Bauhaus und Emigration


Seminararbeit, 2006

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Bauhaus 1919-1933 im politischen Kontext
2.1. Weimarer Jahre 1919-1924
2.2. Dessau 1925-1930
2.3. Die letzten Jahre 1930-1933

3. Bauhaus im Exil

4. Dessau 1945 - Der Versuch einer Wiedereröffnung

5. Die HfG Ulm- Rückkehr der Bauhaus-Idee

6. Das Bauhaus-Archiv

7. Schlussbetrachtung

LITERATURVERZEICHNIS

1. Einleitung

In den Wirren der Weimarer Republik gründete Walter Gropius im Jahr 1919 das Bauhaus in Weimar und damit die wohl revolutionärste Kunsthochschule seiner Zeit. Gemeinsam mit den bedeutendsten Künstlern der damaligen Zeit wollte er den „Bau der Zukunft“ errichten. In den Jahren seiner Existenz war das Bauhaus ständigen Veränderungen unterworfen, die die jeweiligen politischen Zustände in Deutschland widerspiegelten. Mit dem Beginn der NS-Herrschaft kam es letztendlich zur Schließung des Bauhauses im Jahr 1933. Seine bedeutendsten Mitglieder verließen Deutschland daraufhin. Im Exil erlangte die Bauhaus-Idee Weltbekanntheit. Im Vorfeld dieser Hausarbeit stellte ich mir die Frage, ob das Schicksal des Bauhauses stellvertretend für die Geschichte der Emigration vieler Künstler zur Zeit des Nationalsozialismus gesehen werden kann. Die folgende Hausarbeit soll das gängige Klischee des antifaschistischen Bauhauses kritisch hinterfragen. Sind seine wichtigsten Vertreter wirklich emigriert und repräsentierten sie die Deutschen, die nach 1945 zurückkehrten, um eine neue Demokratie aufzubauen?

Auf Grund dieser Fragestellung wird in der folgenden Hausarbeit der Schwerpunkt in der politischen Einbettung der Wirkungsgeschichte des Bauhauses liegen. Dem Thema entsprechend erfolgt die Betrachtung in chronologischer Reihenfolge.

2. Das Bauhaus 1919-1933 im politischen Kontext

2.1. Weimarer Jahre 1919-1924

Am 1. April 1919 gründete Walther Gropius aus der Zusammenlegung der ehemaligen „Großherzoglichen Sächsischen Kunstgewerbeschule“ und der „Großherzoglichen Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst“ das „Staatliche Bauhaus Weimar“. Gropius wollte mit der modernsten Kunstschule der damaligen Zeit „den Grundstein einer Republik der Geister [...] legen“ . Die Forderungen Gropius' wurden im Bauhausmanifest deutlich: „Das Endziel aller bildenden Tätigkeit ist der Bau! Bauen wir also eine neue Zunft der Handwerker ohne die klassentrennende Anmaßung, die eine hochmütige Mauer zwischen Handwerkern und Künstlern errichten wollte! Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft...“[1]

In den ersten Jahren berief Gropius unter anderem Johannes Itten, Lyonel Feininger und Paul Klee an das Bauhaus. 1923 folgten Josef Albers, Laszlo Moholy-Nagy und Wassily Kandinsky. Als staatliche Schule unterstand das Bauhaus seit 1920 dem Ministerium für Volksbildung und Justiz des Landes Thüringen und war somit finanziell und politisch vom jeweiligen Landtag abhängig. Diese wurde von SPD, USPD und DDP gebildet. Eine Regierung, die dem Bauhaus positiv gegenüberstand. Ihr gelang es 1920 den ersten Etat des Bauhauses im Landtag durchzusetzen. Obwohl Gropius von Anfang an ein unpolitisches Bauhaus wollte, war das Bauhaus auf Grund seiner reformpädagogischen Idee, den überwiegend ausländischen Lehrern und einem relativ hohen Frauenanteil von Anfang an massiver Kritik seitens der rechtskonservativen Kräfte in der Weimarer Republik ausgesetzt. Die moderne Gestaltung galt den konservativen Parteien als bolschewistisch und links. Mit den thüringischen Wahlen im Jahre 1924 dominierten die konservativen Kräfte im Landtag. Die Landesregierung kündigte den Meistern und Gropius zum März 1925. Wenig später wurden die Haushaltsmittel des Bauhauses um die Hälfte gekürzt. Da unter diesen Bedingungen eine Weiterarbeit unmöglich wurde, erklärten die Meister des Bauhauses Weimar in einem Protestschreiben an die thüringische Landesregierung seine Auflösung.

