Wirtschaftswachstum und Strukturwandel der Region Neckar-Alb


Seminararbeit, 2005

19 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorstellung der Region Neckar-Alb

2. Begriffliche Grundlagen
2.1 Wachstum
2.1.1 Regionalökonomische Wachstumskonzepte
2.1.1.1 Neoklassischer Erklärungsansatz
2.1.1.2 Wachstumpolkonzept
2.1.1.3 Exportbasiskonzept
2.1.1.4 Zusammenfassung
2.2 Strukturbegriff
2.2.1 Sektoraler Strukturwandel
2.2.2 Drei-Sektoren-Hypothese
2.3 Produzierendes Gewerbe

3. Industrielle Standorttheorie von Alfred Weber
3.1 Transportkosten
3.2 Arbeitskosten
3.3 Agglomerationsvorteile

4. Wachstum und Strukturwandel in der Region Neckar-Alb
4.1 Generelle Trends
4.2 Analyse des industriellen Sektors in der Region Neckar-Alb

5. Alfred Weber in Neckar-Alb

Literaturverzeichnis

1. Vorstellung der Region Neckar-Alb

Die Region Neckar-Alb liegt im Zentrum Baden-Württembergs. Mit 2.531 km2 stellt sie die siebente der zwölf Regionen des Landes.[1]

Ein Überblick über die Region liefert die folgende Übersichtkarte:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersichtskarte 1: Region Neckar-Alb

Die Wirtschaft der Region war in den letzten Jahrzehnten stärker industriell geprägt als der Durchschnitt Baden-Württembergs. Die Leder-, Textil- und Bekleidungsindustrie gehört zu den wichtigsten regionalen Arbeitgebern im Verarbeitenden Gewerbe. Die Krise dieser Branche beeinflusste die Beschäftigtenentwicklung in der Region stark.[2]

Nachdem ich zunächst theoretische Grundlagen vermittle, werde ich im folgenden Kapitel auf die industrielle Standortlehre von Alfred Weber eingehen und die standortbildenden Faktoren für Industrieunternehmen darstellen. Es folgt dann ein empirischer Teil, wobei ich auf generelle Trends des Strukturwandels, und im speziellen auf den industriellen Sektor in der Region Neckar-Alb eingehe. Zum Abschluss meiner Arbeit versuche ich dann herauszuarbeiten inwieweit die Standortlehre von Alfred Weber die Region Neckar-Alb prägte und heute immer noch prägt.

2. Begriffliche Grundlagen

2.1 Wachstum

Grundsätzlich kann man sagen, dass Wachstum eine Aufwärtsentwicklung darstellt, bei der der stationäre Zustand einer Wirtschaft, in der sich die Kreislaufvariablen stets auf demselben Niveau befinden, durchbrochen wird. Ähnlich wie beim Strukturbegriff liegt auch hier keine Definition des Wachstums vor, vielmehr wird von Wachstumsindikatoren gesprochen. Die Entwicklung des Sozialprodukts wird dabei als Indikator überwiegend anerkannt, wobei neben dieser Outputgröße auch die Entwicklung der Inputgrößen, wie die Zahl der Erwerbstätigen[3] für den Wachstumsvorgang maßgeblich ist.

2.1.1 Regionalökonomische Wachstumskonzepte

Die regionalwirtschaftliche Theorie ist durch eine Vielzahl an Konzepten gekennzeichnet. Im Folgenden werde ich drei Ansätze vorstellen, wobei bewusst keine Bewertung vorgenommen wird.

2.1.1.1 Neoklassischer Erklärungsansatz

Nach neoklassischen Auffassungen neigen ökonomische Prozesse aus sich heraus zu Stabilität, wenn die Voraussetzungen[4] für die vollständige Funktionsfähigkeit eines marktwirtschaftlichen Systems gegeben sind. Wirtschaftswachstum ist in diesem Prozess optimal, wenn eine ausgeglichene Allokation der Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und technischer Fortschritt stattfindet.

Laut der Grenzproduktivitätstheorie wandern die Produktionsfaktoren dorthin, wo die Grenzproduktivität am höchsten ist.[5] Kapital wandert in Regionen mit einer besseren Verzinsung und Arbeitskräfte gehen in Regionen, in denen es höhere Einkommensmöglichkeiten gibt.

Wenn die Prämissen des neoklassischen Modells gegeben sind, bringen die Marktkräfte „ein ungleichgewichtiges Wirtschaftswachstum aus sich heraus zum Ausgleich“.[6] Dies führt zu einem Ausgleich der Wertgrenzproduktivitäten. Der Anpassungsprozess hat ein optimales und stabiles Wachstum zur Folge.

In der Realität existieren in den Regionen ökonomische Entwicklungsunterschiede mit unterschiedlichen Wachstumsraten. Nach Auffassung der Neoklassik kommt dies zustande, wenn die Voraussetzungen für die Funktionsfähigkeit eines marktwirtschaftlichen Systems nicht gegeben sind. Den Regionen fehlen die Fähigkeiten zum Wandel und Anpassung.

Strukturpolitische Eingriffe konzentrieren sich daher auf die Stärkung der Marktkräfte durch Erhaltung, Förderung und Verbesserung der marktwirtschaftlichen Wettbewerbsbedingungen. Mit Hilfe von Subventionen wird versucht, in zurückbleibenden Regionen für eine Ausweitung der Produktionsmittel zu sorgen. Durch Förderung der Mobilität der Produktionsfaktoren sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Wirtschaft selbständig zum Ausgleich findet.

