Bericht - Allgemeines Schulpraktikum ASP


Praktikumsbericht / -arbeit, 2006

34 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Die Grundschule
1.1 Rahmenbedingungen der Schule
1.2 Personelle Besetzung
1.3 Räumlichkeit und Ausstattung
1.4 Die Atmosphäre an der Schule

2. Die Praktikumsklasse
2.1 Die Klasse 1b
2.2 Der Leistungsstand der Klasse

3. Hospitation
3.1.1 Erörterung der theoretischen Grundlagen und Festlegung des Beobachtungsschwerpunktes
3.1.2 Hospitationsprotokoll
3.1.3 Reflexion unter Berücksichtigung des Schwerpunktes
3.2.1 Umstände zur Erhebung der Schüler-Einzelfallstudie
3.2.2 Eine Schüler-Einzelfallstudie

4. Eigene Unterrichtsversuche
4.1 Die Rahmenbedingungen
4.2 Sachanalyse
4.3 Zielformulierung
4.3.1 Richtziel
4.3.2 Grobziel
4.3.3 Feinziel
4.4 Methodische Begründung
4.6 Verlaufsplan
4.7 Durchführungsprotokoll
4.8 Reflexion der Stunde

5. Resümee

1. Die Grundschule

1.1 Rahmenbedingungen der Schule

X. gehört zur Gemeinde Y., Stadt Z.. Die Grundschule liegt am Rande einer Siedlung in länd­licher Umgebung. X. verfügt über einen eigenen kleinen Bahnhof, nach O. sind es ca. 20 km.

Heute besuchen insgesamt 163 Schüler die Klassen eins bis vier, welche jeweils zweizugig sind. Der Anteil von Kindern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist beträgt vierzehn Prozent. Zwanzig Prozent der Schüler sind „Buskinder“, die übrigen kommen mit dem Rad oder zu Fuß zur Schule. Einige Kinder, die jenseits der Bahnlinie wohnen, werden von ihren Eltern gebracht, da in der Überquerung der Bahnlinie teilweise eine Gefahr gesehen wird.

Der Schultag beginnt für die Schüler/-innen mit der offenen Anfangphase zwischen 8:00 und 8:20. Dieser Zeitraum bietet den Kindern die Möglichkeit sich auf das Lernen einzustellen, mit anderen Kindern in Kontakt zu kommen und sich mit selbstgewählten Aufgaben zu beschäft­igen. Für die Lehrerin ist dies eine gute Möglichkeit mit den Schüler/-innen ins Gespräch zu kommen und anders herum. Insgesamt entspannt diese Regelung den Schul­tagesbeginn und bietet zusätzlich Raum zur Mitarbeit von Eltern, z.B. als Lesemutter etc.

Als verlässliche Halbtagsschule bietet die Schule für die Kinder, die vor der fünften Stunde Schulschluss haben die Möglichkeit, sich bis 13:00 in der „Betreuung“ auf zu halten. Dort spielen die Kinder Gesellschaftsspiele, basteln oder beschäftigen sich mit den Spielzeugen. Falls Bedarf besteht, dass die Kinder noch länger in der Schule bleiben, können die Eltern sie für die Betreuung des Fördervereins anmelden. So können die Kinder in der Zeit von 7:45 bis 15:00 vor und nach der Schulzeit betreut werden. Diese Zeit können die Kinder ohne Zwang unter der Betreu­ung von pädagogischem Personal verbringen und auf Bestellung auch ein Mittags­essen einnehmen. Die Möglichkeit zur Betreuung besteht auch in den Ferien, jedoch nicht in den Sommerferien.

1.2 Personelle Besetzung

Die Grundschule X. besteht aus einem insgesamt zehnköpfigem Kollegium, sowie einigen Lehrern, die stundenweise z. B. die Arbeitsgemeinschaften unterrichten. Für die 12% der Schüler/-innen mit türkischer Herkunft gibt ein Lehrer nachmittags muttersprachlichen und landeskundlichen Unterricht. Als verlässliche Grundschule hat die Grundschule X. die Möglichkeit auf eine Vertretungsreserve zurückzugreifen um krankheitsbedingten Unter­richtausfall zu vermeiden. Das reguläre Kollegium besteht ausschließlich aus Frauen. Während einige Lehrer­innen vor relativ kurzer Zeit in den Schuldienst eingestiegen sind, sind andere bereits seit vielen Jahren bis Jahrzehnten als Lehrkraft tätig. Die Hausmeister­tätig­keiten werden von einem Ehe­paar übernommen, welches direkt am Schulgelände wohnt. Das Sekretariat ist nur stunden­weise besetzt.

