Perspektiven des russischen Marktes für den Ostseeverkehr

Untersuchung anhand ausgewählter Regionen


Diplomarbeit, 2006

204 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Problemstellung, Zielsetzung und Bearbeitungsmethodik

2 Russische Föderation
2.1 Naturraum, politisches System und Bevölkerung
2.2 Wirtschaftsraum Russland
2.2.1 Wirtschaftspolitik
2.2.2 Makroökonomische Betrachtung
2.2.3 Mineralische und agrarische Rohstoffe
2.2.4 Industrie
2.2.5 Dienstleistungen
2.2.6 Investitionsstruktur
2.2.7 Außenhandel
2.2.7.1 Handelsbilanz
2.2.7.2 Außenhandel mit Deutschland
2.2.8 Verkehrsinfrastruktur und Verkehrsträger
2.2.8.1 Schienenverkehr
2.2.8.2 Straßenverkehr
2.2.8.3 Binnenschiffsverkehr
2.2.8.4 Seeverkehr
2.2.8.5 Luftverkehr
2.2.8.6 Rohrleitungstransport

3 Regionen der Russischen Föderation
3.1 Überblick
3.2 Nordwestlicher Föderalbezirk
3.2.1 Respublika Karelija
3.2.1.1 Überblick
3.2.1.2 Wirtschaft
3.2.2 Vologodskaja oblast’
3.2.2.1 Überblick
3.2.2.2 Wirtschaft
3.2.3 Archangel’skaja oblast’
3.2.3.1 Überblick
3.2.3.2 Wirtschaft
3.2.4 Leningradskaja oblast’ und g. Sankt-Peterburg [Sankt Petersburg]
3.2.4.1 Überblick
3.2.4.2 Wirtschaft
3.2.5 Novgorodskaja oblast’
3.2.5.1 Überlick
3.2.5.2 Wirtschaft
3.2.6 Pskovskaja oblast’
3.2.6.1 Überblick
3.2.6.2 Wirtschaft
3.2.7 Kaliningradskaja oblast’
3.2.7.1 Überblick
3.2.7.2 Wirtschaft
3.3 Zentraler Föderalbezirk
3.3.1 Smolenskaja oblast’
3.3.1.1 Überblick
3.3.1.2 Wirtschaft
3.3.2 Moskovskaja oblast’ und g. Moskva [Moskau].
3.3.2.1 Überblick
3.3.2.2 Wirtschaft
3.3.3 Tverskaja oblast’
3.3.3.1 Überblick
3.3.3.2 Wirtschaft

4 Russische Häfen des Ostseeraumes
4.1 Kaliningrad.
4.2 Sankt Petersburg.
4.3 Ust-Luga.
4.4 Primorsk
4.5 Vyborg und Vysotsk.

5 Zusammenfassung der Erkenntnisse und Schlussbetrachtung

Anhang

Literaturverzeichnis.

Eidesstattliche Versicherung und Einverständniserklärung

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1:

Karte Russland

Abb. 2:

Wirtschaftswachstum

Abb. 3:

Naturräume in der Russischen Föderation

Abb. 4:

Industrieproduktionsdynamik

Abb. 5:

Anteile der Dienstleistungen am BIP

Abb. 6:

Hauptbranchen der ausländischen Investitionen

Abb. 7:

Wichtige Handelspartner der Russischen Föderation – Hauptlieferländer im Jahr 2004

Abb. 8:

Wichtige Handelspartner der Russischen Föderation – Hauptabnehmerländer im Jahr 2004

Abb. 9:

Deutsche Einfuhrgüter im Jahr 2004

Abb. 10:

Deutsche Ausfuhrgüter im Jahr 2004

Abb. 11:

Hauptstrecken der Eisenbahn

Abb. 12:

Europäisches Wasserstraßennetz unter Einbezug Russlands nach Vorstellung der Erstu

Abb. 13:

Hauptsächliche Ölpipelines, -fördergebiete und –exportterminals in Russland der Ukraine und den Baltischen Staaten.

Abb. 14:

Verhältnis von Transportpreis und –zeit in der Relation Duisburg – Moskau

Tabellenverzeichnis

Tab. 1:

Bevölkerungsentwicklung Russlands

Tab. 2:

Wirtschaftsindikatoren Russlands

Tab. 3:

Förderleistung von Rohstoffen.

Tab. 4:

Getreideernten in Russland

Tab. 5:

Industriestruktur in Russland

Tab. 6:

Unternehmensstatistik

Tab. 7:

Produktionsentwicklung.

Tab. 8:

Tab. 9:

Warenstruktur des Außenhandels der Russischen Föderation

Tab. 10:

Außenhandelsentwicklung Russlands 1994 bis 1998

Tab. 11:

Außenhandelsentwicklung Russlands 1998 bis 2002

Tab. 12:

Außenhandel Deutschland - Russland

Tab. 13:

Güterströme Nordrhein-Westfalen – Russland.

Tab. 14:

Kennzahlen der voraussichtlichen Güterverkehrsentwicklung der Eisenbahn in Russland

Tab. 15:

Straßennetzdichte in Russland

Tab. 16:

Kennzahlen der voraussichtlichen Güterverkehrsentwicklung des Straßengütertransportes in Russland.

Tab. 17:

Kennzahlen der voraussichtlichen Güterverkehrsentwicklung des Binnenschiffsverkehrs in Russland.

Tab. 18:

Güterumschlagsstatistik der Seehäfen Russlands

Tab. 19:

Kennzahlen der voraussichtlichen Güterverkehrsentwicklung des Seeverkehrs in Russland.

Tab. 20:

Kennzahlen der voraussichtlichen Güterverkehrsentwicklung des Luftverkehrs in Russland

Rohrleitungsgütertransport

Tab. 22:

Wirtschaftsleistung nach Regionen in 2001

Tab. 23:

Respublika Karelija - Fläche, Bevölkerung und Bevölkerungsdichte

Tab. 24:

Respublika Karelija - BIP, Industrieproduktion, Großhandels- und Einzelhandelsumsatz.

Tab. 25:

Respublika Karelija - Struktur des Bruttoregionalprodukts nach Sektoren 2003.

Tab. 26:

Vologodskaja oblast’ - Fläche, Bevölkerung und Bevölkerungsdichte

Tab. 27:

Vologodskaja oblast’ - BIP, Industrieproduktion, Großhandels- und Einzelhandelsumsatz.

Tab. 28:

Vologodskaja oblast’ - Struktur des Bruttoregionalprodukts nach Sektoren 2003.

Tab. 29:

Archangel’skaja oblast’ - Fläche, Bevölkerung und Bevölkerungsdichte

Tab. 30:

Archangel’skaja oblast’ - BIP, Industrieproduktion, Großhandels- und Einzelhandelsumsatz.

Tab. 31:

Archangel’skaja oblast’ - Struktur des Bruttoregionalprodukts nach Sektoren 2003.

Tab. 32:

Leningradskaja oblast’ und g. Sankt-Peterburg [Sankt Petersburg] - Fläche, Bevölkerung und Bevölkerungsdichte.

Tab. 33:

Leningradskaja oblast’ und g. Sankt-Peterburg [Sankt Petersburg] - BIP, Industrieproduktion, Großhandels- und Einzelhandelsumsatz.

Tab. 34:

Leningradskaja oblast’ und g. Sankt-Peterburg [Sankt Petersburg] - Struktur des Bruttoregionalprodukts nach Sektoren 2003

Tab. 35:

Novgorodskaja oblast’ - Fläche, Bevölkerung und Bevölkerungsdichte

Tab. 36:

Novgorodskaja oblast’ - BIP, Industrieproduktion, Großhandels- und Einzelhandelsumsatz.

Tab. 37:

Novgorodskaja oblast’ - Struktur des Bruttoregionalprodukts nach Sektoren 2003.

Tab. 38:

Pskovskaja oblast’ - Fläche, Bevölkerung und Bevölkerungsdichte

Tab. 39:

Pskovskaja oblast’ - BIP, Industrieproduktion, Großhandels- und Einzelhandelsumsatz.

Tab. 40:

Pskovskaja oblast’ - Struktur des Bruttoregionalprodukts nach Sektoren 2003

Tab. 41:

Kaliningradskaja oblast’ - Fläche, Bevölkerung und Bevölkerungsdichte

Tab. 42:

Kaliningradskaja oblast’ - BIP, Industrieproduktion, Großhandels- und Einzelhandelsumsatz.

Tab. 43:

Kaliningradskaja oblast’ - Struktur des Bruttoregionalprodukts nach Sektoren 2003.

Tab. 44:

Smolenskaja oblast’ - Fläche, Bevölkerung und Bevölkerungsdichte

Tab. 45:

Smolenskaja oblast’ - BIP, Industrieproduktion, Großhandels- und Einzelhandelsumsatz.

Tab. 46:

Smolenskaja oblast’ - Struktur des Bruttoregionalprodukts nach Sektoren 2003.

Tab. 47:

Moskovskaja oblast’ und g. Moskva [Moskau] - Fläche, Bevölkerung und Bevölkerungsdichte.

Tab. 48:

Moskovskaja oblast’ und g. Moskva [Moskau] - BIP, Industrieproduktion, Großhandels- und Einzelhandelsumsatz.

Tab. 49:

Moskovskaja oblast’ und g. Moskva [Moskau] - Struktur des Bruttoregionalprodukts nach Sektoren 2003

Tab. 50:

Tverskaja oblast’ - Fläche, Bevölkerung und Bevölkerungsdichte

Tab. 51:

Tverskaja oblast’ - BIP, Industrieproduktion, Großhandels- und Einzelhandelsumsatz.

Tab. 52:

Tverskaja oblast’ - Struktur des Bruttoregionalprodukts nach Sektoren 2003

Tab. 53:

Umschlagsleistung des Hafens Kaliningrad

Tab. 54:

Umschlagsleistung des Hafens Sankt Petersburg

Tab. 55:

Geplante Umschlagsentwicklung nach Terminals im Hafen Ust-Luga

Tab: 56:

Umschlagsleistung des Hafens Primorsk

Tab. 57:

Umschlagsleistung der Häfen Vyborg und Vysotsk.

Tab. 58:

Kennzahlen ausgewählter Verwaltungseinheiten

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in ieser Leseprobe nicht enthalten

1 Problemstellung, Zielsetzung und Bearbeitungsmethodik

Im Zuge der Globalisierung und zunehmender wirtschaftlicher Aktivitäten europäischer Firmen in Osteuropa ist dort ein relativ stetiger Wirtschaftszuwachs zu verzeichnen. Aufgrund der vermehrten Ansiedelung von Industrien in diesen Gebieten muss darüber nachgedacht werden, wie der Transport von Materialien für die Produktion und der Transport der Fertigwaren zum Abnehmer erfolgen kann. Die osteuropäischen Länder und Russland bieten gerade für den Landverkehr Möglichkeiten, die Waren quer über den europäischen Kontinent zu transportieren. Auslöser dafür sind die Kostenvorteile durch die geringeren Preise für Diesel vor Ort, die hohe Tankkapazität moderner Zugmaschinen, sowie die niedrigen Personalkosten u.ä. Man kann von extremer Konkurrenz für alternative Verkehrszweige ausgehen.

