überblicksartige Zusammenfassung über den gegenwärtigen Wissensstand.
Schlagworte
Theaterverbot, England, London, Bankside, Theaterzeit, Shakespeare
Arbeit zitieren
Mag. Stephan Burianek (Autor:in), 2006, Das Theaterverbot in England zwischen 1642 und 1660, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64566

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Das Theaterverbot in England zwischen 1642 und 1660



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden