Internationale Gartenschau Hamburg 2013. Event und Stadtentwicklungsinstrument?

Planerische Möglichkeiten der Kombination von Großereignis und Stadtentwicklung


Bachelorarbeit, 2004

107 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Allgemeine Zielformulierung
1.3 Methodik

2 Internationale Gartenschauen
2.1 Begriffsklärung
2.2 Kurzer historischer Abriss
2.3 Planungsverlauf und Organisation einer Gartenschau

3 „Hamburg im Fluss - IGS auf den Inseln“ Die Internationale Gartenschau 2013 in Hamburg
3.1 Einbettung in planerisch- politische Rahmenbedingungen Exkurs: Ist die IGS ein Großereignis?
3.2 Das Konzept
3.3 Planungsverlauf der IGS 2013

4 Wilhelmsburg
4.1 Wasser
4.2 Grünflächen
4.3 Bauten
4.4 Verkehrsinfrastruktur
4.5 Alter
4.6 Ethnie
4.7 Einkommen
4.8 Bildung

5 Das Untersuchungsgebiet
5.1 Abgrenzung des Untersuchungsgebiets
5.1.1 Das weitere Planungsgebiet
5.1.2 Das konkrete Planungsgebiet
5.2 Grüncharakteristika von Räumen
5.2.1 Grünkategorien
5.2.2 Legitimationskategorien von öffentlichen innerstädtischen Grün- und Freiräumen
5.2.3 Anwendung auf das IGS- Kerngebiet Exkurs: Kleingärten
5.3 Bestehende Nutzungsansprüche
5.3.1 Regiegrün
5.3.2 Latentes Grün
5.3.3 Offenes Grün
5.3.4 Strukturgrün
5.3.5 Privates Grün

6 Feststellung der Entwicklungsbedürfnisse von Grünflächen
6.1 Zukünftige strukturelle Rahmenbedingungen der IGS
6.2 Konsequenzen für die Entwicklung der Grün- und Freiraumplanung in Wilhelmsburg
6.2.1 Konsequenzen für die Entwicklung der Grün- und Freiraumplanung in Wilhelmsburg

7 Zwischenfazit

8 Zielkonkretisierung

9 Konzeptbausteine
9.1 Generelle Anforderungen an Gartenschauen
9.2 Übertragung auf Wilhelmsburg
9.2.1 Phasenungebundene Anforderungen
9.2.2 Planungsphase/ Konzeption
9.2.3 Veranstaltungszeitraum
9.2.4 Nach der Veranstaltung

10 Fazit

Kurzfassung

Quellenverzeichnis

Grünbegriffe - Offene Liste

Vorwort

Die vorliegende Bachelorthesis wurde zur Erlangung des akademischen Titels des Bachelor of Science im Studiengang Stadtplanung an der Technischen Universität Hamburg-Harburg erstellt.

Sie baut auf den Inhalten der Fächer „Stadtplanung im regionalen Kontext“ sowie „Informelle Planungsverfahren auf Stadtteil- und Quartiersebene“ auf.

Die Arbeit entstand in der Zeit vom 14.06.2004 bis 16.08.2004.

Unser besonderer Dank gilt allen Freundinnen und Freunden, die uns mit kritischen Gedanken und motivierenden Worten unterstützt haben.

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Die vorliegende Bachelorthesis beschäftigt sich mit der Internationalen Gartenschau (IGS) 2013, die in Hamburg- Wilhelmsburg stattfinden wird.

Als strukturschwacher Stadtteil in Innenstadtnähe, hat Wilhelmsburg einige Probleme baulicher, sozialer und ökonomischer Art. Die IGS soll Impulse zu einer Verbesserung der Strukturen bewirken. So soll sie nach städtischen Vorstellungen einerseits als Großereignis wirken, andererseits aber auch eine nachhaltige Quartiersentwicklung in Gang setzen. Daraus soll ein positiver Imagewandel für Wilhelmsburg und Gesamthamburg resultieren.

