Syntaktische und semantische Darstellung des Konnektors 'weil'


Hausarbeit, 2005

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Wortartbestimmung – Syntaktische Charakteristik

3. Semantische Domänen und Klassen von Relaten

4. Etymologie des Konnektors „weil
4.1 Formale Entwicklung und lautliche Reduktion
4.2 Syntaktische Entwicklung
4.3 Semantische Entwicklung

5. Semantik des Konnektors „weil

6. Einordnung von „weil“ in die traditionellen Konnektorenklassen

7. Rollenzuweisung des Konnektors „weil
7.1 Syntaktisch festgelegter Zuweisungsrahmen
7.2 Thematische Rollen von „weil

8. Schluss

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit soll die Verwendung des Konnektors „weil“ zunächst hinsichtlich syntaktischer Merkmale und schließlich unter semantischen Gesichtspunkten untersucht werden. Ich werde mich mit unterschiedlichen Verwendungsweisen beschäftigen und diese auch anhand von zahlreichen Beispielen aus dem Internet darstellen. Aufbauend auf einer eingehenden syntaktischen Beschreibung des Konnektors „weil“, werde ich auf die Etymologie eingehen und den Konnektor hinsichtlich seiner semantischen Merkmale vorstellen. Neben der Einordnung von „weil“ in die traditionellen Konnektorenklassen, werde ich „weil“ anhand des im Seminar vorgestellten Modells „Semantisches Universum der Verknüpfungstypen“(Blühdorn, 2005, S. 8) untersuchen und abschließend mich mit spezifischen thematischen Rollen auseinandersetzen, die „weil“ seinen Relaten zuweist.

2. Wortartbestimmung – Syntaktische Charakteristik

Für die exakte Wortartbestimmung des Konnektors „weil“ werde ich mich sehr genau an die im Seminar vorgestellte Checkliste zur Wortartbestimmung der Konnektoren halten und diese exemplarisch, gestützt auf Beispielsätze aus Literatur und Internet, für den Konnektor „weil“ durchgehen.

Der Konnektor „weil“ verlangt immer ein Komplement, eine Verwendung von „weil“ ohne Komplement tritt weder in der geschriebenen, noch in der gesprochenen Sprache auf:

(1) *Er fuhr nach Frankfurt,weil.

Wenn „weil“ kein Komplement verlangen würde, hätten wir es mit einem Adverbkonnektor zu tun:

(2) Dennochbin ichdochfroh, dass alles so gekommen ist, sonst wäre ich ja jetzt nicht mit meinem neuen Freund zusammen und so glücklich.

(http://www.crashpoint.de/foren/archive/index.php/t-478.html - 04.01.05)

Da der Konnektor „weil“ keine Nominalphrase als Komplement verlangt, ist bereits auszuschließen, dass wir es mit einer Präposition zu tun haben. Anhand dieses Ergebnisses wissen wir, dass wir es mit einer Konjunktion zu tun haben. Dies hat zur Folge, dass der Konnektor „weil“ entweder der syntaktischen Subklasse der Konjunktoren, der Verb-Zweit-Satz-Einbetter, der Postponierer oder der Subjunktoren angehört. In welche syntaktische Subklasse „weil“ einzuordnen ist, möchte ich nun im Folgenden anhand von Beispielen aufzeigen, da ein Vorkommen in mehreren Unterklassen bislang noch nicht ausgeschlossen werden kann.

Das nächste Kriterium zur genauen Wortartbestimmung des Konnektors „weil“ ist die Frage, ob „weil“ einen Satz als Komplement verlangt oder nicht. In den meisten ist das Komplement von „weil“ ein Satz, was konsequenterweise bedeuten würde, dass wir es entweder mit einem Subjunktor, Postponierer oder einem Verb-Zweit-Satz-Einbetter zu tun haben. Beispiele aus dem Internet belegen aber die Vermutung, dass „weil“ auch als Konjunktor auftreten kann und zugleich keinen Satz als Komplement verlangt:

(3) Fremd ist gut, weil interessant.

(http://www.ntropie.de/archiv/leben/schnittmengen.php - 07.01.2005)

(4) Erfolgreich, weil menschlich.