1.3 Räumlichkeit und Ausstattung

Es gibt acht Klassenräume, die individuell von den einzelnen Klassen und Lehrer gestaltet und eingerichtet werden. In allen Klassen finden sich Bücher, Spiele und Mater­ialien, die ansprech­end wirken und von den Schülern gerne genutzt werden. In einigen Klassen schien sogar eher ein Überangebot an Materialien zu herrschen, da sich an einigen Stellen Material­lager bildeten, die offensichtlich lange nicht benutzt wurden. Die drei Gruppenräume sind direkt von den anliegenden Klassenräumen zu erreichen, auf diese Weise bieten sie eine guten Möglichkeiten zur alternativen Raumnutzung. Sie werden häufig zur Kleingruppenarbeit und für die AGs genutzt. Zwei der Gruppenräume sind gleich­zeitig mit kompletten Schülerküchen ausgestattet. Auch in den hellen Fluren und der Pausenhalle gibt es Möglichkeiten zur Klein­gruppenarbeit, welche häufig genutzt werden.

Die Bücherei beinhaltet eine Sitzecke, Tische und Stühle, sowie große Kissen, mit denen sich die Kinder eine entspannte Sitzposition schaffen können. Das Bücherangebot, das von Sach- und Bilderbüchern zu Geschichten reicht beinhaltet auch einige fremd­sprachliche Bücher. Die englisch- und türkischsprachigen Bücher sind meist parallel mit einem deutschen Text ausg­estattet, so dass ein aktives Lesen gewährleistet ist. Die Bücher sind zur leichteren Orien­tier­ung für die Schüler in die Kategorien Könner, Meister und Profi eingeteilt. Im KIZ, Kinder- Informations-Zentrum, stehen Rechner für eine unterrichtsergänzende Nutzung zur Ver­fügung. Die zum Teil ältere, unzureichende Hardware auf der die aktuellen Lernsoftwares nicht immer reibungslos liefen wurde im Zuge eines Raum­tausches aktualisiert und ausge­tauscht. Dabei wurde die Neuanschaffung der Rechner durch den schuleigenen Förderverein unte­rstützt. Die Einrichtung, das Vernetzen etc. des KIZ in den neuen Räumlichkeiten wurde im Wesentlichen von Eltern übernommen. Die verschiedenen Lernsoftwares werden regel­mäßig unter­richts­begleitend genutzt. Das KIZ fungiert gleichzeitig auch als Film­raum. Die Pausenhalle ist mit einem Podest für Aufführ­ungen ausge­stattet, dieser bietet den Kindern in den Regenpausen einen Rückzugsort. Hier dürfen sie sich, nachdem sie ihre Schuhe ausge­zogen haben aufhalten um zu lesen, sich leise zu unterhalten oder Spiele zu spielen. Einmal im Monat treffen sich alle zur „Aula-Stunde“, in der stellen Schüler­gruppen ihre Arbeits­resultate, wie z.B. einen Vortrag über das Weltall, einstudierte Lieder und Tänze vor.

Den Lehrern steht im Kopier- /Lehrmittelraum und im Lehrerzimmer eine große Material­auswahl zur Verfügung. Im alten Schulgebäude befinden sich der Betreuungs-, Werk- und der Musikraum. Letzterer wird gleichzeitig als zweiter Betreuungsraum genutzt.

1.4 Die Atmosphäre an der Schule

Die Atmosphäre an der Grundschule X. fiel mir, wie bereits während meines vor­herigen Praktikums, positiv auf. Der Zustand des Gebäudes und des Schulgeländes ist ge­pflegt. In den Schulgebäuden finden sich selbstgemachte Dekoration und Ausstellungen zu bear­bei­teten Themen sowie Fotos von Schulveranstaltungen.

