Sklaverei in Mauretanien


Seminararbeit, 2005

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Mauretanien im Überblick
2.1 Geografische Lage
2.2 Bevölkerung
2.2.1 Bevölkerungszahlen und ethnische Gruppen
2.2.2 Gesellschaftliche Klassen
2.3 Politische Verhältnisse
2.4 Wirtschaftliche Verhältnisse
2.5 Geschichtliche Hintergründe Mauretaniens

3 Heutige Sklaverei in Mauretanien
3.1 Einordnung der mauretanischen Sklaverei
3.2 Rechtlicher Status der Sklaven
3.3 Das Leben der Sklaven bei ihren Herren

4 Wirtschaftliche Aspekte der Sklavenarbeit
4.1 Arbeit der Sklaven
4.2 Wirtschaftliche Vorteile durch Sklavenarbeit
4.3 Wirtschaftliche Abhängigkeit der Sklaven

5 Probleme bei der Abschaffung der Sklaverei
5.1 Gesellschaftliche Bindung der Sklaven an ihre Herren
5.2 Verleugnung der Sklaverei von Seiten der Regierung
5.3 Wirtschaftliche Hindernisse bei der Abschaffung der Sklaverei

6 Ausblick

1 Einleitung

Im Jahre 1961 hat sich die Verfassung der Islamischen Republik Mauretanien (im folgenden: Mauretanien) zur Allgemeinen Erklärung der Menschen­rechte von 1948 bekannt, deren Artikel 4 besagt: „Niemand darf in Skla­verei oder Leibeigen­schaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel sind in allen ihren Formen verbo­ten.“[1] Zudem hat Mauretanien, als letztes Land weltweit, die Sklaverei 1980 offi­ziell abgeschafft. Somit dürfte es dort keine Sklaven geben. Doch die Realität deckt sich hier nicht mit der Theorie. So gehen Schätzungen der Menschenrechts­organisation SOS Esclaves davon aus, dass noch heute etwa 35 000 Menschen in Mauretanien versklavt sind.[2] Unter welchen Voraussetzungen die Sklaven dabei leben und warum sich an der momentanen Situation nichts än­dert, soll folgender Aufsatz klären.

Um die Sklaverei in Mauretanien zu verstehen, ist es dabei notwendig einen Blick auf die Gegebenheiten Mauretaniens zu werfen. Des­halb wird in Kapitel 2 zu­nächst eine Übersicht über das Land allgemein gegeben. Anschließend wird in Kapitel 3 die heutige Sklaverei in Mauretanien dar­gestellt, bevor in Kapitel 4 die wirtschaftlichen Aspekte der Sklavenarbeit aufge­zeigt wer­den. Danach werden die Probleme für die tatsächliche Abschaffung der Sklaverei beschrieben. Abschlie­ßend wird in Kapitel 6 ein Ausblick gegeben über die Vor­aussetzungen für die Befreiung der letzten Sklaven. Die Seminararbeit geht dabei nur auf die Jahre vor 2005 ein, da zu diesem Zeit­punkt ein Regierungswechsel in Mauretanien stattge­funden hat und bislang unklar ist, wie sich dieser auf die Stellung der Sklaven ausgewirkt hat. Auch andere Quellen mögen veraltet erscheinen, allerdings gilt zu beachten, dass es nur wenig aktuelle Quellen über die Sklaverei in Mauretanien gibt. Dies hängt damit zu­sammen, dass es laut Ulrich Delius, Afrikareferent bei der Gesellschaft für be­drohte Völker in Göttingen, „kein Problem gibt, das so totgeschwiegen wird, wie das Sklavenproblem in Mauretanien.“[3]

2 Mauretanien im Überblick

2.1 Geografische Lage

Mauretanien befindet sich im Nord­westen Afrikas, im sogenannten Übergangs­gebiet zwischen der Wüste Sahara und der Sahelzone. In dem islamischen Staat, der fast drei Mal so groß ist wie Deutschland, sind viele Gebiete unbewohnbar.[4] Bis auf den südlichen Landesteil, welcher an Senegal grenzt und dessen gleich­namiger Grenzfluss die einzig dauernd fließende Wasserquelle ist, wird das Klima als wüstenhaft bezeichnet. Weitere Nachbarstaaten sind im Norden und Nordosten Algerien und die West­sahara sowie im östlichen und südöstlichen Teil Mali.[5] So­mit spielt Mauretanien als geographisches Bindeglied eine gewisse Vermittler­rolle zwischen dem westlichen Schwarzafrika (Südsahara–Afrika) und dem islamisch-arabischen Weißafrika (Maghreb) im Norden.

