Die Mädchen von Pattaya


Hausarbeit, 2002

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Die Ästhetik eines Urlaubsvideos
1.1 Die Kamera eines Touristen
1.2 Die Stimmen von Pattaya

2. Die Mädchen von Pattaya
2.1 Exposition
2.2 Blick in die Vergangenheit
2.3 Eintauchen in die Gegenwart
2.4 Toi und Laurie
2.5 Yen und Gary (1)
2.6 Dam und Gary
2.7 „Wir sind keine Betrüger“
2.8 Rut und Jason
2.9 Das Haus auf dem Land
2.10 Yen und Gary (2)
2.11 Noi und Mike
2.12 Toi und Laurie- Der dramaturgische Höhepunkt
2.13 Das Happy End

3. Der versteckte Erzähler
3.1 Kollision und Kommentar-Zur Montage
3.2 Gold und Schein-Über Motive und Symbolik
3.3 „Wie die Lämmer zur Schlachtbank“ – Zur Inszenierung, Manipulation und Subjektivität

4. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Diese Hausarbeit wurde erstellt im Rahmen des Proseminars „Fernsehanalyse“ im Wintersemester 2001/02.

Der Gegenstand der Analyse ist die Dokumentation „Die Mädchen von Pattaya“. Es wird das Alltagsleben thailändischer Mädchen gezeigt, zu dem auch männliche Touristen aus dem Westen gehören, die in Thailand auf der Suche nach der Frau fürs Leben sind. Stellvertretend für viele Schicksale wird die Beziehung der thailändischen Toi und dem Engländer Laurie dokumentiert und rekonstruiert. Die beiden haben sich im Pattayer Nachtleben kennen gelernt und schnell folgte der Heiratsantrag Lauries. Toi nimmt sofort an und folgt ihm nach England. Nach drei Jahren in Lauries Heimat zieht es die beiden wieder nach Thailand: Laurie geht in den Vorruhestand und kauft Toi in Thailand eine Bar, die zur neuen Heimat und Geldeinnahmequelle wird. In der Bar, „Tois Place“, sind viele thailändische Mädchen beschäftigt, die hier gutes Geld verdienen und mit westlichen Touristen in Kontakt kommen.

Die Dokumentation arbeitet die zehn Jahre Ehe von Toi und Laurie auf und gibt immer wieder Seitenblicke auf Beziehungen der Barmädchen zu männlichen Touristen.

In dieser Hausarbeit wird zuerst kurz auf Besonderheiten bezüglich der Form der Dokumentation eingegangen. Hierbei sind vor allem die Mittel zu nennen, die dem Film auf den ersten Blick einen authentischen Charakter geben, die Kamera und der fehlende Kommentator. Dann werden sehr nah am Film die Bilder, Dramaturgie und der Stil beschrieben und als letzter Teil wird sich ausgehend von der Beschreibung die Analyse anschließen, es wird auf Erzählebenen, Motive und Symbolik und Inszenierung eingegangen.

1. Die Ästhetik eines Urlaubsvideos

1.1 Die Kamera eines Touristen

Die Dokumentation setzt sich aus Privataufnahmen und aus für die Dokumentation gedrehten Aufnahmen zusammen. Die Privataufnahmen rekonstruieren die Vergangenheit, dienen einem Rückblick auf die letzten 10 Jahre. Es sind die verwackelten Bilder einer Handkamera, amateurhaft und manchmal missglückt. Zu ihnen werden Aufnahmen der Gegenwart gestellt, die ebenfalls mit der Handkamera gefilmt wurden, sich den Bildern der Vergangenheit anpassen. Es ist nicht immer klar unterscheidbar, wann es sich um Privataufnahmen und wann es sich um Filmmaterial der Macher handelt. Gerade hierdurch soll ein realistischer Eindruck entstehen, der Eindruck einer Collage aus dem Leben der Porträtierten. Aufnahmen die ein wenig aus der Reihe fallen, sind die, wenn ein Freund Lauries zu sehen ist, der die Rolle eines Kommentators übernimmt. Die Bilder sind auf den ersten Blick erkennbar arrangiert. Er sitzt auf einem Stuhl, als Hintergrund fungiert ein Vorhang. Die Kamera ändert weder Einstellung noch Entfernung zum Erzählenden. Sie wirken wie aus dem Erzählfluss herausgerissen, die Atmosphäre wandelt sich völlig. Statt den bunten und schummrigen Bildern aus dem Alltag Tois und Lauries bekommen wir einen nüchternen und kritischen Blick auf deren Situation geboten.