Der Umgang im Kollegium ist ungezwungen. Im Lehrer­zimmer tauschen sich die Lehrer­innen häufig über die Klassen, den Unterrichtstoff oder ein­zelne Schüler/-innen aus. So beraten sie sich z.B. bei der Vergabe von Noten etc. insgesamt macht es den Eindruck als ob man sich gerne gegen­seitig hilft. Obwohl sicherlich nicht in jeder Einzel­heit die gleichen Meinungen und Unterrichts­stile vorherrschen scheint es auf Grund einer all­gemein ähnlichen Einstellung nicht zu Kon­kurrenzdenken oder negativer Kritik zu kommen. Der gute, nahe Umgangston gilt auch über das Kollegium hinaus. So sind auch das Haus­meister­paar und die Sekretärin häufig Gesprächs­partner der Lehrerinnen, um sich über die verschiedensten schulischen Belange aus­zu­tauschen. In einem konkreten Beispiel konnte ich sogar erfahren, dass sich eine Lehrerin auch mit dem Reinigungspersonal abstimmte und sie die gute Zusammenarbeit lobte.

Die Stimmung in den einzelnen Klassen ist selbstverständlich unterschiedlich und sehr indi­viduell. Dennoch lässt sich sagen, dass auch in der Schülerschaft allgemein ein relativ ausge­wogenes Miteinander vorherrscht. So konnte ich während meiner Zeit keine aggressiv motivierten Auseinandersetzungen beobachten.

2. Die Praktikumsklasse

Ursprünglich war es vorgesehen, dass ich mein Allgemeines Schulpraktikum unter der Anleit­ung einer Klassen­lehrerin der 2. Klasse machen sollte. Da diese aus gesundheitlichen Gründen für einige Wochen ausfiel, verbrachte ich meine Praktikumszeit hauptsächlich in einer ersten Klasse. Diese Klasse und ihre Klassenlehrerin kannte ich bereits von einem freiwilligen Prak­tikum, welches ich in der vorangegangenen Semesterpause absolviert hatte. Dieses brachte mich in die Sonderstellung, dass ich die Klasse über einen längeren Zeitraum zweimal beo­bachten konnte. So war es möglich auch Entwicklungen wahrzunehmen, die ich innerhalb von nur sechs Wochen nicht hätte machen können.

2.1 Die Klasse 1b

Die Klasse besteht aus insgesamt neunzehn Kindern, davon neun Jungen und zehn Mädchen. In der Klasse gibt es vier Kinder mit Migrationshintergrund, zwei dieser Kinder sind bilingual sozialisiert. Alle Kinder wohnen in der Nähe der Schule, die „Buskinder“ werden stets in den „a-Klassen“ untergebracht.

Die sozialen Beziehungen innerhalb der Klasse sind relativ ausgeglichen. In der Klasse werden häufig für nachmittags Verabredungen getroffen und die Kinder laden sich gegen­seitig zu Ge­burts­tagsfeiern ein. In der immer noch relativ neuen Situation des Klassen­verbandes scheint sich noch kein direktes Gruppenzugehörigkeitsgefühl gebildet zu haben. Auch konnte ich noch nicht wie sonst üblich eine Gruppenstruktur oder Rollenverteilung ausmachen. Es zeichnen sich jedoch durch die Eigenschaften einzelner Schüler mögliche Tendenzen ab.

Ein Mädchen, S. weist ihren Mitschülern/-innen gegenüber ein sehr dominantes Verhalten auf. Es war zu beobachten, dass sie versuchte Druck auf ihre Sitznachbarinnen auszuüben um Einfluss auf ihr Handeln zu bekommen. In Gruppenarbeitsphasen bestimmt sie über die Vorgehensweise und versucht ihren Willen durchzusetzen. Ihr Verhalten geht sogar so weit, dass sie nicht vor der gezielten Provokation der Lehrerinnen oder mir als Praktikantin halt macht. Sie setzt sich gezielt über Verbote hinweg um die Lehrkraft damit unter Handlungs­zwang zu setzte.

