Schule und Gewalt


Hausarbeit, 2005

22 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Abgrenzung und Diskussion des Begriffes Gewalt

2. Phänomene der Gewalt in der Schule
2.1. Gewalt, die von Schülern ausgeht
2.2. Gewalt, die von Lehrern ausgeht
2.3. Das Ausmaß des Phänomens

3. Ursachen der Gewalt in der Schule bei Wenzel

4. Erklärungsversuche für die Gewalt an Schulen
4.1. Gewalt als genetisch angelegtes „normales“ Verhaltensmuster
4.2. Gewalt als soziales Verhaltensmodell
4.3. Aggression als Ergebnis von Frustration

5. Schule und Gewalt im Ost-West-Vergleich: Die Untersuchung Wilfried Schubarths
5.1. Kurzbeschreibung der Studie
5.2. Schubarths Untersuchungsergebnisse
5.3. Erklärungen für das Untersuchungsergebnis

6. Der Oskar-prämierte Dokumentarfilm: Michael Moores „Bowling for Columbine“

7. Negative Tendenzen, neue Gewaltphänomene und die gleichzeitige Überschätzung des Phänomens

8. Pädagogische und politische Schlussfolgerungen

9. Resümee
Der Gewaltbegriff
Vorgehensweise und Ergebnisse

Literaturverzeichnis

Internetquellen

Einleitung

Erfurt, 26. April 2002. Kurz nach 11 Uhr alarmiert der Hausmeister des Gutenberg-Gymnasiums in der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt die Polizei, nachdem in der Schule Schüsse gefallen sind. Wie sich später zeigt, sind bereits 15 Menschen tot oder tödlich verletzt als die Polizei eintrifft. Ein von der Schule verwiesener Schüler hatte Minuten zuvor schwer bewaffnet das Schulhaus betreten und LehrerInnen getötet. Zu seinen Opfern werden außerdem zwei Schüler, ein Polizist und schließlich er selbst. Der „Amoklauf von Erfurt“ wurde – wie könnte es auch anders sein – zum Medienereignis und löste eine öffentliche Diskussion über die Gewalt durch Ego-Shooter-Computerspiele, über Jugend und Gewalt sowie über Gewalt an Schulen aus. Landes- wie Bundespolitiker befassten sich medienwirksam mit dem Ereignis.

Einen ähnlich spektakulären Ausbruch von Gewalt an einer Schule hatte es bereits 1999 in der Columbine-Highschool im US-Bundesstaat Colorado gegeben. Zwei Schüler hatten dort zwölf Mitschüler, einen Lehrer und sich selbst umgebracht.

Amokläufe wie die beiden genannten bedeuten eine neue Dimension der Gewalt, das Phänomen von Gewalt an der Schule war allerdings schon lange ein Thema für die Medien. Bereits 1993 hatte das Magazin „Der Stern“ geschrieben: „Sie bewaffnen sich mit Messern, Pistolen und Knüppeln, schlagen sich krankenhausreif, erpressen Schutzgelder - an vielen deutschen Schulen herrschen Angst und Schrecken“[1].

Sind die öffentlich gewordenen Fälle von Gewalt nur die Spitze eines Eisberges und ist in Wahrheit alles viel schlimmer oder vermitteln Sensationsberichte ein falsches Bild von den Zuständen an den Schulen in Deutschland?

In dieser Arbeit werden mehrere Sichtweisen des Phänomens von Schule und Gewalt dargelegt. Ziel ist es dabei, erstens die Feststellungen über das Ausmaß des Phänomens vorzutragen und zu ergänzen: Ist die Gewalt ansteigend und nimmt sie beängstigende Formen an wie verschiedene Massenmedien behaupten?

Zweitens werden die Erscheinungsformen und ihre Tendenzen aufgezeigt wie die Studien sie erfassen.

Drittens sind die übereinstimmenden oder divergierenden Aussagen über die Ursachen von Gewalt an Schulen aufzuzeigen sowie die zur Diskussion stehenden Handlungsalternativen zumindest anzudeuten: Wo sehen die Studien schwerpunktmäßig die Ursachen von Gewalt – in der Schule selbst, im sozialen Umfeld, bei den Massenmedien? Und welche konkreten Gegenmaßnahmen sehen sie?

1. Abgrenzung und Diskussion des Begriffes
Gewalt

Einleitend wird die ausgesprochene oder unausgesprochene Definition von Gewalt analysiert und eine Definition erarbeitet, die im Folgenden zugrunde gelegt wird. Man darf unterstellen, dass die Definition des Begriffs mitentscheidend für die Sichtweise des Phänomens ist.

„Gewalt (eine Bildung des althochdeutschen Verbes walten, bzw. waltan – stark sein, beherrschen) bezeichnet von seiner etymologischen Wurzel her das 'verfügen Können über innerweltliches Sein'. Der Begriff hebt ursprünglich also rein auf das Vermögen zur Durchführung einer Handlung ab und beinhaltet kein Urteil über deren Rechtmäßigkeit. Im heutigen Sprachgebrauch wird "Gewalt" dagegen stark wertend verwendet.“[2]

Im heutigen Sprachgebrauch verwendet Zimbardo beispielsweise Gewalt in Anlehnung an Aggression. „Aggressionen bei Menschen wird definiert als körperliches oder verbales Handeln, das mit der Absicht ausgeführt wird, zu verletzen oder zu zerstören. Gewalt ist Aggression in ihrer extremen und sozial nicht akzeptablen Form.“[3]

Theunert stellt den Zusammenhang von Macht bzw. Herrschaft und Gewalt her.