Insbesondere die Russische Föderation hat in den letzten Jahren erhebliche Zuwächse in der Wirtschaft zu verzeichnen. Dabei liegt gerade im Außenhandel ein erheblicher Anteil. So führt der zunehmende Handel mit Westeuropa, sowie der globale Zugang zu internationalen Märkten zu einer immensen Transportintensität, welche verbunden mit den territorialen Gegebenheiten bzgl. Rohstoffen und Industrie neue Potentiale, vor allem für den Seeverkehr birgt.

Viele küstenferne Regionen Russlands sind für den Landverkehr prädestiniert, der Aufbau gebrochener Verkehre unter Einschluss des Seeweges Ostsee ist aus wirtschaftlichen Gründen kaum zu erwarten (s.o.) Deshalb sind vor allem die küstennahen Gebiete des Nordwestens Russlands von Interesse für den Seeverkehr. Hier bestehen direkte Anbindungsmöglichkeiten an die Häfen, wodurch, nicht zuletzt auch aus wirtschaftlichen Gründen, eine Einbindung des Seeweges möglich erscheint. Diese Möglichkeiten zu untersuchen soll das Ziel dieser Arbeit sein.

Zunächst soll die Russische Föderation allgemein hinsichtlich ihrer demographischen, politischen und wirtschaftlichen Struktur analysiert werden. Dies erscheint insofern notwendig, da durch einen anschließenden Vergleich Russlands mit den einzelnen Regionen diese in ihrer Bedeutung besser dargestellt werden können.

Im anschließenden Teil sollen die Regionen selbst in den Mittelpunkt der Untersuchung rücken. Dabei sind Teile der Gebiete Severnyj rajon (respublika Karelija, Vologodskaja oblast’, Archangel’skaja oblast’), Severo-Zapadnyj rajon (g. Sankt-Peterburg [Sankt Petersburg], Leningradskaja oblast’, Novgorodskaja oblast’, Pskovskaja oblast’), Central’nyj rajon (g. Moskva [Moskau], Moskovskaja oblast’, Smolenskaja oblast’, Tverskaja oblast’), sowie das Gebiet Kaliningrad (Kaliningradskaja oblast’) zu analysieren, da ihre geographische Lage einen alternativen Transport von Gütern von den russischen Ostseehäfen über den Seeweg ermöglicht.

Diese Regionen sollen mit Hilfe von demographischen, geographischen, politischen und wirtschaftlichen Daten hinsichtlich ihrer ökonomischen Dynamik und ihren Entwicklungspotentialen untersucht und analysiert werden. Außerdem ist die allgemeine Außenhandelsentwicklung darzustellen und zu untersuchen. Durch einen Vergleich der Daten mit der allgemeinen Entwicklung Russlands soll, wie oben erwähnt, die Bedeutung und Wirtschaftskraft der Gebiete herausgestellt werden.

Nach der Analyse der Regionen muss eine Betrachtung der Häfen des Nordwestlichen Föderalbezirkes der Russischen Föderation stattfinden. Dabei sollen nicht alle Häfen dieses Raumes untersucht werden. Es ist darzustellen, in welchem Maße sie derzeit und in Zukunft von den Güterströmen aus den untersuchten Regionen betroffen sind. Ebenfalls sollen sie auf ihr Wachstum und ihre Potentiale hin analysiert werden.

Das Ziel der Untersuchung soll es sein, darzustellen, in welcher Weise die Gebiete Nordwestrusslands Potentiale für den Güterverkehr über die Ostsee schon in der Vergangenheit zur Verfügung stellten und die zukünftigen Chancen für den Seeverkehr über die Ostsee aufzuzeigen.

Die Schreibweise der Gebiete dieser Arbeit lehnt sich an die Schreibweisen des Osteuropa-Instituts München und der OCC Osteuropa Consulting Center GmbH an. Dabei werden die

Originalschreibweisen der Regionen Russlands in transliterierter Form beibehalten. Gleichermaßen erfolgt die Übernahme der Bezeichnungen „respublika“, „oblast’“, „kraj“ usw. in Originalschreibweise, sowie klein.[1]

Ausnahmen sollen bei der Bezeichnung von geographischen Namen, Städtenamen u.ä., sowie der Bezeichnung „Russland“ bzw. „Russische Föderation“ gemacht werden. Hier wird die in der Presse übliche Schreibweise genutzt. Eine Kurzübersicht liefert Tabelle 1 im Anhang.[2]

Bei der Wiedergabe von wörtlichen Zitaten werden die dort verwendeten Formen der Schreibweisen übernommen.

2 Russische Föderation

2.1 Naturraum, politisches System und Bevölkerung

Der Staat Russland ist mit einer territorialen Ausdehnung von 17.075.000 km² der größte Flächenstaat der Erde. Die Hauptstadt des Landes ist Moskau.[3]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Karte Russland

(Quelle: o.V. (2006a): Russland. In: http://de.wikipedia.org/wiki/Russland, vom 23.1.2006, o.S.)

Russland gliedert sich, getrennt durch den Ural, in einen europäischen und asiatischen Teil. Die West-Ost-Ausdehnung beträgt 9000 km, während sie sich in nord-südlicher Richtung

über 4000 km erstreckt. Die Küstenlänge des Landes entspricht annähernd 40000 km. Zwischen den Grenzen von Polen und Litauen liegt die russische Exklave Kaliningrad.[4]

Die Staatsform, an deren Spitze der derzeitige Präsident Wladimir Putin steht, ist eine unabhängige Präsidialrepublik. Sie besteht aus 89 Territorialeinheiten, welche sich in 49 Verwaltungsgebiete (oblasti), 6 Verwaltungsregionen (kraja), 21 Autonome Republiken (respubliki), einen Autonomen Kreis der Juden im Fernen Osten (avtonomnye oblast’), 10 Autonome Kreise (avtonomnye okrugi) und 2 Metropolitangebiete, so genannte Bundesstädte mit Subjektstatus (St. Petersburg, Moskau), gliedern. Diese Territorialeinheiten gelten als gleichberechtigt. Tatsächlich herrscht aber eine teilweise Asymmetrie, da vor allem die Autonomen Bezirke in die übergeordneten Verwaltungsgebiete und –regionen eingebunden sind. Mit dem Frühjahr 2000 ist eine neue Verwaltungsebene hinzugekommen, da eine Gliederung in sieben Föderale Bezirke stattfand. Diese soll eine zentralisierte Kontrolle über die regionalen Randgebiete und eine präsidiale Machtsteigerung bezwecken. Außerdem soll mit ihr eine Zentralisierung von Verwaltungsabläufen und eine Stärkung regionaler Metropolen erreicht werden.[5]

Die Fläche umfasst eine Fülle verschiedener Natur- und Kulturräume, welche vielseitige Ressourcen, aber auch unterschiedliche Nutzungen aufweisen. So nimmt im europäischen Gebiet gelegen das Osteuropäische Tiefland den größten Teil dieses Bereiches ein. Hier sind kaum Erhebungen über 300 m ü.M. vorhanden. Nordwestlich davon liegt der Baltische Schild (Karelien, Halbinsel Kola). Südlich des Osteuropäischen Tieflandes befindet sich die Kaspische Senke, welche unterhalb des Meeresspiegels liegt. Daran schließt sich Nordkaukasien und die Hauptkette des Großen Kaukasus an.[6]

Der asiatische Teil des Landes wird vom Westen in den Osten geprägt durch das Westsibirische Tiefland mit weiträumigen Sumpflandschaften und geringen Höhenunterschieden, das Mittelsibirische Bergland mit ausgedehnten Hochflächen zw. 500 m und 700 m und das Ostsibirische Gebirgsland mit einigen verzweigten Gebirgsketten. Nördlich des Mittelsibirischen Berglandes befindet sich das Nordsibirische

Tiefland, südlich der Sajan, sowie die Gebirge und Hochländer Transbaikaliens. Die östliche Küste Russlands ist stark gegliedert und ihr sind mehrere Inseln vorgelagert.[7]

Die Einwohnerzahl Russlands betrug im Jahr 2005 143,5 Mio. Das entspricht einer Bevölkerungsdichte von 8,4 Einw./km². Die Tabelle 1 gibt einen Ausblick auf die Entwicklung des Wachstums bis 2008.[8] Auszugehen ist von einer sinkenden Bevölkerungszahl um durchschnittlich 0,45 Prozent jährlich.[9]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Bevölkerungsentwicklung Russlands

(Quelle: verändert übernommen aus: Ministry for Economic Development and Trade of the Russian Federation (o.J., Hrsg.), o.S., Wachstumsrate eigene Berechnung)

Regional ergeben sich unterschiedliche Bevölkerungsdichten. 73 Prozent der Bevölkerung leben aufgrund einer starken Verstädterungspolitik zur Sowjetzeit in städtischen Siedlungen. In rund 167 Städten mit mehr als 100000 Einw. leben rund 45 Prozent der gesamten Bevölkerung Russlands. Viele dieser Großstädte sind breit über das Land verteilt, da sie Verwaltungsfunktionen innehaben. Daher entstehen oftmals große Entfernungen zwischen den Zentren untereinander.[10]

Die soziale Lage der Menschen hat sich in den ersten Jahren seit dem Zusammenbruch des sowjetischen Systems zunehmend verschlechtert. Ca. 10 Prozent der Einwohner Russlands lebten bspw. 1993 unterhalb der Armutsgrenze. Alte Sozialsysteme sind zerfallen, während die neuen keine zuverlässige ökonomische Stabilität aufweisen. Erst seit dem 1999

einsetzenden Wirtschaftsaufschwung kann man von einer schrittweisen Verbesserung der sozialen Struktur in der Bevölkerung Russlands sprechen. Einkommen und Rentenzahlungen weisen seitdem steigende Raten auf.[11]

Russland ist aufgrund seiner Geschichte und der territorialen Ausbreitung ein Staat mit vielen verschiedenen ethnischen Gruppen. Gerade in diesem Fakt steckt eine Ursache territorialer Konflikte. So sind im Land Gebiete vorhanden, die aufgrund ihrer ethnischen Zusammensetzung mehr Eigenständigkeit und Sonderrechte beanspruchen. In diesem Punkt liegt ein deutliches Konfliktpotential, welches durch den neuen Zentralismus unter Präsident Putin noch weiter geschürt werden könnte.[12]

2.2 Wirtschaftsraum Russland

2.2.1 Wirtschaftspolitik

Nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems sollte Russlands Wirtschaft in ein marktwirtschaftliches System überführt werden. Diese Umgestaltung von einem plan- in ein marktwirtschaftliches System gestaltete sich als sehr schwierig. Durch den Zerfall von den wirtschaftlichen Verflechtungen innerhalb der ehemaligen UdSSR kam es zu nachlassender Nachfrage nach russischen Produkten sowohl im In- als auch im Ausland. Diese Tatsache verursachte Produktionseinbrüche. Auch die Reformprogramme, die in den frühen neunziger Jahren eingeleitet wurden, versagten weitestgehend.[13]

Mit der Krise im August 1998 wurde diesem Versuch allerdings zunächst Einhalt geboten. In diesem Zeitraum bis zum Beginn der Präsidentschaft Putins brach das Bankensystem zusammen, das Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung sank massiv, die Lebenserwartung der Bevölkerung ging zurück, die Arbeitslosenzahlen stiegen und es herrschte eine ansteigende Einkommensungleichheit in der Russischen Föderation.[14]

