Zweisprachigkeit und ihre Formen - Erziehung, Sprachlehrbedingungen, Probleme und Chancen


Hausarbeit, 2004

33 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sprache

3.1 Zweisprachigkeit, der Begriff
3.2 Zweisprachigkeit und ihre Formen
3.3 Deutsch als Zweitsprache
3.4 Unterrichtsformen und pädagogische Ansatzpunkte
3.5 Zweisprachige Erziehung - Chance oder Risiko?
3.6 Die Entwicklung des Kindes in zweisprachiger Umgebung
3.7 Wie Eltern Zweisprachigkeit fördern können
3.8 Kindergarten- und Vorschulzeit
3.9 Die Europäischen Grundschulen

4.1 Das Sprechen
4.2 Der produktive Spracherwerb
4.3 Sprachverarbeitung
4.4 Sprachverständnis
4.5 Sprachlehrbedingungen
4.6 Probleme und Chancen

5.1 Eine empirische Studie
5.2 Was wurde wie beobachtet?
5.3.1 Marlene
5.3.2 Bild mit Küchenszene (Sprechprobe 1)
5.3.3 Bildergeschichte mit Vogel und Katze (Sprechprobe 1)
5.3.4 Einführung in die Sprechprobe
5.3.5 Bildergeschichte mit Vogel und Katze (Sprechprobe 2)
5.3.6 Bild mit Küchenszene (Sprechprobe 2)
5.4.1 Auswertung
5.4.2 Bild mit Küchenszene (Auswertung der Sprechprobe 1)
5.4.3 Bildergeschichte mit Vogel und Katze (Auswertung der Sprechprobe 1)
5.4.4 Bildergeschichte mit Vogel und Katze (Auswertung der Sprechprobe 2)
5.4.5 Bild mit Küchenszene (Auswertung der Sprechprobe 2)

6. Schlussteil

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In Anbetracht der gesellschaftlichen Entwicklungen und der daraus resultierenden Veränderungen bezüglich der beruflichen Zukunft der Kinder unserer Zeit, bleibt das Thema Zweisprachigkeitserziehung aktuell, es wird sogar immer wichtiger. In der heutigen Zeit sollte idealer Weise jeder Mensch außer seiner Muttersprache noch eine weitere Sprache perfekt beherrschen, um sich in einer Welt zu recht zu finden, die immer weiter zusammen wächst.

Immer mehr öffnen sich die Ländergrenzen und auch wenn viele es nicht glauben wollen so ist Deutschland doch längst ein Einwanderungsland mit Kindern aus anderen Nationen, die oft mehrsprachig aufwachsen und die genauso gefördert werden müssen wie deutsche Kinder.

Wir sollten nicht vergessen, welche Vorteile deutsche Kinder durch die multikulturelle Veränderung in unserer Gesellschaft haben und welche Voraussetzungen alle Kinder in Zukunft mitbringen müssen, um in dieser Gesellschaft gut leben zu können. Die Ursachen für das wachsende Interesse an dem Thema Zweisprachigkeit liegen somit am „gesellschaftlichen Bedarf (Gnutzmann, 1992, S.49)“ an Fremdsprachen, welcher in der letzten Zeit erkennbar gestiegen ist.

Außerdem wächst der Bedarf an Fremdsprachenkenntnissen ständig, insbesondere durch die internationale Zusammenarbeit „im Rahmen der Wirtschaft (Gnutzmann, 1992, S.58).“ Durch das zusammenwachsende Europa gehören die Kenntnisse fremder Lebensweisen und Kulturen, sowie das Beherrschen mindestens einer Fremdsprache inzwischen zu den grundlegenden Qualifikationen.