2.1.1.2 Wachstumpolkonzept

Der Grundgedanke dieser Theorie besteht in der Annahme, dass wirtschaftliches Wachstum als ungleichgewichtiger, sich selbst verstärkender Prozess gesehen wird und von Wachstumspolen ausgeht. Wachstumspole können dabei einzelne Firmen oder Branchen sein. Sie werden als Keimzellen des Wachstums angesehen, da sie das technologische und marktliche Potential besitzen, neue Absatzfelder zu erschließen.

In diesem Konzept prägt der Wachstumspol nicht nur die Struktur der Region, sondern bestimmt durch sein Wachstumspotential die ökonomische Entwicklung mit, da die anderen Wirtschaftsbereiche von den Anstoßeffekten des Pols abhängen.[7]

Im Wachstumsprozess gehen nun Anstoßeffekte vom Wachstumspol auf das Beziehungsgeflecht aus.[8] Es wird hierbei zwischen Koppelungs,- Einkommens- und Akzelartoreffekten unterschieden.

Bei den Koppelungseffekten handelt es sich um Anstoßwirkungen produktionstechnisch bedingter Verflechtungen. Durch eine Steigerung der Produktion steigt auch der Bedarf an Vorleistungen. Somit sind eine Reihe weiterer Wirtschaftsbereiche von der Entwicklung des Wachstumspols abhängig. Es entstehen selbstbeschleunigende Effekte und ein erhöhtes Entwicklungstempo. Die Attraktivität der Region wird erhöht, da Unternehmen, die sich ansiedeln wollen, ein breiteres Angebot an Absatz- und Beschaffungsmöglichkeiten vorfinden, als in Regionen ohne Wachstumspol.

Die Einkommenseffekte ergeben sich aus der Wiederausgabe der Einkommen, die im Wachstumspol und seinen Vorleistungsbereichen entstanden sind. Dadurch entstehen nachfrageseitige Multiplikatoreffekte.

Mit der Produktionsausdehnung werden Kapazitätsanpassungen notwendig, die zusätzliche Investitionen induzieren. Dies wird als Akzeleratoreffekt bezeichnet.

2.1.1.3 Exportbasiskonzept

Die Exportbasistheorie sieht den Schlüssel für regionale Wachstumsprozesse in der Vorstellung einer arbeitsteiligen Volkswirtschaft. Es liegt ein Zwei-Regionen-Modell zugrunde, in dem die Gesamtwirtschaft aus der zu betrachtenden Region und einer so genannten „Restregion“ besteht.[9] In der jeweilig zu betrachteten Region werden die Wirtschaftssektoren in einen Leistungssektor für den überregionalen (Basis-Sektor) und regionalen Markt (Nicht-Basis-Sektor) unterteilt.[10]

Die exportierten Güter erzeugen in die Region einfließende Einkommensströme. Dies hat eine Erhöhung der regionalen Nachfrage zur Folge, so dass sich im Ergebnis die Bedingungen für die Entwicklung der regionalen Wachstumskräfte verbessern.

Im Gegensatz dazu, werden Güter die nur für den lokalen Markt hergestellt und dort verwendet werden, keine Erhöhung des regionalen Gesamteinkommens bewirken.[11]

Das regionale Wirtschaftswachstum ist nach diesem Konzept allein durch die fortgesetzte Exportüberschussnachfrage bestimmt.

2.1.1.4 Zusammenfassung

Mit der Darstellung der drei Wachstumstheorien muss festgehalten werden, dass die Regionalwissenschaft durch das Fehlen einer geschlossenen Theorie geprägt ist. Während Beispielhaft die neoklassische Theorie einen gleichgewichtigen Wachstumsprozess anstrebt, fordert die Wachstumspoltheorie ungleichgewichtiges Wachstum. Demgemäß fallen Handlungsanweisungen oft widersprüchlich aus.

[...]


[1] vgl. Winkelmann [Statistik] 3.

[2] Siehe Kapitel 4.2

[3] Begriff der amtlichen Statistik für Personen, die in einem Arbeitsverhältnis stehen oder selb- ständig ein Gewerbe oder eine Landwirtschaft betreiben oder einen freien Beruf ausüben.

[4] vgl. Gornig [Strukturwandel] 63.

[5] vgl. Eckey [Strukturpolitik] 92.

[6] Ziegler [Strukturpolitik] 66.

[7] vgl. Gornig [Strukturwandel] 127.

[8] Ebenda 126f.

[9] vgl. Fritsch [Exportbasistheorie] 267.

[10] vgl. Peters [Mesoökonomie] 164.

[11] vgl. Scharff [Entwicklungspotentiale] 51.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Wirtschaftswachstum und Strukturwandel der Region Neckar-Alb
Hochschule
Universität Hohenheim
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
19
Katalognummer
V63633
ISBN (eBook)
9783638566377
Dateigröße
463 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirtschaftswachstum, Strukturwandel, Region, Neckar-Alb
Arbeit zitieren
Christoph Haffa (Autor:in), 2005, Wirtschaftswachstum und Strukturwandel der Region Neckar-Alb, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63633

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