Ebenso setzte eine drastische Abwertung des Rubels ein. Diese muss allerdings positiv bewertet werden, da dieser Fakt zu einem Rückgang der russischen Importe führte und somit russische Produkte verbesserte Chancen auf dem Markt hatten. Eine langfristig gesündere wirtschaftliche Entwicklung wurde dadurch ermöglicht.[15]

Die Krise wurde verursacht durch ein Überschwappen der Asienkrise, eine unwirtschaftliche Steuerpolitik sowie durch die Akkumulation von kurzfristigen Krediten. Weiterhin trugen sinkende Öl- und Gaspreise zu einer Verschärfung dieser Wirtschaftsrezession bei. 1998/99 setzte dann eine zunehmende Kapitalflucht ins Ausland ein, wodurch sich die Krise des russischen Wirtschaftssystems nochmals zu verschärfen drohte. Das Land schien führungslos und die Wirtschaft stagnierte.[16]

Noch offener zeigte sich die Krise in den Regionen. Einzelne Föderationsmitglieder mussten ihre Zahlungsunfähigkeit erklären und die Russische Föderation drohte in ihre Einzelteile zu zerfallen.[17]

Mit dem Antritt Putins als Präsident Russlands scheint eine Ära politischer Stabilität und Wirtschaftswachstums in der Russischen Föderation begonnen zu haben. Er legte die Schwerpunkte seiner Arbeit in die weitere Liberalisierung der Wirtschaft und in eine zunehmende Entbürokratisierung.[18]

Allerdings erscheinen bisherige Ansätze widersprüchlich. So ist im Jahr 2000 ein umfangreiches Programm zur Neuorientierung der Wirtschaftspolitik über einen Zeitraum von zehn Jahren verabschiedet worden. Dieses lässt einen Rückschluss auf eine stärkere Konzentration auf ordnungspolitische Maßnahmen zur Verfestigung der Marktwirtschaft zu. Das Programm umfasst Reformen des Steuersystems und des Bankwesens, sowie der Unternehmen, insbesondere durch verbesserte Insolvenzregelungen, Abbau bürokratischer Hemmnisse für neue Betriebe und Investitionen, Verbesserung von Eigentumsrechten, Fortschritte beim Bodenrecht, sowie eine Wettbewerbsverbesserung durch

Monopolkontrolle. Diese Maßnahmen ordnungspolitischen Charakters sollen durch stabilitätspolitische Schritte begleitet werden, die sich in einer Inflationskontrolle, einem Haushaltsdefizitabbau und einer Reduzierung der Staatsquote äußern.[19]

Auf der anderen Seite sollen durch struktur- und industriepolitische Maßnahmen bestimmte Wirtschaftszweige gesondert gefördert werden. Solche Bereiche sind die Schwer- und Rüstungsindustrie und bestimmte Teile der Landwirtschaft.[20]

Eine Weiterentwicklung und Festigung der russischen Marktwirtschaft benötigt politische Stabilität, eine Verbesserung des institutionellen Rahmens der russischen Wirtschaft und eine ablehnende Haltung gegenüber Maßnahmen, die intervenierend in die Wirtschaftabläufe eingreifen. Weiterhin muss aber auch die Gesellschaft, insbesondere die politisch einflussreichen und wirtschaftbestimmenden Kreise, zu einem neuen Denken finden, welches auf das Gemeinwohl Russlands ausgerichtet ist.[21]

2.2.2 Makroökonomische Betrachtung

Zur Einschätzung der wirtschaftlichen Lage Russlands soll eine grobe Betrachtung unter makroökonomischen Gesichtpunkten stattfinden. Tabelle 2 gibt Aufschluss über ausgewählte Wirtschaftsindikatoren.

Wie aus der Abbildung 2 ersichtlich ist, befindet sich die Russische Föderation nach der Krise von 1998 wieder in einer Aufschwungsphase, die mit dem Jahr 1999 begann. Betroffen von dieser sind neben den wichtigsten Bereichen der Sozialproduktentstehung auch der Konsum, die Investitionen, die Unternehmungsgewinne und die Löhne und Gehälter. Auswirkungen hatte dieser Sachverhalt weiterhin auf die reale und monetäre Entwicklung.[22]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 2: Wirtschaftsindikatoren Russlands

(Quelle: verändert übernommen aus: Auswärtiges Amt (2005a, Hrsg.), o.S.)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2:Wirtschaftswachstum

(Quelle: bfai (2005a, Hrsg.), o.S.) ö

Dabei erwies sich das Jahr 2000 als Boomjahr. Neben der Zunahme des BIP um 10 Prozent, legte auch die Industrieproduktion (um ~ 12 Prozent), die Bruttoinvestitionen (um 17,4 Prozent) und der private Verbrauch (um 9,3 Prozent) zu.[23]

Nach einer Verlangsamung des Wachstums in den Jahren 2001 und 2002 setzte mit dem Jahr 2003 wieder eine Beschleunigung ein, die vor allem durch den Export und die Kapitalbildung getragen wird.[24]

Der Ausblick auf die nachfolgenden Jahre bestätigt den eingeschlagenen Kurs der russischen Wirtschaftspolitik. Das Wirtschaftswachstum des realen BIP wird dabei auf Raten von durchschnittlich 5,9 Prozent geschätzt (siehe Abbildung 3).

Die Erholung der russischen Ökonomie beruht zum Teil auf exogenen Faktoren, die nicht abhängig von der Wirtschaft des eigenen Landes sind. Ein Faktor dabei ist in der Verteuerung der Preise für Rohöl, die zu einer Gewinnsituation im Energiesektor und zu einer positiven Beeinflussung des Staatshaushaltes und der Devisenreserven führte, zu sehen. Weitere Faktoren liegen in der Abwertung des Rubels und dem Reallohneinbruch nach der Finanzkrise 1998.[25]

Diese Faktoren verringerten die Produktionskosten, vermehrten die Staatseinnahmen und Unternehmungsgewinne, führten zu einem Exportanstieg sowie Importrückgang und schufen die Möglichkeiten zu einer Expansion der heimischen Märkte und zu Investitionen. Aufgrund von gestärkter zentraler Autorität, anlaufenden Reformen und Remonetarisierung konnte so ein Nachfragesog entstehen, der zu einer Ausweitung der Produktion und Investitionen führte.[26]

2.2.3 Mineralische und agrarische Rohstoffe

Die flächenmäßige Ausdehnung Russlands und daraus entstehende Entfernungen, die geologischen Verhältnisse und die klimatischen Bedingungen sind wichtige naturräumliche

Gegebenheiten, die sich teilweise förderlich, aber auch hemmend auf die Entwicklung des Landes auswirken.[27]

Russland ist relativ reich an Bodenschätzen. Wie bereits erwähnt, sind diese gemäß dem geologisch-tektonischen Aufbau des Landes verteilt. Vor allem die Russische Tafel im europäischen Gebiet Russlands ist relativ arm an Bodenschätzen. Im äußersten Nordosten liegen die Kohlelagerstätten von Workuta. Ebensolche sind im Südwesten im Donbass vorhanden. Umfangreiche Kohlevorkommen sind auch in Sibirien (z.B. im Tunguska- Becken) vorhanden, welche aber durch die heute vorherrschenden wirtschaftlichen und technischen Rahmenbedingungen nicht nutzbar sind. Erzvorkommen sind vor allem auf der Kola-Halbinsel, im Ural, Altai, Sajan sowie in anderen sibirischen Gebirgen vorzufinden.[28]

Zahlreiche Bodenschätze wurden erst spät erschlossen. Grund dafür liefert die große Entfernung von den dicht besiedelten Zentren. Die Erschließung bestimmter Lagerstätten, die oft sehr entlegen sind, wurde aber aus strategischen Gründen betrieben. Solche Beispiele finden sich in den Buntmetallerzen, wie Kupfer, Kobalt oder Nickel. Diese sind relativ selten in Russland vorzufinden. Der Abbau der Kohle erfolgt meist unter hohen Emissionen und massiven Landschaftsschäden. Wichtige Bodenschätze stellen außerdem Gold und Diamanten dar. Diese werden vor allem in Mittel- und Ostsibirien abgebaut.[29]

Zu den bedeutendsten Bodenschätzen Russlands zählen das Erdöl und –gas. Vorkommen dieser wichtigen Exportgüter finden sich vor allem in der Kaspischen Senke, im westlichen Uralvorland, sowie in Westsibirien. Diese Gebiete benötigen einen hohen Infrastrukturaufwand. Da allerdings viele der ertragreichen westsibirischen Erdölvorkommen schon erschöpft sind, muss auf mittlere Sicht über eine neue Bewertung dieser Region nachgedacht werden. Anders verhält es sich bei den Erdgaslagerstätten im Hohen Norden. Diese werden voraussichtlich noch längere Zeit genutzt werden können, da ihre Potentiale noch nicht ausgeschöpft sind.[30] ä

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 3: Förderleistung von Rohstoffen

(Quelle: in Anlehnung an Stadelbauer, J. (2003), S.4 f., Bundesverband deutscher Banken (2001, 2003, 2004, Hrsg.), o. S.)

Die Verfügbarkeit der Rohstoffe ist sehr bedeutend für Russlands Wirtschaftsaktivitäten, insbesondere dadurch verursacht, dass die Wirtschaftskrise 1998 zu einer teilweisen Deindustrialisierung beigetragen hat. Einen Überblick über die Förderungsleistung wichtiger Rohstoffe liefert Tabelle 3. Ersichtlich ist, dass die Förderquoten seit der Krise im Jahr 1998 wieder steigen. Darin kommt auch die Bedeutung der Rohstoffe für die russische Wirtschaft zu Ausdruck.