2.2 Bevölkerung

2.2.1 Bevölkerungszahlen und ethnische Gruppen

Im Mauretanien lebten im vergangenen Jahr 2,8 Millionen Einwohner; in der Hauptstadt Nouakchott 750000.[6] Der Anteil der nomadisierenden Bevölkerung ist von 83 Pro­zent im Jahr 1965 auf 4,8 Prozent im Jahr 2000 gesunken.[7] Die mau­retanische Gesellschaft setzt sich aus drei Hauptgruppen zusammen: Den hell­häutigen Mauren arabisch-berberischen Ursprungs (30 Prozent) sowie den schwar­zen Mauren schwarzafrikanischer Abstammung, die von den weißen Mau­ren unterdrückt und „arabisiert“ wurden (40 Prozent).[8] Die schwarzen Mauren, Haratin genannt, waren früher Vasallen für die adlige Schicht, allerdings erhoben sich einige in eine unabhängige Gesellschaftsklasse, die jedoch keine Anerken­nung erhielt. Die formale Abschaffung der Sklaverei im Jahre 1980 ordnete an, dass alle ehemaligen Sklaven, bis dahin Abid genannt, fortan als Haratin bezeich­net werden, was für die „wahren Haratin“ eine Beleidigung war und darüber hinaus heute oft zu Verwirrung führt.[9] Neben den beiden genannten Gruppen existie­ren zudem die überwiegend im Süden des Landes lebenden Schwarzmau­retanier (30 Prozent)[10], welche sich in verschiedene Stämme aufteilen lassen und eigene Sprachen sprechen.[11] Wie viele Menschen tatsächlich den einzelnen Gruppen ange­hören kann indes nicht gesagt werden, da die herrschenden weißen Mauren die Ergebnisse der Volkszählung geheim halten, wohlwissend, dass sie zahlenmä­ßig unterlegen sind.[12]

2.2.2 Gesellschaftliche Klassen

Die Unterteilung in ethnische Gruppen spiegelt nicht die Aufteilung in die ver­schiedenen sozialen Klassen wider. Denn der soziale Status in Maure­tanien ist nicht nur eine Frage der Hautfarbe. So sind die weißen Mauren in ungleiche ge­sellschaftliche Klassen unterteilt, nämlich in die wohlhabendere Kriegerkaste der Hassanyia; die geistigen Marabuts, eine Priesterkaste; sowie die von den Hassanyi abhängigen Zenaga-Vasallen. Der soziale Status der schwarzen Mauren hingegen hängt von der Verbindungsdauer bzw. dem Grad der Mischehen mit den weißen Mauren ab. Innerhalb der Gesell­schaft von weißen Mauren hat die Mischehe so­mit die Rassenunterschiede mehr und mehr verwischt.[13]

2.3 Politische Verhältnisse

Am 3. August 2005 wurde der seit 1984 amtierende Präsident Maaouya Ould Sid Ahmed Taya durch einen unblutigen Militärputsch gestürzt. Träger des Militär­putsches waren die mauretanische Präsidentengarde BASEP und der bisherige Chef der Sicherheitsdienste, Oberst Ely Ould Mohamed Vall.[14] Er übernahm an der Spitze eines ins Leben gerufenen „Militärrats für Gerechtigkeit und Demokra­tie“ die Macht in Mauretanien. Vall versicherte, Reformen in Richtung Demokra­tie und Verfassungsmäßigkeit durchzuführen. Der Großteil der Oppositionspar­teien, der Bevölkerung und auch der Zivilgesellschaft unterstütze ihn und damit den Sturz des ehemaligen Präsidenten Taya.[15] Dieser hatte in seiner Amts­zeit un­ter anderem den Hass gegen die Afromauretanier geschürt, um vom Elend der Sklavenbevölkerung abzulenken.[16] Inwieweit sich die Stellung der Sklaven mit der neuen Regierung verbessert hat bzw. demokratische Veränderungen er­folgt sind, ist noch unklar. Dies wird sich wohl erst in den kommenden Jahren zeigen.