In den vergangenen Jahren hat man sich immer mehr mit dem Thema Fremdsprachenunterricht auseinandergesetzt und dabei immer häufiger die Vorteile der Zweisprachigkeit erkannt. Bis heute erscheint es sinnvoll diese dort zu fördern wo die Voraussetzungen durch Mischehen oder andere familiäre Konstellationen gegeben sind. In der vorliegenden Arbeit werde ich zunächst in das Thema Zweisprachigkeit einführen, indem ich Definitionsansätze, sowie gängige Vorurteile und Vor- und Nachteile beschreiben werde. Es soll deutlich werden, dass erfolgreiche Zweisprachigkeit mit ein wenig Zeit und Aufwand der Eltern und Lehrer realistisch ist. Denn auf solche Weise werden Kindern neue Zukunftsperspektiven geboten, die man ihnen nicht vorenthalten sollte.

2. Sprache

Sprache ist eine nur Menschen vorbehaltene Ausdrucksform, die sich von allen anderen Verständigungsmöglichkeiten (z.B. Tiersprachen, künstliche Programmiersprachen) durch ihre Kreativität und Fähigkeit zur begrifflichen Abstraktion unterscheidet. Sie dient dem Austausch von Gedanken, Vorstellungen und Informationen. Sie ermöglicht das Erfassen und Verstehen der Welt und die Herausbildung der individuellen Identität so wie die Aufnahme und Mitteilung wichtiger Erfahrungen.

Des Weiteren ist Sprache auch als wichtigstes Kommunikationsmittel Verständnis abhängig, denn: „Jeder Versuch sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen der anderen gelingen (GEO, 1989, 2, S.3).“ Zu bedenken ist, dass wir in Sprache denken und wenn wir nur einer Sprache mächtig sind, nur in dieser einen denken können.

Die Erforschung des Spracherwerbs begann Anfang des 20. Jahrhunderts und wurde in den vierziger Jahren intensiviert. Die Untersuchungen haben ergeben, dass menschliche Sprache ein sehr komplexes Zeichensystem ist. Ihr Erwerb verläuft nicht durch Erlernen einzelner Vokabeln und Sätze, sondern ganzer Strukturen.

3.1 Zweisprachigkeit, der Begriff

Eine genaue Definition von dem was Zweisprachigkeit bezeichnet und welche Formen zu unterscheiden sind gibt es nicht. Wie und wann sich Zweisprachigkeit beim Kind herausbildet und entwickelt, ist schwerlich in der gängigen Literatur aufzufinden. Viele Autoren treiben hier keine saubere Wissenschaft, sondern vertreten lediglich Meinungen und Ansichten.

Die einen vertreten die Meinung, dass man keine klare Grenze zwischen Monolingualismus und Bilingualismus festsetzen könne, die anderen bemühen sich um eine möglichst genaue Definition des Begriffs Zweisprachigkeit.

Der Begriff bilingual ist im Englischen und im Deutschen gebräuchlich, allerdings wird er im Deutschen von der Frühentwicklung des Kindes bis hin zu Sprachzweigen in der Sekundarstufe zwei verwand.

Für meine weiteren Ausführungen ist folgende Definition, des Begriffs Zweisprachigkeit am treffendsten und hilfreichsten, da diese sich auf Kinder bezieht die als „natürliche Lerner (Graf, 1997, S.245)“ zweisprachig aufwachsen: „Zweisprachigkeit besteht in der Fähigkeit, spontan eine zweite Sprache erfolgreich zu gebrauchen, wenn die Handlungssituation es empfiehlt (Graf, 1997, S.245).“

3.2 Zweisprachigkeit und ihre Formen

Bei der Definition scheint es mir nun sinnvoll, zunächst eine Trennung zwischen den verschiedenen Formen der Zweisprachigkeit vorzunehmen. Bei dieser Trennung setze ich am Punkt der Entstehung der Zweisprachigkeit des Kindes bzw. des Erwachsenen an; somit ist eine erste Unterscheidung getroffen: Die bei Erwachsenen bewusst gesteuerte und nach Regeln des systematischen Spracherwerbs erworbene Zweisprachigkeit werde ich im Folgenden nicht behandeln.

