Der Frankfurter Wachensturm


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

34 Seiten, Note: 1,5

Dietmar Klumpp (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Vorgeschichte und Ausgangslage

3 Vorbereitung und Durchführung des Attentats

4 Der Wachensturm und seine Folgen

5 Zusammenfassung

6 Literaturliste

Quellenliste

Quellenanhang

1 Einleitung

Der Frankfurter Wachensturm vom 3. April 1833 reiht sich in die liberalen Aufstände der 30er Jahre nahtlos ein. Er stellt neben dem Hambacher Fest einen weiteren Höhepunkt des radikal-liberalen Protestes dar. Doch im Unterschied zu Hambach lief er nicht gewaltfrei ab und wurde hauptsächlich von den radikalen Parteigängern innerhalb des Liberalismus getragen. Die Reaktion der restaurativen Mächte war folglich härter und allumfassender.

Diese Arbeit soll den Ursachen des Scheiterns des Frankfurter Attentats auf den Grund gehen. Mit welchen Mitteln antwortete die Reaktion auf diese Tat? Und in wieweit war der Preß- und Vaterlandsverein und weitere Gruppen und Personen in den Frankfurter Putsch verwickelt? Der Autor Kassandrus betrachtet die Ereignisse des 3. April aus einer höchst verschwörerischen Perspektive und wirft viele Fragen auf. Auch darauf soll im Folgenden eingegangen werden.

Es existieren nur wenige Quellen, die auf den Frankfurter Wachensturm direkt Bezug nehmen und den näheren Ablauf beschreiben, was nicht verwundert, wenn man sich vor Augen hält, dass es sich um eine Verschwörung im kleineren Kreise handelte. Dagegen gibt es ausreichende Quellen zu den Repressions- und Restaurationsmaßnahmen der Reaktion nach dem Frankfurter Attentat.

Abgesehen von den Quellen gibt es bis heute noch kein umfassendes Werk, das sich ausschließlich mit dem Frankfurter Wachensturm beschäftigt, so dass dieses Thema häufiger nur zwischen Hambacher Fest und Märzrevolution Erwähnung findet. Neben Huber, der im verfassungsgeschichtlichen Kontext schreibt, und Förster, die den Bezug zum Preß- und Vaterlandsverein bearbeitet, war besonders Kassandrus Abhandlung interessant für diese Arbeit.

Die höchste Dichte an Schriftwerk zum Thema lässt sich Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts finden. Ferner gibt es Schriften aus dem 19. Jahrhundert, die aber einer feineren Lesefilterung bedürfen.

2 Vorgeschichte und Ausgangslage

Der Preß- und Vaterlandsverein wurde im Januar 1832 unter anderem von den Journalisten Siebenpfeffer und Wirth gegründet. Der Verein schrieb sich die Freiheitsrechte des Einzelnen, die Pressefreiheit und die Herstellung der deutschen Einheit mit einer demokratisch-republikanischen Verfassung auf die Fahne. Die geeignete Waffe zum Erreichen dieser Ziele sah man in der freien Presse; es ging ihnen um politische Aufklärung. Schon nach kurzer Zeit bildete sich ein weitverbreitetes Netz von 116 Ortsvereinen mit annährend 5000 Mitgliedern aus. Staatsgrenzen spielten ebenso wenig eine Rolle, wie das Verbot des Vereins am 1. März 1832 – der Verein wurde im Geheimen weitergeführt. Manche Autoren sprechen hier von „einer vereinsmäßig organisierten politischen Partei“[1] oder der „Vorform einer Partei.“[2] Während der gemäßigt-liberale Teil des Preß- und Vaterlandsvereins mit nahestehenden Abgeordneten zumindest teilweise in den Parlamenten vertreten war, konnte die radikale Seite, unter ihnen die Mehrheit der Burschenschafter, nicht auf Rückhalt in den Parlamenten bauen. Sie wurden so zu einer „[...] außerparlamentarischen Opposition über die Grenzen der Einzelstaaten hinweg.“[3] Im Mai 1832 fand die radikal-liberale Protestwelle mit dem, vom Preß- und Vaterlandsverein teilweise vorbreiteten Hambacher Fest vorerst ihren Höhepunkt. Dort zeichnete sich ein Wechsel in der Frage ab, ob Freiheit vor Einheit stehen solle. Hatte es bis dahin fast ausschließlich geheißen die Freiheit sei wichtiger, wurde nun der Einheit Vorrang gewährt. Anfänglich noch mit der Begründung man müsse sich vor einer französischen Bedrohung schützen, sah man später auf radikaler Seite den Weg zur Freiheit nur über die Straße der Einheit für gewährleistet.