Nach einer Einführung in die Rahmenbedingungen des Problemanlasses wird die Leitfrage der Thesis vorgestellt (Kap. 1). Daraufhin werden die Grundlagen einer Internationalen Gartenschau beschrieben (Kap. 2). Neben ihrer historischen Entwicklung umfasst dieser Themenbereich auch die allgemeine Organisationsform und Planungsablauf einer Gartenschau. Angewendet anhand des Beispieles Wilhelmsburg, wird die Planung der IGS 2013 exemplarisch dargestellt und das Konzept erläutert. Dazu gehört auch die Einbettung in die planerisch- politischen Rahmenbedingungen der IGS in Wilhelmsburg, da die Ausrichtung vom Senat der Stadt Hamburg beschlossen wurde und das Ereignis eingefügt ist in weitere städtische Planungen.

Warum die IGS 2013 ein Großereignis im Sinne einer stadtplanerischen Definition des „Festivals“ ist, zeigt der Exkurs A.

Kapitel 4 und 5 beschreiben die vorhandenen Strukturen in Wilhelmsburg, um einen Überblick über das Planungsgebiet zu geben. Als heterogener Stadtteil mit sehr verschiedenen Akteuren und Bewohnern, baulichen und landschaftlichen sowie sozialen Strukturen, ist Wilhelmsburg bisher insgesamt eher ein als sogenannter „armer Stadtteil“ bezeichneter Raum. Um die Bearbeitung der Fragestellung einzugrenzen, wird in ein weiteres und ein konkretes Untersuchungsgebiet unterschieden. Der Exkurs B beschreibt warum die IGS 2013 nicht nur ein Großerereignis, sondern auch ein Instrument der Stadtentwicklung ist. Bezogen auf Anwohner, Besucher und Nutzer werden Nutzungsansprüche herausgearbeitet, die von der Freiraumcharakteristik ausgehen. Um die Beschreibung der zentralen Fläche des IGS- Parks zu ergänzen, wird auf die Planungsbedingungen und Eigenschaften von Kleingärten eingegangen (Exkurs C).

Gestützt wird sich bei der Analyse der Grünräume maßgeblich auf das System der „Qualitativen Freiraumplanung“ von Sören Schöbel. Um zukünftige Entwicklungsbedürfnisse der Flächen zu bestimmen wird auf Tendenzen der gesellschaftlichen Veränderung eingegangen, die den Stadtteil prägen werden. Dazu gehören neben der Herausbildung „Sozialer Milieus“ auch Auswirkungen des demographischen Wandels.

Eine Konzeption der IGS und ihrer Planung wird in einem Konzeptteil generell formuliert und im zweiten Konzeptteil übertragen auf Wilhelmsburg in Form von Handlungsempfehlungen. Dies soll aufzeigen, wie die IGS 2013 sowohl als Großereignis als auch als Stadtentwicklungsinstrument fungieren kann. Dabei wurde eine Übertragbarkeit der generellen Empfehlungen für die integrierte Durchführung einer IGS beachtet. Als abschließende Betrachtung zeigt das Fazit (Kap. 10), welche Rahmen eine solche Untersuchung bieten kann.