Ein Junge K. wird von den anderen nur schwer akzeptiert, er fällt häufig durch sein Verhalten auf. Innerhalb des Dreiertisches an dem ersitzt, kommunizieren alle miteinander, helfen sich aus etc., den­noch fallen teil­weise unwillige Äußerungen über K. Bei Aufgaben, die mit Partnerarbeit verbunden ist, ist es in der Regel K., welcher ohne Partner überbleibt, was zum Teil aber auch an der un­graden Anzahl von Jungen innerhalb der Kasse liegt. Im Allgemeinen rufen die Jungen eher K. als ein Mädchen auf. K. ist oft unaufmerksam und unruhig wodurch er den Unterricht stört. In den Arbeitsphasen schafft er meist nur einen Bruchteil dessen, was seine Mitschüler schaffen. K. hat häufig keine Hausaufgaben, außer­dem fehlt ihm grundlegendes Arbeitsmaterial wie z.B. Schere, Kleber und Radiergummi. K. fällt es schwer sich auf etwas zu kon­zentrieren, seine Aufmerk­sam­keitsspanne ist extrem kurz. Den Rest der Zeit träumt er vor sich hin. Außerdem wirkt er oft unausge­schlafen. Im Vergleich zu seinen Mitschülern er­scheint er als unterdurch­schnitt­lich klein und zart. Obwohl K. in den Stunden wenig zu Papier bringt ist er durch­aus in der Lage schwierige Aufgaben zu lösen und bringt manchmal gute mündliche Beiträge. Da er in der Klasse bisher noch keinen Anschluss gefunden hat, hat er sich mit einem anderen Jungen aus der Parallelklasse zusammengetan. Dieser hat in seiner Klasse ebenfalls Probleme, Kontakte zu knüpfen.

Insgesamt bleiben die Jungen und Mädchen der 1b eher getrennt, so sitzen nur gleich­geschlecht­liche Kinder zusammen an einem Tisch. Ähnliches trifft auf die Gruppentische zu. In der Regel werden beim wählen von Gruppen gleich­geschlechtliche Kinder bevor­zugt. Im offenen Anfang kommt es jedoch auch vor, dass mehrere Jungen und Mädchen zu­sammen spielen.

Zu bemerken ist außerdem, dass sich besonders die beiden türkischsprachigen Mädchen, die auch Sitznachbarinnen sind, sich zusammen getan haben. Dennoch spielen sie auch mit anderen Kindern oder kommunizieren mit den anderen an ihrem Gruppen­tisch. Eines der beiden Mädchen, C., ist oft unsicher, wenn sie vor der gesamten Klasse sprechen soll. Im offenen Anfang, wo die Kinder unter sich sind, wirkt sie jedoch sehr viel selbstsicherer. So verteidigt sie ihre Rechte beim Spielen lautstark und verhält sich auch sonst durchaus offensiv und legt es teilweise darauf an andere damit zu provozieren.

Die russischsprachigen Jungen, die sich an ihrem Gruppentisch gegenüber sitzen, machen sich in den Pausen häufiger einen Spaß daraus Russisch als „Geheimsprache“ ein­zusetzen. Oder sie bringen den anderen Wörter, gerne auch Schimpfwörter, bei. E. hat außerdem eine Neigung dazu, sich stark an seinem direkten Tischnachbarn zu orientieren und zum Teil abhängig zu machen, in dem er Aufgaben von ihm abschreibt anstatt sie selbst zu bearbeiten.

Weitere Besonderheiten in der Klassenzusammen­setzung ist ein zweieiiges Zwillings­pärchen, beides Mädchen. Die Zwillinge bewegen sich überraschend frei von einander. Sie sitzen an verschiedenen Gruppentischen, scheinen auch unterschiedliche Freunde zu haben. Auch machen sie ihre Hausaufgaben unabhängig voneinander, so „vergisst“ eine ihre Aufgaben, während die andere sie gemacht hat. In Situationen in denen sich eines der Mädchen erklären, gegen andere durchsetzten oder sich allgemein behaupten muss, halten die Schwestern jedoch stets zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Da sich die Zwillinge im Allgemeinen sehr individuell bewegen scheinen die übrigen Kinder manch­mal zu vergessen, dass es sich bei J. und A. um Zwillinge handelt und wirken teilweise überrumpelt, wenn sie es in kritischen Situationen plötzlich mit einem Doppelpack zu tun haben.