2.2. Dessau 1925-1930

1925 folgten die Meister des Bauhauses dem Angebot der sozialdemokratisch geprägten Stadt Dessau, deren Bürgermeister Fritz Hesse sich von Beginn an persönlich für das Bauhaus einsetzte, das Bauhaus zu übernehmen. Bereits ein Jahr später zog das Bauhaus in das nach Gropius' Plänen gebaute Schulgebäude. Der Neubau mit den dazugehörigen Wohnhäusern, sowie die Siedlung Dessau-Törten erregten auf Grund ihrer Neuartigkeit öffentliches Aufsehen. Das Bauhaus erlangte internationales Ansehen und Bekanntheit. In Dessau selbst hatten die Bauhäusler wie schon in Weimar mit politischen Anfeindungen und Diffamierungen zu kämpfen. Finanzielle Schwierigkeiten - der Etat des Bauhauses wurde immer wieder gekürzt - und persönliche Zerwürfnisse führten auch zu internen Auseinandersetzungen. Gropius trat 1928 vom Direktorenposten zurück, um in Berlin als Architekt zu arbeiten. Mit ihm verließen Moholy-Nagy, Beyer und Breuer das Bauhaus. Neuer Direktor wurde der politisch engagierte Hannes Meyer, der seit 1927 die neu eingerichtete Architekturabteilung leitete. In den folgenden Jahren versuchte dieser die Institution „in sozialer und politischer Intention“[2] zu reformieren. Unter dem Motto „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ gestaltete Meyer das Bauhaus nach genossenschaftlichem Ideengut um. Das Bauhaus wurde nun zunehmend politisch brisant. Bereits ein Jahr zuvor hatte sich im Zuge der politischen Vorgänge in der Weimarer Republik eine kommunistische Zelle unter den Studierenden gebildet. Ihre Aktivitäten wurden von der Öffentlichkeit und vor allem in der „Rechtspresse“ für weitere Hetzkampagnen gegen das Bauhaus benutzt. Daher wurde 25 Studierenden eine Weiterführung des Studiums verwehrt. Meyer wurde als Marxist diffamiert. Eine Spende Meyers für einen kommunistischen Bergarbeiterstreik nahm Oberbürgermeister Hesse letztlich zum Anlass, um ihm fristlos zu kündigen. Neben der Dessauer Regierung waren Gropius und Kandinsky wesentlich an der „Entfernung“ Meyers beteiligt. Die Proteste der Studenten blieben wirkungslos. Meyer ging im gleichen Jahr mit einigen Studenten nach Moskau, um sich am Aufbau des Sozialismus zu beteiligen.