2.4 Wirtschaftliche Verhältnisse

Im Jahr 2003 betrug das Bruttosozialprodukt $1,2 Milliarden, das Wirtschafts­wachstum 5,4 Prozent und die Inflationsrate 5,5 Prozent. Das Pro-Kopf-Einkom­men zählte gerade mal $ 350.[17] Damit ist die Bevölkerung Mauretaniens eine der ärmsten der Welt. Das Land verfügt nur über zwei natürliche Ressourcen: Eisen­erz und Fisch. Die Nachfrage nach Eisenerz, das fast 40 Prozent der Gesamt­ex­porte ausmacht, hat allerdings stark nachgelassen. Und das reiche Fischvor­kom­men nimmt kontinuier­lich ab, seit 1986 die Fischgründe entlang der Küste für ausländische Unternehmen geöffnet wurden. So ist auch diese Einnahmequelle gefährdet.

Ein weiteres Problem in Mauretanien ist die hohe Außenverschuldung. Im Jahr 2000 lag sie bei $ 2,5 Milliarden.[18] Seit der Aufnahme Mauretaniens in das erwei­terte HIPC-Pro­gramm (Heavily Indebted Poor Countries) für hoch verschuldete Länder im Jahr 2000 nimmt diese Summe allerdings kontinuierlich ab. Dabei ist ein wesentlicher Punkt der neuen HIPC-Initiative die Forderung, dass das Schuld­nerland die erlassenen Schuldbeträge für die Armuts­bekämpfung verwendet.[19] Die mauretanische Regierung hat hierfür 2001 erfolgreich ein Armutsbekämpfungs­strategiepapier (Poverty Reduction Strategy Paper - PRSP) bei der Weltbank und dem Internationalen Währungsfond einge­reicht. Nach einjähriger Umsetzung der vereinbarten PRSP-Maßnahmen – zu de­nen unter anderem die Beschleunigung des Wirtschaftswachstums sowie die Entwick­lung der Möglichkeiten zur Produk­tivität für Arme gehört – hat das Land 2002 den Vollendungszeit­punkt („Comple­tion Point“) im Rahmen der erweiterten HIPC-Initiative erreicht. Damit werden Maure­tanien insgesamt $ 1,1 Milliarden Schulden erlassen. Bis zum Jahr 2011 soll Mau­retaniens Schuldendienst somit auf durchschnittlich $ 39 Millionen sin­ken. Der Internationale Währungsfond möchte Mauretanien 55 Prozent des Schulden­dienstes bis 2007 erlassen, die Weltbank 65 Prozent bis zum Jahr 2019.[20]

[...]


[1] Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948

[2] Interview mit GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius, siehe Anhang 2

[3] Eben dort

[4] Hudgens und Trillo, The Rough Guide, S.300

[5] Siehe Karte von Mauretanien im Anhang 1

[6] Auswärtiges Amt, Länder- und Reiseinformationen: Mauretanien

[7] Schicho, Länderinformation Mauretanien

[8] Central Intelligence Agency, The World Factbook 2006 - Mauritania

[9] Hudgens und Trillo, The Rough Guide, S.300

[10] Central Intelligence Agency, The World Factbook 2006 - Mauritania

[11] Schweizerische Flüchtlingshilfe, Lageübersicht Mauretanien, S.3

[12] Bales, Die neue Sklaverei, S.110

[13] Hudgens und Trillo, The Rough Guide, S.300

[14] Central Intelligence Agency, The World Factbook 2006 - Mauritania

[15] Auswärtiges Amt, Länder- und Reiseinformationen: Mauretanien

[16] Hudgens und Trillo, The Rough Guide, S.317

[17] Auswärtiges Amt, Länder- und Reiseinformationen: Mauretanien

[18] Central Intelligence Agency, The World Factbook 2006 - Mauritania

[19] Auswärtiges Amt, Länder- und Reiseinformationen: Mauretanien

[20] VENRO, Länderprofil Mauretanien

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Sklaverei in Mauretanien
Hochschule
Evangelische Fachhochschule Reutlingen-Ludwigsburg; Standort Reutlingen  (European School of Business)
Veranstaltung
Wirschaftssklaverei-Seminar
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
19
Katalognummer
V64057
ISBN (eBook)
9783638569583
ISBN (Buch)
9783638793179
Dateigröße
645 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Seminararbeit beschreibt das Land Mauretanien selbst und die noch immer andauerne Sklaverei in Mauretanien, die es offiziell nicht mehr geben dürfte, da sie gesetzlich bereits vor Jahrzehnten abgeschafft wurde.
Schlagworte
Sklaverei, Mauretanien, Wirschaftssklaverei-Seminar
Arbeit zitieren
Ramona Kraft (Autor:in), 2005, Sklaverei in Mauretanien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64057

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