Für einige Wissenschaftler besteht aber gerade im Rohstoffreichtum des Landes ein Problem. Durch den massenhaften Export der Güter auf dem Weltmarkt können erhebliche Erlöse für die russische Wirtschaft verbucht werden. Problematisch ist es aber, dass eine extreme Abhängigkeit von den Weltmarktpreisen nicht mittels Ausbau der Förderkapazitäten begegnet werden kann. Der Grund dafür liegt in der fehlenden Modernisierung der Förder- und Transportanlagen.[31]

Russland verfügt über eine reichhaltige Gliederung der Vegetationszonen. Eine Übersicht dazu bietet Abbildung 3. Klimatisch wird die Russische Föderation größtenteils durch ein kontinentales Klima geprägt, welches im Jahresablauf große Temperaturunterschiede aufweist. Das winterliche Kältehoch reicht zeitweise von der ostsibirischen Baikalregion bis in weite Teile Westrusslands. Aber auch subpolare Tiefdruckgebiete können vom Atlantik bis weit in das Landesinnere vordringen, so dass die Temperaturunterschiede oftmals kaum 4 Grad überschreiten. In den Steppenregionen können Dürreperioden ebenso auftreten wie auch Spätfröste, welche den Anbau von Agrargütern erschweren bzw. auch vernichten können. Daher können nur etwa 12,5 Prozent der Fläche Russlands für die

Landwirtschaft genutzt werden. Weitere 45 Prozent des Staatsgebietes der Russischen Föderation sind bewaldet. Davon sind nur Teile erschlossen. Russland zählt aber trotz dieser Tatsache zu den größten Holzproduzenten der Welt.[32]

Eine Folge des Klimas ist der Dauerfrostboden. Dieser erstreckt sich über 47 Prozent der Fläche Russlands. Durch ihn wird der landwirtschaftliche Anbau beeinträchtigt. Meistens handelt es sich bei diesen Gebieten um Bereiche mit Tundrenvegetation oder Nadelwald. In diesen sind die wichtigsten wirtschaftlichen Zweige der Abbau von Bodenschätzen, die Rentierzucht oder die Holzgewinnung. Durch letztere musste bereits ein starker Rückgang des Nadelwaldbestandes verzeichnet werden.[33]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Naturräume der Russischen Föderation

(Quelle: Stadelbauer, J. (2003), S.5)

Aufgrund der klimatischen Gegebenheiten beschränkt sich der landwirtschaftliche Anbau größtenteils auf ein so genanntes Agrardreieck. Dieses reicht von der europäischen Westgrenze zwischen St. Petersburg und Rostow keilförmig nach Osten zur mittleren Wolga, zum südlichen Ural bis zum südlichen Westsibirien. Oftmals kommt es aufgrund

der Witterungsbedingungen zu großen Unterschieden in den Ernteerträgen oder sogar Missernten. Doch nicht nur die klimatischen Verhältnisse sind für diese verantwortlich. Auch Mängel in der Agrarstruktur, in der Organisation der landwirtschaftlichen Produktion

und das Missverständnis zwischen Aufwand und Ertrag können als entscheidende Faktoren genannt werden, die eine effiziente und effektive Landwirtschaft in Russland erschweren.[34]

Die Tabelle 4 zeigt die sehr unterschiedliche Getreideernte. Ersichtlich wird aus ihr, dass es extreme Unsicherheiten und Spannweiten bei den Erträgen der Agrarproduktion gibt. Zur Sicherstellung der Versorgung der russischen Bevölkerung werden durchschnittlich 70 Mio. Tonnen benötigt.[35]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 4: Getreideernten in Russland

(Quelle: in Anlehnung an Stadelbauer, J. (2003), S.5 und Verband der Deutschen Wirtschaft in der Russischen Föderation (2004, Hrsg.), S.43)

Weitere wichtige Bestandteile der russischen Agrarwirtschaft, neben dem Getreideanbau und der Holzwirtschaft, sind der Kartoffel-, Gemüse- und Zuckerrübenanbau.[36]

2.2.4 Industrie

Die Industrieproduktion ist nach dem Zerfall der Sowjetunion in den Jahren von 1990 bis 1997 um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Besonders betroffen davon waren die Textil- und Maschinenbauindustrie im europäischen Teil des Landes. Weniger stark haben die Standorte der Rohstoffförderung in Sibirien und die Erdölverarbeitung und Metallurgie westlich des Urals auf die Veränderungen reagiert. Besonders gravierende Auswirkungen

hatten diese Tatsachen auf die teils monostrukturierte Wirtschaft von vielen Städten in Russland. Hier wirkte sich die Krise der Industrie auf alle Lebensbereiche der Städte aus.[37]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.4: Industrieproduktionsdynamik

(Quelle: Schulze, M. (2001), S.21)

Nach der Überwindung der Krise von 1998 stellte sich aber ein Industriewachstum ein. Wie bereits zuvor erwähnt, ist dieses vor allem auf die gesteigerte Binnennachfrage zurückzuführen, die zu einer Verbesserung der Wettbewerbsposition inländischer Produzenten führte. Nicht allein die Energiewirtschaft kann für das Wachstum verantwortlich gemacht werden.[38]

Die bedeutendsten Industriezweige Russlands sind die Eisen- und Stahlindustrie, der Maschinenbau, sowie die chemische und petrochemische Industrie. Wichtige Industrieregionen sind im Großraum Moskau (Leichtindustrie und Maschinenbau), im südlichen Uralgebiet (Schwarz- und Buntmetallurgie mit den Zentren Čeljabinsk und Jekaterinburg), im Wolgagebiet (chemische Industrie und Maschinenbau in Samara) und in Westsibirien (chemische Industrie und Schwarz- und Buntmetallurgie in Omsk und

Novosibirsk) vorzufinden. Eine Übersicht über die Anteile der Industriezweige an der Gesamtindustrie liefert Tabelle 5.[39]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 5: Industriestruktur in Russland

(Quelle: verändert übernommen aus: Goskomstat Rossii (o.J.a, Hrsg.), o.S., [eigene Übersetzungen])

Im Zeitablauf zeigen sich geringe, aber doch stetige Zunahmen der Bereiche Maschinenbau und Metallverarbeitung, sowie der Brennstoffindustrie. Hierin spiegelt sich die bereits oben getroffene Annahme wider, dass Russland eine starke Rohstoffabhängigkeit aufweist.

Aus Tabelle 6 wird ersichtlich, dass bei abnehmenden Beschäftigtenzahlen in der Industrie der Output zunimmt, was vermuten lässt, dass eine Automatisierung der russischen Industrie im Laufe der letzten Jahre stattgefunden hat und sich weiter fortsetzen wird.

Belegt werden kann dieser Fakt auch durch die vermehrten Investitionen im Anlagevermögen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 6: Unternehmensstatistik

(Quelle: verändert übernommen aus: Goskomstat Rossii (o.J.b, Hrsg.), o.S. und Goskomstat Rossii (o.J.c, Hrsg.), o.S. [eigene Übersetzungen], Wachstumsrate eigene Berechnung,)

2.2.4 Dienstleistungen

Zu sowjetischen Zeiten war der Dienstleistungssektor besonders gering entwickelt, was sich, seitdem Russland sich in der Transformation in die Marktwirtschaft befindet, deutlich geändert hat.[40] Seitdem ist der Anteil der Dienstleistungen in Russland meist gestiegen. Das Wachstum fällt allerdings unterschiedlich aus.

Wie auch andere Bereiche der Wirtschaft orientiert sich das Dienstleistungswesen an der allgemeinen Konjunktur. Allerdings reagierte es auf Aufschwung- und Abschwungphasen grundsätzlich weniger stark als das warenproduzierende Gewerbe (siehe Tabelle 7).[41]

Am BIP haben die Dienstleistungen einen durchschnittlichen Anteil von 49 bis 59 Prozent im Laufe der Jahre (siehe Abbildung 5). Daran ist erkenntlich, dass dieser Teilbereich der Wirtschaft dominierend ist. Wie viele andere Staaten scheint sich auch Russland sehr stark in Richtung Tertiärer Sektor zu bewegen. ö

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 7: Produktionsentwicklung (in vergleichbaren Preisen, in v.H.)

(Quelle: verändert übernommen aus: Clement, H. (2004), S.3)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Anteile der Dienstleistungen am BIP

(Quelle: Clement, H. (2004), S.4)

2.2.6 Investitionsstruktur

Von der Augustkrise 1998 waren auch die Investitionen in Russland betroffen. Allerdings reagierten die verschiedenen Bereiche der russischen Wirtschaft unterschiedlich stark auf sie. Die genauere Analyse der Zusammensetzung des BIP ergibt, dass der Industriesektor eine große Rolle bei den Investitionen spielt. In den Jahren von 1992 bis 2001 konnte dieser Bereich, trotz stark sinkender Gesamtinvestitionen, seinen Anteil leicht steigern auf rund 40 Prozent. Dabei verlor dieser Sektor bis 1998 Anteile, konnte sie nach der Krise aber wieder zurückgewinnen und sogar leicht steigern. Verloren haben dagegen über den

gesamten Zeitablauf die Landwirtschaft und die Wohnungs- und Kommunalwirtschaft. Ihre Anteile lagen im Jahr 2001 auf einem Niveau von 2,7 bzw. 13,3 Prozent.[42]

Das Transport- und Nachrichtenwesen war von der Investitionskrise weniger stark betroffen. Der Transportsektor konnte über den Zeitraum 1992 bis 2001 auf steigende Anteile, mit Ausnahme des Jahres 1998, verweisen und seinen Anteil auf 23,1 Prozent ausweiten. Das Nachrichtenwesen lag im Jahr 2001 bei einem anteiligen Wert von 3,0 Prozent aller Investitionen.[43]

Ein Vergleich der Gewinn- und Investitionsanteile des Industriesektors zeigt, dass der Gewinn weitaus höher ist als die Investitionen. Das DIW geht daher davon aus, dass durch die Industrie andere Zweige des Wirtschaftssystems mitfinanziert werden.[44]

Die Notwendigkeit der Investitionen wird deutlich, wenn der Abnutzungsgrad des Grundfonds betrachtet wird. Es wird davon ausgegangen, dass ca. die Hälfte des gesamten Kapitalstocks als abgenutzt gelten muss. Der Trend ist aber in einzelnen Produktionssektoren unterschiedlich. So hat bspw. im Industriebereich der Maschinen- und Ausrüstungspark seit 1998 eine deutliche Modernisierung erfahren. Ebenso ist dies in anderen Sektoren erkennbar. Investitionen werden vorwiegend im Maschinen- und Ausrüstungspark getätigt, während vor allem Gebäude und Konstruktionen vernachlässigt werden.[45]

Im Jahr 2003 konnte die Russische Föderation einen Zuwachs von 12,5 Prozent gegenüber 2002 verbuchen. Auch im anschließenden Jahr war dieser zweistellig und betrug 10,9 Prozent. Aufgrund der guten makroökonomischen Daten und der zurückgehenden Verschuldung wurde Russland durch führende Rating-Agenturen auf Investitionsniveau angehoben (was ausschließlich für föderale staatliche Schuldtitel gilt). Allerdings wurde die Investitionstätigkeit von Bürokratie, Korruption und ineffizienter und –effektiver Steuerpraxis behindert.[46] ö

Die ausländischen Gesamtinvestitionen wurden im Jahr 2004 auf eine Summe von 40,5 Milliarden USD beziffert. Dies entsprach einem neuen Rekordniveau. Auch die Direktinvestitionen konnten sich steigern und lagen im selben Jahr bei einer Summe von 9,42 Milliarden USD. Auch für die kommenden Jahre werden Steigerungen erwartet (siehe

Tabelle 8). Die Hauptbranche der Zuflüsse an ausländischen Investitionen war im ersten Halbjahr 2005 die Förderung von Bodenschätzen mit einem Anteil von 45,5 Prozent, gefolgt von der verarbeitenden Industrie, die anteilig 22,7 Prozent der Zuflüsse verbuchen konnte (siehe Abbildung 6).[47]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 8: Ausländische Direktinvestitionen in Russland

(Quelle: in Anlehnung an: bfai (2005a, Hrsg.), o.S., zum Teil eigene Berechnungen)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6: Hauptbranchen der ausländischen Investitionen

(Quelle: in Anlehnung an: bfai (2005a, Hrsg.), o.S.) ä

Die Bundesrepublik Deutschland ist einer der größten Investoren in der Russischen Föderation. Bei den kumulierten Direktinvestitionen liegt Deutschland mit einer Summe von 9,32 Milliarden USD an vierter Stelle aller ausländischen Investoren. Der Wert entspricht einem Anteil von 11,4 Prozent aller ausländischen Investitionen. Im Jahr 2004 erreichte der Gesamtzufluss aus Deutschland eine Summe von 1,73 Milliarden USD, welcher im Vergleich allerdings relativ gering ist. Er entsprach 4,3 Prozent der gesamten Auslandsinvestitionen.[48]