Bei den Kindern unterscheide ich die Gruppe der Kinder, die erst später in einen Sprachraum gewechselt sind der sprachlich nicht ihrer Muttersprache entspricht von der Gruppe der Kinder, die von ihrer frühesten Kindheit an eine oder zwei Sprachentwicklungen (hier muss sich noch herausstellen ob es eine oder zwei getrennte Entwicklungen gibt) in zwei unterschiedlichen Sprachen vollzogen haben.

3.3 Deutsch als Zweitsprache

Im Kurs haben wir uns mit sprachlich und pädagogisch relevanten Aspekten zum Thema: „Deutsch als Zweitsprache in der Grundschule“, kurz: DaZ in der Grundschule, auseinandergesetzt. Es ging somit um die speziellen Förderungsmöglichkeiten von Kindern in der Schule, insbesondere der Kinder, die entweder nach Deutschland gekommen sind oder aber hier aufwuchsen, ohne ausreichende Deutschkenntnisse zu erwerben.

Somit kommen Kinder mit unterschiedlich ausgeprägten Schwächen in deutscher Sprache in die Grundschule. Diese Kinder an sich bilden bereits eine heterogene Lerngruppe, in Bezug auf den deutschen Spracherwerb, erst recht aber im Klassenverband mit deutschsprachigen Kindern. Besonders zu beachten ist, dass einige Kinder erst nach Deutschland kommen kurz bevor sie schulpflichtig werden. Für diese Kinder ist Deutsch als Zweitsprache insbesondere von Bedeutung, da sie Deutsch in ihrer Schullaufbahn (quasi aus dem Stand heraus) sofort benötigen.

3.4 Unterrichtsformen und pädagogische Ansatzpunkte

„Eine Umfrage bei allen Kultusministerien in der Bundesrepublik im Jahr 1996 hat ergeben, dass mit „bilingualen Schulprojekten“ in den Ländern sehr unterschiedliche Programme verbunden werden. Unter „bilingualen Schulprojekten“ verstehen die Ministerien ebenso zweisprachige Schulen, in denen Schüler unterschiedlicher sprachlicher Herkunft von der 1.Klasse an in zwei Sprachen unterrichtet werden wie „bilinguale Zweige“ in der Sekundarstufe 2, in denen ein Fach in einer Fremdsprache unterrichtet wird, oder nationale bzw. muttersprachliche Klassen, in denen „ausländische Schüler“ einer Sprachgruppe vorwiegend in ihrer Erstsprache unterrichtet werden (Graf, 1997, S.242).“

Gleichzeitig verbunden mit dem Begriff bilinguale Erziehung ist nicht nur, dass sich dieser auf sehr unterschiedliche Programme beziehen kann, sondern weithin auch mit der Auffassung einhergeht, „zweisprachige Erziehung sei eine vorwiegend kompensatorisch angelegte Spracherziehung für Problemschüler aus Minderheiten (Graf, 1997, S.243)“; „häufig mit der Ansicht verbunden, dass diese Schüler Problemschüler sind, da sie aus dem Minderheitenkontext hervorgehen. Entweder bringen diese Kinder also die falsche Sprache in die Schule mit oder sie werden als Lerner gekennzeichnet, die die Schulsprache nur unzureichend sprechen und daher auf sprachkompensatorische Maßnahmen angewiesen sind. Für eine Schule ist es daher keine Auszeichnung, „schwierige Schüler“ aus meist unterprivilegierten Gruppen zu haben und für sie bilinguale Klassen einzurichten. Genau diesem Beispiel folgt in Deutschland das System der zweisprachigen Klassen und der „muttersprachlichen Klassen“ (Graf, 1997, S.243)“.