1.1 Problemstellung

Die Situation im Stadtteil Wilhelmsburg, aus der heraus das Thema der vorliegenden Bachelor-Thesis entwickelt wurde, gründet sich aus dem Senatsbeschluss der Stadt Hamburg vom 10. Juli 2001 zur Bewerbung um die Austragung einer Internationalen Gartenbauausstellung in zentraler Lage in Wilhelmsburg, die in den Sommermonaten des Jahres 2013 stattfinden soll. (Querverweis IGA Teil) ( FHH, Umweltbehörde (Hrsg.) (2001: 10); Projektgruppe Internationale Gartenschau Hamburg 2013 (2004) Der Beschluß zur IGS fiel im Rahmen eines übergeordneten Leitbildes, dem „Leitbild: Wachsende Stadt- Metropolregion Hamburg“ und im Zuge des„Sprung über die Elbe“. Im Konzept werden die Ziele formuliert, die Innenentwicklung Hamburgs auf ein Zusammenwachsen der Hamburger Innenstadt über die neue Hafencity und die Elbinseln bis zum Harburger Zentrum zu lenken. Hierbei soll die IGS bestehende Strukturprobleme des Stadtteils Wilhelmsburg überwinden und integrierend auf die vielschichtigen, eigenständigen Strukturen der Insel wirken. (Hertelein (2003: 5) Der IGS wird damit nicht nur die Funktion einer Ausstellung mit Messecharakter zugesprochen, sondern sie wird von der Politik gezielt als Stadtentwicklungsinstrument eingesetzt. Hierin unterscheidet sich die IGS- Wilhelmsburg beispielsweise von der IGA Stuttgart. In Wilhelmsburg soll nicht nur eine Entwicklung von Grünflächen angestrebt werden, wie dies Stuttgart mit der Bildung des „Grünen U“ im Rahmen der IGA getan und dadurch einen bogenförmigen Stadtpark erhalten hat, sondern es soll durch die IGS eine positive Anschubwirkung für den gesamten Stadtteil erreicht werden. Der Beschluß entstand zudem aus der Feststellung der politischen Akteure heraus, daß im Stadtteil akuter Handlungsbedarf bezüglich seiner Entwicklung besteht.

ƒ Der Stadtteil gehört zu den strukturell schwächsten der Stadt. Eine konkrete Handlungsaufforderung hinsichtlich der strukturellen und imagebezogenen Faktoren im Wilhelmsburger Gebiet wird insbesondere durch Akteure vor Ort, wie der Zukunftswerkstatt, dem Bürgerbeirat, dem Bürgerverein und dem Verein „Zukunft Wilhelmsburg formuliert. Diese Initiativen und Gremien, die durch Anwohner und ortsansässige Gewerbetreibende besetzt sind, auf die schwierige bauliche, soziale, räumliche und ökonomische Situation des Stadtteils. Innerhalb verschiedener Gremien, wie dem Bürgerbeirat und im Rahmen der von der Stadt initiierten Zukunftswerkstatt wurden daher auch Ansätze formuliert, die zur Lösung der strukturellen Probleme beitragen sollen. Beispielsweise wurde so das „Weissbuch“ als Arbeitsergebnis der Zukunftswerkstatt herausgegeben.

ƒ Mehrfach formuliert wurde das Fehlen einer „Wilhelmsburger Mitte“, welches auch im Entwurfsworkshop „Sprung über die Elbe“ thematisiert wurde. Dieses resultiert aus der Historie Wilhelmsburgs, das aus mehreren Orten zu einem Stadtteil zusammengelegt wurde. Zudem ist Wilhelmsburg in seiner baulichen, sozialen und kulturellen Zusammensetzung sehr heterogen. In seiner Außenwirkung ist der Stadtteil häufig reduziert auf massenmedien-publizierte Gewaltdelikte und die schwierige Situation in den Schulen des Stadtteils, die auf die kulturell bedingten Bedürfnisse der Schüler nicht ausreichend eingerichtet ist ƒ Diese Faktoren resultieren im Fehlen einer eigenen Identität des Stadtteils, sowie einem explizit negativen Image des Stadtteils über die Landesgrenzen Hamburgs hinaus. Das Fehlen der Identität kann heute wohl kaum noch durch das mehrfach herangezogene „gemeinsame Fluterlebnis“ der Bewohner von 1962 (Vgl. Zukunftskonferenz Wilhelmsburg (Hrsg.) (2002), FHH, Umweltbehörde (Hrsg.) (2001)) kompensiert werden, wenn man die derzeitige Bevölkerungszusammensetzung des Stadtteils betrachtet. Aus der Bevölkerung ( mündl. Auskunft Angela Hellenbach, Lisa Zahn, Helga Schohrs ) wird daher eine „Wilhelmsburger Mitte“gefordert, die dem Stadtteil ein Identifikationspotential bieten würde und die „Notgemeinschaft“ der Flut damit ablöst.

