Das Geisterhaus als Zeitroman - Politsch-ideologische Botschaft des Romans von Isabell Allende


Seminararbeit, 2002

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einführung

2. Der politische Teil des Romans
2.1. Umfang und Eingrenzung
2.2. Geschichtliche Hintergründe versus Fiktion
2.2.1. Chronologische Anhaltspunkte im Roman
2.2.2. Dichtung und Wahrheit
2.3. „Literaturtrost“ und andere harte Worte der Literaturkritik

3. Das Schlusswort: Frauenroman mit politischer Inkonsequenz?

Literaturverzeichnis

1. Einführung

Selten hat ein lateinamerikanischer Roman die Leserschaft so entzweit, wie es „Das Geisterhaus von Isabel Allende getan hat. In den Nachwehen des „Booms“ der lateinamerikanischen Literatur veröffentlicht, schwamm die Familiengeschichte der Truebas im Kielwasser von Garcia Marquez‘ „Hundert Jahre Einsamkeit“ mit an die Spitze der Bestsellerlisten weltweit. In Chile selbst kamen zunächst Wenige in den Genuß der Lektüre, in Europa stieß der Roman auf ein geteiltes Echo.

Zwar überschüttete die Tagespresse Allende mit Lob, wie: „ [...] ein Roman, (...) zugleich ernst und genau im historischen und sozialen Bezug“1, aber in der Fachkritik wurde scharf entgegengehalten. Gerade was die politisch-ideologischen Aussagen betrifft, warf man der Autorin Inkonsequenz vor, was bis zur Degradierung des Romans in den Bereich der Trivialliteratur führte2.

Polarisiert der Roman die Öffentlichkeit, weil er als zeitgeschichtliches Werk versagt hat? Ist „Das Geisterhaus“ eine Familiensaga mit feministischem Antlitz und fehlender gesellschaftlicher Verantwortung, gleich geistigem Kratzen an der Oberfläche? Diese Arbeit versucht ein differenziertes Ergründen dieser Thematik mit Hinblick auf historische Fakten.

2. Der politische Teil des Romans

2.1. Umfang und Eingrenzung

Die letzten drei bis vier Kapitel des Buches erscheinen durchgehend als Forschungsschwerpunkt in der Rezension, wenn es um politische Aussagen und Parallelen geht. Das ist leicht zu ergründen, nähert sich der Roman in den letzten Kapiteln auch chronologisch der politisch „heissen“ Phase in Chile am Vorabend des Wahlsiegs der verbündeten Linksparteien. Doch auch innerhalb der Romanstruktur ändern sich Stil und Dichte der Handlung. Während zum Beispiel im Kapitel Neun seitenlang vom kleinen Mädchen Alba und ihrer Kindheit die Rede ist ( S.312 ff.), sich Nicolas in komisch anmutender Selbsterfahrung probiert ( S. 246 f.) wird der Roman gegen Ende hin doch deutlich politischer und wartet mit konkreten Handlungen auf.

Auch der Sprachgebrauch ändert sich deutlich. Sätze wie „[...] Als er sich wieder aufrichten konnte, standen im die Tränen in den Augen und seine Hose war warm von Scheiße“3. Fast wie die politischen Verhältnisse zum Putsch hin verrohen, passt sich die Sprache dem Inhalt an. Vulgarismen stehen hier möglicherweise als Entsprechung der brutalen Gewalt der Soldaten.

Zum ersten mal taucht die Politik mit der Person Esteban Truebas auf und speziell seine Äußerungen lassen tief blicken: „[...] damit sie sich nicht den Kopf mit Ideen vollstopften, die sich für Ihren Stand und ihre Stellung nicht schickten4. Die konservative Wertvorstellung Truebas begleitet den Leser durch den ganzen Roman und mündet in der Kandidatur Truebas für die konservative Partei. Der spätere Senator Trueba kämpft recht uneigennützig verbissen für seine politischen Ziele. Herlinghausens Chronologie hält dazu fest: „Mit Claras Tod hat sich das Geisterhaus gänzlich seiner Autonomie begeben, was ebenso (...) folgt, wie die bis zu einem Gipfelpunkt anwachsenden politischen Spannungen im Land5.

Ab dem Tod von Clara politisiert sich der ganze Roman. Trueba radikalisiert seine Sicht immer mehr, einer paranoiden Phobie gleich spricht er vom „marxistischen Krebsgeschwür“6, welches das Volk nach und nach vergifte. Aber auch bei den Söhnen, speziell Jaime ( sozialistische Einstellung) manifestiert sich eine Sicht der Dinge immer mehr.

Ganz am Ende des Romans kommt es zur Katastrophe. Blancas Geliebter, Pedro Tercero Garcia wird als politischer Gegner Truebas Minister , welches den Senator weiter in eine radikale Richtung gehen lässt. Mit dem Putsch wird Jaime von der Militärjunta erschossen, Senator Trueba erkennt –zu spät- seine Fehler und wird auch in seiner politischen Funktion kaltgestellt. Angesichts der Ereignisse innerhalb der brutalen Militärdiktatur findet sich die Familie wieder zusammen und Esteban Trueba benutzt alte Verbindungen, um Regimegegner in Sicherheit bringen zu lassen. Der Roman endet mit ausgleichenden und versöhnlich wirkenden Passagen, welche aber später noch aufgegriffen werden.

2.2. Geschichtliche Hintergründe versus Fiktion

2.2.1. Chronologische Anhaltspunkte im Roman

Obwohl keine explizite Benennung der Jahreszahlen und Schauplätze im Roman auftaucht, deutet doch alles auf die Zeit von Beginn des 20. Jahrhunderts bis nach dem Militärputsch 1973 hin. Neben den Weltkriegen und dem großen Erdbeben in Chile (1938) werden gegen Ende die Anhaltspunkte dichter7. Die Darstellung des Putsches lässt dann keine Zweifel mehr aufkommen, mit „Dichter“ ist eindeutig Pablo Neruda, mit „Präsident“ ihr Onkel, Salvador Allende gemeint.

[...]


1 Allende, Isabell: „Das Geisterhaus“, Presserezensionen im Klappentext

2 vgl. Scheerer, Monika M. und Thomas (1992), S. 246

3 Allende, Isabel: „Das Geisterhaus“, S.409

4 Allende, Isabel: „Das Geisterhaus“, S.74

5 Herlinghaus, Hermann( 1989), S. 261

6 Allende, Isabel: „Das Geisterhaus“, S.356

7 vgl. Scheerer, Monika M. und Thomas (1992), S. 245

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Das Geisterhaus als Zeitroman - Politsch-ideologische Botschaft des Romans von Isabell Allende
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Romanistik)
Veranstaltung
Proseminar
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
14
Katalognummer
V6432
ISBN (eBook)
9783638140003
Dateigröße
508 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Isabell Allende Chile Geisterhaus Pinochet Diktatur
Arbeit zitieren
Uwe Scheunemann (Autor:in), 2002, Das Geisterhaus als Zeitroman - Politsch-ideologische Botschaft des Romans von Isabell Allende, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6432

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