Gruppe 47 in der DDR


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Wer war die „Gruppe 47“ ?

2. Die Kulturpolitik
2.1. Die Kulturpolitik der DDR in den 50er Jahren
2.2. Die Kulturpolitik der 60er Jahre in der DDR

3. DDR-Verlage
3.1. DDR-Ausgaben westdeutscher Autoren der „Gruppe 47“

4. Zusammenfassung

Literatur

1. Wer war die „Gruppe 47“ ?

Am 10. September 1947 traf sich in München eine Gruppe von linksgerichteten Schriftstellern und Kritikern. Dieser locker organisierte Zusammenschluss, von dem Schriftsteller Hans Werner Richter initiiert, ging aus einem Kreis hervor, der sich ursprünglich um die Zeitschrift „Der Ruf“ gebildet hatte. Als „Der Ruf“, ein kritisches Organ zur politischen Bewusstseinsbildung, von der US-Militärregierung verboten wurde, trafen sich die Mitarbeiter, um ihre ungedruckten Manuskripte vorzustellen. Dies war der Beginn der Gruppe 47, die ohne festes politisches oder ästhetisches Konzept antrat.

Ihr Ziel war allein die Wiederbelebung einer jungen deutschen Literatur, um für ein neues, demokratisches Deutschland zu wirken. Die Gruppe 47 traf sich in immer wieder neuen Konstellationen zunächst von 1947 bis 1955 zu halbjährlichen Treffen, dann – zwischen 1955 und 1967 – in jährlichem Turnus, um über Texte eingeladener Nichtmitglieder und über eigene Manuskripte zu diskutieren. Dadurch, dass es der Gruppe 47 gelang, die Autoren aus ihrer gesellschaftlichen Isolation ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken, avancierte sie schnell zum Forum deutscher Literaten der Nachkriegszeit. „Es gab Phasen”, schrieb Dieter Lattmann 1973, „in denen nahezu alle als wichtig empfundenen Novitäten auf der Bühne und dem Buchmarkt von Autoren stammten, die entweder zum festen Kreis der Gruppe gehörten, oder zumindest durch eine Einladung oder Lesung mit ihr in Berührung gekommen waren” (Microsoft ENCARTA, Begriff „Gruppe 47“).

Bereits 1963 gab es Kritik und Vorwürfe, dass die Gruppe 47 „eine geheime Reichschrifttumskammer” sei, weil sie wachsenden Einfluss auch in Fragen der Tagespolitik besitze. Gleichzeitig jedoch musste sich die Gruppe im Rahmen der Studentenbewegung den Vorwurf gefallen lassen, nicht engagiert genug zu sein. 1967 kam es zur letzten offiziellen Tagung der Gruppe 47 und bis zur endgültigen Auflösung am 19. September 1977 konnte sie nicht wiederbelebt werden.

Obwohl die politische Wirkung relativ gering geblieben ist, bestimmten sie die Literaturlandschaft. So waren vor allem in den 50er und 60er Jahren verstärkt auch Lektoren der großen Verlage anwesend, um sich die Vorträge der Schriftsteller anzuhören. In unregelmäßigem Abstand wurde ein von Verlagen und Rundfunkanstalten gestifteter Literaturpreis – der mit 5 000 DM dotierte „Preis der Gruppe 47“ – vergeben, der z.T. live im Rundfunk übertragen wurde. Dies zeigt die Bedeutung der Gruppe 47, auf deren Tagungen viele dadurch berühmt gewordene Autoren, wie beispielsweise Günter Grass, lasen.

Helmut Heißenbüttel in „Nachruf auf die Gruppe 47“ (1971) fasst die Gruppe 47 so zusammen: „Sie war antifaschistisch, antimilitaristisch, antirassistisch, antiautoritär“ (DUDEN, S. 186). Sie war Sammelbecken für die ehemaligen Kriegsgefangenen und Kriegsheimkehrer, die auf literarischem Wege den Krieg verarbeiteten und sich mit ihren antimilitaristischen und antifaschistischen Schriften gegen die Wiederholung solchen Erlebens stellten. Zu ihnen gehören u.a. Böll, Andersch, Schnurre und Kolbenhoff.

Genau diese Eigenschaften machten die Gruppe 47 auch bei den DDR-Lektoren interessant. Besonders bei der Umerziehung vom Faschismus zum Sozialismus in den 50er Jahren setzte man auf kritische Literatur aus dem Westteil Deutschlands, um die Vorteile des Sozialismus durch die Nachteile des Bürgerlichen und Faschistischen zu verstärken.

Wehdeking und Blamberger stellen zur Gruppe 47 und ihrem Vorläufer „Der Ruf“ resümierend fest, dass die Arbeit „als Modell demokratischer Elitenbildung bei tiefsitzender Abneigung gegenüber allen traditionellen Organisationsmodi“ beschrieben werden könnte (S. 51).