ƒ Von Seiten der Aktiven im Stadtteil ist eine Imageverbesserung und/als Darstellung ihrer Engagements im Stadtteil ebenfalls von Vorteil. So soll für den gesamten Stadtteil durch verschiedene punktuelle Maßnahmen die Initiative zu einem Strukturwandel hinsichtlich der sozialen, ökonomischen und gewerblichen Aspekte gegeben werden. Letztendlich erhofft man sich auch die Verbesserung des Images durch Veränderung der Tatsachen vor Ort.

Dem formulierten Anspruch soll nun durch die Einrichtung einer „Grünen Mitte“ im Rahmen der IGS für den Stadtteil entsprochen werden. (FHH, Umweltbehörde (Hrsg.) (2001: 55ff) Die prozeßhafte, langfristige Entwicklung des Stadtteils mit Einbezug von Beteiligungsgremien, ebenso wie eine entwurfsgerichtete Umgestaltung der Flächen zu einer zentralen Parkanlage ohne Veranstaltungsbezug ermöglichen jedoch nicht, was Häußermann und Siebel (Häußermann/Siebel), einem Großevent zuschreiben: Die außenwirksame Darstellung von Ergebnissen politischer Entscheidungen in einem großen Rahmen und mit einmaligem Charakter, sowie eine Sogwirkung in finanzieller Hinsicht., gerichtet auf den Austragungszeitpunkt.

Die IGS ermöglicht genau dies, indem sie einem Publikumsstrom von erwarteten 5 Millionen Besuchern innerhalb von 170 Ausstellungstagen die (teilweise bis dahin ausgebauten oder neu geschaffenen) Vorzüge Wilhelmsburgs vor Augen führen soll. Initiativen und Politik erhielten die Möglichkeit die Wirkung ihrer Beschlüsse und Projekte zu präsentieren. Durch den Eventcharakter mit zugehöriger langfristiger und großräumiger Vermarktung des Austragungsortes (Hamburg und Wilhelmsburg im speziellen), erfährt nicht nur die Austragungsfläche durch die Ausstellung einen Umbau und eine Marke, sondern die gesamte Kampagne kann (und soll) zu einem Imagewandel des Ortes Wilhelmsburg beitragen. Dies wird durch die kumulative Wirkung der IGS möglich.

Die Entscheidung für die Bildung einer „grünen Mitte“ durch ein durch seine Einmaligkeit charakterisiertes Event birgt jedoch auch Probleme in sich. Die Ausrichtung einer Gartenschau ist auf die Bedürfnisse von Besuchern zugeschnitten, die aus dem gesamten Bundesgebiet erwartet werden. Sie hat einen Messecharakter und Finanzierungserwartungen durch Eintrittsgelder. Damit ist für sie Publikumserfolg entscheidend für ihren Erfolg während der Veranstaltungsphaseund in finanzieller Hinsicht. Die Erwartungen, die Besucher an eine Gartenschau stellen, entsprechen jedoch nicht denen, die eine anwohnerorientierte Parkgestaltung bedingen würde. Es stehen sich zwei Grundansprüche gegenüber. Einerseits das Bedürfnis nach Spektakularität, häufig ausgedrückt durch Dimension, Masse oder Intensität, auf Seiten der Besucher. Andererseits der langfristigen positiven Wirkung auf den Stadtteil durch Inwertsetzung des Umfeldes, Alltagstauglichkeit, Aneignungsfähigkeit und Benutzbarkeit für die Anwohner.

1.2 Allgemeine Zielformulierung

Bei der vorliegenden Bachelorthesis handelt es sich um eine aus einem analytischen und einem konzeptionellen Teil bestehende Arbeit. Die im analytischen Teil betrachteten Untersuchungsfelder, sowie die Lösungsansätze des konzeptionellen Teils ergeben sich aus der Formulierung übergeordneter Leitfragen. Diese übergeordneten Fragestellungen wurden aus der Problemstellung abgeleitet. Der Anlaß für diese Arbeit ist, daß bisher nicht untersucht wurde, inwiefern der Anspruch der Besucher an eine Gartenschau sich mit den Zielen der Stadtentwicklung koordinieren oder kombinieren läßt und ob die IGS somit als Stadtentwicklungsinstrument geeignet ist. Die hieraus resultierenden Leitfragen werden wie folgt formuliert:

Kann die „Internationale Gartenschau Hamburg 2013“ auf den Flächen des zentralen IGS- Parks in Wilhelmsburg gleichzeitig als Großereignis und Instrument der Stadtteilentwicklung fungieren? Welche Nutzungsansprüche müssen hierfür berücksichtigt werden? Wie können diese Nutzungsansprüche koordiniert werden?