(http://www.gwa.de/images/effie_db/ 2004/s_241287_250_Staats_BaW.pdf – 07.01.2005)

Punkt 5 der Checkliste der Wortartbestimmung bei Konnektoren unterscheidet zwischen verschiedenen Verbstellungsvarianten des Komplements. Der Konnektor „weil“ kann sowohl Verb-Zweit-Stellung als auch Verb-Letzt-Stellung bei seinem Komplement fordern. Dies bedeutet, dass wir es nicht mit einem Verb-Zweit-Satz-Einbetter zu tun haben, weil Verb-Zweit-Satz-Einbetter mit ihrem Komplement das Vorfeld besetzen können und dies bei Konjunktoren nicht eintritt. Typischerweise fordert „weil“, wenn das interne Konnekt ein Satz ist, die Verb-Letzt-Stellung. Dieser Forderung an das Komplement widersprechen allerdings manche Konstruktionen. Solche Konstruktionen sind in der gesprochenen Sprache nicht selten, aber auch in der geschriebenen Sprache zu finden:

(5) Ich weiß ja nicht ob ich noch ins Gästebuch schreiben darf, weil bin ich nur noch Gast?

(http://www.krumme-finger.de/gaestebuch%20alt.htm - 05.01.05)

(6) Wir laufen durch die Gegend, gucken immer auf den Horizont, weil das ist normal, dass wir nicht auf den Boden gucken.(http://www3.ndr.de/ndrtv_pages _std/0,3147,OID846372,00.html - 05.01.05)

(7) Sollte man mal korrigieren, weil es ist nämlich falsch.

(http://www.englisch-hilfen.de/board/ftopic441.html - 12.01.05)

(8) Wir brauchen keine Opposition, weil wir sind schon Demokraten.

(http://startrek-forum.doena-soft.de/forum/showthread.php?t=5570 - 15.03.05)

In den Beispielen (5), (6), (7) und (8) wird deutlich, dass „weil“ als Konjunktor verwendet wird, anstelle des Verb-Letzt-Satzes wird in diesen Beispielen der Verb-Zweit-Satz verwendet, folglich in Hauptsatz- und nicht in Nebensatzstellung. Darüber hinaus fällt auf, dass die Verb-Zweit-Stellung nur bei nachgestellten „weil“-Sätzen möglich ist:

(9) Ich zahle es nicht, weil ichs nicht einsehe.

(10) Ich zahle es nicht, weil ich sehe es nicht ein.

(11) Weil ichs nicht einsehe, zahle ich es nicht.

(12) Weil ich sehe es nicht ein, zahle ich es nicht.(keine Verb-Zweit-Stellung möglich)

(Quelle: Scheutz, 1998, S. 85)

Dies ist ein entscheidender Hinweis darauf, dass wir es im Fall der Verb-Zweit-Stellung nicht mit einem abhängigen Satz zu tun haben, da alle hypotaktisch integrierten Adverbialsätze ausnahmslos vorfeldfähig sind. Demzufolge ist „weil“ in diesem Beispiel als echte koordinierende Konjunktion einzustufen. Die topologische Position liegt zwischen den beiden zu verbindenden Konjunkten, und aus diesem Grund kann „weil“ nicht an die Spitze des Gesamtsatzes rücken. Des Weiteren kann nur bei Verb-Zweit-Sätzen das Vorfeld unterschiedlich besetzt, wobei hingegen diese Wortstellungsvariation beim Verb-Letzt-Satz nicht möglich ist.

Nach Überprüfung des letzten Kriteriums der Wortartbestimmung, trifft man auf die häufigste Verwendung von „weil“, nämlich als Subjunktor. „Weil“ zählt zu der Wortart der Subjunktoren, da es einen Satz als Komplement verlangt, genauergesagt einen Verb-Letzt-Satz, d.h. einen Satz, in dem das finite Verb an der letzten Stelle steht (Vgl. Bsp. (13) und (14)). Im Unterschied zum Postponierer, der mit seinem Komplement nur im Nachfeld oder Extraposition stehen kann, unterliegen Subjunktoren dieser Beschränkung nicht. Der Subjunktor „weil“ steht immer vor seinem internen Konnekt und kann sowohl anteponiert (13), postponiert (14) oder auch eingeschoben (15) sein:

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Syntaktische und semantische Darstellung des Konnektors 'weil'
Hochschule
Universität Mannheim  (Seminar für deutsche Philologie)
Veranstaltung
Sprachwissenschaft/Synchronie - Satzkonnektoren
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
16
Katalognummer
V64256
ISBN (eBook)
9783638571258
ISBN (Buch)
9783656803492
Dateigröße
559 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Syntaktische, Darstellung, Konnektors, Sprachwissenschaft/Synchronie, Satzkonnektoren
Arbeit zitieren
Marcus Deuchler (Autor:in), 2005, Syntaktische und semantische Darstellung des Konnektors 'weil', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64256

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