Zu der Gruppe 47 werden folgende Autoren gezählt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Die Kulturpolitik

2.1. Die Kulturpolitik der DDR in den 50er Jahren

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das kulturelle Leben in der Sowjetischen Besatzungszone wieder schnell auf die Beine. Unter der Kontrolle der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) sollte eine Umerziehung vom Faschismus stattfinden, die v.a. auch auf dem kulturellen Gebiet vollzogen werden sollte. Als eine wichtige Grundlage dafür ist die Schaffung des Kulturbundes im Juli 1945 zu sehen. Sein Ziel und ursprünglicher Wille war es, die Kultur für die „demokratische Erneuerung Deutschlands“ zu nutzen, wie es im ausführlichen Namen „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ steht. Dies wurde bald verworfen; statt dessen benutzte die politische Führung die Kultur für die Ideen des Sozialismus und missbrauchte die „Kunst als Mittel der Beeinflussung“ (STRAUL, S. 5). Anfangs gab es auch noch das Bestreben und den Wunsch, Schriftsteller aus allen Besatzungszonen zu vereinen, doch dies scheiterte bereits 1947, da sich eine starke Akzentuierung der Aktivitäten auf den Bereich der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) abzeichnete und der Erste Deutsche Schriftstellerkongress vom 4. bis 8. Oktober 1947 der erste und letzte gesamtdeutsche blieb. Hinzu kam, dass der Kulturbund im amerikanischen Sektor verboten wurde, so dass er sich besonders auf die Aufgaben in der SBZ konzentrierte. Eine Errungenschaft ist die Gründung des Aufbau-Verlags im August 1945.

Schon zeitig zeigte sich in der SBZ die intolerante Kulturpolitik, indem offen Bücher und Schriften aus der BRD abgelehnt wurden, so heißt es im August 1948 im „Neuen Deutschland“: „Es ist ein energischer Kampf gegen das Eindringen und die Verbreitung dekadenter Kunst- und Lebensformen des ausländischen Imperialismus zu führen.“ (STRAUL, S. 7). Allgemein wertete die DDR alles, was nicht ihrem Kunstverständnis entsprach, als Formalismus ab, der „dekadent und volksfeindlich sei“. Trotzdem gab es Versuche, mit westdeutschen Künstlern Gespräche zu führen, in der Hoffnung, „Einfluß auf die als gutwillig eingestuften westdeutschen Künstler ausüben zu können“ (STRAUL, S. 8) und sie für ein Gesamtdeutschland unter sozialistischem Vorzeichen überzeugen zu können.

Die folgende Zeit, besonders ab 1949, ist durch die politische Aktivierung der Bevölkerung geprägt. Mittels „kulturpolitischer Offensiven“ wie dem Bitterfelder Weg und der Bitterfelder Konferenz sollte eine enge Verbindung zwischen Arbeitern und Schriftstellern geschaffen werden, um mit der Kunst die politischen Ziele zu erreichen.

Mit der Gründung des „Amtes für Literatur und Verlagswesen“ im Jahre 1951 legalisierten die Verantwortlichen die Unterordnung der Kunst und Literatur unter die Politik, da dem von der SED kontrollierten Amt die Verlagspläne zur Bestätigung und die Veröffentlichung bestimmter Werke zur Begutachtung und Befürwortung unter Strafe vorgelegt werden mussten. Dieses Amt steuerte von der Druckgenehmigung bis hin zum Papierkontingent den gesamten Kulturbetrieb und diente getreu dem Motto von Otto Grotewohl: „Die Idee in der Kunst muß der Marschrichtung des politischen Kampfes folgen.“ (STRAUL, S. 8).

Eine Änderung des Kurses ist 1953 zu verzeichnen. Unter dem Druck des 17. Juni 1953, dem Arbeiterstreik, und der Erkenntnis des überstürzten „Aufbau des Sozialismus“ bei weitgehend fehlender Legitimation der SED entschloss sich die Parteiführung zum Nachgeben. Hinzu kam der „Neue Kurs“ von der Sowjetunion, die nach dem Tod von Jossif Stalin am 5. März 1953 mit seinen Verbrechen abrechneten. Diese Zeit der kurzzeitigen Auflockerung von 1953 bis 1956 bezeichnet man auch als „Tauwetterperiode“, benannt nach dem Roman „Tauwetter“ von Ilja Ehrenburg aus dem Jahr 1954. In den Anfang dieser Zeit datiert der Toleranzgedanke für bürgerliche Literatur und die Öffnung für die westdeutsche Literatur, so dass die SED im November 1953 sogar einen „Vorschlag zu einer Vereinbarung über die Verbreitungsfreiheit humanistischer Literatur“ erließ.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Gruppe 47 in der DDR
Hochschule
Universität Leipzig  (Buchwissenschaft)
Veranstaltung
Internationale Literatur in der DDR
Note
1,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
17
Katalognummer
V6456
ISBN (eBook)
9783638140195
ISBN (Buch)
9783638756761
Dateigröße
704 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gruppe, Internationale, Literatur
Arbeit zitieren
Cornelia Weinreich (Autor:in), 2002, Gruppe 47 in der DDR, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6456

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