Durch den erweiterten Anspruch an die IGS als Stadtentwicklungsinstrument ergeben sich neue Anforderungen an das Konzept der Gartenbauaustellungen, das bisher stark auf den einmaligen Event- Charakter und die Anforderungen der anreisenden Besucher ausgelegt ist. So wurde in vielen Fällen von Gartenbauausstellungen bisher die durch den DBG geforderte Nachnutzung an das Gestaltungskonzept für die Gartenschau angehängt. (Querverweis IGS Ablauf). Diese klare Trennung in Veranstaltungsphase und Nachnutzung birgt die Gefahr der Vernachlässigung der Überführung von den Gartenschaustrukturen in funktionsfähige Nachnutzungen. Dies ist zuletzt bei der IGA Rostock 2003 geschehen, die nur geringe Auslastungszahlen der Nachnutzung ausweisen kann. Um den Bedürfnissen Stadtteils zu entsprechen ist zudem die Berücksichtigung eines weiteren Spektrums von Belangen, als dem engen Rahmen der IGS- Besucher notwendig. Die Verflechtung der Fläche mit den umliegenden Strukturen muß im Rahmen von Stadtentwicklung betrachtet werden und stellt sie in einen Kontext von vorhandenen baulichen, sozialen, ökologischen und ökonomischen Infrastrukturen.

Ebenso ist eine Untersuchung der Qualitäten mit den Gestaltungs- und Funktions- Möglichkeiten der zu beplanenden Fläche ausschlaggebend für die Umsetzung der im Rahmen der Stadtentwicklung formulierten Ziele.

Daraus ergeben sich folgende Fragen: Welche langfristigen und kurzfristigen Auswirkungen können durch die IGS 2013 erwartet werden? Sollte die IGS den Zielen des „Leitbild: Wachsende Stadt- Metropole Hamburg“ gerecht werden? Kann die IGS dem Stadtteil eine bauliche und soziale Aufwertung bringen sowie das Image dessen verbessern? Kann und sollte die IGS eine Mitte für den Stadtteil Wilhelmsburg bilden?

Um den Umfang der Arbeit einzugrenzen, wird die Untersuchung dieser Strukturen und Qualitäten auf die Berücksichtigung der Bedürfnisse der IGS- Besucher, der dort ansässigen Kleingärtner und der Anwohner Wilhelmsburgs als maßgebliche Akteursgruppen begrenzt und auf die Fläche des zukünftigen zentralen IGS-Parks bezogen. Es soll sich im Rahmen der Arbeit zeigen, inwiefern die IGS 2013 den Anforderungen dieser Akteure gerecht werden und als Stadtentwicklungsinstrument fungieren kann, ohne ihren eigentlichen, von der Politik gewollten Festival- Charakter mit bundesweiter Attraktivität für Besucher einzubüßen.

Es soll exemplarisch ein schematischer Ablauf für die Planung und Umsetzung der IGS entwickelt werden, der die Zeit während der IGS, sowie die spätere Nutzung der Fläche betrachtet und die vorhandenen Ansprüche jeweils integriert. Die Handlungsempfehlungen sollen für ähnliche Planungsvorhaben übertragbar sein und eine mögliche planerische Umgangsweise verdeutlichen.

1.3 Methodik

Neben Einbezug von Fachliteratur zu den untersuchten Themenfeldern und Forschungsberichten zu verwandten Themenbereichen, wurden qualitative Experteninterviews und Ortsbegehungen durchgeführt.

Die Experteninterviews geben Aufschluss über die jeweilige verschiedener Akteure, die mit dem Thema IGS 2013 befasst sind oder die Zukunft Wilhelmsburgs mitgestalten. Die Ortsbegehungen dienen der spezifischen Wahrnehmung von Gestalt und Qualitäten des Untersuchungsgebietes.

