Zum Zusammenhang zwischen moralischem Urteil und Verhalten


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Was ist Moral?
1.1. Was ist moralisches Handeln?
1.2. Kohlbergs Herangehensweise

2. Der Zusammenhang zwischen moralischem Urteil und Verhalten nach Kohlberg
2.1. Kohlbergs Modell der Moralentwicklung
2.2 Der Aspekt des Urteils
2.3. Urteil und Handeln

3. Kritik an Kohlbergs Modell
3.1. Ein eingleisiger Entwicklungsprozess?
3.2. Gibt es moralisches Handeln?

4. Urteil und Verhalten: ein Bruch in uns?

Literaturverzeichnis:

1. Was ist Moral?

„Die moderne Menschheit hat zwei Arten von Moral: eine, die sie predigt, aber nicht anwendet, und eine andere, die sie anwendet, aber nicht predigt. Bertrand Russell (1872-1970), brit. Philosoph u. Mathematiker.“ (Schumacher, URL: http://www.zitate.de/detail-kategorie-6823.htm, Download vom 25.07.2006)

Dieser Ausspruch eines britischen Philosophen ist heute vermutlich aktueller denn je. Sowohl auf der Bühne der großen Weltpolitik als auch im kleinen, alltäglichen Leben des Menschen scheint es eine Art von Doppelmoral zu geben, deren eine Seite sein Handeln manchmal in falsche oder nicht vertretbare Richtungen lenkt. Als Beispiele seien hier nur Konflikte wie der letzte Irak - Krieg, die Situation im nahen Osten, oder auch die Ellenbogenmentalität einiger Studenten genannt. Im Vorfeld des Irak – Krieges wurde mit Lügen argumentiert um einen Krieg gegen einen, zugegebenermaßen, tyrannischen Diktator zu beginnen, der objektiv jedoch nicht dessen Entmachtung, sondern die Sicherung der Ölversorgung der so genannten westlichen Welt zum Ziel hatte. Ist solches Verhalten wirklich moralisch? Im Nahen Osten baut Israel Mauern und verbietet Mischehen um sich, so heißt es, vor terroristischen Attacken der Palästinenser zu schützen. Kürzlich erst begann hier ein Krieg gegen eine ganze Nation und dessen Zivilbevölkerung unter Hilfe von fadenscheinigen Begründungen. Ist solches Verhalten moralisch? Studenten an unserer Universität, nehmen ihr Recht an Mitbestimmung nur äußerst begrenzt war (man erinnere sich an die Beteiligung an der letzten Uni – Wahl), berufen sich in Diskussionen, zum Beispiel zum Thema Studiengebühren, jedoch immer wieder darauf, dass sie kaum Mitspracherecht besitzen würden. Ist solches Verhalten moralisch? Die Antwort kann nur nein lauten. Dennoch berufen sich genau die in den Beispielen skizzierten Personengruppen immer wieder auf höhere Werte an denen sie sich orientieren würden. Auf Gott, auf den Schutz des Menschenlebens (solange es Menschen des eigenen Volkes sind) oder auch auf das Recht auf Demokratie und Mitbestimmung. Es stellt sich also die Frage, ob in gewissen Situationen wirklich mit zweierlei Maß gemessen wird, oder ob es anderweitige Gründe für die Diskrepanzen zwischen moralischen Erwartungen und tatsächlichem Verhalten gibt. Liegt es etwa in der Natur der Sache, dass wir zwar sehen, was moralisch richtig wäre, aber nicht danach handeln können? Gibt es diesen Bruch zwischen moralischem Urteil und moralischem Handeln tatsächlich? Diesen Fragen möchte ich mich in der folgenden Arbeit zumindest annähern, denn anzunehmen diese definitiv beantworten zu können, wäre wohl vermessen.

