Gründe für das Entstehen von Lock-in-Situationen aus Sicht der Transaktionskostentheorie


Seminararbeit, 2006

14 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Problemstellung und Zielsetzung

2. Die Tranksaktionskostentheorie als Erklärungsmodell für Lock- in- Situationen
2.1 Definition und Ziele der Transaktionskostentheorie
2.2 Verhaltensannahmen, Umweltfaktoren und Dimensionen der Transaktionstheorie
2.3 Wechselkosten und Lock- in- Effekt
2.4 Gründe für das Entstehen von Lock- ins aus Sicht der Transaktionskostentheorie
2.5 Ökonomisches Modell der Wechselgrenze- Wann wird Lock- in zum Problem

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Entstehung von Lock- ins

Abb. 2: Informationsverkeilung

1. Problemstellung und Zielsetzung

Internationale Konkurrenz und steigender Preisdruck zwingen mehr und mehr Unternehmen zu einer Konzentration auf Kernkompetenzen.[1] In der Automobilindustrie sank die Fertigungstiefe von 37 % im Jahr 1980 auf 24 % im Jahr 2002.[2] Das Beschaffungsvolumen von Ford belief sich im Jahr 2005 weltweit auf 90 Mrd. Dollar, was etwa zwei Drittel des gesamten Umsatzes entsprach.[3] Durch das Abnehmen der vertikalen Integration werden Kostensenkungen durch Skalenerträge, Lernkurveneffekte, Spezialisierung und Losgrößendegression realisiert. Weitere Vorteile des Outsourcings sind eine geringere Kapitalbindung und größere Flexibilität.[4] Kooperationen bei Forschung und Entwicklung bzw. die Produktion kompletter Module durch Lieferanten sind Entwicklungen hin zu einer strategischen Zusammenarbeit.[5] Aus diesen Gründen intensiviert sich die Abnehmer- Zuliefer- Beziehung mehr und mehr.

Dieses enge Verhältnis bringt jedoch nicht nur Vorteile mit sich. So gibt es bei langfristigen Lieferverträgen und spezifischen Investitionen kaum Ausstiegsmöglichkeiten.[6] Die Folge hiervon sind Abhängigkeit, Inflexibilität und höhere Kosten. Bisweilen führt eine Verbundenheit zu einer Gebundenheit, da Wechselkosten und hohe Vertragsstrafen einen Lieferantenwechsel wirtschaftlich ineffizient machen.

Zielsetzung dieser Arbeit ist es, ausgehend von einer theoretisch deduktiven Betrachtung der Transaktionskostentheorie als Basis und der Definition von Lock- in, Gründe für das Entstehen solcher Situationen aufzuzeigen. In einem zweiten Schritt werden Probleme der Lock- in- Situation analysiert.

2. Die Tranksaktionskostentheorie als Erklärungsmodell für Lock- in- Situationen

2.1 Definition und Ziele der Transaktionskostentheorie

Die Transaktionskostentheorie stammt aus der Mikroökonomie und legt die Verhaltensannahmen des Homo Oeconomicus der Neoklassik beiseite.[7] Wesentliche Annahmen des neoklassischen Pradigmas wie nutzenmaximierende, über vollkommene Information verfügende Marktteilnehmer, kostenlose Tauschbeziehungen und statisches Marktgleichgewicht haben in der Neuen Institutionenökonomie keine Geltung . [8] Anhand realistischerer Prämissen wie begrenzte Information und opportunistisches Verhalten der Marktteilnehmer untersucht sie die Gestaltung, Evolution und Effizienz unterschiedlicher Institutionen.[9] Im Mittelpunkt steht nicht mehr die Produktionsfunktion einer Unternehmung, sondern die Abwicklungsform von Austauschprozessen. Aufgrund der grundsätzlichen Einbeziehung von Institutionen und Verträgen[10] in die ökonomische Analyse geht die Transaktionskostentheorie davon aus, dass die Nutzung des Preismechanismus nicht kostenfrei erfolgt.[11] Je nach Wahl der Koordinationsform variieren die Kosten. Williamson, ein Ökonom dem wesentliche Anteile an der Ausgestaltung Transaktionskostenansatz zuzurechnen sind, vergleicht die Transaktionskosten mit Reibungsverlusten von Maschinen in der Mechanik.[12]

Die Transaktionskosten sind die Kosten, die bei der Koordination von Austauschprozessen am Markt oder innerhalb der Unternehmung entstehen.[13] Man unterscheidet vorvertragliche (ex ante) Transaktionskosten wie Anbahnungs-, Vereinbarungs- und Abwicklungskosten sowie nachvertragliche (ex post) Kosten wie Kontroll- und Anpassungskosten.[14]

Die Höhe der Transaktionskosten ist im Wesentlichen von der Art der institutionellen Abwicklung und den Eigenschaften der Leistungen, wie Qualität, Menge und Änderungsintensität abhängig.[15] Als einflussreichster Faktor gelten die Spezifität und strategische Bedeutung der Leistung.[16]

Ziel des Transaktionskostenansatzes ist es, durch einen Vergleich der Gesamtkosten der einzelnen Koordinationsformen die effizienteste Entscheidungsalternative zu ermitteln, damit die beabsichtigte Transaktion zu minimalen Kosten ausgeführt werden kann.[17] Dazu sind Produktionskosten als auch Transaktionskosten bei interner und externer Produktion zu vergleichen.

