Italiener in den USA. Wege der Migration bis zur politischen Einflussnahme


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

26 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Diaspora, Verständnis des Begriffs

3 Ursprünge und demographischer Verlauf der italienisch-nordamerikanischen Migration
3.1 - Gründe der Migration
3.2 - Norditalienische Migration

4 Schritte zur gesellschaftlichen Einflussnahme
4.1 - Italienische Diaspora
4.1.2 - „Order Sons of Italy“
4.2 - Ethnische Organisationen und Unterstützung aus dem Heimatland
4.3 - Politische Einflussnahme der ersten und zweiten Generation
4.4 - Widerstandskämpfer

5 Syndikate

6 Gründe für die Aktualität der Diaspora

7 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Internetrecherche

Tabellen

1 Einleitung

Mit dieser Arbeit wird ein Überblick der drei wichtigsten Entwicklungsstufen ethnischer Gruppen gegeben, nämlich über die Regelung des Zusammenlebens, sowie die Entwicklung der Kommune nach der Niederlassung, bis hin zur Etablierung ethnischer Organisation.

Der Begriff Diaspora soll nicht einer bestimmten Migrationsperiode zugeordnet werden. Vielmehr soll untersucht werden, unter welchen Bedingungen die italienisch-amerikanische Diaspora sich entwickelt hat und woran sie aktuell zu erkennen ist.

Die aktuelle Migration von 28.752 Italiener/innen(vgl. Abb. 5), welche zwischen 1990 und 2000 nach Amerika auswanderten ist marginal, so dass ein Fokus der Betrachtung auf den Verlauf der Eingliederung der italienschen Diaspora in die amerikanische Kultur gerichtet werden soll.

Inwiefern wurden dazu Institutionen errichtet die eine Integration unter Bewahrung der italienischen Identität ermöglichen konnte? Welche Organisationen haben sich gebildet, um die Herkunftsgeschichte zu tradieren? Inwieweit ist dazu das Verhältnis der Diaspora zum Heimatland zu berücksichtigen?

Die italienische Diaspora in den USA ist gekennzeichnet durch zwei Charakteristika. Zum einen durch die hohe Rückreisequote, zum anderen durch die hohe Vermischung mit anderen Ethnien der USA in der ersten und zweiten Generation. Sie zeichnet sich aus durch den hohen Organisationsgrad, sowie ihr politisches Einflusspotential. Die Phasen der Entwicklung sollen im Folgenden weiter erläutert werden.

2 Diaspora, Verständnis des Begriffs

Der Begriff Diaspora entnommen aus dem Griechischen bedeutet „Zerstreuung“ oder „Verbreitung“. Ursprüngliche war der Begriff negativ konnotiert. Er bezeichnete Prozesse der Auflösung eines Ganzen in verschiedene Teile ohne weitere Beziehung zueinander. Im 3. Jahrhundert vor Christus wurde der Begriff in seiner Bedeutung umsemantisiert. Bei der Übersetzung der Septuaginta ins griechische, dem späteren Alten Testament, wurde der Begriff erstmalig in Bezug auf die Lebenssituation der Juden die außerhalb Palästinas lebten verwendet. Damit markierte der Begriff eine unfreiwillige Existenz von Menschen eines Volkes in der Fremde. (Vgl. Myer, 2005, S.8)

In diesem geografischen und soziologischen Sinn geht der Begriff in den christlichen Sprachgebrauch über und bildet noch heute eine Schnittmenge der Konnotation des Begriffs zwischen jüdischer und christlicher Auslegung.

In der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion wird der Begriff verstärkt latent positiv besetzt. Eine Definition des Begriffes Diaspora, welche ich ebenso wie Ruth Mayer anlegen möchte, ist die von William Safran aus dem Gründungsheft der Zeitschrift Diaspora. Diasporen seien Gemeinschaften von „exptriates“,

1. die sich von einem ursprünglichen Zentrum an mindestens zwei periphere Orte verstreut haben
2. die eine Erinnerung, Vision oder einen Mythos des ursprünglichen Heimatlandes aufrechterhalten
3. die glauben dass, sie in ihrem Gastland nicht voll akzeptiert sind
4. die die Heimat ihrer Ahnen als Ort einer letzten Rückkehr, wenn die Zeit dafür gekommen ist, sehen
5. die sich der Aufrechterhaltung und Wiederherstellung dieser Heimat widmen
6. deren Gruppenbewusstsein und –solidarität zentral über die anhaltende Beziehung mit dem Heimatland geprägt ist. (Mayer, 2005, 9-10)

All diese Aspekte treffen auf die italienische Diaspora in Amerika in unterschiedlichen Gewichtungen zu verschieden Zeiten zu.