Um dennoch etwas Licht ins Dunkle zu bringen möchte ich mich vor allem mit Arbeiten des Moralforschers schlechthin beschäftigen: Lawrence Kohlberg. Durch die Betrachtung seiner Theorie der Moralentwicklung und seiner Annahmen zum Zusammenhang zwischen moralischem Urteil und Verhalten hoffe ich mich verschiedenen möglichen Antworten zu nähern. Ein kritischer Blick auf seine gemachten Ausführungen soll jedoch ebenfalls folgen. Abschließend möchte ich dann versuchen, die gestellte Frage nach dem Bruch in uns ansatzweise zu beantworten. Bevor wir uns jedoch dem Zusammenhang zwischen moralischem Urteil und Handeln zuwenden können, gilt es zu klären, was Kohlberg denn unter dem Begriff moralischen Handelns versteht. Außerdem soll im Anschluss kurz die theoretische Fragestellung und die grundlegende Herangehensweise Kohlbergs erläutert werden.

1.1. Was ist moralisches Handeln?

Kohlberg und Candee versuchen diese Frage bereits zu Beginn ihres Werkes „The Relationship of Moral Judgement to Moral Action“, das Bestandteil des Sammelwerkes „Morality, Moral Behavior, And Moral Development“ von Kurtines und Gewirtz ist, zu beantworten. Sie machen dabei drei grundlegende Herangehensweisen an das Problem ausfindig, wobei sie sich an Kleinberger orientieren. Als erste beschreiben sie einen rationalistischen Typus, bei dem allein die Intention des Akteurs den Ausschlag dafür gibt, ob eine Handlung moralisch ist oder nicht. Beim zweiten Typ, dem naturalistischen, ist die Intention des Handelnden nicht allein von zentraler Bedeutung, es wird ebenfalls die Handlung und deren Folgen beurteilt. Ein dritter Typus, den sie sozial - behavioristisch nennen, versucht die Handlung alleine zu beurteilen, ohne gefällte Urteile oder Absichten des Handelnden mit einzubeziehen. (vgl. Garz, 1999, S. 16)

Kohlberg und Candee verwerfen diesen dritten Typus jedoch. Stattdessen wird versucht, die beiden anderen Ansätze zu beleuchten und in ihre Theorie zum Zusammenhang des moralischen Urteils und Handelns zu integrieren. Des weiteren stellt sich die Frage ob man die Bewertung einer Handlung als moralisch eher relativistisch versteht, oder eher universalistisch. Relativistisch meint, dass das Individuum selbst entscheidet welche Handlung moralisch richtig oder falsch ist. Ist die ausgeführte Handlung dann mit der vorher gefällten Entscheidung übereinstimmend, also konsistent, so könne von moralischem Handeln gesprochen werden. Kohlberg nennt den gesamten Vorgang „moralische Verantwortlichkeit“ (Garz, 1999, S. 19), hieraus entwickelt er dann die beiden Arten des Urteils, zu denen ich später mehr sagen werde (siehe 2.2.). Betrachtet man Handlungen bezüglich moralischer Richtigkeit eher universalistisch, so wird impliziert, dass man objektiv und universell eine Handlung als richtig oder falsch beurteilen kann, da bei Übereinstimmung über die Faktenlage auch eine Übereinstimmung im deontischen Urteil die Folge ist. Es steht also von vorneherein fest wie ein Individuum zu handeln hat. Diese Art der Betrachtung greift Kohlberg in seiner Unterscheidung der Typen A und B auf, die ich ebenfalls weiter unten beleuchten werde (siehe 2.2.). (vgl. Gewirtz, 1984, S. 60ff.)

Was zeichnet nun letzten Endes moralisch richtiges Handeln aus? Erstens ist die Handlung mit der vorher gefällten moralischen Entscheidung des Handelnden konsistent und damit subjektiv richtig. Zweitens lässt sich die Handlung durch einen Außenstehenden als objektiv richtig, unter Bezugnahme auf philosophische Prinzipien (z.B. Kants kategorischer Imperativ), charakterisieren. Treffen beide Kriterien zu, so kann man laut Kohlberg von einer moralisch richtigen Handlung sprechen. (vgl. Garz, 1999, S. 29)

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Zum Zusammenhang zwischen moralischem Urteil und Verhalten
Hochschule
Universität Augsburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V63695
ISBN (eBook)
9783638566803
ISBN (Buch)
9783638895842
Dateigröße
521 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zusammenhang, Urteil, Verhalten
Arbeit zitieren
Florian Rößle (Autor:in), 2006, Zum Zusammenhang zwischen moralischem Urteil und Verhalten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63695

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