In Russland sind im Februar 2004 2250 Unternehmungen mit deutscher Beteiligung registriert gewesen. Darunter befanden sich 1350 russisch-deutsche Joint-Ventures und ca. 800 Betriebe mit einem 100-prozentigen deutschen Kapital. Mehr als 1000 Vertretungen von deutschen Unternehmungen sind in der Russischen Föderation vorhanden. Standorte sind vor allem die Städte Moskau und Sankt Petersburg. In Moskau hat die Anzahl der deutschen Firmen um 20 Prozent zugenommen. Gesprochen wird daher von diesem Fakt auch als größte ausländische „business community“ in Moskau.[49]

In einer Umfrage des FIAC und der PBN Company unter 158 ausländischen Investoren in der Russischen Föderation sagten 71 Prozent aus, dass sie ihre Investitionen ausdehnen wollten. Von 48 Unternehmungen, die bisher nicht in Russland tätig waren, sagten 74 Prozent, dass sie innerhalb der nächsten drei Jahre Investitionen dort tätigen werden. Es bleibt also zu vermuten, dass die ausländische Investitionstätigkeit in den nächsten Jahren noch ansteigen und sich die Russische Föderation zu einem attraktiven Standort für ausländische Investoren entwickeln wird.[50]

2.2.7 Außenhandel

2.2.7.1 Handelsbilanz

Wie bereits erwähnt, ist die Russische Föderation aufgrund ihres Rohstoffreichtums ein Land, in welchem der Anteil von Energie und Rohstoffen im Exportbereich der

Außenhandelsbilanz einen hohen Wert hat. Aber auch andere Exportgüter, wie chemische Produkte oder Güter der Elektroindustrie, können auf eine gestiegene Nachfrage auf den globalen Märkten verweisen. Traditionell hohe Anteile am Import haben Maschinen und Ausrüstungen, Nahrungsmittel sowie chemische Produkte (siehe Tabelle 9). Voraussichtlich wird dieser Trend auch in Zukunft beibehalten.[51]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 9: Warenstruktur des Außenhandels der Russischen Föderation (in Prozent)

(Quelle: verändert übernommen aus: Clement, H. (2004), S.62)

Im Rückblick muss man den Außenhandel Russlands in zwei Phasen gliedern. Zunächst ist die erste Phase durch die Jahre 1994 bis 1997 geprägt. Hier stiegen die Exporte um 31 Prozent (Zahlungsbilanz) bzw. 38 Prozent (Zollangaben). Im gleichen Zeitraum nahmen auch die Importe um 43 Prozent (Zahlungsbilanz) bzw. 29 Prozent (Zollangaben) zu.

Dabei war ein Teil der Exportsteigerungen auf steigende Rohstoffpreise für Erdöl und Erdölprodukte zurückführbar (siehe Tabelle 10).[52]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 10: Außenhandelsentwicklung Russlands 1994 bis 1998 (in laufenden Preisen, in Mio. USD)

(Quelle: verändert übernommen aus: Clement, H. (2004), S.59)

In den Jahren von 1996 bis 1998 kam es dann zu einem Rückgang sowohl der Im- als auch Exporte (siehe Tabelle 10). Die Ursachen hierfür lagen in der laufenden realen Aufwertung des Rubels, dem Sinken der Energiepreise auf dem globalen Markt und der rasch fallenden Inlandsnachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern.[53]

Mit Mitte des Jahres 1998 setzte dann, wie zuvor erwähnt, eine Abwertung des Rubels ein. Dadurch wurden die Importe verteuert, während die Exporte sich generell verbilligten. Da ein Teil der Exporte (bspw. Energie und Rohstoffe) in USD fakturiert wird, machte sich eine unmittelbare Wirkung nicht erkenntlich. Die Exporteure dieser Waren konnten durch die Abwertung des Rubels eine Steigerung der Erlöse in Rubel verbuchen. In derselben Zeit konnten Konsumgüterproduzenten ihre relative Marktposition verbessern.[54]

Nach der Krise 1998 und der Hochpreispolitik der OPEC ist eine Änderung zu erkennen. Insgesamt wirkt sich diese real aber eher auf die Importe als auf die Exporte aus (siehe Tabelle 11). Der Energieträgeranteil an den Exporten stieg im Laufe der Jahre, was allerdings auf monetäre Faktoren zurückzuführen ist. Die anderen Exporte konnten nur relativ wenig von der Rubelabwertung profitieren. Im Import dagegen war eine Wirkung

zu erkennen. Vor allem der Import von Nahrungs- und Genussmitteln und Konsumgütern war davon betroffen und ging zurück. Auswirkungen hatte dies auch auf den inländischen Industriesektor. So konnte dieser in den Jahren 1999 und 2000 ein Wachstum aufweisen.[55]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 11: Außenhandelsentwicklung Russlands 1998 bis 2002 (in laufenden Preisen, in Mio. USD)

(Quelle: verändert übernommen aus: Clement, H. (2004), S.59)

In der neuesten Zeit sind der starke Rubel und die anhaltend hohe Nachfrage dafür verantwortlich, dass die Importe wieder steigen. So sind 2004 Güter im Wert von 96 Milliarden USD (Zahlungsbilanz) nach Russland importiert worden. Nach Schätzungen der russischen Regierung wird der Trend zu einem Importwachstum anhalten. Für 2005 gingen die Experten von 120 Milliarden USD aus, für 2006 von 139 Milliarden USD und für 2007 von 163 Milliarden USD.[56]

Hohe Anteile an den Importen haben dabei die Maschinen und Ausrüstungen (inkl. Kfz). Im Jahr 2003 lag dieser bei 37,4 Prozent, während er im Jahr 2004 schon bei 41,2 Prozent lag. Für 2005 wurde eine nochmalige Steigerung erwartet. Weitere hohe Anteile haben die chemischen Güter, Kautschuk, landwirtschaftliche Produkte und Nahrungsmittel.[57]

Auch der Export an Gütern stieg. Im Jahr 2004 waren Zuwächse von 35 Prozent zu verzeichnen, für 2005 erwartete man einen Anstieg um 36,8 Prozent. Interessant ist allerdings, dass nicht die Liefermenge anstieg, sondern vielmehr der Umsatz. Zurückzuführen ist dieser Sachverhalt auf die höheren Weltmarktpreise bei den für die

Russische Föderation so wichtigen Exporten von Erdöl, Erdgas, Brennstoffen und Metallen. Mit rund 75 Prozent Anteil am Gesamtausfuhrumsatz stellen sie die wichtigste Gruppe dar. Deutlich geringer gestaltet sich die Ausfuhr von Maschinen und Ausrüstungen, die nur einen Anteil von ca. 10 Prozent am Gesamtexport haben. Für die Zukunft werden keine weiteren kräftigen Exportzuwächse erwartet, da davon auszugehen ist, dass eine Ausweitung der eingeschränkten Kapazitäten zur Förderung der Rohstoffe nicht so schnell möglich ist und ein Anwachsen der Preise in einem unterproportionalen Verhältnis ggü. dessen vergangener Jahre angenommen wird. Daher ist ein Sinken des Exportwertes anzunehmen.[58]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 7: Wichtige Handelspartner der Russischen Föderation – Hauptlieferländer im Jahr

2004

(Quelle: verändert übernommen aus: bfai (2005a, Hrsg.), o.S., teilweise eigene

Berechnungen)

Die wichtigsten Handelspartner der Russischen Föderation sind in den Abbildungen 7 und 8 dargestellt. Aus beiden Grafiken geht hervor, dass der hauptsächliche Handelspartner die Europäische Union ist. Weiterhin ist erkennbar, dass Deutschland im russischen Außenhandel eine entscheidende Rolle spielt, sowohl im Im- als auch im Export. Diese Tatsache soll im anschließenden Gliederungspunkt ausführlicher analysiert werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 8: Wichtige Handelspartner der Russischen Föderation – Hauptabnehmerländer

im Jahr 2004

(Quelle: verändert übernommen aus: bfai (2005a, Hrsg.), o.S., teilweise

eigene Berechnungen)

2.2.7.2 Außenhandel mit Deutschland

Deutschland stellt für Russland einen der wichtigsten Handelspartner weltweit dar. Auch Russland ist für Deutschland ein wichtiger Partner im Im- und Export. Von den GUS-Ländern ist die Russische Föderation sogar der wichtigste Handelspartner. Sie lag im Jahr 2002 importseitig auf Rang 15 und exportseitig auf Rang 14 der deutschen Außenhandelstatistik. Im Jahr 2004 konnte die Russische Föderation sich sogar in beiden Bereichen auf Platz 14 behaupten.[59]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 12: Außenhandel Deutschland - Russland (Prozentangaben im Vergleich zum Vorjahr)

(Quelle: verändert übernommen aus: bfai (2005a, Hrsg.), o.S.)

Seit dem Jahr 2002 kann die Bundesrepublik sowohl in der Einfuhr als auch in der Ausfuhr positive Wachstumsraten in den wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland verzeichnen. Aufschluss hierüber gibt Tabelle 12. Aus ihr geht auch hervor, dass die Einfuhren von Russland nach Deutschland im Durchschnitt um 1,7 Milliarden Euro höher sind als die Ausfuhr Deutschlands nach Russland.[60]

Das Wachstum im Außenhandel hat sich auch im ersten Halbjahr 2005 fortgesetzt. So betrug der Importwert Deutschlands an russischen Gütern 10438 Millionen Euro. Das entspricht einer Zuwachsrate von 49,2 Prozent. Im Gegenzug wurden auch wieder 11,1 Prozent mehr Güter von Deutschland nach Russland exportiert. Der Warenwert erreichte im gleichen Zeitraum eine Summe von 7684 Millionen Euro.[61]

In der Güterzusammensetzung spiegelt sich die allgemeine Im- und Exportstruktur wider. So wurden aus Russland zu mehr als zwei Dritteln Erdöl und –gas importiert, während die Russische Föderation hauptsächlich Maschinen und Ausrüstungen aus Deutschland importierte. Eine genauere Aufschlüsselung vermitteln die Abbildungen 9 und 10.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 9: Deutsche Einfuhrgüter aus Russland im Jahr 2004

(Quelle: in Anlehnung an bfai (2005a, Hrsg.), o.S.)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Abb. 10: Deutsche Ausfuhrgüter nach Russland im Jahr 2004

(Quelle: bfai (2005a, Hrsg.), o.S.)

Eine genauere Betrachtung soll dem Außenhandel zwischen Mecklenburg-Vorpommern und der Russischen Föderation zukommen. Von den Exporten MV, die im Jahr 2004 einen Gesamtwert von 2998 Millionen Euro erreichten, gingen 22 Prozent in den Ostseeraum einschließlich Russlands. Dabei konnten nach Russland Güter im Wert von 94 Millionen Euro ausgeführt werden. Dies entspricht einem Anteil von 3 Prozent. Damit liegt Russland in der Exportstatistik des Landes MV, ebenso wie im gesamtdeutschen Vergleich, auf dem Rang 14.[62]

Exportiert werden vor allem Nahrungsmittel, unter welchem Käse einen Anteil am Export von 27 Prozent hat. Für die Wirtschaft MV ist Russland aber auch ein wichtiger Markt für Güter des maritimen Bereiches.[63]

Die Analyse der Güterströme soll anhand der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Bundesland Nordrhein-Westfalen und der Russischen Föderation erfolgen.[64] Es stellt sich heraus, dass die meisten Güter über den Straßenverkehr transportiert werden. Es folgen Bahnverkehr und Binnenschifffahrt (siehe Tabelle 13). Beim Straßentransport erfolgen fast

alle Güterbewegungen über ausländische Fahrzeuge. Sie haben im Import einen Anteil von 97 Prozent und im Export einen Anteil von 96 Prozent am gesamten Straßentransport.[65]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 13: Güterströme Nordrhein-Westfalen – Russland

(Quelle: Westphal, T. (2003), o.S.)