2.2 Der Leistungsstand der Klasse

Der Leistungsstand der Klasse ist stark heterogen, das Können und die Kompetenzen der einzelnen Schüler variieren in den verschie­denen Fächern. Gemäß ihrer individuellen Eigenschaften und Fähigkeiten haben sich die Kinder unterschiedlich gut in die für sie neue Institution Schule eingefügt. Besonders während meines Praktikums in der Semesterpause September/Oktober 2005 konnte man merken, dass die Gewöhnung an den Schulalltag den Kindern einiges abverlangt. So waren nicht nur die Unterrichtsinhalte, sondern besonders die Abläufe und der Stunden­rhythmus, das häufige Sitzen und die Regeln, die den Unterricht überhaupt erst möglich machen an sich schon eine große Herausforderung. Vier Monate später während des Allgemeinen Schulpraktikums sind die Kinder ein Stück weiter in ihre neue Rolle als Schüler/-innen hinein­gewachsen. Dennoch kommt es noch zu Unsicherheiten z.B. über den Ablauf „Wann ist denn die Frühstückspause?“ oder „Ich dachte wir hätten in der Vierten Sport.“ Vielen fällt es immer noch schwer sich an die Gesprächsregeln zu halten, die Kinder rufen in die Klasse anstatt sich zu melden und hören nicht zu, wodurch die gleichen Antworten zum Teil mehrfach von verschiedenen Kindern gegeben werden. Viele Schüler/-innen können nur schwer akzeptieren, dass sie nicht immer die ungeteilte Aufmerk­samkeit der Lehrerin genießen können. Wenn diese z.B. gerade einem/einer Mitschüler/-in etwas erklärt, versuchen sie permanent das Gespräch zu unterbrechen und auf sich aufmerksam zu machen.

Der Leistungsstand ist wie erwähnt ebenfalls sehr unterschiedlich. In Mathe können fast alle Kinder problemlos die Zahlen zwischen eins und zwanzig lesen und schreiben, sowie vor- und rückwärts zählen. Einige Kinder haben Schwierigkeiten simultan die an einem Zahlenstrahl gezeigten Zahlen zu benennen oder fünfer Bündel wahrzunehmen. Die Kinder können im Bereich bis zwanzig addieren und subtrahieren, wobei besonders im Bereich über zehn einige Kinder Hilfsmittel, d. h. Plättchen, Finger oder die Rechenkette brauchen. Außerdem ist nicht allen Kindern das Prinzip von Tausch- und Platzhalter­auf­gaben deutlich. Auffällig ist auch mit welchen unterschiedlichen Strategien die Kinder die ihnen gestellten Aufgaben lösen. Während einige Kinder schnell die Zusammenhänge auf einzelnen Seiten im Matheheft deutlich werden, z.B. dass bei einzelnen Aufgaben­käst­chen immer dasselbe Ergebnis gesucht wird, rechnen andere jede Aufgabe wieder neu, ohne das vorliegende System zu erkennen. Zwei Bereiche, die fast allen Schülern/-innen massive Probleme bereitete waren Aufgaben zum Spiegeln von Mustern und das Erkennen von dreidimensionalen Körpern in zwei­dimen­sionalen Darstell­ungen. Erst nach wiederholtem Üben mit Spiegeln und dem gemeinsamen Lösen von Aufgaben am Tageslichtprojektor konnten einige Kinder das Spiegeln der Muster für sich allein lösen.

Der Deutschunterricht besteht zum Großteil aus Erstschreibunterricht, da an der Grund­schule X. auf der Basis von Jürgen Reichens Methode „Lesen durch Schreiben“ unter­richtet wird. Dies hat zur Folge, dass die Kinder von Beginn an mit der Lauttabelle (s. Anhang) arbeiten, um erste Buchstaben und Lautkenntnisse zu erhalten. Nach Umgang mit der Tabelle lernen die Kinder Schreiben. „Dabei ist mit jenem Begriff «Schreiben» nicht jene motorische Fähigkeit gemeint, durch die […] Buchstaben auf Papier «gemalt» werden, sondern jene kognitive Leistung, welche gesprochene Sprache in ein graphisches Zeichen­system umsetzt.“ (Reichen 1988, S. 16). Erst dann werden die einzelnen Buchstaben nach und nach vorgestellt. So wird den Kindern also zunächst nur Schreiben beigebracht, die Lese­fähigkeit ergibt sich bei dieser Methode „automatisch“.