Diese Begehungen wurden hinsichtlich der Fragestellung dieser Arbeit durchgeführt und daher ein spezifischer Blickwinkel eingenommen.

Die Analyse der Sachverhalte stützt sich maßgeblich auf das Konzept der „ Qualitativen Freiraumplanung“, welches Sören Schöbel entwickelt hat. Dieses wurde adaptiert und in bezug auf den gegebenen Problemanlaß mit eigenen Untersuchungsmethoden und Analyseerkenntnissen ergänzt.

2. Internationale Gartenschauen

In Hamburg-Wilhelmsburg wird 2013 eine internationale Gartenschau stattfinden. Eine solche institutionalisierte Veranstaltung ist nicht ohne einen geographischen, historischen, sozialen, baulichen und planerischen Kontext möglich.

Im folgenden wird ein allgemeiner Überblick über die Möglichkeiten von Gartenschauen als Stadtentwicklungsinstrument, ihre Geschichte bezogen auf den deutschen Raum, die Organisation einer solchen Ausstellung und den zugehörigen Planungsverlauf gegeben. Zudem werden die Ziele und Zielgruppen der Internationalen Gartenschau 2013 in Hamburg beleuchtet und das Konzept für das „Ereignis“ in Hamburg erläutert.

2.1 Begriffsklärung

Zu unterscheiden ist grundsätzlich zwischen den Begriffen Landesgartenschau (Laga) und Bundesgartenschau (Buga). Während die hier nicht betrachteten Landesgartenschauen alle zwei Jahre in einem Bundesland stattfinden und nur begrenzte regionale Ausstrahlungskraft besitzen, werden Bundesgartenschauen alle zehn Jahre veranstaltet. Diese finden in Großstädten statt. Die Veranstaltung soll eine hohe Anzahl an Besuchern und Steigerung der Bekanntheit der Stadt bewirken. Zugleich kann eine Buga als Anstoß für verschiedene Stadtentwicklungsmaßnahmen und Belebung der ökonomischen Aktivität wirken. (Panten (1987: 7).

Die Bundesgartenschauen können entweder als nationale Ausstellungen mit (internationaler) Beteiligung von Gartenbaubetrieben (Buga) oder als Internationale Gartenbauausstellung (IGA) durchgeführt werden. Der Unterschied liegt hierbei in der Zertifizierung: Während eine Buga bei der Association Internationale des Producteurs de `l Horticulture (AIPH) - einer globalen Vereinigung der pflanzenverwendenden Berufe mit Sitz in den Niederlanden - angemeldet wird, ist für die Durchführung einer IGA zusätzlich die Genehmigung durch das Bureau International des Expositions (BIE) in Paris notwendig. ( Deutsche Bundesgartenschau GmbH- DBG (Zugriff:17.06.2004).

Da es auf internationaler Ebene größere Konkurrenz um die Austragung solcher Gartenfachschauen gibt und der Begriff „IGA“ zudem durch die BIE geschützt ist, wird in Anlehnung an den von der „Projektgruppe Internationale Gartenschau Hamburg 2013“ der Behörde für Umwelt und Gesundheit (BSU) verwendete Begriff „Internationale Gartenschau“ (IGS) in dieser Arbeit verwendet. (Mündliche Auskunft C. Kriegs (29.06.2004).

Dieser Begriff bezieht sich hier jedoch nicht auf die regionalen Landesgartenschauen, da diese bei der vorliegende Untersuchung nicht betrachtet werden.

2.2 Kurzer historischer Abriss

Gartenbauausstellungen sind jeweils geprägt durch die politisch-ökonomischen Gesellschaftsverhältnisse.