2.2.8 Verkehrsinfrastruktur und Verkehrsträger

2.2.8.1 Schienenverkehr

Das Eisenbahnnetz der Russischen Föderation ist eines der größten und meistbefahrenen Streckennetze der Welt. Es ist das zweitlängste Netz (nach den USA), das zweitgrößte nach Tonnenkilometer (nach den USA), das viertgrößte nach Personenkilometern (nach China, Indien und Japan) und das zweitgrößte in der Verkehrsdichte (nach China).[66]

Die Besonderheit des Eisenbahnnetzes liegt in der Spurbreite. Mit 1520 Millimetern unterscheidet sich diese von den meisten Spurbreiten der Eisenbahnen Westeuropas. Das Streckennetz umfasste 2004 ca. 87157 Kilometer, von denen ca. 40300 elektrifiziert waren. Weiterhin sind rund 957 Kilometer in der Spurbreite 1067 Millimeter auf der Insel Sachalin vorhanden. Ergänzt wird das Streckennetz um 30000 Kilometer nicht öffentlicher Industriebahnen und das U-Bahn-Netz in den russischen Großstädten.[67]

Wichtigste Verkehrsachsen sind die Transsibirische Eisenbahn (Transsib), mit der Verbindung von Moskau nach Wladiwostok, und die Baikal-Amur-Magistrale vom Baikalsee zum Fluss Amur. Mit deren Nebenstrecken verbinden diese Hauptstrecken das weitläufige Land von Westen nach Osten. Dabei stellt die Transsib eine wichtige Verbindung zwischen Europa und dem Pazifik dar. So wurden im ersten Halbjahr des

Jahres 2003 20400 TEU auf diesem Weg aus dem asiatisch-pazifischen Raum nach Europa befördert. Für die Strecke von der russisch-finnischen Grenze zum Pazifik benötigt ein Güterzug nur rund neun Tage. Gegenüber dem Seetransport bedeutet das eine Laufzeiteinsparung von einem Drittel.[68]

Eine Übersicht zu den Hauptstrecken Russlands liefert Abbildung 11.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 11: Hauptstrecken der Eisenbahn (nicht maßstabsgetreu, Entfernungen in km)

(Quelle: Brodin, A. (2000), S.65)

Während die Eisenbahn in den westlichen Teilen der Russischen Föderation durch Verbesserungen in der Infrastruktur zunehmend Konkurrenz durch den Straßenverkehr erhält, kann sie in den östlichen Landesteilen auf eine weitgehende Monopolsituation verweisen. Die Gründe hierfür liegen in den großen Distanzen und den vielschichtigen geographischen und klimatischen Gegebenheiten auf der Ostseite des Urals.[69]

Die Bahnen in Russland erwirtschaften schon über längere Zeit Gewinne. Der prozentuale Anteil dieses Verkehrsträgers am Güterverkehr in Russland lag im Jahr 2002 bei 85,8

Prozent und jener im russischen Personenverkehr bei 39,4 Prozent. Damit ist die Bahn eines der wichtigsten Transportmittel Russlands. Die folgenden Zahlen

- Beschäftigtenanzahl: 1,3 Millionen,
- Einnahmen 2002: 509,6 Mrd. RUR, davon:
- Güterverkehr: 400,3 Mrd. RUR,
- Personenverkehr: 50,1 Mrd. RUR,
- Ausgaben 2002: 506,9 Mrd. RUR

lassen die gewaltige Bedeutung in der russischen Wirtschaft ersichtlich werden.[70]

Weitere Kennzahlen zeigen, dass die Eisenbahn im Verlauf der Jahre im Güterverkehr ein relativ stetiges Wachstum aufweisen kann. In den Jahren 2001 bis 2005 lag dieses bei durchschnittlich 4,9 Prozent (siehe Tabelle 14).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 14: Kennzahlen der voraussichtlichen Güterverkehrsentwicklung der Eisenbahn in Russland

(Quelle: verändert übernommen aus: Nehls, K. (2002), S.586, Wachstumsraten eigene Berechnung)

Trotz der Gewinnsituation der Bahn wurde von der russischen Regierung am 18. Mai 2001 ein Reformpaket verabschiedet, welches bis 2010 schrittweise in drei Etappen umgesetzt werden soll. Das Großziel[71] der ersten Etappe, welche im Jahr 2002 beendet sein sollte, bestand darin, die gesetzlichen Grundlagen zur Trennung der staatlichen Lenkung des Eisenbahnsektors von den kommerziellen und operativen Funktionen zu schaffen.[72]

In der zweiten Etappe, vom Jahr 2003 bis 2005, sollten bestimmte eigenständige Aktiengesellschaften aus der Russischen Eisenbahn AG ausgegliedert und ein gleichberechtigter Netzzugang der unterschiedlichen Betreibergesellschaften ermöglicht werden.[73]

Die letzte Etappe, von 2006 bis 2010, befasst sich dann mit der Zulassung von weiteren Wettbewerbselementen und Aktivitäten privater Investoren auf dem russischen Bahnnetz. Bereits viele der Einzelaspekte wurden umgesetzt, allerdings mit einem zeitlichen Verzug. Trotzdem ist ein Fortschritt in Bezug auf die effektivere Gestaltung des Eisenbahnsektors und die Senkung von Kosten bei gleichzeitiger Erhöhung von Erträgen durchaus erkennbar.[74]

Die Perspektiven der russischen Bahn für die Zukunft gehen von einer weiteren Steigerung des Transportbedarfes infolge der Steigerungsraten der Industrie aus. Eine wichtige Herausforderung ist es die Transitstrecken für ausländische Kunden attraktiv zu machen. In diesem Bereich finden bereits Bemühungen statt.[75]

2.2.8.2 Straßenverkehr

Wie bereits erwähnt, hat der Straßenverkehr insbesondere im europäischen Teil der Russischen Föderation in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Das Fernstraßennetz hatte im Jahr 2001 eine gesamte Länge von ca. 537289 Kilometern. Von diesen sind rund zwei Drittel befestigt (362133 Kilometer).[76]

Eine bedeutende Straßenverbindung, die nach 20 Jahren Bauzeit im Jahr 2004 eingeweiht wurde, ist die Fernstraße „Amur“, die die Städte Chabarowsk mit Tschita über eine Länge von 2100 Kilometer miteinander verbindet. Diese ermöglicht den durchgehenden Straßenverkehr auf der Route Wladiwostok – Moskau – Minsk – Brest – Warschau – Berlin. Somit wird der Paneuropäische Verkehrskorridor IX bis zum Pazifik verlängert.

Die Strecke stellt eine neue Möglichkeit dar, Güter zu transportieren und Räume miteinander zu verbinden. Sie ist eine Alternative zur Transsib.[77]

Die Streckennetzdichte variiert im Land sehr stark. Im europäischen Teil beträgt sie nur ein Sechstel derer Lettlands, ein Fünftel derer Estlands und ein Drittel derer der Ukraine. Einen Überblick gibt Tabelle 15. Allerdings wird durch Investitionsprogramme an dem Ausbau und Neubau des Straßennetzes gearbeitet.[78]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 15: Straßennetzdichte in Russland

(Quelle: verändert übernommen aus: Eijbergen, B., et al. (2004), S.9 und Hof, H., et al. (2003), S.23, teilweise eigene Berechnungen)

Im Jahr 2003 wurde durch das Verkehrsministerium Russlands beschlossen mit einer Summe von 1 Milliarde USD den Bau von Kraftverkehrsstraßen bis zum Jahr 2005 voranzutreiben. Großprojekte waren die Fertigstellung eines Autobahnringes um St. Petersburg und die Fernverkehrsstraße „Amur“. Weitere Projekte sollten Brückenschläge über die Wolga bei Wolgograd und Uljanowsk und mehrere gebührenpflichtige Kraftverkehrsstraßen sein. Im Jahr 2005 wurde auch der Neubau einer 650 Kilometer langen Verbindung zwischen den Städten Moskau und St. Petersburg beschlossen. Diese wird rund 200 Milliarden RUR kosten und auf der gesamten Strecke Mautgebühren pro Fahrzeug in Höhe von 600 RUR einbringen. Weitere Projekte von mautpflichtigen Straßen sind in ganz Russland geplant.[79]

Der Straßenverkehrsmarkt gestaltet sich in Russland sehr unterschiedlich. Vor allem im europäischen Teil hat sich der Transport von Gütern auf der Straße im Vergleich zum

Schienentransport als durchaus konkurrenzfähig erwiesen, während im asiatischen Teil der Schienentransport überwiegt. Vor allem der Transport von containerisierter Ladung aus Westeuropa hat zugenommen. Der prozentuale Anteil des Straßengüterverkehrs in Russland im Jahr 2002 entsprach 8,0 Prozent. Im russischen Personenverkehr lag dieser im gleichen Zeitraum bei 43,7 Prozent.[80]

Weitere Kennzahlen zeigen, dass der Straßengüterverkehr, ähnlich wie die Bahn, im Verlauf der Jahre ein relativ stetiges Wachstum aufweisen kann. Jenes liegt in den Jahren 2001 bis 2005 bei durchschnittlich 3,2 Prozent (siehe Tabelle 16).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 16: Kennzahlen der voraussichtlichen Güterverkehrsentwicklung des Straßengüterverkehrs in Russland

(Quelle: verändert übernommen aus: Nehls, K. (2002), S.586, Wachstumsraten eigene Berechnung)

Durch die Konzentration des Wirtschaftslebens auf den europäischen Teil der Russischen Föderation wird der Gütertransport auf der Straße noch stärker wachsen. Ausgegangen wird von einer Zunahme des Straßentransportes bei gleichzeitiger Zurückdrängung der Eisenbahn. Insbesondere durch den Ausbau von der Straßenverkehrsinfrastruktur um die Großstädte des Westens Russlands und den gleichzeitigen Ausbau der Straßen in Richtung der neuen EU-Nachbarn im Westen wird ein Anwachsen des Straßenverkehrs bis 2020 um 50 Prozent angenommen. Es wird davon ausgegangen, dass das Straßennetz zu einem Teil der paneuropäischen Infrastruktur von Spanien bis zum Ural werden wird.[82] ö

2.2.8.3 Binnenschiffsverkehr

Die Russische Föderation verfügt über das größte schiffbare Wasserstraßennetz der Welt mit einer Gesamtlänge von mehr als rund 96000 Kilometern. Davon liegen mehr als 72000 Kilometer im europäischen Teil des Landes und mehr als weitere 24000 Kilometer im asiatischen Teil. Über die Wasserstraßen im westlichen Russland werden die Ostsee, das Schwarze Meer, die Binnenseen und das Weiße Meer miteinander verbunden. Die wichtigsten Flüsse stellen dabei die Wolga, die Kama, die Nischni Novgoroder Oka, die Wjatka und der Don dar, die über zahlreiche Kanäle miteinander verbunden werden. Im östlichen Teil der Russischen Föderation zählen zu diesen der Amur, der Jenissej und der Ob. Problematisch ist allerdings, dass aufgrund unzureichender Budgetfinanzierung von Baggerarbeiten nur etwa 42000 Kilometer eine garantierte Fahrwassertiefe aufweisen.[83]