„…, die Semantik dieses Begriffes und das Verständnis von der diasporischen Bedingtheit wesentlich verändert hat und dass eine Auseinandersetzung mit dem Phänomen Diaspora nur im historischen Kontext Sinn macht.“ (Mayer, 2005, S.21)

Diesen Ansatz verfolgend wird die Arbeit anhand der italienischen Diaspora in den USA fortgesetzt.

3 Ursprünge und demographischer Verlauf der italienisch-nordamerikanischen Migration

Weltweit leben ungefähr siebzig Millionen Menschen mit italienischer Abstammung außerhalb ihres Heimatlandes. Siebzehn Millionen verteilen sich auf die USA und Kanada.

(Vgl. Wikipedia, Italian people)

Die italienische Diaspora in Amerika kann bereits auf eine Genese in dem Ankunftsland USA zurückblicken, ebenso wie die jüdische, irische, deutsche, afrikanische oder polnische Diaspora um nur einige zu nennen. Mittlerweile leben etliche Amerikaner mit italienischen Wurzeln in der zweiten oder dritten Generation über das ganze Land verteilt. Einer von Zwanzig Amerikanern hat italienische Vorfahren (vgl. di Franco, 1988, S.13).

Die Geschichte der italienischen Diaspora in den USA beginnt mit den ersten Zuwanderungs- und Migrationsbewegungen von Europa in die Vereinigten Staaten von Amerika. Die Anfänge der italienischen Migration in die USA entsprangen während 1200-1500 mit 248 erfassten Elite-Emigranten (vgl. Gabaccia, 2000, S.4).

Insbesondere die Expeditionen von Christoph Columbus wurden, für zunächst wenige Italiener/innen, zum entscheidenden Ereignis die „Neue Welt“ zu entdecken (vgl. Wikipedia, Italian American).

Christoph Columbus wird für hispanisch-, italienischstämmige Einwanderer eine wichtige Bezugsperson hinsichtlich deren kollektiver Identität.

1869 feierten die italienischen Einwanderer/innen den ersten „Columbus Day“ in San Francisco, später erklärte Roosevelt den zweiten Montag im Oktober zum nationalen Feiertag. Symbolisch Bezug nehmend zu deren migrationgeschichtlichen Wurzeln unterzeichneten, sowohl die italienische, als auch die hisspanische Kommune in New York, die Kolumbusdenkmäler in New York City. In New York befinden sich ein Denkmal im Central Park und ein weiteres am Selbstbenannten Columbus Circle. (Vgl. Wikipedia, Christopher Columbus).

Zwischen 1789 bis 1871 hatte eine weltweite italienische Arbeitsmigration im Umfang von ca. 550.000 Menschen eingesetzt. Die Hälfte der erfassten Migrationspopulation zu dieser Zeit ging jedoch nach Südamerika in die Länder Argentinien und Uruguay, lediglich 9 Prozent nach Nordamerika und 28 Prozent nach Europa (vgl. Abb.4).

Der nächste registrierte Zeitraum einer massenhaften Emigration, einsetzend 1876 bis 1915 beschreibt einen sprunghaften Anstieg und umfasste weltweit ca. 14 Millionen italienische Migrannten/innen. Sie verlief innerhalb Europas zunächst überwiegend in die benachbarten europäischen Länder Schweiz, Frankreich Deutschland, Belgien. Nach Südamerika in die Länder Argentinien und Brasilien.

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts erfolgte dann verstärkt die Migration in die USA und endete dort für viele im Staat New York (vgl. Wikipedia, Italian people).

Zwischen 1876-1915 erreichte die weltweite Emigrationsbewegung der Italiener/innen also ihren Höhepunkt. Während dieser Boomphase emigrierten ungefähr 4,35 Millionen Italiener/Innen größtenteils aus Nord- und Süditalien nach Nordamerika. Dies entspricht einem Anteil von 31 Prozent der weltweit 14 Millionen italienischen Migranten/innen dieses Zeitraumes. (Vgl. Abbildung 1).