Zu diesem Zeitpunkt waren die liberalen und radikalen Strömungen weitgehend noch vereint, doch eine Trennung sollte sich bald vollziehen. Diese Tatsache spiegelt sich darin wider, dass der Preß- und Vaterlandsverein aus einem Doppelnamen bestand. Die gemäßigt-liberal orientierten Vereinsmitglieder wollten einen Preßverein, der nur die freie Presse unterstützen sollte. Die radikalen Vereinsmitglieder jedoch wollten einen Vaterlandsverein, ein Aktionszentrum der politischen Opposition für ganz Deutschland formieren. Der Ton wurde härter, bereits auf dem Hambacher Fest wurden vereinzelte Stimmen laut, die mit Gewalt die Einheit und Freiheit forderten, so unter anderem Wirth. Andererseits distanzierten sich viele Liberale, z. B. von Rotteck und Schüler, von solch radikaler Meinung. Ihnen hätte eine konstitutionelle Monarchie mit Freiheitsrechten genügt, auch eine allzu enge Einheit Deutschland schien ihnen nicht erforderlich.[4] Ergänzend muß noch hinzugefügt werden, dass der Preß- und Vaterlandsverein und sein Zentralkomitee, auf dem Hambacher Fest und in den nachbereitenden Versammlungen im Schießhaus und im Schoppmannschen Haus, revolutionären Tendenzen eine Absage erteilte. Der gemäßigte und zugleich größere Teil des Zentralkomitees setzte sich durch, wenngleich das Hambacher Feste radikaleren Meinungen eine Plattform bot.[5]

Auf Hambach folgte rasch eine restaurative Antwort. Metternich befürchtete, dass das Fest „[...] gut benutzt zum Fest der Guten [...]“[6] werden könnte. Preußen schloss sich dieser Haltung an. Bereits am 28. Juni 1832 beschloss der Bundestag Sechs Artikel, in denen eine einheitliche Auslegung der Verfassungen der Länder im Rahmen der Grundgesetze des Bundes festgelegt wurde. Landtagspetitionen, die dem monarchischen Prinzip zuwiderliefen, wurden verboten und die gesamte Staatsgewalt sollte im Staatsoberhaupt vereinigt bleiben.

Ebenso wurde die Redefreiheit in den Parlamenten und über die Parlamente beschnitten, sowie die Verweigerung bundespflichtiger Budgets durch die Landesparlamente verboten. Mittels des Maßregeln-Gesetz vom 5. Juli 1832 verschärfte man die Zensur und erneuerte das Verbot jeglicher politisch motivierter Vereine, Feste und Adressen. Infolgedessen musste das Badische Pressegesetz bundeswidrig aufgehoben werden und zahlreiche liberale Zeitungen wurden verboten. Das Bundesgesetz sprach sich ausdrücklich für ein unbedingtes Verbot politischer Parteien aus. Dies führte die politischen Zusammenkünfte notgedrungen in die Illegalität und verhinderte vorerst die Entstehung eines Parteiwesens in Deutschland. Folglich konnte eine Veränderung der politischen Situation in Deutschland nur durch einen gewaltsamen Umsturz errungen werden.[7] Der Preß- und Vaterlandsverein arbeitete weiter. Nach Hambach dezentralisierte er sich und ein neues Zentralkomitee konstituierte sich im Juli 1832 in Frankfurt, wo einer der größten Ortsvereine angesiedelt war. Mit der Auswahl des Ortes wurde so ein Zeichen gesetzt, um dem Preß- und Vaterlandsverein einen gesamtdeutschen Charakter zu verschaffen.[8]

3 Vorbereitung und Durchführung des Attentats

Die Geschehnisse des Jahres 1832 führte zu wachsendem Unmut in der Opposition. Der größte Teil der Liberalen beschränkte sich weiterhin auf Proteste und Demonstrationen, also auf ein gewaltfreies Opponieren. Eine kleine Gruppe von Radikalen jedoch entschloss sich 1833 zur direkten Aktion. Der Gegensatz zwischen Radikalen und Liberalen zeigte sich nicht nur bei den Bürgern, sondern auch innerhalb der Burschenschaft. Generell zeichnete sie ihr spontaner Aktionismus und die Bereitschaft zu revolutionären Handlungen aus. Die Studenten bildeten auf Grund ihres Alters und fehlender Einbindung in das Berufsleben eine relativ homogene Gruppe. Zwar waren die Burschenschaften seit 1819 verboten, dennoch wagten sie es nach einiger Zeit wieder öffentlich aufzutreten. Sie hatten im Geheimen weiterexistiert und hielten Burschentage ab. An Weihnachten 1832 tagte man in Stuttgart und wählte die Heidelberger Burschenschaft zur geschäftsführenden. Dort wurde beschlossen, sich dem Preß- und Vaterlandsverein formell anzuschließen, zugleich aber keine Möglichkeit darin zu sehen, die Freiheit und Einheit Deutschlands durch politische Aufklärung und Erringung der Pressefreiheit zu erreichen. Stattdessen wollte man eine Revolution erregen, um die politischen Verhältnisse zu verändern.[9]

Ein kleinerer Zirkel der sogenannten „Ungedingten“ aus der neugewählten geschäftsführenden Heidelberger Burschenschaft, der sich als politischer Club formierte, schloss sich dem „Vaterlandsverein“ in Frankfurt an. Um welchen Verein es sich dabei genau handelte bleibt unklar; es ist lediglich bekannt, dass dieser auf eine formelle Revolution hinarbeitete.