Erste Gartenschau-Ausstellungen fanden Ende des 18. Jahrhundert statt. Die Gartenschauen des 18. bis 20. Jh. waren im Rahmen damaliger gesellschaftlicher Entwicklungen hinsichtlich naturwissenschaftlichem Interesse und Kolonisation gestaltet. In den 1930er Jahren führten die Nationalsozialisten „Reichsgartenschauen“ durch, die der „Blut-und-Boden-Ideologie“ entsprachen. Ab 1951fanden erstmals „Bundesgartenschauen“ statt, während sich die Gartenbaupräsentationen zuvor jeweils auf regionale Kontexte bezogen hatten. (Panten (1987: 8ff). Vorrangig galt es aus privatwirtschaftlicher Sicht der Ausstellungsbetriebe nun, die Produkte und Dienstleistungen im Bereich Garten und Landschaft im Rahmen einer Leistungsschau einem breiten Publikum zu präsentieren. ( Lindemann (1977: 30 und 59ff) . Aus städtisch-planerischer Perspektive wurden im Zuge des Wiederaufbaus kriegszerstörter Städte qualitativ hochwertige Grün- und Freiflächen in zumeist innerstädtischen Quartieren geschaffen. Dadurch erhielten diese Quartiere einen neuen Wert und die Stadt schuf Anreize, die dem Suburbanisierungstrend der 1970er Jahre entgegenwirken sollten. (Vgl. Strubelt (2000: 224f), in: Häußermann (Hrsg.); Häußermann/ Siebel (1987: 228).

Während der 1970er Jahre integrierten die Gartenschauen Sport- und Spielelemente, statt den Fokus auf Produktmarketing zu legen. Dies entsprach den veränderten Freizeitansprüchen großer Bevölkerungsteile, verursacht auch durch die Tertiarisierung der Ökonomie. Individuelles Erleben und sportliche Betätigung bekamen einen höheren Stellenwert im täglichen Leben der Großstädter. Ab Mitte der 1970er Jahre wurde Kritik an den Gartenschauen wegen ihrer umweltzerstörerischen Wirkung geäußert. (Burckhardt (1981: 98), Preisler- Holl (Hrsg.) (2002: 7).

Daraus folgte, daß Gartenschauen am Ende des 20. Jahrhunderts in Hinblick auf ökologische und stadtentwicklungspolitische Nachhaltigkeitsgedanken und Stadtmarketing ausgerichtet werden. Sie integrieren zudem die „Event- und Freizeitkultur“. (Vgl. Ruhkieck (2001: 31f); Seiler (2003: 23).

Beispielsweise wurden bei der IGA 1993 in Stuttgart unter dem Leitthema „Verantwortungsbewusster Umgang mit Natur in der Stadt“ auf dem innenstadtnahem Ausstellungsgelände Wasserspielbereiche, Grillbereiche, Aussichts- und Spielflächen gestaltet (Vgl. Panten (1997: 152f)).

Für die IGA Rostock 2003 sollte durch eine Kommunale Umweltverträglichkeitsprüfung (KUVP) und eine langfristig angelegte Gestaltung und Nutzungsmöglichkeit eine umweltverträgliche Gestaltung auf dem Ausstellungsgelände durchgesetzt werden. Neben einer (temporär eingerichteten) Seilbahn beinhaltete die IGA 2003 wasserbezogene Erlebnisbereiche, eine Sommer- Eislaufbahn und Festwiesen. (Ruhkieck (2001: 81ff). Die IGA- Parkstruktur wurde für die Nachnutzung vollständig in ihrem Ausstellungsumfang erhalten.

Für die bisherigen IGAs wurde immer fokussiert, Grünflächen (nicht: Stadtteilentwicklungsmaßnahmen) zu schaffen.

2.3 Planungsverlauf und Organisation einer Gartenschau

Zum einen fungieren Bugas und IGAs als Produkt- und Werbeschauen des Deutschen Gartenbaus. Zum anderen können sie städtische Planungsinteressen durch die Ausrichtung, d.h. den Bau der Ausstellungsflächen/ Infrastruktur und die Veranstaltungen auf einer solchen Buga/IGA, verwirklichen.