Die Binnenwasserwege bieten im Gütertransport gute Möglichkeiten. Oftmals sind sie der einzige Weg Güter zu transportieren. Im europäischen Teil der Russischen Föderation können sie von Schiffen mit einem maximalen Tiefgang von 4 Metern befahren werden. Im asiatischen Teil des Landes haben die Flüsse Mündungsbereiche von bis zu 1000 Kilometern. Hier herrschen Seebedingungen und daher sind diese Wasserstraßen nur für größere Schiffe schiffbar. Ebenso verhält es sich in den Bereichen der großen Stauseen an der Wolga-Kama-Trasse, dem Kaspischen Meer, dem Asowschen und Schwarzen Meer. Auch in diesen Gegenden wird ein Einsatz von Fluss-/Seeschiffen notwendig.[84]

Probleme gibt es auch mit den unterschiedlichen Wasserständen, die teilweise große Ausmaße annehmen. Daher ist ein ständiges Zurückgreifen auf wassertechnische Anlagen erforderlich. An den Flüssen und Kanälen stehen dafür mehr als 700 solcher zur Verfügung. Auch problematisch gestaltet sich der Binnenschiffsverkehr in den Wintermonaten im Norden des Landes. Hier entstehen zu diesen Zeiten aufgrund der Kälte auf den Flüssen oft meterhohe Eisdecken, die eine Schifffahrt unmöglich machen.[85]

In den Städten entlang der großen Flüsse der Russischen Föderation stehen häufig leistungsfähige Binnenhäfen zur Verfügung. Beispielsweise sind solche in Sankt

Petersburg, Moskau, Chabarowsk, Rostov am Don, Samara, Wolgograd, Rybinsk oder auch in Nischni Novgorod vorzufinden. Allerdings sind auch viele kleinere Häfen vorhanden, die aufgrund ihrer Infrastruktur mit denen Westeuropas unvergleichbar sind.[86]

Im Binnenschiffstransport ist der Verkehr seit 1990 stark zurückgegangen und seit 1993 um 400 Millionen Tonnen geschrumpft. Viele Binnenhäfen schreiben Verluste. Die hauptsächliche Geschäftstätigkeit vieler Reeder beschränkt sich auf den Transport von Sand und Kies. Im Jahr 2002 betrug der Anteil der Binnenschifffahrt im Güterverkehr in Russland 1,9 Prozent und jener im Personenverkehr 0,3 Prozent.[87]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 17: Kennzahlen der voraussichtlichen Güterverkehrsentwicklung des Binnenschiffsverkehrs in Russland

(Quelle: verändert übernommen aus: Nehls, K. (2002), S.586, Wachstumsraten eigene Berechnung)

Aber auch die Binnenschifffahrt wird im Laufe der Jahre einen Zuwachs, ähnlich wie andere Verkehrsträger, in Russland haben. Die durchschnittliche Wachstumsrate soll bei 4,3 Prozent liegen (siehe Tabelle 17).

Begünstigt werden könnte dieser Fakt auch durch ein Projekt der European River/Sea-Transport Union (Erstu). So sollen die europäischen Tiefwasserstraßen Russlands in das Trans-Europäische-Netz (TEN) integriert werden. Vor allem an der Wolga und am unteren Don gestaltet sich dies aber problematisch, da die geforderte Wassertiefe von 4,5 Metern

dort nicht erreicht wird. Ziel dieses Projektes ist es ein durchgehendes Wasserstraßennetz zu schaffen (siehe Abbildung 12).[88]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 12: Europäisches Wasserstraßennetz unter Einbeziehung Russlands nach

Vorstellung der Erstu

(Quelle: Hof, H. (2003), S.29)

Bereits in den neunziger Jahren wurde über durchgehende Verbindungen von containerisierter Ladung von Paris bis nach Moskau auf dem Wasserweg nachgedacht. Leider wurden diese Pläne mit der Augustkrise 1998 in Russland wieder verworfen. Anders sieht es im Verkehr zwischen Deutschland und Russland aus. Hier gab es bereits im Jahr 1999 Direktverbindungen von den Häfen Rostock und Lübeck nach Moskau.[89]

2.2.8.4 Seeverkehr

Der Transport auf dem Seeweg ist in der Russischen Föderation sehr stark exportorientiert. Dabei wurden seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion viele Güterströme über nichtrussische Häfen des Baltikums geleitet. Nicht verwunderlich ist daher, dass sich Russland seit 1993 verstärkt bemüht die Import-, Export- und Transitströme über die

eigenen Seehäfen zu lenken. Mit Hilfe von Ausbau- und Neubauprogrammen soll die Infrastruktur der russischen Seehäfen erweitert und verbessert werden. Bis zum Jahr 2010 will Russland wieder 90 Prozent seines Güterverkehrs über inländische Häfen abwickeln.[90]

Die größten Seehäfen Russlands sind die Noworossijsk, Sankt Petersburg, Wladiwostok, Wostotschny, Nachodka und Wanino. Der Güterumschlag sämtlicher russischer Häfen konnte vom Jahr 1999 zu 2002 um 61,2 Prozent gesteigert werden. Dabei erhöhte sich insbesondere der Umschlag der Flüssiggüter (siehe Tabelle 18).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 18: Güterumschlagsstatistik der Seehäfen Russlands

(Quelle: verändert übernommen aus: Kulke-Fiedler, C. (2003a), S.25, teilweise eigene Berechnungen)

Bei der Flotte hat Russland mit einigen Problemen zu kämpfen. So wurden 1999 94 Prozent der russischen Außenhandelsgüter durch ausländische Reedereien transportiert. Problematisch erweist sich auch der Rückgang der Tonnage der nationalen Flotte und eine fehlende Mehrwertsteuerbefreiung für internationale Seebeförderungen. Daher sollte im Jahr 2003 das „Russische Internationale Schifffahrtsregister“ geschaffen werden, welches bis dahin fehlte.[91]

Die Seeschifffahrt ist in der Russischen Föderation mit einem prozentualen Anteil von 4,2 Prozent als Verkehrsträger am Güterverkehr in Russland beteiligt. Im Laufe der Jahre wird

ihr aber auch ein steigender Anteil prognostiziert. Die durchschnittliche Wachstumsrate soll bei 2,9 Prozent liegen (siehe Tabelle 19).[92]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 19: Kennzahlen der voraussichtlichen Güterverkehrsentwicklung des Seeverkehrs in Russland

(Quelle: verändert übernommen aus: Nehls, K. (2002), S.586, Wachstumsraten eigene Berechnung)

2.2.8.5 Luftverkehr

Von besonderer Bedeutung, schon zu Zeiten der Sowjetunion, war der Luftverkehr für Russland. Vor allem in den nördlichen Gebieten, in denen aufgrund der klimatischen Gegebenheiten verkehrsfeindliche Bedingungen herrschen, ist der Flugverkehr zur infrastrukturellen Verbindung unerlässlich. Ebensolche Verhältnisse herrschen auch in weiten Teilen Sibiriens vor.[93]

Verbindungen zu mehreren russischen Städten werden durch verschiedene internationale Fluggesellschaften angeboten. Im Luftverkehr innerhalb Russlands werden Flugverbindungen häufig von der Aeroflot angeboten. Daneben existieren zahlreiche weitere Fluggesellschaften, von denen viele klein und regional ausgerichtet sind. Auf die Unternehmungen Aeroflot, Wolga-Dnepr, Atlant-Sojuz und East-Line entfallen 60 Prozent des inländischen Güterverkehrs und 75 Prozent des Güterverkehrs ins Ausland. Allerdings geht der Trend hin zu einer Marktbereinigung, da sich die Zahl der Luftverkehrsunternehmen verringert hat. Etwa 1163 Flugzeuge befanden sich im Jahr 2004 im Besitz von ca. 200 Fluggesellschaften. Allerdings sind von den Maschinen

ungefähr 50 Prozent bis zum Jahr 2010 zu erneuern, was bedeutet, dass gerade dieser Bereich vor großen Investitionen steht.[94]

Im Jahr 2002 gab es in der Russischen Föderation 451 Flughäfen mit befestigten Landebahnen. Im Jahr 2005 waren es bereits 640. Von diesen wurden 61 als internationale Flughäfen bezeichnet. Viele der Airports können aber von ausländischen und schweren inländischen Flugzeugen nicht angeflogen werden. Etwa 70 Prozent der Flüge erfolgen über Moskau mit seinen drei großen Flughafenkomplexen. Der größte und wichtigste Flughafen ist Moskau-Scheremetjewo. Allerdings gewinnt auch Moskau-Domodedowo an Bedeutung. Im Jahr 2005 hatte dieser Scheremetjewo von der Spitzenposition verdrängt. Für die kommenden Jahre sind große Investitionen in den Ausbau der Flughäfen ganz Russlands geplant. Auch die Privatisierung der Airports, unter Ausschluss der Infrastruktur, ist für die Zukunft geplant. Staatliche russische Stellen sind der Meinung, dass das Potential im Luftverkehr noch nicht annähernd ausgeschöpft ist.[95]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 20: Kennzahlen der voraussichtlichen Güterverkehrsentwicklung des Luftverkehrs in Russland

(Quelle: verändert übernommen aus: Nehls, K. (2002), S.586, Wachstumsraten eigene Berechnung)

In der Russischen Föderation ist der Luftverkehr mit einem prozentualen Anteil von 0,1 Prozent als Verkehrsträger am Güterverkehr in Russland beteiligt. Im Personenverkehr in Russland liegt dieser Anteil bei 16,6 Prozent. Im Laufe der Jahre wird ihm aber vor allem im Personenverkehr ein steigender Anteil prognostiziert, der allerdings unterhalb der

Passagierwachstumsrate der Bahn liegen soll. Die durchschnittliche Wachstumsrate wird bei 6,2 Prozent erwartet (siehe Tabelle 20).[97]

2.2.8.6 Rohrleitungstransport

Das Pipelinesystem ist in Russland wichtiges Instrument zum Transport des geförderten Öls und Gases. Im Jahr 1999 gehörte das Netz der Firma Transneft, die zu 100 Prozent im Staatsbesitz war. Auch in Zukunft will die Regierung der Russischen Föderation die Kontrolle über das Pipelinenetz behalten. Im gleichen Jahr umfasste das Rohrleitungssystem zum Öltransport 46000 Kilometer. Im Jahr 2004 bestand das Netz aus 150007 Kilometern Gaspipelines, 75539 Kilometern Ölpipelines und rund 14000 Kilometern an weiteren Rohrleitungssystemen. Es verbindet die wichtigsten Förderregionen mit den Konsumentenmärkten in Zentralrussland, den Ölterminals in den russischen Häfen oder über die Grenzen hinweg zu den Konsumenten in ganz Europa. Einen Überblick vermittelt die Abbildung 13. Die Transportleistungen werden in der Tabelle 21 vermittelt.[98]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 13: Hauptsächliche Ölpipelines, -fördergebiete und –exportterminals in Russland,

der Ukraine und den Baltischen Staaten (nicht maßstabsgetreu)

(Quelle: Brodin, A. (2002), S.57)

[...]