Der Heidelberger Burschenschafter Joseph Küchler aus Mannheim wurde mit einem Empfehlungsschreiben zu Dr. Körner nach Frankfurt geschickt, um die führenden Mitglieder des besagten Vereins kennen zu lernen. Diese Kontakte, die Anfang des Jahres 1833 geknüpft wurden, standen im Zusammenhang mit den Vorbereitungen des Frankfurter Wachensturm.[10]

Der Hauptfeind war schnell ausgemacht; er hatte seinen Sitz in Frankfurt. Zwar war der Bundestag nicht der Urheber der allgemeinen Reaktion, doch hielt man ihm für das Werkzeug dieser Politik. Frankfurt war aber lediglich formal-juristisch die Hauptstadt des Deutschen Bundes, die wahren Machtzentren lagen in Berlin und Wien. Man konnte mit dieser Wahl also nicht die Hauptschlagader der deutschen Reaktion treffen, doch Frankfurt lag für die meisten Beteiligten in greifbarer Nähe.

Die Mehrheit der Studenten sollte abwarten bis die Revolution durch den Vaterlandsverein ausgelöst werden würde. Man vertraute darauf, dass, wenn die Revolution erst einmal ausgebrochen sei, das restliche Volk ebenso zur Tat schreiten würde. Man dachte, dass sich die Dinge in Deutschland ähnlich verhalten würden, wie in Paris 1789 und 1830. Doch Deutschland mit seiner Kleinstaaterei war nicht das zentralregierte Frankreich.[11]

Der Frankfurter Wachensturm war eines der wichtigsten Ereignisse des deutschen Vormärzes. Er stellte neben der Ermordung des russischen Staatsrates von Kotzebue einen weiteren Höhepunkt der, meist von den Burschenschaften getragenen, gewaltsamen Aktionen innerhalb der liberalen Bewegung dar.

[...]


[1] Huber, Deutsche Verfassungsgeschichte, S. 135; „Partei“ meint nach Auffassung Hubers´ die politische Gesamtbewegung des deutschen Radikalismus. Der Preßverein war nur das Werkzeug dieser Partei, um zum Beispiel Geld zu sammeln.

[2] Nipperdey, Deutsche Geschichte, S. 369.

[3] Ebd.

[4] Vgl. ebd., S. 370 u. 372; Vgl. auch Huber, Deutsche Verfassungsgeschichte, S. 160; Vgl. dazu Winkler, Der lange Weg, S. 83.

[5] Vgl. Foerster, Der Preß- und Vaterlandsverein, S. 33f.

[6] Nipperdey, Deutsche Geschichte, S. 371.

[7] Vgl. Huber, Deutsche Verfassungsgeschichte, S. 163; In Württemberg verglich eine Bürgerpetition die Bundesbeschlüsse mit den Juli-Ordonanzen in Frankreich 1830, man sprach von „Deutschlands Juli-Ordonanzen“ (dazu Vgl. Ebd., S. 160); Vgl. auch Nipperdey, Deutsche Geschichte, S. 371.

[8] Vgl. Foerster, Der Preß- und Vaterlandsverein, S. 43ff.

[9] Vgl. Obermann, Deutschland, S. 102; Vgl. auch Foerster, Der Preß- und Vaterlandsverein, S. 48f; Vgl. auch Huber, Deutsche Verfassungsgeschichte, S. 164f. Vgl. dazu Treitschke, Deutsche Geschichte, S. 745f; Treitschke zitiert aus den Erzählungen des Wachensturmteilnehmers Dr. Eimer aus Freiburg im B. („Meine Frankfurter Erlebnisse“). Der Plan eines Anschlags wurde den Burschen mitgeteilt, entsprang also nicht den Gedanken des Burschentags. Ferner zählte man auf die Beteiligung der Burschenschaft.

[10] Vgl. Foerster, Der Preß- und Vaterlandsverein, S. 49; Vgl. auch Treitschke, Deutsche Geschichte, S. 746; Vgl. auch Dietz, Das Frankfurter Attentat, S. 25f; Dietz stellt eine Liste vor, die die Namen der Mitglieder des politischen Clubs wieder gibt. Auf dieser ist auch Dr. Eimer vermerkt.

[11] Vgl. Huber, Deutsche Verfassungsgeschichte, S. 165.

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Der Frankfurter Wachensturm
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Hauptseminar: Die Julirevolution und Europa
Note
1,5
Autor
Jahr
2004
Seiten
34
Katalognummer
V64520
ISBN (eBook)
9783638573139
ISBN (Buch)
9783638773638
Dateigröße
521 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frankfurter, Wachensturm, Hauptseminar, Julirevolution, Europa
Arbeit zitieren
Dietmar Klumpp (Autor:in), 2004, Der Frankfurter Wachensturm, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64520

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