2.2 Verhaltensannahmen und Umweltfaktoren der Transaktionstheorie

Der Einfluss der verhaltenswissenschaftlichen Entscheidungstheorie auf den Transaktionskostenansatz wird durch Verhaltensannahmen beschrieben. Man unterscheidet Begrenzte Rationalität und Opportunismus.[18] Begrenzte Rationalität meint, dass der Mensch zwar rational handeln möchte, dies aber aufgrund seiner eingeschränkten Informationsverarbeitungskapazitäten und kommunikativer Probleme nur eingeschränkt gelingt.[19] Opportunismus beschreibt die Verfolgung von Eigeninteresse, d. h. das Ausnutzen einer günstigen Vertragsposition unter zu Hilfenahme von List und Tücke.[20] Dies reicht von einfachen Formen egoistischen Verhaltens durch unvollständige oder verzerrte Weitergabe von Informationen bis hin zu extremen Ausprägungen wie Betrug.[21]

Als weitere Annahmen kommen die Umweltfaktoren Unsicherheit und Wettbewerbsintensität hinzu. Unsicherheit existiert in 2 Dimensionen. Unsicherheit über das möglicherweise opportunistische Verhalten des Vertragspartners (Verhaltensunsicherheit) und Unsicherheit über die Zukunft im Allgemeinen (Umweltunsicherheit).[22] Umweltunsicherheit liegt vor, wenn die Zukunft auch mit sehr großem Aufwand nicht prognostizierbar ist.[23] So lassen sich volkswirtschaftliche Trends, Nachfrageschwankungen und gesellschaftlich- politische Entwicklungen auch mit sehr komplexen Modellen kaum vorhersagen.[24] Größere Unsicherheit führt in der Regel auch zu höheren Transaktionskosten.[25]

Der Umwelteinfluss Wettbewerbsintensität beschreibt das Verhalten von Konkurrenten auf einem Markt und deren Strategien.

2.3 Spezifität, Wechselkosten und Lock- in- Effekt

Faktorspezifität, Unsicherheit und Häufigkeit sind die drei Dimensionen der Transaktionskostentheorie.[26] Faktorspezifität ist die wichtigste Determinante der Transaktionskostentheorie.[27] Folgende Typen der Faktorspezifität lassen sich klassifizieren: Standortspezifität, Sachkapitalspezifität, Humankapitalspezifität, Prozessspezifität, Markenkapitalspezifität und Temporäre Spezifität.[28] Bei Standortspezifität sind Anlagen in örtlicher Nähe zueinander installiert. Verlagerungskosten sind entsprechend hoch.[29] Unter Sachkapitalspezifität versteht man die Investitionen in spezielle Werkzeuge und Anlagen, die nur für eine Austauschbeziehung gefertigt wurden.[30] Humankapitalspezifität bezeichnet ein bei Mitarbeitern vorhandenes, spezielles Wissen. Prozessspezifität beschreibt das Vorhandensein von spezifischen Abläufen. Faktorspezifitäten erfordern spezifische Investitionen.

[...]


[1] Vgl. Horchler (1996), S. 4ff.

[2] Vgl. Statistisches Jahrbuch ( 2005), S. 393.

[3] Vgl. Behrendt (2006), S. 42.

[4] Vgl. Large (2000), S. 3ff.

[5] Vgl. Baur (1990), S. 4ff.

[6] Vgl. Sauter (1985), S. 53ff.

[7] Vgl. Williamson ( 1985), S. 18.

[8] Vgl. Wingert(1997), S. 151.

[9] Vgl. Wingert (1997), S.151.

[10] Vgl. Williamson (1994), S. 45f.

[11] Vgl. Coase (1937), S. 336.

[12] Vgl. Williamson (1985), S. 19.

[13] Vgl. Picot (1991), S. 344.

[14] Vgl. Williamson (1985), S. 20f.

[15] Vgl. Picot u. a.(1998), S. 41.

[16] Vgl. Picot (1991), S. 344.

[17] Vgl. Wingert (1997), S. 153.

[18] Vgl. Williamson (1991), S. 285ff.

[19] Vgl. de Jong u. a. (2000), S. 9.

[20] Vgl. Williamson (1975), S. 26.

[21] Vgl. Schwaner (1996), S. 11.

[22] Vgl. Picot (1991), S. 347.

[23] Vgl. Schwaner (1996), S. 17.

[24] Vgl. Picot u. a.(1998), S. 43.

[25] Vgl. Schwaner (1996), S. 17.

[26] Vgl. Williamson (1985), S. 65f.

[27] Vgl. Picot u. a. (1998), S. 43f.

[28] Vgl. Williamson (1993), S. 17.

[29] Vgl. Schwaner (1996), S. 15.

[30] Vgl. Williamson (1989), S. 14ff.

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Details

Titel
Gründe für das Entstehen von Lock-in-Situationen aus Sicht der Transaktionskostentheorie
Hochschule
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg
Autor
Jahr
2006
Seiten
14
Katalognummer
V63740
ISBN (eBook)
9783638567145
ISBN (Buch)
9783638767347
Dateigröße
461 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gründe, Entstehen, Lock-in-Situationen, Sicht, Transaktionskostentheorie
Arbeit zitieren
Philipp Kuhn (Autor:in), 2006, Gründe für das Entstehen von Lock-in-Situationen aus Sicht der Transaktionskostentheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63740

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