Formen und Entwicklung von Armut in Industrienationen. Vergleich zwischen USA, Japan und Deutschland


Hausarbeit, 2003

23 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Definitionen von Armut

3. Armut in Deutschland
3.1 Was ist Armut?
3.2 Entwicklungen
3.3 Besondere Risikogruppen
3.4 Wachsende Armutskluften
3.5 Armut auf Dauer und Armut auf Zeit – Fluktuationen am Rande der Gesellschaft
3.6 Soziale und Psychische Auswirkungen
3.7 Armut in unserer modernen Wohlstandsgesellschaft

4. USA
4.1 Armut und soziale Ausgrenzung
4.2 Sozialpolitik – der amerikanische Weg

5. Japan
5.1 Japan von Deutschland aus betrachtet
5.2 Armut in Japan
5.3 Soziale Sicherung in Japan

6. Schlussbemerkungen

Quellen

1. Einleitung

Armut wird in unserer Gesellschaft oft nur als Randgruppenproblem in einer durchschnittlichen Mittelschichtsgesellschaft (Schelsky) gesehen. Rainer Geißler nennt hier konkrete Randgruppen, wie „Ausländer und Spätaussiedler, Vorbestrafte und Homosexuelle, Sozialhilfeempfänger und Obdachlose.“(Geißler 1996, S.180)

In Deutschland wurde beispielsweise erst 1961 das alte preußische Fürsorgerecht durch das Bundessozialhilfegesetz abgelöst und ersetzte damit den Fürsorgegedanken durch den Rechtsanspruch auf Sozialhilfe – bezeichnet als ‚das Solidaritätsprinzip’. Vorher war Armut als ein Fall für christliche Caritas und Barmherzigkeit an Wohlfahrtsverbänden delegiert worden – ‚das Subsidiaritätsprinzip’. (Brühl 1992, S. 2)

Danach war Armut kaum ein Thema in der Politik oder im sozialen Bereich. Erst seit Anfang der 90-er Jahre nach der deutschen Einheit sind Armuts- und Verteilungsthemen wieder in den Brennpunkt der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussionen gerückt.

So behauptete 1997 das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ auf seinem Titelblatt, dass „Die Reichen reicher, die Armen ärmer“ würden. (Spiegel 1997, Titel)

Bis heute werden regelmäßig Armutsberichte und Artikel über die Medien veröffentlicht (Zeitungen, TV. Beispielsweise das Mittagsmagazin SAM (08.09.2003, 13.00 – 14.00 Uhr Pro 7) berichtete ausführlich über Armut in Familien. In der heutigen Politik werden vermehrt Debatten über diese Thematik geführt. Angesichts der steigenden Arbeitslosenzahlen und der ständig wiederkehrenden Wirtschaftsflauten ist in unserer Gesellschaft der Sprung in die Armut schneller erreicht, wie noch vor 20 Jahren.

Japan, die USA und auch Deutschland zählen zu den reichsten Ländern der Welt. Sie setzten sich aktiv für die Armutsbekämpfung und die damit verbundenen Probleme, wie Seuchengefahren (z.B.HIV), Analphabetentum und Kindersterblichkeit ein. Im eigenen Land allerdings herrscht trotzdem Armut, diese ist zwar nicht Vergleichbar mit der in den Staaten in der „Dritten Welt“, aber sie ist allgegenwärtig.

Deshalb möchte ich in dieser Arbeit die deutsche Armut mit der, der USA und Japan vergleichen. Diese Länder unterscheiden sich in ihrer geschichtlichen Entwicklung und dem Aufbau des Staatssystems, so dass die Armut dort verschiedene Formen und Auswirkungen hat.

In wie weit diese Menschen ihre Schicksale mit den Deutschen teilen, versuche ich in dieser Hausarbeit herauszufinden.

2. Definitionen von Armut

„Als Randschicht der Armen werden im Folgenden diejenigen Menschen bezeichnet, welche an oder unterhalb der Armutsgrenze leben. Das Problem, was Armut ist, wer zu den Armen gehört, welche Lebensumstände als Leben in Armut bezeichnet werden sollen, ist unter Sozialwissenschaftlern, Sozialarbeitern und Politikern umstritten.“ ( Geißler 2002, S.246)

Um das Ausmaß der Armut zu quantifizieren, wird in der Armutsforschung die „relative Einkommensarmut“ als Schlüsselkategorie bei der Beschäftigung mit Armut gesehen.

Sie orientiert sich an der zu Beginn der 80er Jahre von der EU-Kommission festgelegten Grenze von 50% des durchschnittlichen Nettoeinkommens im jeweiligen Mitgliedsland. ( vgl. SPD – Bundestagsfraktion 1998, S. 18)

Es handelt sich hierbei um ein Ressourcenkonzept der Armut, weil in der Regel auf die Ausstattung mit Einkommen als einzige Ressource hingewiesen wird. (vgl. Hanesch 1994, S.24) Man spricht daher auch von einem „materiellen Einkommensbegriff“ mit einem „ eindimensionalen“ Indikator, nämlich dem Einkommen.

Ebenfalls häufig wird ersatzweise auf die Sozialhilfestatistik zurückgegriffen. Der Bezug von Sozialhilfe als laufende Hilfe zum Lebensunterhalt ist hier der Indikator für Einkommensarmut.