Die Austragungsgenehmigungen werden vom Zentralverband Gartenbau e.V. (ZVB), dem Dachverband der Gartenberufs- Verbände und -organisationen, vergeben. 1993 entstand die Deutsche Bundesgartenschau GmbH (DBG) aus einem Zusammenschluss von ZVB, dem Bundesverband Garten-, Landschafts-, und Sportplatzbau (BGL) und dem Bund deutscher Baumschulen (BdB). Diese vertritt seitdem die Interessen und Aufgaben der ZVB auf Bundesebene.

Impulsgeber für die Durchführung einer Buga oder IGA sind oft einzelne Politiker, Bürger oder Vertreter von städtischen Ämtern. Diese schieben das Thema innerhalb der städtischen Verwaltung an. Bei konkreten Absichten zur Durchführung einer IGS seitens der Stadt kommt es zur Kontaktaufnahme mit der ZVG oder DBG.

Mit der DBG werden daraufhin die Rahmenbedingungen (Lage in der Stadt, Geländegröße, Zeitablauf, Organisationsform) besprochen, um die Möglichkeiten der Stadt zur Austragung einer IGA/ Buga zu klären und eine Finanzplanung erstellen zu können. Nach Empfehlung von der DBG erstellt die Stadt eine Machbarkeitsstudie, entwickelt planerische Eckdaten und ein Konzept für die Durchführung einer Buga oder IGA.. Nach einem Beschluss des Stadtrates bewirbt sich die Stadt in Form einer Präsentation beim ZVG um die Austragung. Dessen Verwaltungsrat unterzieht die Bewerbungsunterlagen der verschiedenen Städte einer Prüfung auf Realisierbarkeit und erteilt dann der Verwaltung der favorisierten Stadt und der ZVG den Auftrag, Verträge für Planung und Organisation vorzubereiten. Diese bestehen aus einem Gesellschafts- und einem Durchführungsvertrag. Bei einvernehmlichem Beschluss durch die Vertragspartner, des Stadtrates und des ZVG- Vorstands, und die Unterzeichnung durch die jeweiligen Vorsitzenden, kommt es zur Gründung einer Durchführungs- Gesellschaft für die planerische und organisatorische Leitung der Gartenschau. Diese nimmt nach ihrem Eintrag in das Handelsregister der Stadt und ihrer konstituierenden Sitzung die Arbeit auf. (Vgl. Panten (1987: 186); Deutsche Bundesgartenschau GmbH- DBG (Zugriff: 2004).

Parallel zu den Vertragsverhandlungen mit der DBG wird oft von der Stadt im Voraus der Gründung einer Durchführungsgesellschaft (oder von der bereits konstituierten Durchführungs- Gesellschaft) ein landschaftsplanerischer Wettbewerb ausgeschrieben. Die vom Stadtrat bewerteten Ergebnisse fließen in die Rahmenplanung der Flächen ein und legen fest, welche Landschaftsarchitekten mit der weiteren Planung der zu gestaltenden Flächen betraut werden. ( Projektgruppe Internationale Gartenschau Hamburg 2013) . In der Regel sind ca. 10 Jahre Vorlaufszeit für die Planung und Organisation einer IGS notwendig. (Deutsche Bundesgartenschau GmbH- DBG (Zugriff: 2004).

[...]

Ende der Leseprobe aus 107 Seiten

Details

Titel
Internationale Gartenschau Hamburg 2013. Event und Stadtentwicklungsinstrument?
Untertitel
Planerische Möglichkeiten der Kombination von Großereignis und Stadtentwicklung
Hochschule
Technische Universität Hamburg-Harburg
Note
2,3
Autoren
Jahr
2004
Seiten
107
Katalognummer
V63929
ISBN (eBook)
9783638568609
Dateigröße
805 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Internationale, Gartenschau, Hamburg, Event, Stadtentwicklungsinstrument, Planerische, Möglichkeiten, Kombination, Großereignis, Stadtentwicklung, Koordination, Gartenschauplanung, Auswirkungen, Entwicklungen, Wilhelmsburg
Arbeit zitieren
Sarah Schreiner (Autor:in)Nadine Appelhans (Autor:in), 2004, Internationale Gartenschau Hamburg 2013. Event und Stadtentwicklungsinstrument?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63929

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