[1] Vgl. OEIM (1999, Hrsg.), S.XVI

[2] Siehe Anhang 22, Tab. 1, S.138

[3] Vgl. o.V. (o.J.), S.380

[4] Vgl. o.V. (o.J.), S.380

[5] Vgl. Stadelbauer, J. (2001), S.16 f. und o.V. (o.J.), S.380, siehe auch Anhang 1, Abb. 1, S.117 und Anhang

2, Abb. 2 , S.118

[6] Vgl. o.V. (o.J.), S.380, siehe auch Anhang 1, Abb. 1, S.117

[7] Vgl. o.V. (o.J.), S.380, siehe auch Anhang 1, Abb. 1, S.117

[8] Vgl. bfai (2005a, Hrsg.), o.S.

[9] eigene Berechnung gemäß Durchschnitt der Wachstumsraten pro Jahr der Jahre 2003 bis 2008

[10] Vgl. Stadelbauer, J. (2001), S.17 f. und Stadelbauer, J. (2003), S.6 f., Zu den Entfernungen zwischen den

Zentren der Russischen Föderation siehe auch Anhang 3, Abb. 3, S.119.

[11] Vgl. o.V. (o.J.), S.380 und Pleines, H. (2003), S.23 ff.

[12] Vgl. Stadelbauer, J. (2001), S.18 f.

[13] Vgl. o.V. (o.J.), S.381 und Kumm, U. (o.J.), S.66

[14] Vgl. Welfens, P.J.J. (2002), S.4 f. und Kumm, U. (o.J.), S.66

[15] Vgl. Erler, G. (1999), S.82

[16] Vgl. ebenda, Sutela, P. (2001), S.142 und Kumm, U. (o.J.), S.66

[17] Vgl. Kumm, U. (o.J.), S.66

[18] Vgl. ebenda, S.68 f.

[19] Vgl. Höhmann, H.-H. (2003), S.51 f.

[20] Vgl. ebenda, S.52

[21] Vgl. ebenda

[22] Vgl. ebenda

[23] Vgl. Höhmann, H.-H. (2003), S.52

[24] Vgl. ebenda

[25] Vgl. ebenda, S.53

[26] Vgl. ebenda, S.53 f.

[27] Vgl. Stadelbauer, J. (2001), S.11

[28] Vgl. ebenda, siehe auch Anhang 4, Abb. 4, S.120

[29] Vgl. Stadelbauer, J. (2003), S.4 und bfai (2005a, Hrsg.), o.S., siehe auch Anhang 4, Abb. 4, S.120

[30] Vgl. Stadelbauer, J. (2003), S.4 und Stadelbauer, J. (2001), S.11 f., siehe auch Anhang 4, Abb. 4, S.120

[31] Vgl. Cartellieri, U. (1999), S.86

[32] Vgl. Stadelbauer, J. (2003), S.5 und o.V. (o.J.), S.381

[33] Vgl. Stadelbauer, J. (2003), S.5

[34] Vgl. Stadelbauer, J. (2003), S.5, siehe auch Anhang 4, Abb. 4, S.120

[35] Vgl. Erler, G. (1999), S.82 f.

[36] Vgl. bfai (2005a, Hrsg.), o.S

[37] Vgl. Schulze, M. (2001), S.21

[38] Vgl. Clement, H. (2004), S.8

[39] Vgl. o.V. (o.J.), S.381, siehe auch Anhang 4, Abb. 4, S.120

[40] Vgl. Clement, H. (2004), S.2

[41] Vgl. ebenda, S.3 f.

[42] Vgl. Clement, H. (2004), S.19 und DIW (2000), S.5, siehe auch Anhang 25, Tab. 4, S.141

[43] Vgl. Clement, H. (2004), S.19 f., siehe auch Anhang 25, Tab. 4, S.141

[44] Vgl. DIW (2000), S.5

[45] Vgl. Clement, H. (2004), S.21 f., siehe auch Anhang 26, Tab. 5, S.142

[46] Vgl. Auswärtiges Amt (2005b, Hrsg.), o.S.

[47] Vgl. Auswärtiges Amt (2005b, Hrsg.), o.S. und bfai (2005a, Hrsg.), o.S.

[48] Vgl. Auswärtiges Amt (2005b, Hrsg.), o.S.

[49] Vgl. Russische Botschaft in Deutschland (2004, Hrsg.), o.S. und Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft

(2001), S.217

[50] Vgl. FIAC und PNB (2005, Hrsg.), S.6 f., [eigene Übersetzung]

[51] Vgl. Clement, H. (2001), S.153 und Ministry for Economic Development and Trade of the Russian

Federation (2005, Hrsg.), S.7 [eigene Übersetzung]

[52] Vgl. Clement, H. (2004), S.59 f.

[53] Vgl. ebenda

[54] Vgl. ebenda

[55] Vgl. Clement, H. (2001), S.155

[56] Vgl. Lichter, W. (2005), S.7 f.

[57] Vgl. ebenda. S.8, Für eine genauere Aufschlüsselung der Importe siehe auch Anhang 23, Tab. 2, S.139.

[58] Vgl. Lichter, W. (2005), S.8 f., Für eine genauere Aufschlüsselung der Exporte siehe auch Anhang 24,

Tab. 3, S.140.

[59] Vgl. Russische Botschaft in Deutschland (2004, Hrsg.), o.S. und Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft

(2001), S.214

[60] Vgl. bfai (2005a, Hrsg.), o.S.

[61] Vgl. ebenda

[62] Vgl. Kaltenbach, L. (2006), S.19

[63] Vgl. ebenda, S.25

[64] Aufgrund der schwierigen Datenrecherche können nur Güterströme nach und aus NRW analysiert werden!

[65] Vgl. Westphal, T. (2003), o.S.

[66] Vgl. Eijbergen, B., et al. (2004), S.14, [eigene Übersetzung]

[67] Vgl. CIA (2006, Hrsg.), o.S. [eigene Übersetzung]

[68] Vgl. ebenda und Naumann, J., et al. (2003), S.10, Eine Übersicht über die Bedeutsamkeit und den

Streckverlauf der Transsib befindet sich im Anhang 5, Abb. 5, S.121

[69] Vgl. Berndt, T. und Vlasenko, S. (2004), S.250

[70] Vgl. Berndt, T. und Vlasenko, S. (2004), S.250

[71] Auf die Detaillierung der Einzelziele soll an dieser Stelle verzichtet werden.

[72] Vgl. Berndt, T. und Vlasenko, S. (2004), S.250 f. und Kulke, C. und Hof, H. (2001), S.14

[73] Vgl. Kulke, C. und Hof, H. (2001), S.14

[74] Vgl. Berndt, T. und Vlasenko, S. (2004), S.251 f. und Kulke, C. und Hof, H. (2001), S.14

[75] Vgl. Berndt, T. und Vlasenko, S. (2004), S.252 f.

[76] Vgl. CIA (2006, Hrsg.), o.S.[eigene Übersetzung] und Hof, H., et al. (2003), S.23

[77] Vgl. Schmidt, B., et al. (2003a), S.7 und Schmidt, B., et al. (2004), S.10

[78] Vgl. Eijbergen, B., et al. (2004), S.9, [eigene Übersetzung] und Hof, H., et al. (2003), S.23

[79] Vgl. Schmidt, B., et al. (2003a), S.7 und bfai (2005d, Hrsg.), o.S.

[80] Vgl. o.V. (1998), S.39 und Berndt, T. und Vlasenko, S. (2004), S.250

[81] Werkverkehr und gewerblicher Kraftverkehr

[82] Vgl. Eijbergen, B., et al. (2004), S.5, [eigene Übersetzung] und Legat, W. (2002), S.268

[83] Vgl. CIA (2006, Hrsg.), o.S. [eigene Übersetzung], Naumann, J. und Rentner, H. (2003), S.11, Müller, J.

und Hof, H. (2004), S.39 und Radloff, M. (2005b), S.8

[84] Vgl. Vgl. Naumann, J. und Rentner, H. (2003), S.11 und Gessner, A. (1999b), S.4 f.

[85] Vgl. Naumann, J. und Rentner, H. (2003), S.11 und Müller, J. und Hof, H. (2004), S.39

[86] Vgl. Müller, J. und Hof, H. (2004), S.39

[87] Vgl. Gessner, A. (1999b), S.4, Naumann, J. und Rentner, H. (2003), S. 11 und Berndt, T. und Vlasenko, S.

(2004), S.250

[88] Vgl. Hof, H. (2003), S.29

[89] Vgl. Albrecht, J.C. (2000), S.45 und Gessner, A. (1999b), S.5

[90] o.V. (2002), S.49 und Radloff, M. (2003), S.8

[91] Vgl. o.V. (2000), S.19 und Kulke-Fiedler (2003b), S.9

[92] Vgl. Berndt, T. und Vlasenko, S. (2004), S.250

[93] Vgl. o.V. (2006a): Russland. In: http://de.wikipedia.org/wiki/Russland, vom 23.1.2006, o.S.

[94] Vgl. o.V. (2006a): Russland. In: http://de.wikipedia.org/wiki/Russland, vom 23.1.2006, o.S., Kulke-

Fiedler, C. (2003b), S.9, Verband der Deutschen Wirtschaft in der Russischen Föderation (2004, Hrsg.),

S.41, bfai (2003a, Hrsg.), o.S. und CIA (2006, Hrsg.), o.S.

[95] Vgl. bfai (2003b, Hrsg.), o.S., bfai (2005c, Hrsg.), o.S. und Ballin, A. (2005), S.38

[96] In der vorliegenden gedruckten Form der Zeitschrift wird die Gütermenge anstatt in „kt“ in „kn“

angegeben. In einem Telefonat mit Dr. Nehls bestätigte sich die Vermutung eines Druckfehlers.

[97] Vgl. Berndt, T. und Vlasenko, S. (2004), S.250 und Nehls, K. (2002), S.585

[98] Vgl. Brodin, A. (2000), S.56 [eigene Übersetzung], bfai (2003a, Hrsg.), o.S. und CIA (2006, Hrsg.), o.S. [eigne Übersetzung]

Ende der Leseprobe aus 204 Seiten

Details

Titel
Perspektiven des russischen Marktes für den Ostseeverkehr
Untertitel
Untersuchung anhand ausgewählter Regionen
Hochschule
Universität Rostock  (Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Verkehrswirtschaft der Universität Rostock. Institut für Verkehr und Logistik)
Veranstaltung
Verkehrswirtschaft und Logistik
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
204
Katalognummer
V63725
ISBN (eBook)
9783638567015
ISBN (Buch)
9783638865241
Dateigröße
7606 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
sehr großer Anhang!
Schlagworte
Perspektiven, Marktes, Ostseeverkehr, Untersuchung, Regionen, Verkehrswirtschaft, Logistik, Osteuropa, Russland, Schifffahrt, Häfen, Wirtschaftszweige, Baltischer Raum
Arbeit zitieren
Dipl.-Kfm. Rüdiger Wegner (Autor:in), 2006, Perspektiven des russischen Marktes für den Ostseeverkehr, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63725

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