Eine wesentliche Vorrausetzung zum Erfolg dieser Methode ist, dass die Kinder die in der Tabelle dargestellten Laute benennen können, was bei allen Kindern der Fall ist. Teilweise benötigen sie jedoch noch recht lange um einen gesuchten Laut auf der Tabelle ausfindig zu machen, um ihn dann in einen Buchstaben übersetzen zu können. Außerdem müssen die Kinder Silben hören und benennen können. Folglich werden im Unterricht häufig Aufgaben gestellt, in denen die Kinder Wörter deutlich artikulieren und die Anzahl der Silben ermitteln sollen. Zum Ermitteln der Silben wird parallel zum Sprechen des Wortes geklatscht, weswegen die Silben auch als Klatscher bezeichnet werden. Das Prinzip des Erklatschens ist allen Kindern geläufig, häufiger kommt es dabei jedoch noch zu Unge­nau­ig­keiten. Besonders schwer fällt es den Kindern die Position eines Lautes, z.B. zweite oder dritte Silbe zu benennen. Das Schreiben einzelner Buchstaben und einfacher vorge­gebener Worte beherrschen fast alle, wobei es bei der Sauberkeit der ausgeführten Schreib­arbeiten große Unterschiede gibt. Vielen fällt es auch schwer die Worte durch eine Lücke voneinander zu trennen. Deswegen müssen die betreff­enden Kinder diese durch Punkte deutlich voneinander separieren. Die Kinder können bekannte Worte unterschiedlich gut erkennen und benennen, die meisten können unbekannte Wörter ohne Sinnentnahme zusammenlesen. Einige Kinder können an Hand der Lauttabelle unbe­kannte Wörter aufschreiben. Die guten Schreiber tun sich dadurch hervor, dass sie mit großem Eifer Texte produzieren und freiwillig zu Hause angefertigte Texte und Wortsammlungen erstellen und in diese in die Schule mitbringen. Teilweise werden auch schon lange Wörter phonetisch richtig, also laut- und silbengetreu aufgeschrieben. Wenige Kinder schreiben bereits kleine Sätze und Geschichten auf, zum Teil sogar ohne auf das Hilfsmittel Lauttabelle ange­wiesen zu sein. Die Kinder deren Schreib­fähigkeit überdurchschnittlich gut entwickelt ist, berücksichtigen auch in Einzelfällen die ihnen bekannten orthografischen Regeln. Sie setzen z.B. auch zusammen gesetzte Grapheme wie <ei>, <ie> oder das Dehnungs-h oder Doppel­konsonanten richtig ein. Die guten Schreiber sind ebenfalls gute Leser, die einfache Texte sinnentnehmend und schwier­igere ohne Sinnentnahme zusammen­lesen können. Interessant ist, dass einige Kinder, die sich nicht so stark als Schreiber hervortun, dennoch gute Fertigkeiten im Lesen besitzen. Ihnen scheint das Lesen mehr Spaß zu machen als das Schreiben. So produzieren sie weniger Texte als die Schreibbegeisterten, sind dafür jedoch massiv am entziffern von Worten und dem Lesen, möglichst schwierigerer Texte interessiert. Insgesamt können jedoch alle Kinder zumindest erste Silben und Laute lesen, leichtere Worte können in der Regel zumindest ohne Sinnent­nahme zusammengelesen werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Bericht - Allgemeines Schulpraktikum ASP
Hochschule
Universität Vechta; früher Hochschule Vechta
Veranstaltung
ASP Allgemeines Schulpraktikum
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
34
Katalognummer
V63309
ISBN (eBook)
9783638563857
ISBN (Buch)
9783656813088
Dateigröße
686 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kompleter Praktikumsbericht für das ASP an einer Grundschule.
Schlagworte
Bericht, Allgemeines, Schulpraktikum, Allgemeines, Schulpraktikum
Arbeit zitieren
Anika Möller (Autor:in), 2006, Bericht - Allgemeines Schulpraktikum ASP, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63309

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Titel: Bericht - Allgemeines Schulpraktikum ASP



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