2.3. Die letzten Jahre 1930-1933

Neuer und letzter Bauhausdirektor wurde der damals überragende Architekt Deutschlands Ludwig Mies van der Rohe. Er begann seine Amtszeit mit einer radikalen Entpolitisierung des Bauhauses, ganz im Sinne Gropius’ und mit Unterstützung des Oberbürgermeisters Hesse. Fünf Studenten aus dem engeren Mitarbeiterkreis Meyers wurden ohne Begründung ausgewiesen. Die restliche Studentenschaft musste sich einer so genannten Neuaufnahme unterziehen. Ihre Mitspracherechte wurden eingeschränkt, jegliche politische Betätigung wurde untersagt. Studenten, die dies doch taten, ließ Mies van der Rohe sogar mit Hilfe von Polizeigewalt entfernen. Trotz der politischen „Säuberung“ des Bauhauses wurde vom Dessauer Gemeinderat, seit 1931 zur Mehrheit aus NSDAP-Mitgliedern bestehend, die Schließung des Bauhauses zum 1. Oktober 1932 beschlossen. Mies van der Rohe versuchte nach der Auflösung des Dessauer Bauhauses die Institution als Privatschule in Berlin-Steglitz weiterzuführen. Doch trotz Mies van der Rohes Beteuerungen, dass das Bauhaus aus „fast nur national gesinnte[n] Menschen“[3] bestünde, wurde das Bauhaus 1933 durch die Nationalsozialisten als „Keimzelle des Bolschewismus“[4] zur Selbstauflösung gezwungen. Die bekanntesten Bauhaus-Lehrer verließen Deutschland in den folgenden Jahren.

3. Bauhaus im Exil

Nach der erzwungenen Selbstauflösung galt das Bauhaus weiterhin als links und im Sinne des nationalsozialistischen Gedankenguts als kulturbolschewistisch. Viele ehemalige Studierende konnten sich auf Grund ihrer Bauhaustätigkeit keine Existenzgrundlage mehr schaffen und mussten sich während der NS-Zeit durchschlagen, da sie keine Berufsangebote erhielten. Einige Bauhäusler, vor allem diejenigen die jüdischer Herkunft waren, wurden verfolgt. Otti Berger, ehemalige Weberin und Textildesignerin des Bauhauses, wurde 1944 nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Die politische Einordnung der Bauhäusler von außen, spiegelte im Wesentlichen jedoch nicht die geistige Haltung seiner Mitglieder wieder. Wassily Kandinsky bedauerte beispielsweise noch 1933 die Nichtanerkennung durch den nationalsozialistischen Staat: „Natürlich ist es uns, den modernen Künstlern, sehr peinlich, dass die neue Regierung die neue Kunst missversteht. Das sieht in Italien ganz anders aus. Die neue Architektur und die neue Kunst (italienischer Futurismus) wurden dort als faschistische Kunst anerkannt.“[5] Walter Gropius machte weniger die nationalsozialistische Politik für die Schließung des Bauhauses verantwortlich, sondern beschuldigte Hannes Meyer und dessen politische Einstellung, der die letztendliche Auflösung des Bauhauses noch beschleunigt habe.[6] Er behielt zeitlebens seine apolitische Haltung.

[...]


[1] http://www.bauhaus.de/bauhaus1919/manifest1919.htm

[2] Bauhaus-Archiv ( Hrsg.): Bauhaus 1919-1933, Köln 1990, S. 196

[3] Bauhaus-Archiv ( Hrsg.): Bauhaus 1919-1933, Köln 1990, S. 236

[4] Isaacs, Reginald R.: Walter Gropius. Der Mensch und sein Werk, Band 2/1, Berlin 1984, S. 622.

[5] Barron, Stephanie/ Eckmann, Sabine (Hrsg.): Exil-Flucht und Emigration europäischer Künstler 1933-1945. Katalogbuch anlässlich der gleichn. Ausstellung, Neue Nationalgalerie, Staatliches Museum zu Berlin 10.10.1997 bis 4.1.1998, München 1997, S. 213

[6] Isaacs, Reginald R.: S. 624

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Bauhaus und Emigration
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Geschichtswissenschaften)
Veranstaltung
Emigranten-Remigranten
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
13
Katalognummer
V62815
ISBN (eBook)
9783638559959
ISBN (Buch)
9783656799771
Dateigröße
418 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bauhaus, Emigration, Emigranten-Remigranten
Arbeit zitieren
Anja Lengowski (Autor:in), 2006, Bauhaus und Emigration, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62815

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