Theorien abweichenden Verhaltens


Hausarbeit, 2006

15 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffserklärung "Abweichendes Verhalten"

3. Theorien Abweichenden Verhaltens
3.1. Die Anomietheorie: Merton
3.2. Die Theorien der Subkultur und Kulturtheorie
3.2.1. Die Subkulturtheorie: Cohen
3.2.2. Die These der Unterschicht- Kultur: Miller
3.2.3. Das Konzept der "Near- Group": Yablonsky
3.3. Theorien des Labeling Approach (Etikettierungstheorie)
3.3.1. Die Begründung des Labeling Approach: Tannenbaum
3.3.2. Die Grundlegung des Labeling Approach: Becker
3.3.3. Der "radikale" Ansatz: Sack

4. Zusammenfassung und kritische Bewertung
4.1. Die Anomietheorie
4.2. Die Subkulturtheorien
4.3. Die Theorien des Labeling Approach

1. Einleitung

In jeder Gesellschaft leben die unterschiedlichsten Menschen. So vielfältig wie die Persönlichkeiten, so vielfältig sind auch die Verhaltensformen. „Normalerweise“ sind dies Verhaltensformen, die entweder der Allgemeinheit oder aber dem Individuum selbst dienlich sind. Doch es gibt auch Verhaltensweisen, die weder der Gesellschaft noch dem Einzelnen von Nutzen zu sein scheinen und als sogenanntes „Abweichendes Verhalten“ bezeichnet werden.

Es stellt sich also somit die Frage:

Was sind die Ursachen für Abweichendes Verhalten und welche Funktionen sollen non- konforme Verhaltensweisen haben?

Im folgenden wird sich zeigen, dass es keine allumfassende Theorie zu dieser Frage gibt. Das kommt daher, weil jeder Wissenschaftler, der sich mit dieser Thematik befasst, selbst Teil der Gesellschaft ist, sodass die Objektivität wie bei jeder wissenschaftlichen Untersuchung eingeschränkt wird.

Kurz um, es gibt eine Vielzahl theoretischer Ansätze zum Thema „abweichendes Verhalten“. Nachfolgend soll es jedoch nur darauf ankommen, die soziologisch bedeutendsten herauszustellen.

2. Begriffserklärung „ Abweichendes Verhalten“

Bevor auf die unterschiedlichen Theorien abweichenden Verhaltens eingegangen werden kann, ist es notwendig den Begriff des abweichenden Verhaltens (auch „Devianz“ genannt) zu definieren. Auch hierbei sind in der Literatur unterschiedliche Ansätze zu finden. In der Soziologie sind die folgenden vier Definitionen am bekanntesten und gebräuchlichsten.

1. Abweichendes Verhalten ist eine Verletzung von Erwartungen der quantitativ größten Zahl der Mitglieder einer Gesellschaft.
2. Abweichendes Verhalten ist eine Verletzung der Vorschriften der Strafgesetze.
3. Abweichendes Verhalten liegt vor, wenn Verhalten von Personen negative Reaktionen Dritter auslöst.
4. Abweichendes Verhalten liegt vor, wenn die meisten Personen einer Gesellschaft der Ansicht sind, ein Verhalten sollte negativ sanktioniert werden.[1]

Subsumiert man diese vier Definitionsansätze, so kann abweichendes Verhalten als die Differenz zwischen geltenden informellen, formellen oder rechtlichen Normen und dem Verhalten des Individuums bezeichnet werden. Der Begriff der Norm beinhaltet „Regeln für bewusstes Handeln, Vorschriften für Verhalten, Verhaltenserwartungen oder gar Verhaltensforderungen[2].“

Um zu gewährleisten, dass Normen in der Gesellschaft auch eingehalten werden, ist ein Kontrollmechanismus erforderlich. Dieser Mechanismus wird in der Soziologie als „Soziale Kontrolle“ bezeichnet und besteht aus Sanktionen, die entweder positiv oder aber negativ ausfallen können. Das bedeutet normkonformes Verhalten wird belohnt und normabweichendes Verhalten wird bestraft[3].