„Gewalt ist eine Manifestation von Macht und/oder Herrschaft, mit der Folge und/oder dem Ziel der Schädigung von einzelnen Menschen oder Gruppen von Menschen“.[4]

Der Gewaltbegriff ist in hohem Maße abhängig vom Forschungsgebiet, in dem eine Studie durchgeführt wird.

Gewalt kann als Unterform von Aggression angesehen werden (psychologische Studien) oder umgekehrt Aggression als eine Unterform von Gewalt, wie etwa in erziehungswissenschaftlichen Studien, während die Soziologie Gewalt als eine Form des abweichenden Verhaltens verstehen kann.

Häufig meint Gewalt im soziologischen Sinn auch „eine illegitime Ausübung von Zwang: der Wille dessen, über den Gewalt ausgeübt wird, wird missachtet oder gebrochen.“[5]

„Eine allgemein akzeptierte Definition des Begriffes Gewalt gibt es nicht, da seine Verwendung in Abhängigkeit von den spezifischen Erkenntnisinteressen stark variiert.“[6]

Zwar ist Gewalt ein überwiegend negativ besetzter Begriff, man spricht aber andererseits auch von der legitimen Staatsgewalt bzw. von den drei Gewalten des demokratischen Rechtsstaates oder der elterlichen Gewalt.

Eine allgemein akzeptierte Definition von Gewalt besteht, wie vermerkt, nicht, zudem ist der Begriff offenbar Wandlungen unterworfen; belegt wird das durch die Rechtsprechung. „Die neue Rechtsprechung hat den Gewaltbegriff erheblich ausgeweitet; so wird insbesondere das Blockieren von Verkehrwegen (Sitzstreik) von Gerichten als Gewaltanwendung verstanden, obwohl sich die betroffenen Demonstranten gerade hierbei auf die Gewaltlosigkeit ihrer Aktionen berufen.“[7]

Es bedurfte nicht dieser Ausweitung, um Gewalt auch auf Sachen zu beziehen.

Gewalt hat somit verschiedene Erscheinungsformen; zudem lassen sich bestimmte Akteure und soziale Strukturen als „Quelle“ der Gewalt unterscheiden. Voraussetzung für die erstgenannte personale Gewalt, ist ein Ungleichgewicht der physischen Kräfte oder des intellektuellen Potentials. Teils als Formen von Gewalt, teils in Abgrenzung zu Gewalt werden Begriffe wie Mobbing oder Bullying verwendet. Ein „Bully“ ist ein körperlich starker Rüpel, der seine Mitmenschen – etwa Mitschüler – tyrannisiert oder schikaniert. Schikanieren gibt auch am ehesten den Inhalt von Mobbing wieder. Öffentliche Aufmerksamkeit hat die Zunahme von Mobbing am Arbeitsplatz gefunden. Da Mobbing psychische Gewalt einschließt, ist es für den hier erörterten Zusammenhang relevant. In den in vorliegender Arbeit einbezogenen Studien wird keine der hier aufgeführten Formen von Gewalt explizit ausgeschlossen. Die folgenden Ausführungen legen (notgedrungen) dieses breite Spektrum zugrunde, wenn von Gewalt an Schulen die Rede ist.

Abbildung Formen von Gewalt[8]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Selbst ohne den weiten Bereich der Beschädigung oder Zerstörung von Sachen weist Gewalt zumindest zwei Aspekte auf: Einerseits das Aufzwingen eines fremden Willens oder andererseits die Demütigung von Menschen mit oder ohne greifbaren „Nutzen“ für den Täter.

Schränkte man den Gewaltbegriff in dieser Weise ein, wäre Gewalt gegen Sachen zumindest scheinbar ein Widerspruch in sich. Für seine Auflösung bietet sich aus der Sicht der Verfasserin folgende Überlegung an: Die Beschädigung oder Zerstörung von Sachen richtet sich gegen den Besitzer oder Eigentümer, unabhängig davon, ob sich der Täter dessen bewusst ist oder nicht: die Schule, die mit Parolen beschmiert wird, der ungeliebte Lehrer, dessen PKW beschädigt wird, der verhasste Nachbar, dessen Gartenzaun demoliert wird, „die Ausländer“, die beinahe an jedem beliebigen Übel „schuld“ sind, die Gesellschaft, die einem keine Chance gibt.

[...]


[1] vgl. Wenzel 1995, S. 165

[2] www.wikipedia.org

[3] www.psychol.uni-giessen.de

[4] ebd.

[5] www.wikipedia.org

[6] ebd.

[7] www.zum.de

[8] eigene Darstellung

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Schule und Gewalt
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Pädagogik)
Veranstaltung
Pädagogik und Gewalt
Autor
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V63618
ISBN (eBook)
9783638566223
ISBN (Buch)
9783638669412
Dateigröße
1160 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schule, Gewalt, Pädagogik, Gewalt
Arbeit zitieren
Vanessa Wiedt (Autor:in), 2005, Schule und Gewalt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63618

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