Neben den Amateurfilmaufnahmen aus dem Privatbesitz Tois und Lauries wird weiteres authentisches Material verwendet, so wenn ein neuer Nebenhandlungsstrang eingeleitet wird: Es sind Fotoaufnahmen der Mädchen mit verschiedenen Männern zu sehen, wobei das Mädchen, dass auf allen Fotos mit wechselnden Männern gezeigt wird und um dass es sich im weiteren Verlauf des Seitenblicks handelt, mit seinem Namen beschriftet wird.

1.2 Die Stimmen von Pattaya

Einen unbeteiligten Erzähler aus dem Off gibt es in dem Sinne nicht. Es sind allein die gezeigten Personen die erzählen und kommentieren, ihre Geschichte aus ihrer Sicht wiedergeben, oft aus dem Off. Sie erzählen aus ihrem Leben, legen ihre Meinung dar, berichten von ihren Wünschen, Vorstellungen und ihren Problemen. Wort wird gegen Wort gestellt, die Personen scheinen manchmal auf Fragen zu antworten, die allerdings aus dem Film herausgelassen wurden. Oft sind Bilder aus der Vergangenheit zu sehen, die von Toi oder Laurie kommentiert werden. Ihre Stimmen ersetzten den außenstehenden Off-Sprecher. Oft sind sie im Bild zu sehen, sprechen aber dennoch aus dem Off, sie nehmen die Stelle des beobachtenden Erzählers ein. Das Prinzip des Films ist, dass nur der erzählt und kommentiert, den der Zuschauer im dem Lauf des Films schon gesehen hat und kennt.

Eine Sonderstellung im Film nimmt ein Freund Lauries ein, der als kritische, distanzierte Stimme die Geschehnisse kommentiert, kritisiert und ein wenig die Stellung des Erzählers einnimmt (im weiteren werde ich auch zur Erleichterung die Titulierung Erzähler benutzen). Er ist der Gegenpol zu den Mädchen und Touristen, gibt seine nüchterne Sicht der Dinge, versucht die Lage der Mädchen, ihre Art und ihr Wesen und die Wünsche, Sehnsüchte und die Träume der Männer zu analysieren.

Die Dokumentation besitzt mehrere Erzählebenen: Das Gesprochene der Porträtierten, die Bilder und die Montage, die oft erst zum Verständnis führt. Betrachtet man sich die Ebene der Sprache, so muss man oft in Frage stellen, was real ist, was Wunschbild, in wieweit die Erzählenden ein anderes Bild von sich zeichnen möchten. Auch die Bilder stellen eine Ebene des Erzählens dar. Sie und auch die Montage stellen das Gesagte oft in Frage, konfrontieren es mit widersprüchlichen Bildern, oft sehr ironisch, manchmal fast lächerlich. Manchmal werden Aussagen von den passenden Bildern getrennt und über andere Bilder gelegt. Es wird stark mit der Sprache im Film gespielt, das Gesagt bekommt einen anderen Bedeutungszusammenhang, verrät den Aussagenden durch Kollision mit anderen Aussagen und Bildern. Der Film arbeitet auch mit einer bildlichen Symbolik, der oft als Tatsachen hingenommene Bestände in Frage stellt. So zieht sich zum Beispiel durch den ganzen Film das Motiv des Goldschmucks. Diesen verschiedenen Ebenen und der Frage der Inszenierung gilt es im folgenden nachzugehen. Hierzu wird der Film, seine Bilder, die Montage näher beschrieben und dient als Basis für die Analyse des dritten Kapitels dieser Hausarbeit.