Natürlich stellt sich die Frage nach der Funktion abweichenden Verhaltens. Laut Lamnek ist Devianz „nicht in jedem Falle mit sozialer Desorganisation gleichzusetzen“, das heißt also unter gewissen Umständen „kann abweichendes Verhalten einen positiven Beitrag zur Lebensfähigkeit und Effektivität eines sozialen Systems leisten[4] “. Devianz kann beispielsweise in manchen Fällen als Normstütze fungieren oder aber ein Merkmal für Normwandel innerhalb einer Gesellschaft sein. Als eine weitere Funktion gilt der Erhalt und die Förderung von Gruppenstrukturen.[5] Somit zeigt sich, dass „abweichendes Verhalten nicht grundsätzlich mit dem Odium der Schändlichkeit und Dysfunktionalität belastet sein muss[6].“

3. Theorien abweichenden Verhaltens

3.1. Die Anomietheorie: Merton

Bevor auf die Anomietheorie von Merton eingegangen werden kann, ist es notwendig den zentralen Begriff der „Anomie“ zu erläutern: Anomie ist (laut Merton) der „ Zusammenbruch der kulturellen Ordnung in Form des Auseinanderklaffens von kulturell vorgegebenen Zielen und Werten einerseits und den sozial erlaubten Möglichkeiten, diese Ziele und Werte zu erreichen andererseits. Die Situation der Anomie übt auf die Individuen einen Druck zu abweichendem Verhalten aus und wird je nach Anerkennung oder Ablehnung der kulturellen Ziele und Werte oder erlaubten Mittel durch verschiedene Formen der Anpassung bewältigt[7].“

Der Begriff der Anomie wurde erstmalig von den französischen Soziologen Emile Durkheim im Jahr 1893 eingeführt. Er beschrieb Anomie als einen Zustand der Regel- bzw. Normlosigkeit als Folge a) wachsender Arbeitsteilung oder b) der Ausweitung der menschlichen Bedürfnisse ins Unendliche .[8]

Die Anomietheorie des amerikanischen Soziologen Robert K. Merton wurde erstmalig 1938 publiziert und beschreibt eine Neuformulierung der Ansicht Durkheims, dass Anomie ein Zustand der Normlosigkeit sei. Merton differenziert in seiner Theorie zwischen „kultureller“ und „gesellschaftlicher“ Struktur. Unter kultureller Struktur werden die kulturell definierten Ziele, Absichten und Motivationen und die legitimen Mittel zum Erreichen dieser Ziele verstanden. Mit dem Begriff der gesellschaftlichen Struktur ist hingegen die reale Chancenstruktur, zum Beispiel die schichtbedingte beschränkte Realisierungschance, gemeint. Somit entsteht Anomie, wenn eine „Diskrepanz zwischen den allgemein verbindlichen kulturellen Zielen und der sozialstrukturell determinierten Verteilung der legitimen Mittel, die zur Zielerreichung zur Verfügung stehen, besteht.[9] Der, durch die soeben beschriebene Spannung, entstehende Druck auf das sozial strukturiert benachteiligte Individuum führt, laut Merton, zu alternativen und damit abweichenden Verhaltensweisen. Bei den fünf von Merton entwickelten Typologien zur individuellen Anpassung des Individuums (siehe Tabelle unten) lassen sich zwei Arten unterscheiden: Innovation (Neuerung) und Retreatism (Rückzug). Erstere bedeutet, das die kulturellen Ziele zwar bejahrt werden, die institutionalisierten Mittel allerdings abgelehnt werden. Letztere heißt, dass sowohl Ziele als auch Mittel abgelehnt bzw. verworfen werden[10].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb 1: Typen der Anpassung nach Merton (1951) (vgl. Kerscher 1985, S. 40)

[...]


[1] vgl. Opp 1974, S. 38 und S. 39

[2] Lamnek 1999, S. 17

[3] vgl. Lamnek 1999, S. 20

[4] Lamnek 1999, S. 40

[5] vgl. Lamnek 1999. S. 40ff.

[6] Lamnek 1999, S. 42

[7] Lexikon zur Soziologie 1978, S. 44

[8] Lexikon der Soziologie 1978, S. 44

[9] Lamnek 1997, S. 19

[10] vgl. Springer 1973, S. 11

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Theorien abweichenden Verhaltens
Hochschule
Alice-Salomon Hochschule Berlin
Note
2,0
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V64198
ISBN (eBook)
9783638570756
ISBN (Buch)
9783656805557
Dateigröße
591 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Theorien, Verhaltens
Arbeit zitieren
Anonym, 2006, Theorien abweichenden Verhaltens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64198

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