Eine starke Konzentration während dieser ausgeprägten Migrationsphase in die Vereinigten Staaten von Amerika erfolgte in der Zeit zwischen 1900 und 1914. Während dieser Zeit emigrierten nahezu zwei Millionen Italiener/innen in die USA. Ein Grund für den Höhepunkt der Migrationszahlen zu dieser Zeit lag darin, dass die Rückreise nach Italien aufgrund des ersten Weltkriegs nicht mehr möglich war und somit Rückreisewillige gezwungen waren in den USA zu verweilen. Viele Italiener/innen kamen nämlich mit dem anfänglichen Gedanken in die USA dort kurz- mittelfristig etwas Geld zu verdienen, so dass sich aufgrund des Rückreiseverbots ihr Aufenthalt unfreiwillig verlängerte. Für ein Drittel der Migranten/innen war klar, dass sie mittelfristig zurück ins Heimatland Italien zurückkehren würden. Schließlich beschlossen jedoch 75 Prozent der Italiener/innen dieser Migrationspopulation in Nordamerika zu bleiben. (Vgl. Wikipedia, Italian American)

Ein Indiz dafür, dass viele einen kurz bis mittelfristigen Aufenthalt in den USA geplant hatten, kann auch aus dem niedrigen Anteil der Migrantinnen abgeleitet werden. Lediglich 19 Prozent betrug der Anteil der Italienerinnen während der auswanderungsstärksten Phase zwischen 1876 bis 1915 (vgl. Abb. 2).

Ab 1920-1924 wurde die Einwanderung beginnend durch den „Emergency Quota Act“ vom 19. Mai 1921 erstmalig beschränkt (vgl. Wikipedia, Emergency Quota Act).

Abgelöst von dem Johnson-Reed Act 1924 bedeutete dies, dass lediglich 2 Prozent Zuwanderung je Herkunftsland erlaubt wurde. Die zwei Prozent bezogen sich auf die bereits 1890 gezählten ansässigen Zuwanderer des jeweiligen Herkunftslandes (vgl. Wikipedia, Immigration Act of 1924).

Für Italien bedeutete dies konkret, dass eine jährliche Zuwanderung von ca. 200.000 Menschen seit 1900 reduziert wurde auf 4.000 Menschen pro Jahr. Aus diesem Grund reduzierte sich die Zuwanderung zwischen 1916-1945 auf insgesamt 1,1 Millionen Iatliener/innen. Das Verhältnis der Herkunftsregionen änderte sich dabei nicht signifikant (vgl. Abb3).

1946-75 stieg die weltweite Auswanderung auf ca. 7,3 Millionen, von denen lediglich 13 Prozent nach Nordamerika auswanderten. Diesmal kam jedoch der überwiegende Teil, nämlich 52 Prozent der Emigranten aus dem Süden Italiens dem so genannten Mezzogiorno (vgl. Abb.3).

Schließlich haben seit 1800 weltweit 27 Millionen Italiener/innen Italien verlassen, jedoch kehrte mehr als die Hälfte der Migranten zurück nach Italien (vgl. Gabbacia, 2000, S.0). Bis heute emigrierten 5.398.830 Millionen Italiener/innen (vgl Abb.5)in die USA ungefähr ein Viertel kehrte zurück nach Italien (vgl. Wikipedia, Italo-Amerikaner).

3.1 Gründe der Migration

Ein starker Antrieb für die Emigration während der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert, ist zurückzuführen auf die stark zunehmende Verarmung der Kleinbauern(contadini) in Mittel und Süditalien.

[...]

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Italiener in den USA. Wege der Migration bis zur politischen Einflussnahme
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Ruhr Universität Bochum)
Veranstaltung
Hauptseminar
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
26
Katalognummer
V64027
ISBN (eBook)
9783638569354
ISBN (Buch)
9783638669641
Dateigröße
1537 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Italiener, Wege, Migration, Einflussnahme, Hauptseminar
Arbeit zitieren
B.A. Mirko Suerhoff (Autor:in), 2006, Italiener in den USA. Wege der Migration bis zur politischen Einflussnahme, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64027

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