In diesem System befinden sich die Schüler einer beliebigen nichtdeutschen Herkunft die nach Besuch einer „zweisprachigen Klasse“ in die Regelklassen der Schule integriert werden können. In der Regel wird der Begriff „zweisprachige Klasse“ allerdings für die sehr vielfältigen Formen bilingualer Zweige in der Sekundarstufe 2 gebraucht, die von motivierten und sprachbegabten Schülern gewählt werden können und ihnen teilweise die Möglichkeit erschließen ihrem Abitur ein besonderes Profil zu verleihen. Somit dient der Begriff „ bilingual gleichzeitig zur kompensatorisch verbrämten Ausgrenzung“ (Graf, 1997, S.243) der einen Schülergruppe und der internationalen Aufwertung des Schulabschlusses für andere Schüler.

Zwei Fakten die unterschiedlicher kaum sein können: einerseits dienen „zweisprachige Klassen“ den Schülern, die mit der „falschen“ Sprache in die Schule kommen und dann zunächst in ihrer Muttersprache unterrichtet werden sollen, andererseits dienen sie deutschen Schülern, die ihr Abitur herausheben möchten aus der Masse (vgl. Graf, 1997).

3.5 Zweisprachige Erziehung – Chance oder Risiko?

Die Erziehung und Entwicklung des Kindes findet am Anfang seiner Kindheit überwiegend im Rahmen der Familie statt. Zweisprachige Kinder, die bereits mit zwei Sprachen aufwachsen, weil z.B. die Elternteile unterschiedlicher Nationalität sind und in zwei verschiedenen Sprachen miteinander kommunizieren oder aber zumindest in ihrer jeweiligen Muttersprache mit ihrem Kind sprechen, haben einsprachigen Kindern gegenüber Vorteile.

Sie haben später, ohne weiteres Fremdsprachenlernen, zwei Sprachen die sie beherrschen; darüber hinaus fällt das Erlernen einer dritten Sprache in der Regel leichter als bei einsprachigen Kindern das Erlernen einer Zweitsprache, da diese bislang nur Kommunikation in einer Sprache erfahren haben. Somit zeigen zweisprachige Kinder mehr Verständnis für das Erlernen einer weiteren Sprache. Sie können über Sprache nachdenken, weil ihnen früh bewusst wird, dass man Dinge auch anders, nämlich in einer ganz anderen Sprache, ausdrücken kann.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der Erfahrungshorizont zumindest was Sprachkompetenz angeht erweitert ist gegenüber einsprachig aufwachsenden Kindern.

Kritiker sehen aber auch Nachteile und Risiken in einer zweisprachigen Erziehung und in einer, das Kleinkind prägenden, zweisprachigen Umgebung. Nach deren Ansicht könnten Kinder überfordert werden und dadurch allgemeine Entwicklungshemmungen erfahren. Des Weiteren sei es möglich, dass die Sprachentwicklung verzögert werde und ein „Switchen“ zwischen den beiden Sprachen beim Kind auftritt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 33 Seiten

Details

Titel
Zweisprachigkeit und ihre Formen - Erziehung, Sprachlehrbedingungen, Probleme und Chancen
Hochschule
Universität Hamburg  (Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
Deutsch als Zweitsprache in der Grundschule SS2004 64.031
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
33
Katalognummer
V63231
ISBN (eBook)
9783638563291
ISBN (Buch)
9783656203636
Dateigröße
525 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kommentare der Dozenten: "eine sehr gut gelungene gründliche Ausarbeitung. Ich hoffe, dass Sie sich diesen forschenden Zugang erhalten und im weiteren Studium ausbauen können", "eine wirklich gestandene Arbeit"
Schlagworte
Zweisprachigkeit, Deutsch, Zweitsprache, Grundschule, SS2004, Denken, Dazwischen, Wundern, Referenzsystem
Arbeit zitieren
Arne Matthias Behrens (Autor:in), 2004, Zweisprachigkeit und ihre Formen - Erziehung, Sprachlehrbedingungen, Probleme und Chancen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63231

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