Aber längst nicht alle Menschen, die Sozialhilfe berechtigt sind, nehmen die Leistungen der Sozialhilfe auch in Anspruch. Es gibt daher eine so genannte „Dunkelziffer“. Die Ursachen für diese verdeckte Armut sind hierbei vielschichtig. Über fehlende Informationen hinaus, besteht Angst und Unsicherheit vor einer Stigmatisierung als Sozialhilfeempfänger. Vielfach wird befürchtet, Kinder und Eltern könnten zur Kostenerstattung verpflichtet werden. (vgl. Adamy 1998, S. 83)

3. Armut in Deutschland

„ Armut in einem der reichsten Länder der Welt – das klingt paradox, entspricht aber der Situation in der Bundesrepublik: Die verarmten Bevölkerungsgruppen stellen neben den Ausländern die zweitwichtigste Randschicht in der Sozialstruktur der Bundesrepublik Deutschland dar.“ ( Geißler 2002, S.246)

Sie ist mit dem Massenelend, welches wir aus der Geschichte oder aus Ländern der Dritten Welt kennen, nicht vergleichbar, aber sie ist vorhanden und konnte bisher nicht beseitigt werden.

3.1 Was ist Armut?

Sie wird nach drei Aspekten unterteilt und umfasst die Menschen, die an oder unterhalb der Armutsgrenze leben.

Erstens es gibt keine absolute, sondern eine relative Armut, das bedeutet es geht nicht um das physische Überleben, sondern um das soziokulturelle Existenzminimum. (vgl. Geißler 2002, S.246)

Des Weiteren variiert Armut interkulturell und historisch von Gesellschaft zu Gesellschaft. So wurden vom Rat der Europäischen Union verarmte Personen als „Einzelpersonen, Familien oder Personengruppen, die über so geringe (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedsstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist“ (vgl. Onur/Orth 1995, S.99) definiert. Was dieses Minimum ist, ändert sich von Zeit zu Zeit mit dem Wandel der Lebensverhältnisse in der Gesamtgesellschaft. Als Beispiel für den Wandel von Lebensverhältnissen, sind gewissermaßen die Wohnverhältnisse zu nennen. Noch vor zehn bis fünfzehn Jahren waren Außentoiletten Standard und ein Badezimmer mit WC war Luxus. Kinderzimmer gab es nur in den wenigsten Haushalten, die Sprösslinge schliefen mit den Eltern in einem gemeinsamen Schlafzimmer. Heute sind diese Dinge völlig normal. Jedes Kind beansprucht sein eigenes "Reich", Außentoiletten sind nur noch äußerst selten vorzufinden. Dies zeigt, wie innerhalb kurzer Zeit und mit einem enormen technischen Fortschritt der Wandel der Lebensverhältnisse voran geht.

Drittens ist Armut mehrdimensional. Sie ist ein soziales, kulturelles, psychisches und ökonomisch-materielles Phänomen. Die Menschen sind gehandikapt und können nicht mehr vollkommen am sozialen, politischen oder kulturellen Leben teilnehmen. ( vgl. Geißler 2002, S.246 - 247)

3.2 Entwicklungen

Seit 1990 erschien eine große Fülle interessanter Studien über die Armutsforschung in Deutschland.

„Zwei in der Armutsforschung gebräuchliche Arten von Messungen machen verschiedene Facetten von Armut – oder genauer: Einkommensarmut – in der Bundesrepublik sichtbar:

1. Die „bekämpfte“ und „verdeckte“ Einkommensarmut nach der „offiziellen“ Armutsgrenze des Bundessozialhilfegesetzes.
2. Verschiedene Varianten der relativen Einkommensarmut, wobei unterschiedliche Armutsgrenzen nach dem relativen Abstand zum Durchschnittseinkommen von Haushalten mit gleicher Personenzahl gezogen werden - die 60%-Grenze ( sie wird in der Regel in international vergleichenden Studien, z. B. innerhalb der EU, benutzt) und die 40%-Grenze, die häufig auch als strenge Armut bezeichnet wird,“ (Geißler 2002, S.247)

Eine kontinuierliche Armutsberichterstattung fehlt, aber die Sozialhilfestatistiken liefern über einen längeren Zeitraum Datenreihen. Sozialhilfeleistungen spiegeln „den soziokulturellen Mindestbedarf für ein menschenwürdiges Leben“ wieder. Die Sozialhilfe greift somit ein, wenn ein Mensch oder eine Familie nicht mehr in der Lage ist „das gesellschaftlich zuerkannte Existenzminimum aus eigener Kraft oder durch andere soziale Vorleistungen“ zu sichern. Das erreichte Niveau in Deutschland liegt etwas über der 40%-Grenze.

Es gibt in der Armutsbestandsaufnahme eine große Dunkelziffer, da viele Menschen nicht wissen, dass ihnen Sozialhilfe zusteht, oder sie scheuen sich, diese zu beantragen. In einem bürokratischen System, wie in Deutschland, können viele Bürger ohne fremde Hilfe kaum nachvollziehen, was sie beantragen können und was nicht.

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Formen und Entwicklung von Armut in Industrienationen. Vergleich zwischen USA, Japan und Deutschland
Hochschule
Technische Universität Chemnitz
Veranstaltung
Sozialstrukturvergleich: USA ,Japan ,BRD
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
23
Katalognummer
V64277
ISBN (eBook)
9783638571456
ISBN (Buch)
9783656803805
Dateigröße
512 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Armut, Sozialstrukturvergleich, Japan
Arbeit zitieren
Dana Sadler (Autor:in), 2003, Formen und Entwicklung von Armut in Industrienationen. Vergleich zwischen USA, Japan und Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64277

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