2. Die Mädchen von Pattaya

2.1 Exposition

Die Dokumentation beginnt ohne einleitende Schrift oder Titelmusik. Es ist ein beleibter, älterer Mann zu sehen, der ein Video in seinen Recorder einlegt. Der Zuschauer bekommt das Video zu sehen. Es zeigt den Mann in jüngeren Jahren, gefilmt von einer Frau, von der der Zuschauer annehmen kann, dass es sich um seine Frau handelt. Dies wird bestätigt, wenn die Einstellung wieder in die Gegenwart schwenkt, das Gesicht des Protagonisten zu sehen ist und seine Stimme aus dem Off zu hören ist. „Als ich sie zum ersten Mal sah, wollte ich sie haben. Es war wohl Liebe auf den ersten Blick.“ Wieder schwenkt die Kamera zum laufenden Video, ein Schnitt und die Frau rückt in den Fokus. Sie steht zuerst mit dem Rücken zur Kamera und dreht sich dann zum Zuschauer. Dieser erkennt, dass die Frau eine Thailänderin ist. Noch während die Frau im Bild zu sehen ist, ist der Off-Kommentar des Mannes zu hören: „Sie hatte ihre Chance sich mir gegenüber fair zu zeigen. Hätte sie es vermasselt, hätte ich eine andere geheiratet. So einfach ist das!“ Die Stimmung wechselt, die einleitenden Worte über die Liebe auf den ersten Blick erhalten einen anderen Beigeschmack. Jegliche Romantik wird hier genommen, das Thema des Films wird eingeleitet, gefolgt von hintereinander gezeigten Fotos thailändischer Mädchen in den Armen westlicher, meist älterer Männer. Der Zuschauer, der zu Beginn des Films nicht recht wusste, um was es hier eigentlich geht, bekommt das Sujet klargemacht: Die Verbindung zwischen meist jungen thailändischen Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen und Männern aus dem Westen, die nach erfolgloser Frauensuche in der Heimat nun hoffen in Thailand die Frau fürs Leben zu finden.

Der Titel wird über das Bild thailändischer Frauen an einem Badestrand eingeblendet: Die Mädchen von Pattaya. Der Zuschauer ist nun in der Lage aufgrund der Exposition den Titel zu deuten: Pattaya ist ein Ort in Thailand, die Mädchen die potentiellen Heiratskandidatinnen westlicher liebesuchender Männer.

2.2 Ein Blick in die Vergangenheit

Die seichte Musik, die den Anfang bis dato untermalt hat setzt aus, wenn auf einen Mann geschnitten wird, der sich später als Freund des Protagonisten Laurie entpuppt und der durch die Distanz zu den Geschehnissen den Film über als kritischer Kommentator fungiert. Dinge, die die betroffenen Männer im Film lieber verdrängen, nicht an sich heranlassen wollen, spricht er gleich zu Beginn des Films aus: „Die Chance, dass sich eine Thai nach westlichen Maßstäben verliebt, halte ich für äußerst gering. Oft ist die Liebe mit hohem Finanzaufwand verbunden. Er wirft sein Geld hinaus, um sich Liebe zu kaufen, aber er bekommt nur Zuwendung. Er kauft sich vielleicht eine physische Beziehung, aber keine emotionale.“ Diese Worte werden dem Film vorangestellt, es ist die wesentliche These, die der Film zum Thema hat und über die sich der Zuschauer ein Bild machen soll.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Mädchen von Pattaya
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Filmwissenschaft Mainz)
Veranstaltung
Einführung in die Analyse von Fernsehproduktionen
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
21
Katalognummer
V6294
ISBN (eBook)
9783638138994
Dateigröße
517 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mädchen, Pattaya, Einführung, Analyse, Fernsehproduktionen
Arbeit zitieren
Marina May (Autor:in), 2002, Die Mädchen von Pattaya, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6294

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